Autorin

Virginia Vallejo

Virginia Vallejo war in den Achtzigern die bekannteste Fernsehmoderatorin Kolumbiens. Damals begann auch ihre Liebesbeziehung mit Pablo Escobar Gaviria, für die sie in den folgenden Jahren einen hohen Preis zahlte, der ihre Karriere beendete. Im Juli 2006 sagte Vallejo gegen den Politiker Alberto Santofimio aus, den sie beschuldigte, den Mord am Präsidentschaftskandidaten Luis Carlos Galán in Auftrag gegeben zu haben.

Interview

Im Interview: Virginia Vallejo über ihr Buch „Ich liebte Pablo und hasste Escobar" | 05.10.2017

In diesem Herbst erscheint Ihr Buch „Ich liebte Pablo und hasste Escobar“ in Deutschland. Wann und warum haben Sie beschlossen, dieses Buch zu schreiben?Am 18. Juli 2006, genau vor elf Jahren, brachte mich das US-Außenministerium in einem Flugzeug der DEA (US-Drogenbekämpfung) aus Kolumbien - um mei...

In diesem Herbst erscheint Ihr Buch „Ich liebte Pablo und hasste Escobar“ in Deutschland. Wann und warum haben Sie beschlossen, dieses Buch zu schreiben?
Am 18. Juli 2006, genau vor elf Jahren, brachte mich das US-Außenministerium in einem Flugzeug der DEA (US-Drogenbekämpfung) aus Kolumbien - um mein Leben zu retten und damit ich als Zeugin in wichtigen Verfahren aussagen konnte. Schon davor hatte ich meine Aussagen gegen einige Präsidenten und einen ehemaligen Justizminister auf Video aufgezeichnet, die alle mit den Drogenkartellen von Medellín und Cali zusammengearbeitet hatten. Eine Woche später lief dieses Video im kolumbianischen Fernsehen. Das Land war paralysiert: 14 Millionen Menschen saßen vorm Bildschirm, mehr als beim Finale der Fußball-WM kurz zuvor. Daraufhin kam ein amerikanischer Verlag auf mich zu und gab mir die Möglichkeit, meine Geschichte in einem Buch zu erzählen – und damit auch die für mich sehr wichtige Chance, in den USA zu bleiben und politisches Asyl zu beantragen.
Auf Englisch und Spanisch ist das Buch bereits erschienen. Wie waren die Reaktionen in Kolumbien und in den USA, wo Sie heute leben?
Die Reaktionen waren enorm. Alle Medien in Lateinamerika, Kalifornien und Florida haben berichtet. Die New York Times, Time, Newsweek, auch Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Americas Watch - alle besprachen und kommentierten das Buch. Sogar die Präsidenten von Kolumbien, Venezuela und Ecuador sprachen öffentlich darüber. Journalisten aus der ganzen Welt reisten an, um mich zu interviewen.
Schon im Buchtitel unterscheiden Sie zwischen Pablo, in den Sie sich verliebten, und Escobar, den Drogenbaron. Wie würden Sie den Unterschied zwischen Pablo und Escobar beschreiben?
Es gab sie ja nicht gleichzeitig. Die drei Teile meines Buchs entsprechen da der Entwicklung seines Lebens und unserer Beziehung: von dem naiven Politiker vom Lande mit 33 Jahren zum Gründer paramilitärischer Einheiten und schließlich zum Terroristen und Staatsfeind Nr. 1 der USA.
Wenn Sie heute an ihn denken, wie sehen Sie ihn dann? Mehr als Pablo oder mehr als Escobar?
Ich sehe Escobar als das Monster, das Tausende von Menschen umbringen ließ und die wohl profitabelste Industrie der Welt aufgebaut hat. Eine Industrie, die seit Generationen die Leben zahlloser Kinder und Drogenopfer zerstört.
Ihre Liebesgeschichte mit Pablo Escobar ist bald in den Kinos zu sehen, mit Penelope Cruz in Ihrer Rolle und Javier Bardem als Pablo Escobar. Haben Sie in irgendeiner Weise am Film oder am Drehbuch mitgearbeitet? Haben Sie den Film oder Teile davon schon zu sehen bekommen?
Oh, nein! Als Javier Bardem und sein Partner 2013 die Filmrechte gekauft haben, sagten sie mir, Luc Besson werde den Film produzieren, immerhin einer der bekanntesten europäischen Filmemacher. Alles was ich darüber hinaus weiß, ist, dass jetzt der Spanier Fernando León de Aranoa, auch ein international bekannter Filmregisseur, Regie geführt hat und dass der Film Ende diesen Jahres oder Anfang 2018 anlaufen soll.
Nach den Jahren mit Pablo Escobar endete Ihre TV-Karriere. Später mussten Sie sogar um Ihr Leben fürchten. Hatten Sie eine Vorstellung davon, was Ihre Liebe zu Escobar für Folgen haben könnte, als Sie ihn zum ersten Mal trafen?
Meine Karriere im Fernsehen endete ja nicht wegen meiner Affäre mit Escobar. 1987 habe ich aufgehört, fürs Fernsehen zu arbeiten, und ab 1994 auch jede andere journalistische Arbeit beendet, um ein lukrativeres Angebot anzunehmen: die Leitung einer amerikanischen Firma für Beauty Produkte. Als ich Pablo 1982 zum ersten Mal traf, waren seine Kinder dabei, mein Verlobter und eine ganze Gruppe von Freunden. Damals hatte ich keine Ahnung, dass er ein Verbrecher war, geschweige denn, dass er zehn Jahre später der meistgesuchte Terrorist der Welt sein würde. Tatsächlich war ich 2009 das Opfer eines brutalen Anschlags, woraufhin ich politisches Asyl gewährt bekam. Später überlebte ich sogar noch eine weitere Attacke. Ich wurde zwar verletzt und musste ins Krankenhaus, aber ich habe mich wieder erholt.
1988 haben Sie für eine Weile in Berlin gelebt. Haben Sie in dieser Zeit Deutsch gelernt? Haben Sie womöglich ein Deutsches Lieblingswort? Was ist Ihre schönste Erinnerung aus der Zeit?
Ich habe ein bisschen Deutsch gelernt in Berlin und auch später, als ich nach München kam, um die Liebe meines Lebens zu heiraten. Mein deutsches Lieblingswort ist tatsächlich “Angst”. In vielen Sprachen gibt es eine Entsprechung: anguish auf Englisch, angustia auf Spanisch oder angoisse im Französischen; aber das deutsche Wort mit dem kurzen Klang trifft es einfach perfekt.

Weitere Informationen zur Autorin finden Sie auf ihrer Website: virginiavallejo.com.

Alle Verlage