Worum geht es im dritten Band der Reihe um die schwedische Polizistin Tess Hjalmarsson und ihr Team, das in Österlen ermittelt und in einer Spezialeinheit alte Fälle aufklärt?Diesmal scheint es, dass ein Brandstifter Häuser in Österlen niederbrennt. An den zerstörten Häusern werden Ziffern gefunden....
Worum geht es im dritten Band der Reihe um die schwedische Polizistin Tess Hjalmarsson und ihr Team, das in Österlen ermittelt und in einer Spezialeinheit alte Fälle aufklärt?
Diesmal scheint es, dass ein Brandstifter Häuser in Österlen niederbrennt. An den zerstörten Häusern werden Ziffern gefunden. Tess und ihr Team sind gerade dabei, den Tod einer jungen Frau zu untersuchen, als sie die Ermittlungen in den Brandfällen übernehmen sollen. Tess bringt bald darauf einige brisante Details in Erfahrung, die sie eine Verbindung zu einem Cold Case vermuten lassen, der sich vor 15 Jahren ereignete und den sie und die Polizei seinerzeit nicht lösen konnten.
Wie ist die Hauptfigur Tess entstanden und was war Ihnen bei der Konzeption der Figur besonders wichtig?
Ich habe die Figur der Tess vor zehn Jahren erfunden. Am Anfang arbeitete sie als Psychiaterin mit dem Schwerpunkt Verbrechensbekämpfung. Ich glaube, ich war anfangs ein wenig unsicher, ob ich die Arbeitsweise einer Polizistin richtig beschreiben kann. Dann wurde mir klar, dass ich schon so viel mit der Polizei zusammengearbeitet hatte, dass ich die Polizeiarbeit vielleicht sogar besser kannte als viele andere Menschen. So wurde aus Tess schließlich eine Polizistin, die sich mit Cold Cases beschäftigt. Auf diese Weise konnte ich meine eigenen Erfahrungen einbringen, da ich selber viel über ungelöste Fälle geschrieben habe.
Für mich war es ganz selbstverständlich, dass sie lesbisch ist, aufgrund meines eigenen Lebens. Wenn man aufwächst, ist es sehr wichtig, Vorbilder in verschiedenen Bereichen zu haben. Ich entdeckte, dass es fast keine berühmten homosexuellen Figuren oder Krimiautorinnen und -autoren gab, was mir etwas seltsam vorkam. Außerdem war es mir wichtig, dass Tess eine hingebungsvolle, sympathische Figur ist, anders als ihr Sidekick, Marie.
Ihre Kriminalromane kommen ohne unnötige Szenen von Gewalt und Blutvergießen aus. Stattdessen erzeugen Sie auf subtile Art Spannung und richten den Fokus auf die Opfer von Gewaltverbrechen. Worauf legen Sie beim Schreiben von Kriminalromanen besonders wert?
Ich versuche, die verschiedenen Arten zu beschreiben, wie ein unaufgeklärtes Verbrechen Menschen beeinflussen kann. Unschuldige, Verwandte, Freunde, Polizisten, manchmal sogar ein ganzes Dorf. Ich interessiere mich mehr für die Psyche eines Menschen und menschliche Beziehungen als für Blut und verschiedene Waffentypen.
Versetzen Sie sich beim Schreiben eher in die Rolle der Ermittler:innen oder die der Täter:innen?
In die Rolle der Ermittler (zum Glück!). Wenn ich nicht Journalistin oder Schriftstellerin wäre, würde ich gerne als Mordermittlerin tätig sein. Ich mag die Art und Weise, wie man als Ermittler das komplette Bild Stück für Stück zusammensetzt. Manche Verbrechen bleiben nicht deswegen unaufgeklärt, weil die Ermittlungen schlecht geführt wurden, sondern wegen Missverständnissen oder falschen Zeugenaussagen und das macht es für mich umso interessanter.
Was sind die stärksten Motive und Inspirationen für Ihre Bücher?
Einerseits dem Thema Cold Cases einen größeren Raum zu geben. Andererseits möchte ich aber auch eine starke weibliche Polizistin als Hauptfigur schaffen. In meinen Büchern spielen Frauen die Hauptrolle und Männer stehen in der zweiten Reihe. Abgesehen von der Mordhandlung schreibe ich auch gerne über starke Gefühle und Ereignisse im Leben, wie Scheidung, Verlassenwerden, Süchte, Elternschaft. Ein weiteres starkes Motiv für das Schreiben ist es, zu unterhalten, sowohl mich selbst als auch die Leser.
In Ihren Büchern treffen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander. Wie entwickeln Sie Ihre Plots für die Cold Case-Reihe?
Um den Cold Case "zu erwecken", muss immer etwas Neues passieren. Man braucht einen aktuellen Fall, um etwas Action rein zu bekommen, sonst wäre es ein bisschen langweilig. (Was die meisten realen Ermittlungen ja oftmals sind ...) Der schwierige Teil besteht darin, diese natürliche Verbindung zu finden, die es spannend macht. Normalerweise lasse ich mich von einem echten Cold Case inspirieren. Ich finde es spannend, wahre Details einzubauen und meine Polizistin Tess den Fall lösen zu lassen, hoffentlich zur gleichen Zeit, wie die Leser verstehen, "wer es getan hat". Ein guter Weg ist es, die Leser sehen zu lassen, was in der Vergangenheit passiert ist und alles Stück für Stück zusammenzusetzen.
Wie viel Recherche haben Sie für das neue Buch Cold Case – Das gebrannte Kind betrieben?
Ich habe einige Nachforschungen angestellt und mit Feuerwehrleuten gesprochen, um die Details und die Fachausdrücke richtig hinzubekommen. Ich habe auch einige neue Orte recherchiert und natürlich mit meiner echten Cold-Case-Polizei gesprochen. Die Geschichte ist, wie auch bei den ersten beiden Bänden der Reihe, von einem realen ungelösten Fall inspiriert. Es handelt sich um den Mord an einer Frau. Einige der Details, wie z. B. die Rauchmelder, die der Täter zu zerstören scheint, habe ich aus einem anderen wahren Fall übernommen, den ich letztes Jahr für eine TV-Dokumentation aufgearbeitet habe.
Wie beeinflusst Ihre eigene berufliche Tätigkeit als Kriminalreporterin und Spezialistin für Cold Cases Ihren Schreibprozess?
Die Details aus den Cold Cases reizen mich, denn sie stellen das Geheimnisvolle dar. Wie die weiße Tonerde in Cold Case – Das gezeichnete Opfer (das ist immer noch ein großes Fragezeichen im wahren Fall). In meinem neuen Kriminalroman Cold Case – Das gebrannte Kind sind es eine Flasche Wein und zwei Gläser unter einem Bett, die das große Rätsel darstellen und die die Verbindung zur Lösung des Falles sein könnten.
Im dritten Band Ihrer Reihe spielt beim Cold Case – sehr zur Freude der deutschen Leser:innen – auch die Deutsche Kriminalpolizei eine nicht unbedeutende Rolle. Wie ist die Idee entstanden, dass Spuren in der Ermittlung nach Deutschland führen?
Deutschland und das Südschweden, in dem meine Bücher spielen, haben eine enge Verbindung zueinander. Man kann Deutschland leicht mit dem Boot oder dem Auto erreichen, und in meiner Kindheit kauften viele Deutsche Sommerhäuser in Österlen. Mir macht es Spaß, eine kleine internationale Perspektive zu haben. In meinen Büchern kommt auch eine dänische Profilerin vor. Und außerdem ist Deutschland ein viel größeres Land und man hat so auch viel mehr Morde!
Was gefällt Ihnen am Krimi-Genre besonders?
Es umfasst viele Themen und Gefühle. Solche wie Recht, Psychologie, Recherche, Beziehungen und Spannung, Trauer, Angst, Erleichterung, Glück, Rache, Liebe....
Was ist Ihr Rezept für einen richtig guten Krimi?
Wahre und interessante Charaktere, die mit großen und kleinen Hindernissen im Leben zu kämpfen haben. Gemischt mit großen Emotionen, einem spannenden Plot und dem Anspruch, den Lesern eine gute Zeit bescheren zu wollen.