»Die geheime Spionagewelt des Kalten Krieges hat mich extrem fasziniert.« | 18.02.2021
Können Sie Ihren Thriller GEIGER in einem Satz beschreiben?
Geiger ist ein Spionagethriller mit einer gewissen Verbindung zum Kalten Krieg, mit starken Frauenfiguren und vielen unvorhersehbaren Wendungen.
Gleich zu Beginn des Buches wird Stellan Broman ermordet – von seiner Ehefrau Agneta Broman. Die spannende Frage lautet also nicht WER?, sondern WARUM?. War Ihnen von Anfang an klar, dass Sie die Geschichte auf diese eher ungewöhnliche Weise beginnen lassen möchten?
Am Anfang nicht, aber sobald mir diese Idee in den Sinn kam, wusste ich, dass ich das Buch schreiben musste.
Sie haben eine komplexe Handlung entworfen, bei der unter anderem die ehemalige DDR, der Kalte Krieg und die Auflösung der Sowjetunion von Bedeutung sind. Dabei spielen auch der KGB und die Stasi eine wichtige Rolle. Was fasziniert Sie an diesen Themen und wie gestaltete sich die Recherche?
Für diese Themen habe ich mich schon immer interessiert. Ich bin während des Kalten Krieges aufgewachsen und damals wurde alles davon beeinflusst. Auf eine Art und Weise, die man sich heute nicht mehr wirklich vorstellen kann. Ich habe immer schon viel darüber gelesen und Zeitungsartikel zum Thema aufgehoben (auch den in GEIGER erwähnten Artikel von 1986 über das STAY PUT-Programm). Bei der Recherche für GEIGER habe ich viele Bücher über die DDR, die Stasi, Spionage, den Kalten Krieg usw. gelesen und ich habe es sehr genossen, das im Rahmen meiner Arbeit tun zu können.
Auch in der Originalsprache, Schwedisch, trägt das Buch den Titel GEIGER, also ein deutsches Wort. Können Sie uns verraten, warum?
Weil es neugierig macht. Die Leute kennen das Wort von dem Begriff GEIGERZÄHLER, aber das hier ist einfach nur GEIGER. Damit hat es etwas Vertrautes, aber auch etwas Geheimnisvolles an sich. Und es gefällt mir, wenn der Buchtitel ein Rätsel darstellt, das im Laufe der Geschichte aufgeklärt wird. Und vor allem: Das Wort klingt einfach gut.
Stellan Broman, der ermordete Ehemann, stand als beliebter schwedischer Fernsehmoderator mit seiner Vorzeigefamilie viele Jahre lang in der Öffentlichkeit. Doch die perfekte Fassade beginnt zu bröckeln. Wurde der Charakter von „realen“ Vorbildern inspiriert?
Ja. Mit seinem Ruhm und seiner dominanten Rolle im schwedischen Fernsehen ähnelt er einigen schwedischen TV-Größen aus den 60er-, 70er- und 80er-Jahren. Aber die dunkle, missbräuchliche Seite seiner Persönlichkeit ist eher von einigen abgestürzten Prominenten in den USA und England inspiriert.
Der Kommissarin Sara Nowak fällt es schwer, Beruf und Privatleben zu trennen. Sie handelt in manchen Situationen unkontrolliert und unprofessionell. Wie würden Sie Ihre Protagonistin beschreiben?
Als eine Polizistin, die genug von dem Missbrauch und der Gewalt gegen Frauen hat, die sie jeden Tag sieht. Letztendlich kann sie sich einfach nicht mehr zurückhalten. Und es ist ihr egal, dass die Anwendung von körperlicher Gewalt nicht als „typisch weibliches Verhalten“ gilt.
Geiger ist Ihr Debütroman, zuvor waren Sie unter anderem als Drehbuchautor tätig. Was waren die größten Herausforderungen dabei, stattdessen einen Thriller zu schreiben?
Ich musste mich viel tiefer in die Köpfe der Figuren hineindenken. Als Drehbuchautor weiß man, dass die Schauspieler, der Regisseur, der Kameramann und der Bühnenbildner alle gleich viel zum Endergebnis beitragen. Bei einem Buch liegt alles bei einem selbst (und dem Lektor). Man muss das komplette Erlebnis nur mit Hilfe der eigenen Worte erschaffen.
Sie haben auch Erfahrung als Regisseur und Filmproduzent. Haben Sie sich Geiger schon als Kinofilm vorgestellt?
Ja. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich die Geschichte für einen Film, eine Fernsehserie oder ein Buch verwenden würde. Letztendlich habe ich mich für das Buchformat entschieden, um mehr Kontrolle über die Geschichte zu haben – weil sie mir so wichtig war. Und jetzt sind die Film- bzw. Fernsehrechte an eine britische Firma verkauft und es wird hoffentlich eine Fernsehserie daraus entstehen.
Gab es Filme oder Bücher, die Sie besonders inspiriert haben?
Zum einen die ganze Fachliteratur, die ich zu diesem Thema gelesen habe. Die geheime Spionagewelt des Kalten Krieges hat mich extrem fasziniert und die strikte Teilung der Welt damals war so dramatisch.
Was die fiktive Literatur betrifft, da ist natürlich JOHN LE CARRÉ zu nennen.
Geiger ist als Trilogie angelegt, wir können uns also auf zwei weitere spannende Bücher freuen. Haben Sie bereits alle Entwicklungen geplant oder können auch für Sie noch neue Wendungen beim Schreiben entstehen?
Ich plane die Bücher sehr sorgfältig, aber während des Schreibens der Kapitel ergeben sich immer neue Wendungen und manchmal sind diese Ideen die besten. Den ersten Entwurf schreibe ich dann viele Male um und jede Überarbeitung bringt neue Ideen hervor, um die ich mich dann kümmern muss.