Bettina Zimmermann - Autor
© Olivier Favre

Autorin/Sprecherin

Bettina Zimmermann

Bettina Zimmermann, geb. 1975, ist eine der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen und wurde mehrfach ausgezeichnet. Für ihre Rolle im Film „Die Luftbrücke“ erhielt sie 2006 den DIVA-Award als beste Schauspielerin des Jahres. 2008 kam ihr Sohn zur Welt. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.



 

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Interview

Interview | 12.09.2014

Sie sind eine erfolgreiche Schauspielerin und Sie sind mit Leib und Seele Mutter eines inzwischen fünfjährigen Sohnes. Genug zu tun hatten Sie also schon. Was hat Sie bewogen, da auch noch unter die Autoren zu gehen?Wenn man Mutter ist, begegnet man jeden Tag neuen Herausforderungen, die „Wer? Wie? ...

Sie sind eine erfolgreiche Schauspielerin und Sie sind mit Leib und Seele Mutter eines inzwischen fünfjährigen Sohnes. Genug zu tun hatten Sie also schon. Was hat Sie bewogen, da auch noch unter die Autoren zu gehen?
Wenn man Mutter ist, begegnet man jeden Tag neuen Herausforderungen, die „Wer? Wie? Was? Wieso? Weshalb? Warum?-Fragen“ der Kinder zu beantworten. Diesen unglaublichen, neugierigen Tatendrang der Racker, die alles, was ihnen in den Sinn kommt, gleich machen und erleben wollen, den wollte ich in Kinderbüchern festhalten. Ich selber als Mutter hatte neben fiktionalen Geschichten immer wieder nach Büchern gesucht, die den Alltag mit den Kindern erklärend unterstützen. Es gibt viele tolle Sachbücher, die aber meistens erst die 6-Jährigen ansprechen. Ich suchte etwas für die 3-5-Jährigen. Und fand für uns nicht das Passende. Man kann den Kindern natürlich vieles erklären, aber mit Bilderbüchern kann man es noch mehr verdeutlichen.
Der kleine Mo in Ihrer Geschichte kann nicht glauben, dass die Welt in der Nacht anders aussieht als bei Tag. Hätten Sie sich, bevor Sie Mutter wurden, vorstellen können, wie viele Fragen ein Kind hat? Und was war die bisher schwierigste oder lustigste, die Ihr Sohn Ihnen gestellt hat?
Durch Kinder bekommen wir den Alltag, ja das Leben an sich, wieder ganz anders vor Augen gehalten. Kinder-Fragen sind so klar und pur. So wie wir als Erwachsene schon gar nicht mehr denken, weil wir meistens viel zu verkopft sind und für die einfachsten Dinge gar nicht mehr offen/ zugänglich sind. Oft sind die Fragen natürlich bezaubernd süß, zum Schmunzeln, aber oft auch sehr tiefgründig. Ich beneide diese Purheit, dieses einfache klare Denken, was einen natürlich oft auch zum Schmunzeln bringt. An einen der ersten Sprüche von meiner Nichte erinnere ich mich: Wir waren auf einem Familienausflug, sie war gerade vier Jahre alt und bei mir auf dem Arm. Ich rief meine Mutter mit „Mamaaa“, daraufhin sagte meine Nichte voller Stolz ihrer Erkenntnis: „Oh, meine Mama heißt auch Mama!“ Ich musste sehr lachen.
Wie ist das mit der Schlafroutine bei Ihnen zu Hause? Läuft das alles wie am Schnürchen oder stellen sich Hunger, Durst und diverse andere Bedarfslagen mit Vorliebe dann ein, wenn gerade das Licht ausgeschaltet wurde? Und wie gehen Sie in diesen Fällen vor?
Natürlich versucht mein Sohn manchmal das „Zubettgehen“ durch Ablenkungsmanöver hinaus zu zögern. Aber man kennt seine Kinder ja sehr gut und hat ein Gefühl dafür, ob es ernst gemeint oder wieder eine Ablenkungsmanöverstrategie ist. Wichtig ist für die Mütter und Väter: Durchhalten und konsequent bleiben! Das fällt manchmal schwer, aber das Durchhalten wird irgendwann belohnt!
Sie sind einwandfrei ein Multitalent und waren das immer schon, bereits als Kind, da waren Sie gut im Kunstturnen, im Ballett und im Reiten. Gibt es irgendetwas, was Sie überhaupt nicht können, aber immer schon gern gekonnt hätten?
Singen! – Ich glaube ich bin einer der wenigen Menschen, die innerhalb von Sekunden ein ganzes Stadion räumen könnte nur durch meinen Gesang! Klavier spielen wollte ich schon immer können. Jetzt erfülle ich mir meinen Traum und nehme seit ein paar Monaten Unterricht.
Apropos Multitalent: Sie waren auch schon mehrmals als Synchronsprecherin tätig, waren unter anderem die Stimme des Porsche in „Cars 2“ und die der Tigerin in „Kung Fu Panda“. Was ist für Sie persönlich das Besondere an dieser Art von Arbeit?
Als Schauspieler hat man alles „Werkzeug“ zur Verfügung, um einer Figur Leben einzuhauchen. Körper, Stimme, Ausdruck. Um einer animierten Figur Gefühl einzuhauchen, bleibt nur die Stimme. Es ist eine spannende Arbeit, die ich sehr gerne mache. Vor allem, wenn man die Kinder sieht, die mit einem glänzenden Strahlen im Gesicht aus dem Kino kommen, weil ihre Lieblingsfiguren zum „Leben“ erwacht sind!
Annabelle von Sperber ist mit ihren Illustrationen gelungen, Ihre Geschichte auf bezaubernde und eindrucksvolle Weise bildhaft umzusetzen. Wie hat sich Ihrer beider Zusammenarbeit dargestellt, und haben Sie noch weitere Gutenachtgeschichten im Schreibtisch oder im Kopf, auf die Kleine und Große sich freuen dürfen?
Annabelle und ich liegen auf einer Wellenlänge, was Kinderbücher angeht. Sie hat sofort verstanden, was ich mit Mo vorhatte. Wir haben uns oft getroffen und ausgetauscht, hatten klare Vorstellungen, die sich sehr gut ergänzten.
Überhaupt, da Sie jetzt erste Erfahrungen mit dem Schreiben gesammelt haben: Wäre es vorstellbar für Sie, ein Drehbuch oder einen Roman zu schreiben, und wenn ja, welches Genre würde Ihnen da am meisten liegen?
Ich bin jetzt erst einmal bei Mo und habe mich auf die Entwicklung dieses kleinen Rackers konzentriert. Natürlich hat man viele Ideen im Kopf, aber ich bin keine Autorin, sondern eine Mutter, die aus ihren Erfahrungen heraus ein Kinderbuch geschrieben hat. Es überkam mich, dies zu tun.
Als Mutter ist frau täglich gefordert, ihr Kind nicht nur zu lieben und zu inspirieren, sondern auch zu erziehen. Was ist für Sie persönlich das Wichtigste dabei?
Bedingungslose Liebe und konsequent bleiben. Es ist wichtig, dass Kinder selbständig erzogen werden und ihre Phantasien und ihr Tatendrang nicht erstickt werden. Gleichzeitig brauchen sie Strukturen und Regeln, die die Kinder nicht einengen, sondern ihnen auf Dauer Sicherheit geben. Und Eltern sollten Eltern sein und sollen nicht versuchen, der beste Freund des Kindes zu werden. Dafür gibt es eben Freunde!
Wenn Sie sich das Unterhaltungsprogramm für Kinder, sowohl im Bereich der Literatur, als auch in Kino, Fernsehen und Internet ansehen: Was fehlt da Ihres Erachtens am meisten?
Im Kino und Fernsehen bin ich doch manchmal über das empfohlene Mindestalter (FSK) überrascht. Vor allem bei animierten Filmen. Da schaue ich schon genau hin, ob mein Sohn den Film gucken darf. In der Literatur freue ich mich über eine immer größer werdende Vielfalt. Wenn man in einen Buchladen geht, kann man immer mehr auch in der Kinderabteilung verweilen und schmökern. Allerdings gibt es da natürlich auch Lücken in gewissen Bereichen, die ich mit Mo auffüllen will.
Und die letzte Frage: Wird Ihrer persönlichen Einschätzung nach heute noch ebenso viel am Abend vorgelesen, wie früher oder ist das in den Familien eher zu einer Seltenheit geworden? Und was hoffen Sie, mit MO – ICH BIN JETZT WACH zu bewirken?
Wir lesen zu Hause immer eine Gute-Nacht-Geschichte. Und ich hoffe und möchte glauben, dass das in anderen Familien auch immer noch der Fall ist. Und wenn nicht, dass Eltern wieder verstärkt damit anfangen. Es ist so einfach, mit einer 10-minütigen Geschichte, ein tolles Ritual mit seinem Kind zu haben, bei dem man sich noch nicht mal selber eine Geschichte ausdenken muss. Denn das können viele Eltern nicht: selber Geschichten ausdenken. Nach einem langen Tag dafür auch noch die Muse aufzubringen, ist für viele zu viel. Das ist verständlich. Daher gibt es ja eben Bilderbuch-Geschichten. Und das Buch von Mo wächst auch noch mit. Am Anfang kann man dem 3 oder 4-jährigen Kind die Geschichte vorlesen. Wenn es die Geschichte gut kennt, kann es die Maus auf jeder Seite suchen. Mit 4/5 kann man gemeinsam die Tag- und Nachttiere suchen und hinten die dazugehörigen Erklärungen lesen. Ein Buch also, das mitwächst!

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