Interview | 14.04.2014
Nachdem sich Britta Sabbag mit dem humorvoll-amüsanten Roman »Pinguinwetter« und dessen Nachfolgeband »Pandablues« als Bestseller-Autorin etabliert und in die Herzen der Leserinnen geschrieben hat, erscheint nun ihr neuer Roman »Das Leben ist (k)ein Ponyhof« – eine lustige Hommage an das Leben und den Mut, es völlig auf den Kopf zu stellen. Im Interview erzählt die Autorin u.a., was es mit Walter auf sich hat, wie wichtig ein roter oder besser ein bunter Faden im Leben ist und wie viel ihrer eigenen Persönlichkeit in ihren Figuren steckt.
Wie kann man Ihren neuen Roman gegenüber jemandem, der ihn noch nicht kennt, am Besten zusammenfassen?
Es geht um den berühmten roten Faden im Leben, der uns allen ab und an abhanden kommt, und darum, dass das auch völlig in Ordnung so ist, sogar zum Leben dazugehört. Oft erschrecken wir uns oder haben Angst vor dem Ungewissen, aber manchmal ist es wichtig, Dinge neu zu ordnen. So geht es Antonia, die von heute auf morgen ihr ganzes Leben umwerfen muss, um auf ihren leicht senilen Stiefvater aufzupassen. Durch ihn erkennt sie, dass der Faden im Leben nicht immer geradeaus verlaufen muss und nicht immer rot ist, sondern manchmal auch zackig und bunt.
Welche Aspekte des Buches sind Ihnen wichtig?
Es ist wieder eine romantische Komödie und trotz des wichtigen und ernsten Themas kein Drama. Aber wenn wir ehrlich sind, gehört ja beides zum Leben dazu: Das Lustige und das Dramatische. Ich baue alle meine Komödien aus Tragödien, denn nur mit Humor kann man dem Leben etwas entgegen stellen, wenn es hart wird. Und so möchte ich auch, dass man die Geschichte sieht – weder als nur lockere Komödie noch als nicht allzu ernste Tragödie, sondern als eine Liebeserklärung an das Leben.
Wie ist die Idee zum Buch entstanden?
Diesmal war es die heimliche Hauptfigur, Walter, die eines Tages einfach bildlich auf meinem Sofa saß. Er war einfach „da“, in seinem gestreiften und gebügelten Herrenpyjama, und wartete auf mich und darauf, dass ich seine Geschichte erzähle. So irre sich das anhört, aber es war so.
Walter ist für Antonia im übertragenen Sinne der „Schlüssel zum Glück“. Gibt es jemanden, der Sie bezüglich dieser Figur besonders inspiriert hat? Oder jemanden, der Ihnen gezeigt hat, was wirklich wichtig ist im Leben?
Mich inspirieren immer wieder Menschen und Erlebnisse, jeden Tag. Das Schreiben hat mir noch einmal mehr gezeigt, was für mich im Leben wichtig ist, denn damit setzte ich mich über meine Figuren und Geschichten ja täglich auseinander. Wenn ich eine Figur entscheiden lasse, was für sie wichtig im Leben ist, muss ich mich das ja konsequenterweise auch immer wieder fragen. Das Schreiben bringt einen sehr nah zu sich selbst, es ist wie eine Art Spiegel der Seele.
An einer Stelle im Roman heißt es: „Das Leben ist aus so vielen Fäden gewoben (…). Und nicht zur einer davon ist rot.“ Was kann man, Ihrer Meinung nach, jemandem raten, dem es schwer fällt sich für einen Weg zu entscheiden?
Ich bin kein Freund von allgemeingültigen oder pauschalen Ratschlägen, denn ich erlebe immer wieder, wie unterschiedlich Lebenswege verlaufen und wie unterschiedlich Menschen mit Herausforderungen umgehen. Aber meist stimmt es schon, dass fast alles, was wir uns ersehnen, Mut bedarf. Die Stärke, uns, unser Leben oder etwas anderes zu verändern, besitzen wir alle, nur oft fehlt der Mut zum ersten Anstoß, etwas zu bewegen.
In »Das Leben ist (k)ein Ponyhof« wird im letzten Kapitel mit viel Sekt und in netter Runde darauf angestoßen, keinen Plan für das Leben zu haben. Ist Ihnen persönlich diese Einstellung sympathisch oder brauchen Sie klare Strukturen?
Beides. Ich brauche in meiner abgeschlossenen Schreibwelt zum Beispiel Strukturen, ich kann schlecht im Zug oder unterwegs schreiben. In meinem Leben ganz allgemein bin ich vor 5 Jahren aus den festen Strukturen ausgebrochen und vom Angestelltendasein in die Freiberuflichkeit gewechselt. Das bedeutet nicht nur mehr Freiheit, sondern auch mehr Ungewissheit. Ich kann zum Beispiel nicht sagen, was ich in 5 Jahren mache. Und das ist auch gut so ;-)
Wie würden Sie sich selbst mit wenigen Worten beschreiben?
Verwirrt.
Hand aufs Herz: Gibt es Ähnlichkeiten zwischen Ihnen und einer der Figuren in Ihrem Roman?
Es gibt immer Charakterzüge, Gedanken, Wünsche und Macken, die ich von mir auf meine Figuren übertrage, aber keine davon ist „ich“. Ich verteile das gut dosiert auf alle.
Was ist das Besondere an Ihren Büchern?
Sie sind witzig und emotional, beides zur selben Zeit. Immer wenn es zu romantisch wird, breche ich Situationen mit Humor auf und andersrum. Das liegt irgendwie in mir, es nicht zu eindimensional zu halten. Ein bekannter Kritiker nannte das mal „charmant“.
Sie sind auf Facebook wahnsinnig gut vernetzt. Gab es die eine oder andere schöne oder witzige Leserstimme zu Ihren Büchern, die Ihnen im Gedächtnis geblieben ist?
Das Schönste war wohl, dass eine Leserin die Babyelefantenschlafhose der Protagonistin Charlotte aus Pinguinwetter, meinem ersten Roman, nachgenäht hat. Das war eine echte Ehre und was ganz Besonderes.
Gibt es schon ein neues Romanprojekt an dem Sie arbeiten? Falls ja, dürfen Sie uns schon verraten, wovon es handeln wird?
Ich arbeite zurzeit an meinem zweiten Jugendroman, der Anfang 2015 erscheinen wird, und mir unbezahlbare Freude macht: ich kann wieder 15 sein!