„Wenn´s einfach wär, würd´s jeder machen“ ist inzwischen dein fünftes Buch. Woher nimmst du die Ideen für deine Bücher?
Ich finde das Leben an sich sehr inspirierend. Viele Ideen kommen mir, wenn ich mit meiner Familie, FreundInnen oder KollegInnen spreche. Manchmal sehe, höre oder lese ich auch etwas, das ich lustig finde oder das mich zum Nachdenken bringt. Das kann überall sein, im Wartezimmer eines Arztes, in der U-Bahn oder an der Supermarktkasse. Die meisten Ideen kommen allerdings einfach so und fliegen mir zu, ohne dass ich danach suche oder einen Anstoß von außen bekomme.
Wie würdest du deine Hauptfigur Annika Paulsen beschreiben?
Annika ist sehr liebenswert, wie ich finde. Sie ist auf der einen Seite freundlich, fürsorglich und lustig. Auf der anderen Seite kann man sie aber auch durchaus als einen kleinen Nerd bezeichnen, und sie ist ein bisschen schüchtern. Sie schleppt so ihren Ballast mit sich herum und hat als Jugendliche Dinge erlebt, die sie geprägt haben. Es fällt ihr schwer, die alten Dämonen zu bekämpfen und ziehen zu lassen. Das ist es, was sie in diesem Roman lernen muss.
Das Setting des neuen Romans ist die Schule. Bist du gerne zur Schule gegangen? Was waren deine Lieblingsfächer?
Ich bin gerne zur Schule gegangen, aber leider war ich auch ganz schön faul. Meine Lieblingsfächer waren Deutsch und Englisch. Geschichte fand ich auch immer interessant, ebenso wie Erdkunde. Alles, was mit Naturwissenschaften zu tun hatte, war der Horror für mich. Vor allem Mathe und Physik.
Wie autobiografisch ist die Geschichte? Warst du selber in einer Musical-AG?
Die Geschichte ist nicht autobiografisch, es gibt aber schon Parallelen zwischen Annika und mir. Ich spiele zum Beispiel auch Klavier, wobei Annika auf einem sehr viel höheren Level spielt als ich. So wie Annika habe ich auch längere Zeit in einer WG gelebt und das sehr genossen. Und Annika wohnt in Eilbek, in diesem Stadtteil wohne ich auch. Beim Schreiben hatte ich immer meine Straße und mein Wohnhaus im Kopf, das war teilweise ganz schön seltsam und sehr nah an mir dran. In einer Musical-AG war ich nie, aber ich habe mal bei einer Schultheateraufführung mitgemacht.
Gerade die Schüler sind besonders authentisch und witzig gezeichnet. Heaven-Tanita, Mesut, Meikel – wie sah hier die Recherche aus? Was hat dich zu den Figuren inspiriert?
Ich habe viele Lehrerinnen und Lehrer aus meinem Umfeld interviewt. Mit zwei Lehrerinnen, die auch selbst an Brennpunktschulen unterrichten, beziehungsweise unterrichtet haben, habe ich sehr lange und ausführlich gesprochen. Das hat mir sehr viel Input und Denkanstöße gegeben. Als ich die Geschichte geplant habe, habe ich mich immer sehr gern in der U-Bahn in die Nähe von Jugendlichen gesetzt und sie belauscht. Auch das hat mich inspiriert und mir vor allem auch dabei geholfen, ihre Art zu reden möglichst real darzustellen.
Gibt es reale Vorbilder für einige deine Figuren?
Nein, meine Charaktere beruhen nie auf realen Personen, sondern entspringen meiner Fantasie. Es kann zwar manchmal sein, dass sie eine Eigenschaft oder Macke von mir oder jemandem, den ich kenne, abbekommen. Aber das sind immer nur Kleinigkeiten.
Gibt es eine Figur, die dir beim Schreiben besonders ans Herz gewachsen ist und warum?
Mir wachsen während des Schreibens alle Figuren sehr ans Herz. Ich bin an der weiblichen Hauptfigur immer am dichtesten dran, da ich ja alles durch ihre Augen sehe und alles, was sie erlebt und fühlt, fühle und erlebe ich auch. Bei diesem Roman sind mir aber auch die Jugendlichen sehr nahe gegangen, allen voran Heaven-Tanita, Mesut und Meikel. Ich weiß noch genau, wie man sich als Teenager manchmal gefühlt hat, und ich konnte mich sehr gut in ihre Lage versetzen.
Die Stadt Hamburg spielt eine zentrale Rolle in deinen Büchern. Was ist so schön, so faszinierend an der Hansestadt?
Hamburg ist seit vielen Jahren mein Zuhause, und ich kann mir nicht mehr vorstellen, jemals von hier wegzuziehen. Ich liebe das viele Wasser, den Hafen, das Maritime. Und dass mir hier immer ein frischer Wind um die Nase weht. Ich finde Hamburg wunderschön, und die Stadt inspiriert mich total.
Wie belohnst du dich, wenn du ein Buch fertig gestellt hast?
Indem ich ganz viel schlafe und mir ein bisschen Abstand zu allem gönne. Dann lese und beantworte ich ein paar Tage lang keine E-Mails oder Nachrichten, und mein Laptop und Handy bleiben aus. Die Zeit gehört nur mir, meiner Familie und meinen Freunden.
Inwieweit beeinflussen/verändern Facebook, Twitter und Instagram deinen Alltag als Schriftstellerin?
Durch Social Media ist ein enger Kontakt zu meinen LeserInnen möglich. Ich finde es schön, mich über diese Kanäle auszutauschen, und Feedback von meinen LeserInnen ist mir total wichtig. Daher freue ich mich über jede E-Mail und jede Nachricht. Außerdem findet über Facebook auch viel Austausch mit anderen Autorinnen und Autoren statt. Das ist ebenfalls sehr wichtig für mich. Da wird Facebook quasi zur Kaffeeküche, in der man mit Kolleginnen und Kollegen plaudert.