Handlung
München und Paris 1953
Für Mabelle von Haynbach geht ein großer Traum in Erfüllung: Sie hat erstmals einen Job als Mannequin in Paris erhalten. Natürlich ist sie aufgeregt und kann es gar nicht erwarten, all die Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln. Gleichzeitig hat die junge Frau noch eine zweite Mission. Sie möchte nicht nur auf beruflicher Ebene voll durchstarten, sondern auch die Familienverhältnisse klären. Es wird Zeit, dass der wahre Grund für die Entzweiung von den Großeltern und ihren Eltern öffentlich wird und dem möchte Mabelle nachgehen. Daher steht ein Besuch bei den Großeltern ganz weit oben auf ihrer Agenda. Ihr erster Eindruck von ihnen ist positiv, allerdings scheint er nur von kurzer Dauer zu sein. Den der Handwerker Claus kann das Herz der jungen Frau auf Anhieb erobern, allerdings scheint die Liebe über Standesgrenzen im Schloss Haynbach nicht gern gesehen zu sein. Es scheint, als würden sich alte Ereignisse wiederholen...
Meinung
Das Cover mag ich bis auf einen Punkt eigentlich recht gern. Es zeigt eine schöne Szene, die Farben sind ganz hervorragend gewählt und ich mag die verschnörkelte Schrift des Titels unheimlich gern. Es wurde eine Szene abgebildet, die in Paris verortet ist und wo eine junge Dame über eine Brücke geht. Sie sieht man nur von hinten und ich bin mit ihrem Auftreten nicht sehr glücklich. Irgendwie sieht sie mir zu kindlich aus und nicht wie eine Dame mit Selbstbewusstsein und Aura, so wie Mabelle es ist. Und ich gehe ja mal stark davon aus, dass die Person auf dem Cover die Hauptprotagonistin des Buches darstellen soll. Ich finde irgendwie, hier hätte es einen größeren Auftritt benötigt, vielleicht in einem Kleid, welches im Buch eine Rolle spielt?
Sowohl den ersten, als auch den zweiten Band habe ich gelesen. Band eins war okay, ich hatte mir etwas mehr erwartet und bin der Überzeugung, dass das Potenzial der Geschichte nicht vollkommen ausgeschöpft wurde. Die Fortsetzung konnte mich schon mehr begeistern und nun war mein Interesse an der Reihe vollends geweckt. Ich habe mich sehr auf das Erscheinen des dritten Bandes gefreut und es ist eine toll gewesen, den Roman als Rezensionsexemplar zu erhalten. Dafür ein ganz herzliches Dankeschön an den Bastei Lübbe Verlag!
Noch bevor die Handlung gestartet ist, hat ein besonderes Detail direkt meine Aufmerksamkeit geweckt. Vor dem Beginn neuer Kapitel wurde angegeben, an welchem Ort und zu welcher Zeit die folgenden Ereignisse spielen. Somit bekommt man direkt einen richtig guten zeitlichen Überblick und man kann genaustens schauen, wie viel Zeit seit dem letzten Kapitel vergangen ist. Außerdem kann man als Leser einen kleinen Blick in die Zukunft wagen und schauen, was die Figuren auf historischer Ebene erwarten und welche Ereignisse ihr Leben wohl beeinflussen könnte. Wie man also aus meinen Worten herauslesen kann, bin ich absolut angetan davon, wie genau die Zeiten und Orte benannt sind. Das hat sich außerdem insofern als hilfreich gestaltet, weil sich der Roman über etwas mehr als ein Jahr erstreckt, in dem allerhand passiert und wo es daher ein leichtes gewesen wäre, sich zeitlich zu verlieren.
Bereits nach wenigen Seiten sind mir nach und nach immer mehr Geschehnisse aus dem ersten Band eingefallen, weshalb ich mich sehr schnell in der Geschichte zurechtgefunden habe und sich der Start in den Roman als sehr angenehm und locker herausgestellt hat. Es gibt auf den ersten Seiten immer wieder kleine Anmerkungen, anhand derer ein Wiedererkennen der Figuren sehr leicht ist und wo manche Handlungen aus den ersten beiden Teilen ein wenig rekapituliert werden.
Schnell konnte mich die Geschichte in ihren Bann ziehen, ich mochte schon den Einstieg ins Buch sehr gern und dies hat sich über die gesamte Erzählung erstreckt, weshalb ich schnell festgestellt habe, dass die Reihe für meinen Geschmack von Band zu Band besser und runder wird!
Von der ersten Seite an habe ich die Ereignisse mit viel Interesse verfolgt und als ich einmal mit dem Lesen begonnen hatte, habe ich nicht so schnell damit aufgehört. Irgendwie hatte die Geschichte einen wunderbar lockeren Unterton, der mich direkt angesprochen hat, der die Ereignisse auf realistische und unterhaltende Weise geschildert und sich sehr positiv auf meinen Lesefluss ausgewirkt hat. Insgesamt habe ich deshalb auch nur knapp drei Tage für die Lektüre benötigt, danach war das Buch ausgelesen und seitdem freue ich mich sehr auf den vierten Band!
Die Sprache leitet den Leser ganz wunderbar durch die Handlung. Sie ist detailreich und beschreibend, sie ist gut lesbar und teilweise in die Tiefe gehend. Man erhält nicht nur einen soliden Eindruck von der Handlungszeit und den Orten, sondern auch von den Figuren und den einzelnen Situationen. Es werden mit einfachen Worten lebendige Bilder der Szenen gezeichnet und ich mag es sehr, wie lebhaft und greifbar die meisten der Protagonisten sind.
Ich finde, dass sich die Spannung durchweg auf einem soliden Niveau befindet. Sie ist mal mehr, mal weniger spürbar und bis kurz vor dem Ende des Romans bleiben einige Fragen offen, die erst dann ausführlich geklärt werden. Natürlich gibt es einige Szenen, die aufregender gestaltet wurden und bei denen man sich über den Ausgang der Situation nicht ganz sicher sein kann. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch allerhand Abschnitte, in denen der Alltag der Figuren geschildert und wo mehr Ruhe in die Geschichte gebracht wird. Insgesamt gibt es also einen schönen Wechsel von ruhigen und spannungsreichen Momenten und diese Abwechslung ist sehr gut gelungen!
Wie auch schon in den vorherigen Bänden werden auch diesmal wieder mehrere Erzählperspektiven genutzt, um dem Leser einen möglichst großen und runden Blick auf die Geschehnisse zu gestatten. Man verfolgt dabei Mabelle auf ihrem Weg, wie sie Karriere macht, ihre Großeltern kennenlernt und wie sie ihre große Liebe findet. Sie reist dabei ein wenig herum und aus ihren Augen erlebt man sowohl Paris, als auch das Anwesen der Großeltern. Dagegen befindet sich ihre Familie weiterhin in München, sie erlebt man aus altbekannten Settings und man kann gut schauen, wie sich diese Orte im Verlauf der Jahre geändert haben. Claire, sowie Mabelles Geschwister Richard und Viktoria berichten davon, was es innerhalb der Familie neues gibt und welchen Weg sie beruflich mit ihrer Firma gehen.
Anhand der verschiedenen Perspektiven erhält man einen guten Rundumblick, es ist möglich, unterschiedlichen Figuren ein bisschen über die Schulter zu schauen und die Situationen aus mehreren Winkeln zu betrachten. Man kann die Protagonisten besser einschätzen, ihre Motive und Geheimnisse mehr verstehen und es gibt gesamt einen stimmigen Blick auf jegliche, im Buch angesprochene Themen. Zudem gibt es Informationen darüber, wie die einzelnen Personen fühlen und denken, was sie beschäftigt und was sie versuchen zu verdrängen. Dadurch werden ihre Charaktere noch lebendiger und greifbarer und man kann jegliche Situationen und Aussagen gut nachvollziehen.
Ich finde es ein wenig schade, dass auf einige Themen nicht noch näher eingegangen wird. Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass sich mehr Szenen um die Arbeit von Mabelle als Model drehen, man auch mehr über ihr Dasein als Mutter erfährt und wie sie zu dieser Rolle steht und vielleicht auch, welche Auswirkungen es auf sie und ihr Kind hat, dass Mabelle für ihren Job häufig reisen muss. Ich finde, bei solchen Thematiken fehlen ein paar Informationen und die Geschichte hätte dadurch noch mehr Tiefgang erhalten können!
Ab und an wurden ein paar historische Informationen eingebunden. Diese sind vor allem im Zusammenhang mit der Mode und dem damaligen Schönheitsideal, aber auch mit möglichen Standesdünkeln und Lebensweisen. Zu diesen Themen gibt es regelmäßig Informationen, anhand derer man einen kleinen Einblick dazu erhält, wie die Menschen zur Handlungszeit, den 1950er Jahren getickt haben.
Ich finde, dass die Zeichnung der Orte sehr gut gelungen ist. Jeder Ort erhält eine feine Beschreibung und lässt dadurch lebhafte Bilder vor Augen entstehen. Jedes Setting wurde lebhaft und detailreich umschrieben, es hat teils bestimmte Stimmungen erhalten und besticht mal durch eine kühle Aura, mal durch eine einladende Gemütlichkeit. Ich mag zudem die Abwechslung sehr gern. Man lernt im Verlauf der Geschichte die unterschiedlichsten Gebäude kennen und man kann sich sowohl von einfachen Häusern, als auch von herrschaftlichen Anwesen einen guten Eindruck verschaffen. Eine bunte Mischung, die ansprechend ist und mir gut gefällt.
Auch mit der Darstellung der Figuren bin ich vollkommen zufrieden. Es treten viele starke und interessante Personen auf, die unterschiedliche Motive haben und ihrem Charakter durchweg treu bleiben. Ich mag es sehr, wie nicht nur positiv konnotierte Protagonisten vorkommen, sondern auch einige Gegenspieler vorhanden sind. Diese bringen Schwung und einen Hauch von Spannung in die Geschichte und tun damit der gesamten Handlung sehr gut!
Bei vielen Figuren, allen voran bei Mabelle, ist im Verlauf der Erzählung eine schöne Entwicklung zu sehen. Diese fällt nicht immer unglaublich groß aus, manchmal ist sie auch erst nach dem Beenden des Buches und dem sinnieren über die Geschichte erst so richtig erkennbar.
Viele Handlungen sind überraschend gekommen. Einiges war ein wenig vorhersehbar und es ist ja schon klar, wo sich die Erzählung hin entwickeln wird. Aber doch gibt es auch immer wieder Momente, mit denen ich so nicht gerechnet hatte und die der Geschichte neuen Schwung geben. Auf diese Weise bleibt die Handlung stets interessant und es wird mit der Familie Haynbach einfach nie langweilig!
Fazit
Zusammenfassend ist dieser Band mein bisheriger Favorit der Reihe. Vieles, was ich in den vorherigen Teilen ein wenig bemängelt habe, konnte mich diesmal mehr überzeugen und ich bin so froh, dass ich der Saga trotz des etwas schwachen ersten Bandes treu geblieben bin. Und aus diesem Grund freue ich mich auch so sehr, dass es noch einen weiteren Teil der Modehaus Haynbach – Reihe geben wird und damit auch ein Wiedersehen mit den liebgewonnen Personen möglich ist!
Bis auf ein kleines Pünktchen konnte mich die Geschichte überzeugen, sie hat mich definitiv gut unterhalten, war teilweise ein bisschen überraschend, oft sehr ehrlich und lebendig!
Diese Rezension stammt aus unserer Community Lesejury,
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