1. Was reizt Sie daran, Personen wie Otto den Großen in Ihrem Roman »Die fremde Königin«, die seit Hunderten von Jahren tot sind, wieder zum Leben zu erwecken?
Der Reiz liegt darin, dass die Vergangenheit, speziell das Mittelalter, sich radikal von der heutigen Zeit unterscheidet, und trotzdem finden wir Vertrautes. Das Mittelalter ist, wie Barbara Tuchman gesagt hat, ein »ferner Spiegel« für uns. Und je gründlicher wir hineinschauen, desto besser können wir verstehen, wie wir zu der Gesellschaft wurden, die wir heute sind.
2. Was sehen Sie, wenn Sie in diesen »fernen Spiegel« hineinschauen?
Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie viele von unseren heutigen Werten aus dieser Zeit stammen. Vor allem was den Umgang von Männern und Frauen betrifft. Da gibt es heute noch eine Idealvorstellung, die hat auch durchaus noch etwas mit Ritterlichkeit
und Galanterie zu tun. Das sind Wertvorstellungen, die eigentlich aus dem 12. Jahrhundert stammen und sich 900 Jahre lang bewahrt haben. Natürlich haben sie sich gewandelt, aber die Ursprünge sind noch sehr klar erkennbar. Ich finde es erstaunlich, dass die Gesellschaft sich so stark verändert hat, aber so ein Wertekodex überdauert.
3. Würden Sie uns noch verraten, in welcher Zeit Sie gerne leben würden?
Ich möchte in keiner anderen Zeit leben als heute, als Frau schon mal gar nicht. Je mehr ich über die Vergangenheit erfahre, desto glücklicher bin ich, dass das Schicksal mich in diese Gegenwart geführt hat.