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Nils Köbel

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Interview

Im Interview: Patrick Breitenbach und Nils Köbel über ihren "Soziopod" | 25.01.2016

Wie kamen sie zur Philosophie?PB: Wir behandeln ja nicht nur rein philosophische Fragen, sondern bieten einen Mix aus Soziologie, Philosophie und einem Schuss Psychologie und Pädagogik. Die Grenzen sind da eher schwimmend. Ich persönlich habe mir schon als Kind viele philosophische Fragen gestellt -...


Wie kamen sie zur Philosophie?
PB: Wir behandeln ja nicht nur rein philosophische Fragen, sondern bieten einen Mix aus Soziologie, Philosophie und einem Schuss Psychologie und Pädagogik. Die Grenzen sind da eher schwimmend. Ich persönlich habe mir schon als Kind viele philosophische Fragen gestellt - ohne dass mir das bewusst war - so wie vermutlich sehr viele Menschen. Da kamen dann so seltsame Fragen auf wie: "Wenn ich die Farbe Blau sehe, tun es auch alle anderen Menschen so wie ich? Was kommt nach dem Tod? Usw." Ich wollte die Welt also schon immer irgendwie entschlüsseln und das hörte nie wirklich auf. Die Neugier ist geblieben.
NK: Philosophische Fragen haben auch mich bereits seit der Jugend interessiert: Warum sind wir hier? Wie wollen wir zusammenleben? Aus diesen Interessen heraus habe ich Soziologie studiert, in der die Sozialphilosophie eine zentrale Rolle spielte. In dieser Zeit habe ich große Denker wie Kant, Hegel, Marx, Weber und Adorno kennengelernt, die mich bis heute sehr prägen.
Mit Ihren Inhalten versuchen Sie, komplexe Themen einem breiten Publikum greifbar zu machen. Wie kamen Sie auf die Idee, die Inhalte in einen Podcast zu packen?
PB: Nils und ich führen solche Gespräche schon seit fast 20 Jahren. Als Podcast-Erfahrener überfiel ich Nils dann eines Tages mit der Idee, ob wir unsere Gespräche nicht einfach mal aufzeichnen wollen um sie der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Das Ergebnis kann man nun in unserem Buch lesen und natürlich seit einigen Jahren auf soziopod.de anhören.
Wie kann man sich Ihre Arbeit vorstellen? Wie tasten Sie sich an ein neues Thema heran und wie bündeln Sie all die Informationen?
NK: Eine Soziopodfolge braucht tatsächlich viel Vorbereitung: Wenn wir ein Thema anvisieren, müssen wir uns einlesen und den Kerngehalt einer passenden Theorie oder eines Konzeptes herausarbeiten. Diesen versuchen wir dann in möglichst einfachen eigenen Worten wiederzugeben und zu diskutieren.
PB: Ich bin ja zum Glück eher in der Rolle des kritischen Geistes, der die meist von Nils vorgestellten Theorien kritisch abklopft oder sogar mal heftig beschießt, indem ich fiese Fragen stelle. Ich bin da also eher fein raus. Aber natürlich liest, hört und schaut man vorher viel zu einem Thema, auf das wir uns vorher einigen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie neue Themen für den Soziopod aus?
NK: In den ersten Folgen des Soziopods haben wir uns eher mit spannenden Grundfragen der Soziologie oder Philosophie beschäftigt und haben einzelne Theorien oder DenkerInnen vorgestellt. In den neueren Folgen versuchen wir, diese Theorien auf aktuelle Probleme und Themen zu beziehen.
PB: Dabei versuchen wir, gerade aktuelle Themen so zu behandeln, dass sie eine Alternative zu gängigen Talkshowdiskussionen darstellen. So haben wir das Thema "Flüchtlingspolitik" zum Beispiel eher unter den Aspekten "Traumatisierung" oder "Menschenrechte" betrachtet und diskutiert. Wir wollen mehr Fragen aufwerfen, als Antworten abliefern und ein Thema aus möglichst vielen Perspektiven diskutieren.
Gab es Probleme bei diesem Medienwechsel, die Themen aus dem Soziopod und die Darstellungsweise in eine gedruckte Form zu bringen?
NK: Wir haben auch für unser Buch die einzelnen Kapitel zunächst wie in einer Soziopodfolge diskutiert und dies aufgezeichnet. Die Aufzeichnungen wurden dann als Protokolle verschriftlicht (Dank an Max!), von uns überarbeitet und sprachlich geglättet.
PB: Dann haben wir in gemeinsamen abendlichen Sessions mit meiner Frau Ilka die Kapitel kritisch diskutiert und immer weiter verbessert. Schließlich gab es dann noch den letzten Feinschliff durch unsere Lektorin Mareike. So entstand ein Dialogbuch im permanenten Dialog. Also ein Medienwechsel, aber eben kein totaler Medienbruch und ich hoffe unsere treuen HörerInnen lesen das Buch genauso gerne, wie man uns offenbar zuhört.
Glauben sie, dass diese Form der Diskussion sich in unserem Medienalltag manifestieren wird? Sehen Sie die Soziopod in der Zukunft als Konkurrenz zu klassischen Radioformaten?
NK: Der Vorteil des Soziopods liegt darin, dass er viel weniger Zeitdruck hat, als klassische Radioformate. Wir können so lange wie wir wollen über Inhalte sprechen, die wir vollkommen frei wählen. Das bildet natürlich eine ganz besondere mediale Rahmung.
PB: Wir verstehen uns eher als eine Ergänzung. So viele diskursive Radioformate gibt es ja leider auch gar nicht mehr. Wir machen also schon irgendwie Radio, nur ohne feste Sendezeiten, einer Redaktion und einem schicken Studio. Aber das, was wir tun - und wir tun es mit einem gewissen Anspruch - würde sicherlich auch mit Einschränkungen im klassischen Radio funktionieren. Wir planen mit Detektor.Fm gerade auch eine Pilotsendung. Da werden wir eine 2-stündig Call-In-Sendung produzieren. Das wird sicher spannend und eine ganz neue Erfahrung für uns.
Was haben Sie für die Zukunft geplant?
NK: Wir würden gerne weiterhin gute Folgen im klassischen Format produzieren, aber auch die HörerInnen stärker einbeziehen, sowohl bei Live-Auftritten als auch im Podcast.
PB: Wir möchten den Soziopod und die damit verbundenen Themen auf die Straße bringen. Wir wollen die Lust am kritischen Hinterfragen wecken. Wir würden gerne durch Deutschland ziehen und die Leute einladen, gemeinsam mit uns zu philosophieren und zu diskutieren und das ganze wieder zurück ins Netz spielen. Ich glaube, so eine Art von Debatte könnte das derzeit angespannte Land der Dichter & Denker ganz gut vertragen. Außerdem wäre es vielleicht eine recht angenehme Alternative zu all den plumpen Hau-Drauf-Schwarz-Weiß-Diskussionen, die sonst ein Millionenpublikum erreichen. Und das wird man ja wohl noch träumen dürfen.
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