Autor

Christoph Schmitz

Christoph Schmitz,  geboren 1961, studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Literatur. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Brasilien war er u.a. Journalist beim ARD-Hörfunk und Redakteur beim Spiegel. Heute ist er Kulturredakteur und Moderator beim Deutschlandradio in Köln und hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht. "Flüchten und Fliegen" ist sein erster Jugendroman.

 

Interview

„Der Kölner Dom ist eine Meisterleistung der Ingenieurskunst, deshalb bezeichne ich ihn auch gerne als Raumschiff.“ | 23.02.2015

Christoph Schmitz, Kulturredakteur beim Deutschlandfunk, hat mit seinem Jugendbuch „Flüchten und Fliegen“ einen Zukunftsroman geschrieben, der Spannung, Liebe und Intrigen rund um den Kölner Dom auf den Höhepunkt treibt. Im Interview spricht er über den Schaffensprozess des Abenteuers um das Kölner ...


Christoph Schmitz, Kulturredakteur beim Deutschlandfunk, hat mit seinem Jugendbuch „Flüchten und Fliegen“ einen Zukunftsroman geschrieben, der Spannung, Liebe und Intrigen rund um den Kölner Dom auf den Höhepunkt treibt. Im Interview spricht er über den Schaffensprozess des Abenteuers um das Kölner Wahrzeichen und erklärt warum der Kölner Dom ein Meisterwerk der Ingenieurskunst ist.

Herr Schmitz, worum geht es in Ihrem Buch „Flüchten und Fliegen“? Können Sie den Inhalt kurz und knackig zusammenfassen?
Die Geschichte spielt im Jahr 2049. Eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen ist ununterbrochen auf der Flucht und muss sich verstecken, weil sie von einer Bande verfolgt wird. Dabei leben sie mit ihren Eltern an einem geschützten Ort, nämlich im Kölner Dom. Als Dombauer kümmern sich die Familien um die Kathedrale. Das Kölner Wahrzeichen ist längst keine Kirche mehr, sondern ein Museum. Mein Held ist der dreizehnjährige Anton, ein Meisterkletterer, er ist gerade erst eingezogen und hat sich in Milena verliebt. Zusätzlich zu der Bande bedroht der Stadtpräsident die Dombaugemeinschaft, er will sie aus ihrem Zuhause vertreiben. Zusammen mit ihren Freunden, versuchen Anton und Milena, die besondere Gemeinschaft zu retten, aber auch den Dom selbst. Der Südturm ist nämlich einsturzgefährdet und könnte jeden Moment zusammenbrechen.

Sie haben bereits mehrere Bücher veröffentlicht, „Flüchten und Fliegen“ ist Ihr erstes Jugendbuch. Wie kam es dazu?
Als meine Töchter klein waren, habe ich ihnen gerne Geschichten erzählt, die mir gerade durch den Kopf gingen – verrückte, witzige, spannende Storys. Eine davon ist die von Anton, der die über 500 Stufen im Südturm des Kölner Doms hochrennt, um sich auf der Aussichtsplattform hoch über Köln vor seinen Verfolgern in Sicherheit zu bringen. Aus dieser Idee habe ich dann viele Jahre später Flüchten und Fliegen entwickelt. Ein Roman nicht nur für junge Leser, wie ich finde, ein Roman voller Spannung, verbunden mit einer Liebesgeschichte und einem Blick in die Zukunft einer der größten und ältesten Städte Deutschlands.
Sie leben in Köln, was fasziniert Sie an der Stadt? Wie entstand die Idee, die Geschichte von Anton rund um den Kölner Dom spielen zu lassen?
Mich fasziniert die uralte Geschichte Kölns. An den römischen Ausgrabungen, den mittelalterlichen Kirchen und den Gassen der Altstadt kann man sie ablesen. Unzählige Menschen haben hier über Jahrtausende versucht, ihre Zukunft zu gestalten und ein gemeinschaftliches Zusammenleben zu organisieren. Als ich die Idee hatte, die kleine „Anton-Geschichte“ zu etwas Größerem auszugestalten, wollte ich auch erzählen, was die Kölner in der Zukunft aus ihren Traditionen machen könnten.
Sie sind hauptberuflich Journalist beim Deutschlandfunk. Lässt sich die Arbeit als Autor mit der journalistischen Arbeit verbinden?
Ja, das ist nicht schwer. Jeden Tag schreibe ich ungefähr eine Stunde, am Wochenende und in den Ferien auch mal mehr – da kommen mit der Zeit schon einige Seiten zusammen. Ich muss nur mehr Geduld haben als Schriftsteller, die das hauptberuflich machen, und darauf achten, dass ich die innere Anspannung und Konzentration für die Geschichte nicht verliere.
Was inspiriert Sie beim Schreiben?
Alles: Die Idee einer Geschichte, der Plot, die Figuren mit ihren Vorstellungen, Sehnsüchten und Gefühlen. Dazu kommen Beobachtungen, die ich im Alltag mache, wie Menschen sprechen, handeln und miteinander umgehen. Zudem lese ich viel, vor allem Romane. Ich schaue sehr viele Kinofilme und höre gerne Musik. Aus diesen Erfahrungen entstehen oft Sätze und Bilder, die ich in meine Texte einfließen lasse. In Flüchten und Fliegen gibt es zum Beispiel eine ziemlich abgedrehte Orgel, die auf einem realen Vorbild beruht. Der Roman ist sehr filmisch gedacht, man könnte daraus ein spektakuläres Kinoabenteuer machen.

Haben Sie während der Recherche zu Ihrem Buch etwas über den Kölner Dom erfahren, dass Sie besonders faszinierend oder außergewöhnlich fanden?
Eines ist mir besonders klar geworden: So verwirrend, unübersichtlich und teilweise chaotisch der Kölner Dom wirkt, so rational durchdacht und letztlich absolut klar ist seine Architektur. Eine Meisterleistung der Ingenieurskunst, darum bezeichne ich ihn auch gerne als Raumschiff.

Was schätzen Sie, wie oft waren Sie zur Recherche im Kölner Dom?
Bevor ich den Roman geschrieben habe, hatte ich den Kölner Dom oft besucht, bin auf den Südturm gestiegen und habe an Führungen bis hinauf zu den Dächern teilgenommen. Einen der Steinmetze habe ich einmal über seine Arbeit in der Dombauhütte interviewt. Dieses alte „Raumschiff“ aus den Tiefen des Zeitraums war mir also schon recht vertraut, bevor ich an Flüchten und Fliegen dachte. Auf der Internetseite des Doms habe ich mich zudem durch die Bildergalerie geklickt. Den letzten Schliff hat mir schließlich ein kundiger Mitarbeiter der Dombauverwaltung verpasst, der mich ein paar Stunden zu den Schauplätzen des Romans geführt hat.

Im Vor- und Nachsatz des Buches sind original Turmbauansichten aus dem Dombauarchiv zu sehen. War es Ihnen wichtig, den historischen Hintergrund des Bauwerks möglichst real zu halten?
Die Ansichten dienen zur Orientierung. Während des Lesens, kann man nachsehen, wo die Handlung gerade spielt. Das Cover zeigt zudem einen Ausschnitt des Doms, mitten in einem futuristischen Köln im Jahr 2049. Innen im Buch sieht man den Dom aus dem Blickwinkel des 19. Jahrhunderts, das ergänzt sich wunderbar.
„Flüchten und Fliegen“ spielt an genau drei Tagen, war es für Sie während des Schreibens eine Herausforderung diesen „Zeitplan“ einzuhalten?
Diese drei Tage einzuhalten war eine echte Herausforderung, da unglaublich viel passiert. Das Zeitkorsett wirkt dabei wie ein Countdown, weswegen die Kapitel mit Zeitangaben überschrieben sind.
Was lesen Sie privat?
Ich stöbere gerne durch die Literaturgeschichte. Zuletzt habe ich viel von Charles Dickens gelesen, zum Beispiel Oliver Twist und David Copperfield. Danach hat mich Der Circle von Dave Eggers interessiert, weniger literarisch als thematisch, da er die Konsequenzen des Internets in schrillen Farben ausmalt. Ich versuche aber auch die deutschsprachige Gegenwartsliteratur ein wenig zu verfolgen.

Dürfen wir uns auf weitere Jugendbücher „aus Ihrer Feder“ freuen?
Einige Ideen schwirren mir schon seit Längerem durch den Kopf. Lassen Sie sich überraschen….

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