Autorin

Sandra Klocke

Sandra Klocke wurde im Ruhrgebiet geboren, wo sie auch heute noch lebt. Mit ihrem Mann und ihren Kindern flüchtet sie aber regelmäßig aus der Stadt an die Nordsee. Sie hat Sozialwissenschaften studiert, ihre wahre Leidenschaft gehört jedoch dem Schreiben. Lilli und das Drachenei ist ihr erstes Kinderbuch.

Interview

„Kein wirklich glückliches Kind ist gemein zu anderen – ein solches Verhalten hat immer eine Ursache“ | 30.09.2015

Frau Klocke, Sie haben sehr erfolgreich Sozialwissenschaften studiert. Warum der Wechsel zur Kinderbuchautorin?Schon vor dem Studium habe ich dieses Ziel gehabt, es ist also eigentlich gar kein richtiger Wechsel. Die Sozialwissenschaften haben etwas Bodenständiges, Rationales – man beschreibt die W...


Frau Klocke, Sie haben sehr erfolgreich Sozialwissenschaften studiert. Warum der Wechsel zur Kinderbuchautorin?
Schon vor dem Studium habe ich dieses Ziel gehabt, es ist also eigentlich gar kein richtiger Wechsel. Die Sozialwissenschaften haben etwas Bodenständiges, Rationales – man beschreibt die Welt, wie sie ist. Als Autorin tut man das in gewisser Weise auch, aber auf eine viel kreativere Art. Oder man erschafft gleich neue Welten, zum Beispiel solche, in denen man selbst gerne leben würde. Das ist spannend.
Ihr Kinderbuch erscheint im Oktober, worum geht es in „Lilli und das Drachenei“?
Tatsächlich weniger um das Drachenei selbst, als man vielleicht glaubt. Lilli findet es und schon bald schlüpft ein kleiner Drache heraus. Das Buch beschreibt eine bunte, fröhliche Welt, in der Lilli Probleme hat, die viele Kinder kennen – aber auch Probleme, die nur ein Drache auslösen kann. Und dann will auch noch jemand ihr neues Haustier entführen...
Das ist Ihr erstes Kinderbuch. Wodurch haben Sie sich inspirieren lassen und haben Ihnen Ihre Kinder beim Schreiben geholfen?
Mein Sohn ist noch zu klein dafür, meine Tochter hat mir aber angeboten, ein paar Sätze zu schreiben. Leider ist ihr großes Vorbild Onkel Dagobert aus Entenhausen, sie ist also sehr geschäftstüchtig und verlangt glatt eine Taschengelderhöhung um tausend Prozent für ihre Dienste. Ich habe dann mal dankend abgelehnt... Inspiration findet man aber wirklich überall, man muss nur die Augen offenhalten – zum Beispiel in einem Zoo, den wir gerne besuchen. Dort gibt es Nebelparder, die man nur äußerst selten zu Gesicht bekommt. Wir haben uns lange gefragt, ob es diese Tiere überhaupt wirklich gibt – und die Idee habe ich dann im Buch aufgegriffen.
Wie lange haben Sie an dem Buch gearbeitet? Was fiel Ihnen leicht und was fiel Ihnen schwer?
Es gab mehrere Korrekturrunden, in denen einige Ideen weiterentwickelt und andere wieder herausgenommen wurden. Eigentlich ist das Buch aber sehr schnell entstanden – wahrscheinlich auch deshalb, weil mir das Schreiben viel Spaß gemacht hat.
Hatten Sie damals in der Schule auch mit solchen Angebern wie Benita, aus Ihrem Buch, zu kämpfen?
Natürlich! Solche Situationen kennt wohl jeder. Und für Kinder ist so etwas ein ganz großes Problem, viel schwieriger als es uns Erwachsenen vielleicht erscheinen mag. Es muss Aufgabe der Familie und der Schule sein, sie gegen derartige Einschüchterungen zu stärken. Ich glaube aber, dass kein wirklich glückliches Kind grundlos gemein zu anderen ist; ein solches Verhalten hat immer eine Ursache. Auch diese Kinder brauchen Unterstützung.
Lilli hat das Drachenei im Park gefunden. Waren Sie selbst schon einmal Finder von etwas Wertvollem oder Außergewöhnlichem?
Nicht direkt. Meine Tochter hatte einmal ihren Lieblingsteddy verloren und als wir ihn nach fünf Minuten Panik wiederfanden, waren wir alle überglücklich. Ansonsten bin ich schon froh, wenn ich meine Schlüssel finde, den richtigen Weg oder einen besonders schönen Weihnachtsbaum.
Lilli hatte in der Schule die Ausrede, dass ihr Drache ihre Hausaufgaben gefressen hätte. Ist Ihnen auch schon einmal etwas derartig absurdes mit Ihren Hausaufgaben passiert und welche „nicht-gemacht-Hausaufgaben-Ausrede“ war Ihre Liebste? Können Sie Ihren jungen Lesern Tipps geben?
Ich glaube, die meisten Kinder brauchen heute nicht mehr allzu viele Ausreden, sie haben ja die sozialen Medien und dementsprechend keine Schwierigkeiten, an Informationen zu gelangen. Es ist schon erstaunlich, was für Veränderungen die moderne Technik herbeiführt. Da kommt um 21.30 Uhr eine Whats-App-Message in der Klassengruppe an, und schon werden Fotos der Hausaufgaben herumgeschickt.
Werden wir von Lilli und Ihrem Drachen Igor noch weitere Abenteuer lesen?
Ich hoffe doch – es gibt für Igor noch eine Menge Chaos anzurichten!

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