Im Interview zu „Morlot“ | 08.12.2014
„Ich mag den Charakter des ‚hardboiled detectives‘ sehr, denn hinter dem augenscheinlich rauen wie zynischen Ermittler steckt eigentlich eine sehr nachdenkliche, tiefsinnige Persönlichkeit.“
1. Worum geht es in Ihrem neuesten Buch „Morlot – Detektive schlafen nie“?
Es erzählt von dem 12jährigen Jonathan, der von Fantasie nicht viel hält. Kein Wunder, denn seine Mutter ist Krimiautorin und in ihrem gemeinsamen Leben dreht sich alles nur um den von ihr erfundenen Detektiv Morlot. Der ist nicht nur ein extrem unbequemer Zeitgenosse, sondern Jonathans Mutter behauptet auch, dass sie mehr und mehr die Kontrolle über ihn verliert. Absoluter Blödsinn!, meint Jonathan dazu. Immerhin ist der Detektiv nichts weiter als ein Hirngespinst. Doch da verschwindet seine Mutter plötzlich und alle Spuren deuten daraufhin, dass sie von den Gangstern aus ihrem Roman gekidnappt wurde. Wie kann das sein?, fragt sich Jonathan und weiß im gleichen Atemzug, dass es nur einen gibt, der ihm in diesem mysteriösen Fall helfen kann: Detektiv Morlot.
2.Was unterscheidet Ihre Detektiv-Geschichte von anderen?
Mein Roman spielt in zwei Welten, die zunächst voneinander getrennt sind und sich dann immer mehr ineinander verweben. Jonathans Realität heute trifft auf die von seiner Mutter Erfundene. Die ist eine raue Schwarz-weiß-Welt, die sich an die amerikanischen Detektivromane der 20er bis 50er Jahre anlehnt. Für Jonathan eine echte Herausforderung, denn er will mit dieser Welt eigentlich nichts zutun haben.
3. Sie greifen mit Morlot das berühmte Motiv des hardboiled detectives - also des hartgesottenen Ermittlers – auf. Wie kam Ihnen diese Idee?
Ich mag den Charakter des hardboiled detectives sehr, denn hinter dem augenscheinlich rauen wie zynischen Ermittler steckt eigentlich eine sehr nachdenkliche, tiefsinnige Persönlichkeit. Ich wollte diesen amerikanischen Detektiv-Typus für die jungen Leser von heute wieder aufleben lassen, da sich damit nicht nur eine spannende wie faszinierende Krimiwelt verbindet, sondern auch, weil ich durch den Kontrast zu unserer Welt dabei vieles über unsere heutige Welt erzählen kann.
4. Was denken Sie, fasziniert Kinder an Detektiven und deren Abenteuern?
In Detektiv-Geschichten geht es meist um das Aufdecken von Fehlverhalten und kriminellen Machenschaften sowie den Kampf für Gerechtigkeit und Ehrlichkeit. Das ist ein Thema, das für Kinder im Zuge des Erwachsenwerdens extrem wichtig ist. Es geht um das stete Abwägen, was gut und was schlecht ist und wie man sich selbst dazu positioniert. Ein Held, der einem vormacht, wie es gelingt, gegen alle Widerstände am Ende doch zu gewinnen, ist nicht nur spannend, sondern macht auch Mut.
5. Jonathans Mutter Wanda behauptet, dass die Fantasie wie eine Parallelwelt zur Realität existiert. Denken Sie das auch?
Ich kann nur so viel sagen, dass mir immer wieder lauter merkwürdige Dinge passieren. Neulich zum Beispiel, da saß ich mit einer befreundeten Kollegin im Café und erzählte ihr von dem Fuchs, der in meinen Roxy-Sauerteig-Büchern eine Rolle spielt. In der nächsten Sekunde begannen die Leute um uns rum plötzlich aufgeregt zu rufen und zeigten in unsere Richtung. Warum? Weil ein Fuchs nur einen Meter an uns vorbei den Bürgersteig entlanglief.