Yvonne Struck - Autor
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Autorin

Yvonne Struck

Yvonne Struck, geboren und aufgewachsen in Lübeck, schrieb schon in der Grundschule die ersten Geschichten und Gedichte. Nach dem Abitur studierte sie zunächst Biologie und arbeitete nach dem Diplom in verschiedenen Berufen, bevor sie hauptberuflich Autorin wurde. Sie schreibt Jugendbücher und Romane für Erwachsene und lebt nach Stationen in Hamburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schweden heute in Kleve am Niederrhein.

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Interview

»Das Beruhigende und Beunruhigende gleichzeitig ist: Es ist gibt keine Anleitung fürs Erwachsenwerden. Jede*r muss ihren oder seinen eigenen Weg finden.« | 29.03.2021

Sie schreiben mit großem Erfolg Romane für die Zielgruppe ab 12. Was reizt Sie daran, für Jugendliche zu schreiben, die immerhin als eher schwierig zu erreichen gelten? Die Jugend ist eine ganz spannende Zeit, vielleicht die spannendste überhaupt im Leben. Einerseits ist man kein Kind mehr, anderers...

Sie schreiben mit großem Erfolg Romane für die Zielgruppe ab 12. Was reizt Sie daran, für Jugendliche zu schreiben, die immerhin als eher schwierig zu erreichen gelten?
Die Jugend ist eine ganz spannende Zeit, vielleicht die spannendste überhaupt im Leben. Einerseits ist man kein Kind mehr, andererseits gibt es so viele Sachen, von denen man nur gehört oder gelesen hat. Man macht viele Dinge zum ersten Mal und hat tausend Möglichkeiten. Das ist total aufregend, macht aber auch Angst, weil alle immer so tun, als hätten sie den Durchblick, den man selber überhaupt nicht hat.
Das Beruhigende und Beunruhigende gleichzeitig ist: Es ist gibt keine Anleitung fürs Erwachsenwerden. Jede*r muss ihren oder seinen eigenen Weg finden.
Kinder und Jugendliche wachsen heute als Digital Natives auf – spielt diese Entwicklung eine Rolle in Ihren Büchern?
Ich schreibe ja realistische Jugendbücher, das heißt, meine Bücher sollen das Leben der Jugendlichen abbilden. Und dazu gehören auch Handy und Co. Meine Hauptfigur Josi schreibt wie jede Jugendliche Nachrichten an ihre Freundinnen, sie recherchiert im Internet und schaut Videos (z.B. über Frisuren oder DIY-Videos). Das alles kommt aber nur am Rande vor, ist mehr Mittel zum Zweck. Die eigentliche Handlung findet schon noch im „Real Life“ statt.

Worauf legen Sie beim Schreiben Ihrer Bücher besonders großen Wert?
Dass sie Spaß machen und dass sie echt sind. Man sollte beim Lesen nur Josis Stimme hören und nicht merken, dass die Autorin in Wahrheit viel älter ist. Um das zu erreichen, überarbeite ich den Text viele Male. Im Idealfall haben die Leser*innen das Gefühl, mit einer guten Freundin zu plaudern. Josi lernt ja im Laufe des Buches so einiges über sich und andere, zum Beispiel, auf ihre innere Stimme zu hören, selbstbewusster zu werden, auf andere zuzugehen und vieles mehr. Und die Leser*innen gehen diesen Weg mit und fühlen sich dadurch vielleicht auch ein bisschen gestärkt.

Ihre Leserschaft lobt immer wieder, dass Sie den Ton der Jugendlichen genau treffen, ihnen auf Augenhöhe begegnen – und bei Ihren Lesungen wird viel gelacht. Wie kommt es, dass Sie der Zielgruppe so nah sind?
Ich kann mich einfach noch gut daran erinnern, wie es ist, Jugendliche zu sein. Auch, wenn heute vieles über andere Kanäle läuft (Stichwort: Handy), die wichtigen Themen sind immer noch dieselben: Freundschaften, die sich verändern, die erste Liebe, der erste Kuss, Unsicherheit, Dazugehören-Wollen, cool sein, nervige Eltern usw.

In Ihrem neuen Buch muss sich die 13-jährige Josi mit dem Gedanken anfreunden, dass Ihre Mutter einen neuen Mann kennenlernt – ausgerechnet den Vater ihres nervigen Klassenkameraden Lasse. Wie kamen Sie zu dieser Idee?
Ich wollte gerne über ein Mädchen schreiben, das mit einer alleinerziehenden Mutter aufwächst. Damit fing es an. Und der Rest ergab sich dann so nach und nach … Ein Buch besteht ja nie nur aus einer einzelnen Idee, die kann höchstens der Ausgangspunkt sein. Dann fragt man sich natürlich: Was ist das für ein Mädchen, was ist das für eine Mutter? Und natürlich: Was für einen Konflikt gibt es? Denn ohne Konflikt ist ein Buch ja grottenlangweilig. So kamen dann eben Lasse und sein Vater dazu. Und danach noch viele weitere Freundinnen und Freunde, eine Oma, ein Hund, eine Nachbarin, ...
Josi hat anfangs außerdem Schwierigkeiten, Ihren Platz in der Schulklasse zu finden; sie wird geärgert, vieles ist ihr peinlich. Haben sich Jungs und Mädchen zu Ihrer Schulzeit auch so verhalten?
Diese Dinge sind ja nichts, was nur speziell Josi passiert. Bei allen Jugendlichen verändern sich die Interessen und damit auch die Freundschaften. Was gestern noch cool war, ist heute peinlich, die Jungs ärgern die Mädchen und umgekehrt. Das war natürlich auch bei mir so.
Nur wird bei Josi die Situation dadurch verschlimmert, dass ihre beste Freundin von einem auf den anderen Tag nicht mehr da ist und dann auch noch dieser extrem blöde Junge in ihre Klasse kommt, der sie immer ärgert … ein Alptraum!
So schlimm war es bei mir zum Glück nicht. Aber man muss als Autorin ja immer besonders fies zu seinen Figuren sein, damit es spannend bleibt. Und zum Glück ist am Ende dann doch alles ganz anders … Aber ich will nicht zu viel verraten!

Erkennen Sie sich selbst als Jugendliche in Ihrer Protagonistin wieder?
Na klar! In meinen Protagonistinnen steckt immer ein Teil von mir! Aber das heißt natürlich nicht, dass ich einfach mein Leben als Jugendliche aufgeschrieben hätte. Ich hatte zum Beispiel keine alleinerziehende Mutter und meine Freundin ist nicht ins Internat geschickt worden. Und einen Lasse kannte ich auch nicht … Aber genau wie Josi habe ich über die Dinge, die um mich herum passierten, sehr genau nachgedacht. Ich war auch oft schüchtern und unsicher- Aber wer ist das nicht in dem Alter? Und ich habe viele kreative Sachen ausprobiert, genau wie Josi mit ihren Freundschaftsarmbändern.

Zuletzt noch ein heißer Tipp für Ihre Leserinnen und Leser: Wie wird man nervige Jungs am besten los?
Na ja, Josi will Lasse ja gar nicht unbedingt loswerden. Am Anfang vielleicht, aber später findet sie ihn sogar ziemlich interessant … Außerdem, mal ehrlich: Jeder Junge nervt manchmal die Mädchen. Und umgekehrt! Das gehört dazu und ohne wäre es ja auch irgendwie öde, oder?
Wenn man allerdings ernsthaft Ruhe vor jemandem haben will oder sogar belästigt wird, hilft nur eines: Eine klare Ansage in ruhigem Ton. Ohne Kichern oder Augenrollen, sodass ganz klar ist: Ich meine es wirklich ernst.
(Und wenn das auch nicht hilft: Holt Euch Hilfe! Mobilisiert Eure Freund*innen oder holt eine*n Erwachsene*n dazu. Denn niemand darf euch näherkommen, als ihr es wollt.)

Interview

»Hört auf die kleine Stimme im Hinterkopf, und nicht auf das, was alle anderen sagen.« | 12.03.2015

Yvonne Struck, geboren 1976 in Lübeck, war nach ihrem Diplom in Biologie mehrere Jahre Studienleiterin für Patientenbefragungen in Hamburg. Seit 2007 arbeitet sie als freie Autorin. „Jungs, meine Mutter und der ganze andere Mist“ ist ihr erstes Jugendbuch. Von ihrem peinlichsten Erlebnis als Jugendl...


Yvonne Struck, geboren 1976 in Lübeck, war nach ihrem Diplom in Biologie mehrere Jahre Studienleiterin für Patientenbefragungen in Hamburg. Seit 2007 arbeitet sie als freie Autorin. „Jungs, meine Mutter und der ganze andere Mist“ ist ihr erstes Jugendbuch. Von ihrem peinlichsten Erlebnis als Jugendliche und wie sie vom Kinderbuch zum Jugendbuch kam, erzählt die Autorin im Interview.

Frau Struck, Ihr Buch „Jungs, meine Mutter und der ganze andere Mist“ erscheint jetzt im März. Können Sie den Inhalt ganz kurz und bündig zusammenfassen?
Das Buch handelt von der dreizehnjährigen Marie, die alles über Sex weiß – theoretisch, denn geknutscht hat sie bisher nur ihren eigenen Unterarm. Dabei würde sie viel lieber Flo küssen, den Bruder ihrer besten Freundin Sonja! Blöd nur, dass der sie gar nicht beachtet. Sonja ist ihr da keine Hilfe, die brezelt sich plötzlich total auf und hat keine Zeit mehr für sie. Dann fängt auch noch Maries Mutter an zu spinnen, und hoffentlich sieht keiner die peinlichen Zeichnungen in Maries Bioheft …
Ihr Roman hat die Form eines Tagebuchs, wie sind sie auf diese Idee gekommen?
Tatsächlich habe ich das Buch erst in der dritten Person angefangen, aber so gefiel es mir überhaupt nicht. Dann habe ich alles noch einmal umgeschrieben als Tagebuch. Jetzt kann man mitlesen, was Marie genau in diesem Moment fühlt und denkt, man kann praktisch direkt in ihren Kopf gucken!
Haben Sie als Teenager selbst Tagebuch geführt?
Ja, aber ich habe nicht jeden Tag geschrieben. Eigentlich nur, wenn etwas Besonderes passiert war, meistens wenn ich traurig oder verletzt war und nicht wusste, was ich machen sollte. Dann war das Aufschreiben wie ein Gespräch mit einer guten Freundin, wo einem schon beim Erzählen alles viel klarer wird.
Mit Marie haben Sie eine Anti-Heldin geschaffen, die einige peinliche Erfahrungen machen muss, ist Ihnen auch schonmal etwas Peinliches passiert? Wenn ja, verraten Sie uns, was passiert ist?
Als ich so alt war wie Marie, war mir fast alles peinlich. Am schlimmsten war, dass ich immer rot wurde, ganz besonders, wenn ein bestimmter Junge mich ansprach. Irgendwann ist das jemandem aufgefallen, und der Junge hat dann immer zu mir gesagt: „Yvonne, werd´ doch mal rot!“ Und alle haben mich angestarrt, um zu sehen, ob es klappt. Wie soll man da bitteschön nicht rot werden?
Sie haben schon einige Kinderbücher geschrieben, warum jetzt ein Jugendbuch?
Weil die Jugend eine ganz spannende Zeit ist. Einerseits ist man kein Kind mehr, andererseits gibt es da viele Sachen, von denen man nur gehört oder gelesen hat, wie zum Beispiel Sex. Das ist total aufregend-kribbelig im Bauch, aber auch beängstigend, weil alle immer so tun, als hätten sie den Durchblick, den man selber überhaupt nicht hat.
Was ist das Spannende daran, ein Jugendbuch zu schreiben?
Genau dieses Hin und Her der Gefühle zu beschreiben. Das Kribbeln, die vielen Möglichkeiten, die man hat - aber auch die Unsicherheit, die Angst, anders zu sein und nicht dazu zu gehören. Ich wollte gerne zeigen: Es ist gibt nicht nur einen einzigen richtigen Weg, jeder muss seinen eigenen finden.
Wie viel von Ihrem Biologiestudium steckt in dem Buch?
Vom Biostudium direkt nichts. Aber danach wollte ich eine kurze Zeit lang Bio-Lehrerin werden, und bei einem Schulpraktikum wurden im Biounterricht Kondome über Bananen gezogen. Das habe ich im Buch genauso übernommen!
Maries Freundin liest hauptsächlich Mädchenzeitschriften, was haben Sie als Jugendliche gelesen?
Alles, was es in unserem Büchereibus gab. Der kam einmal in der Woche, und ich habe da stapelweise Bücher rausgetragen – Krimis, Lovestories, alles. Aber Mädchenzeitschriften habe ich natürlich auch gelesen. Ich wollte mich ja informieren, und damals gab es ja noch kein Internet! (Unglaublich, oder?)
Haben Jugendliche aus Ihrem Verwandten- oder Bekanntenkreis das Buch Probe-gelesen?
Ehrlich gesagt, nein. Bei diesem Buch hatte ich überhaupt nur zwei Testleser: meinen Mann und meine Mutter. Aber in meinem Bekanntenkreis gibt es einige Mädchen, die schon ganz heiß darauf sind, es jetzt zu lesen!
Was können Sie den Teenagern von Heute als Tipp mit auf den Weg geben?

Als Jugendliche habe ich nichts mehr gehasst als Erwachsene, die zu mir sagten: „Mach dies oder das bloß nicht oder mach das auf jeden Fall so oder so!“ Deswegen werde ich mich jetzt bestimmt nicht hinstellen und dasselbe tun. Was ich wirklich wichtig finde, ist, auf sich selber zu hören. Auf die kleine Stimme im Hinterkopf, und nicht auf das, was alle anderen sagen.

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