Frau Fölck, wie ist die Idee zur Krimireihe entstanden?
Die Idee zum Roman hatte ich beim Laufen in der Elbmarsch. Ich lief an einem alten Backsteingebäude vorbei und dachte mir: Was wäre, wenn hier in diesem alten Gemäuer vor vielen Jahren ein Mord passiert und nie aufgeklärt worden wäre? Sofort nahm dieser Gedanke in meinem Kopf Gestalt an. Meine Hauptfigur, die Polizistin Frida Paulsen, die als Kind in einem Dorf der Elbmarsch aufgewachsen ist und damals im alten Viehstall die Leiche ihrer besten Freundin fand, entstand fast gleichzeitig. Dass Frida den Mörder ihrer Freundin kennt und all die Jahre dieses Geheimnis bewahrte, fand ich als Grundidee für einen Roman sehr faszinierend.
Wann ist bei Ihnen der Wunsch entstanden, Romane zu schreiben?
Geschichten schreiben will ich, seit ich schreiben kann. Meinen ersten Roman schrieb ich, ohne dass ich den Plan hatte, dies zu tun. Einfach aus purer Freude am Schreiben.
Wie ging es dann weiter?
Während meines Jurastudiums begann ich, an meinem ersten Roman zu arbeiten. Es entspannte mich, neben dem trockenen Stoff des Studiums etwas Kreatives zu tun. Und in diesem Moment wurde mir klar, dass ich nicht Juristin, sondern Schriftstellerin werden möchte. Dennoch habe ich erst mal einen Beruf gewählt, der mich finanziert und der es mir ermöglicht hat, nebenbei weiter zu schreiben.
Früher traf ein Autor seine Leser höchstens bei Lesungen oder auf Buchmessen, heute bekommen Sie unmittelbar und direkt ein Feedback über die sozialen Netzwerke. Wie gehen Sie damit um?
Ich finde es wunderbar, dass es die sozialen Netzwerke gibt. So kann ich jederzeit mit Lesern kommunizieren. Denn der Schreibjob ist sehr einsam. Da ist es großartig, den Kontakt »nach draußen« zu haben und schnell Rückmeldungen zu bekommen, wenn ein neuer Roman erscheint.
Wie haben Sie für das Buch recherchiert?
Ich lege viel Wert darauf, mit Fachleuten zu sprechen, z. B. Polizisten, Rechtsmedizinern oder Ärzten. Aber auch mit den Bauern hier in der Marsch. Diese Recherchen selbst sind eine wunderbare Ablenkung zum einsamen Schreibprozess, und zum Glück renne ich mit meinen Fragen an die Experten oft offene Türen ein.
Was macht die Beziehung Ihres Ermittlerduos aus?
Der gegenseitige Respekt, auch wenn sie nicht immer einer Meinung sind. Anfangs fällt es ihnen schwer, aufeinander zuzugehen, sich zu vertrauen. Sie sind sehr gegensätzlich, haben einen Altersunterschied von fast dreißig Jahren, der sich natürlich in ihrer Denk- und Vorgehensweise niederschlägt. Aber sie haben die gleichen Werte und Ziele. Und sie mögen sich auch privat.
Welche Nebenfigur hat Sie in „Totenweg“ besonders fasziniert?
Detektivin Johanna „Jo“ Arndt. Sie hat in „Totenweg“ nur eine sehr kleine Rolle. Aber sie ist eine so interessante und widersprüchliche Figur, dass ich ihr im Hinblick auf die ganze Reihe mehr Platz zur Entfaltung geben werde.
Wenn Sie einen Tag lang in die Haut einer Ihrer Protagonisten schlüpfen könnten, wer würde das sein?
Sicherlich Frida, da sie mir sehr vertraut ist und ich ihre Widersprüchlichkeit mag. Mit einer Frau wie ihr kann man Pferde stehlen, Nächte durchquatschen und Metallica mal richtig aufdrehen.
Gibt es reale Vorlagen für das Setting?
Den Ort Deichgraben gibt es nicht. Aber natürlich ist die Stimmung dieses Ortes der realen Elbmarsch im Herbst nachempfunden.
Was ist Ihr persönlicher Lieblingsort in der Elbmarsch?
Unser Garten. Von der Terrasse schaue ich auf einen kleinen Teich und eine Pferdekoppel. Mein direkter Nachbar ist Ottfried Plüschau, der mir gern spannende Geschichten über die Marsch erzählt. Ein idealer Ort für mich als Schriftstellerin.