Peter Maffay - Autor
© Wolfgang Köhler

Autor/Sprecher

Peter Maffay

Peter Maffay ist der erfolgreichste Musiker Deutschlands. Seit über 50 Jahren steht er auf der Bühne und begeistert Millionen von Fans. Mit 18 Nummer-eins-Alben führt Maffay das weltweite Album-Ranking an. Seine MTV-Unplugged-Tour 2018 war mit über 180.000 Tickets ausverkauft. 2019 feiert Peter Maffay mit hohem medialem Aufkommen sein 50-jähriges Bühnenjubiläum und seinen 70. Geburtstag.

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Interview

"Es gibt aus meiner Sicht nichts Sinnvolleres und Schöneres, als die Natur zu erleben und zu fühlen." | 31.01.2020

Worum geht es in Ihrem Buch „Hier und Jetzt - Mein Bild von einer besseren Zukunft“? Vordergründig geht es um einen Spaziergang über das Gut Dietlhofen, einen Bio-Bauernhof in Oberbayern und um das, was dort geschieht: den Anbau von Gemüse, Obst und Urgetreide, um gesunde Ernährung, artgerechte Tier...

Worum geht es in Ihrem Buch „Hier und Jetzt - Mein Bild von einer besseren Zukunft“?
Vordergründig geht es um einen Spaziergang über das Gut Dietlhofen, einen Bio-Bauernhof in Oberbayern und um das, was dort geschieht: den Anbau von Gemüse, Obst und Urgetreide, um gesunde Ernährung, artgerechte Tierhaltung, um Eier von glücklichen Hühnern, um Wald und Wiesen, Bach und Weiher.
Tiefgründiger handelt das Buch aber von den Themen, die uns derzeit alle beschäftigen und gesellschaftliche Relevanz besitzen, also um den Klimawandel und die Zerstörung unserer Umwelt, um die Balance zwischen Konsum und Ökologie, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die zunehmende Radikalisierung und um Sinnfragen: Was ist uns wichtig? Wie wollen wir in Zukunft leben?
Wie sieht demnach Ihr Bild von einer idealen Zukunft aus?
„Ideal“ ist ein sehr hoher Anspruch. Sagen wir lieber von einer „besseren“ Zukunft. Aus meiner Sicht müssen wir der Natur wieder mehr Raum geben und mit ihr statt gegen sie zu leben. Ich glaube, dass die Lösung aus der Mitte der Gesellschaft kommen wird. Menschen gehen auf die Straße und demonstrieren für mehr Klimaschutz. Kunden verzichten auf Plastikverpackungen. Junge Leute retten Lebensmittel aus Containern. Kochen ist in, einen Garten zu bestellen ist wieder modern. Die Nachfrage nach Bio-Produkten steigt. Irgendwann werden diese Tendenzen vielleicht zu einer starken Bewegung.Das zweite große Thema ist das menschliche Miteinander: Verständnis, Respekt, Toleranz, teilen statt raffen. Auch hier sehe ich bei den jungen Leuten tolle Ansätze.
2015 haben Sie den Biohof Gut Dietlhofen erworben. Was ist das Besondere an dem Biohof?
Der Hof ist wie eine Miniaturwelt. Fast alles, was wir zum Leben brauchen, gibt es dort:
Sauberes Wasser, gute Äcker, Obstbäume, Scheunen und Ställe, Wohn- und Gästehäuser, eine Kirche, einen Hofladen, ein Gutscafé und eine Begegnungsscheune für Veranstaltungen aller Art. Das Wichtigste aber ist das Tabalugahaus, ein Ferienhaus, in dem Kinder aus prekären Verhältnissen sowie kranke und traumatisierte Kinder mit ihren Betreuern unbeschwerte Tage in intakter Natur verbringen können. Wer mag, kann auf dem Bauernhof helfen und erleben wie die Hühner gefüttert oder Kartoffeln geerntet werden. Die Natur, das ist jedenfalls unsere Erfahrung, wirkt wie eine Therapie bei den Kindern.
Was bewegte Sie, als waschechter Musiker zu diesem sozialen Projekt?
Die Stiftung, die meinen Namen trägt, haben meine Mitarbeiter, Freunde und Partner und ich vor 20 Jahren gegründet. Der Zufall wollte es, dass wir in Tutzing einem Mann über den Weg gelaufen sind, der ein Heim für traumatisierte Kinder leitete, Dr. Jürgen Haerlin. Er sagte, er bräuchte Unterstützung, Öffentlichkeitsarbeit und einen Kinderspielplatz für seine Kinder. Über diesen Kinderspielplatz haben wir zueinander gefunden. Irgendwann sagte er, ihr habt zwar keine Kompetenzen als Psychotherapeuten oder Pädagogen, aber ihr kennt viele Menschen und habt die Logistik. Warum kreiert ihr nicht eine Feriensituation für traumatisierte Kinder. So ist das entstanden. Es hätten alte Leute oder irgendetwas anderes sein können, aber diese intuitive Entscheidung es für Kinder zu tun, empfinde ich heute als sehr wohltuend und richtig.
Wie beteiligen Sie sich konkret an dem Projekt? Sind sie häufig vor Ort und helfen mit?
In der Stiftung sind einige fest angestellte Mitarbeiter und viele ehrenamtliche Helfer tätig. Mein Job ist es, die Werbetrommel zu rühren und das erforderliche Geld zu besorgen. Aber selbstverständlich bin ich oft vor Ort. Ich treffe die Kinder, die gerade bei uns sind oder helfe in der Landwirtschaft. Am besten kann man mich beim Treckerfahren gebrauchen. Davon verstehe ich etwas.
Ein wichtiger Aspekt Ihres Buchs ist gesunde Ernährung. Was macht gesunde Ernährung für Sie aus?
Wenn es nach mir ginge, wäre neben Sport auch Ernährungskunde ein verpflichtendes Unterrichtsfach schon in den ersten Klassen. Denn Bewegung und gesundes Essen sind wichtige Bausteine, wenn das Leben gelingen soll. Auch das kann man spielerisch vermitteln.
Auf Gut Dietlhofen basteln wir mit den Kindern in unseren Kochworkshops aus Gemüse und Obst lustige Figuren, aus Salatgurken zum Beispiel Krokodile, aus einer halbierten Banane und einer halben Kiwi eine Schnecke mit Schneckenhaus. Und aus Kartoffelpüree und Möhrenstiften formen die Kinder einen Drachen. Das macht ihnen großen Spaß.
Bauen Sie selber Lebensmittel an?
Ja, nach Bioland Standard. Je nach Jahreszeit bieten wir auf dem Hof verschiedene Blattsalate an, Kräuter wie Dill, Petersilie und Schnittlauch, zwei Sorten Zwiebeln und jede Menge Gemüse, darunter Mangold, Kohlrabi, Steckrüben, Rotkohl, Weißkohl, Spitzkraut, Buschbohnen, Rote Beete, Gelbe Beete, Zucchini, Kürbisse, Lauch und Fenchel. Alles aus eigenem Anbau. Im Gewächshaus gedeihen Tomaten und Gurken. Außerdem haben wir Streuobstwiesen und Getreidefelder, auf denen Urgetreide wächst.
Achten Sie darauf Bio-Lebensmittel zu kaufen?
Ja, immer! Aber ich bin kein Asket. Manchmal muss es auch ein Schoko-Croissant sein.
Was sind für Sie die Vorteile von Bio-Lebensmitteln?
Der Verzicht auf synthetisch oder chemisch hergestellte Dünger und Wachstumsregler. Und die Frische. Ich kaufe keine Bio-Kartoffel, die um die halbe Welt gereist ist. Dann würde ich mich eher für Kartoffeln aus der Region entscheiden, auch wenn sie nicht Bio sind. Aber glücklicherweise stehe ich nicht vor dieser Wahl, denn auf Dietlhofen bauen wir selber auch Kartoffeln an.
Leben Sie vegan oder vegetarisch?
Nein, ich bin ein Durchschnittsesser. Ich esse viel Grünzeug, hier und da Fleisch oder Fisch, aber wenig Kohlenhydrate.
Wie schaffen Sie es, sich an stressigen Tagen, an denen ein Termin auf den anderen folgt, gesund zu ernähren?
Bei langen Meetings stehen bei uns immer Obst und Nüsse als gesunder Snack auf dem Konferenztisch. Auf unseren Tourneen gibt es beim Team-Catering stets ein großes Salatbuffet, immer eine leichte Gemüsesuppe aus frischen Zutaten und drei Hauptgerichte, eines davon vegetarisch und möglichst eines mit Fisch, denn wir möchten allen an der Tour Beteiligten ausgewogene und gesunde Mahlzeiten bieten. Außerdem bin ich ein Ingwer-Tee-Junkie. Ingwer-Tee ist gesund und gut für meine Stimme. Und auf die muss ich ja ein bisschen aufpassen.
In Ihrem Buch beschäftigen Sie sich mit der Frage wie wir die Zukunftschancen unserer Kinder verbessern können. Vermitteln Sie Ihren Kindern Ihre bewusste Lebensweise?
Ja, natürlich. Vor allem ist es wichtig, Kindern von klein auf die richtigen Werte zu vermitteln. Denn: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, heißt es. Im Kindesalter wird unser Bewusstsein geformt und damit der Grundstein für das ganze weitere Leben gelegt.
Welche zentrale Botschaft würden Sie Ihren Lesern gerne mit auf den Weg geben?
Es gibt keinen Grund zum Pessimismus oder gar zur Resignation. Auch wenn manches schief läuft und wir eine Menge Probleme haben, lohnt es sich, für diese Welt zu kämpfen. Wenn jeder dazu beiträgt und sein Gegenüber unabhängig von Herkunft, Religion und Geschlecht respektiert, einen kleinen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leistet und das Gemeinwohl über den Eigennutz stellt, dann ist eine bessere Welt keine Utopie mehr.
Wie kann uns ein neues Verständnis von Natur und Schöpfung auch Sinn und Orientierung geben?
Es gibt aus meiner Sicht nichts Sinnvolleres und Schöneres, als die Natur zu erleben und zu fühlen. Während unser Gehirn im Alltagsleben permanent viel mehr Eindrücken ausgesetzt ist, als es verarbeiten kann, ist die Natur im besten Sinne des Wortes reizarm. Körper, Seele und Geist entspannen sich. Wir entwickeln einen besseren Blick für das Wesentliche. Wenn wir uns auf die Natur einlassen und in ihrem Rhythmus leben, wird außerdem manches leichter. Wir begreifen zum Beispiel, dass Veränderungen zum Leben dazu gehören. Darin liegt ja auch eine Chance: Nichts für immer ist, weder das Gute noch das Schlechte, weder die Freude noch die Trauer.

Das Interview stellen wir gern zum honorarfreien Abdruck zur Verfügung. Bei Kürzungen oder Änderungen des Interviews, bitten wir Sie um Rücksprache.

Kontakt: Bastei Lübbe AG, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Barbara Fischer, barbara.fischer@luebbe.de, Tel: 0221-8200-2850

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