Veröffentlicht am 21.05.2019
Was ist Wahrheit und was Einbildung?
Kira ist am Boden zerstört, als sie nun auch noch ihre Mutter verliert.
Alles was ihr geblieben ist, ist die Wohnung und zwei Kartons voller Erinnerungen.
Sie hat Angst, dass sie sich in ihrer Trauer wieder in eine Psychose flüchtet, die zum ersten Mal zum Vorschein kam, als ihr Vater starb.
Damals versuchte er ihr Leben zu retten und hat mit seinem eigenen dafür bezahlt.
Kira konnte mit ihren Schuldgefühlen nicht leben und hatte ihre Psyche so wenig unter Kontrolle, dass sie mit ihrem unberechenbaren Verhalten auch noch das Leben ihres Bruders gefährdete.
Nur schwer schaffte sie es mit Hilfe ihres Bruders und ihrer geliebten Mutter zurück in ein normales Leben.
Und nun ist ihre Mutter tot.
Als eines Tages die Urne ihrer Mutter auf dem Küchentisch steht, glaubt Kira es geht wieder los.
Sie halluziniert wieder. Oder doch nicht?
"Mitten auf dem Tisch stand eine graue Urne aus Keramik, auf die eine rote Rose mit dunkelgrauen Blättern gemalt war. Darüber war in geschwungener Schrift eingraviert: Maria Roth 26.06.1972 - 19.05.2018 Kiras Puls schoss in die Höhe. Sie trat an den Tisch und bemerkte erst jetzt das zusammengefaltete Blatt Papier, das von der Urne beschwert wurde. Mit zitternden Händen Griff sie danach und öffnete es. Es waren nur zwei Sätze, die darauf standen: Sie war nicht deine Mutter. Und du verdienst es nicht zu leben! " Zitat Position 222
Im Prolog wird dem Leser bereits der tragische Grund für Kiras psychische Probleme in der Vergangenheit erläutert.
Damit hat die Autorin mich bereits emotional gefesselt und ich musste unbedingt weiterlesen.
Die Geschichte spielt dann in der Gegenwart.
Die 27jährige Kira nahm ich als verunsicherte und im Umgang mit Menschen zurückhaltende Persönlichkeit wahr. Immer wieder verängstigt, dass ihre psychischen Probleme ans Tageslicht kommen und die Leute sie dafür verurteilen und meiden, vertraut sie sich nur ihrem Bruder Ben an. Die von ihr als liebenswürdig beschriebene "Stütze" empfand ich jedoch kalt und herzlos.
Auch ihre beste Freundin Sarah scheint eigene Probleme zu haben.
Einzig der ehemalige Pfleger ihrer Mutter scheint Verständnis aufzubringen und ist für sie da.
Viele Entscheidungen und Reaktionen von Kira sind nicht ganz nachzuvollziehen, wobei man nun einmal nicht weiß, wie man in der gleichen Situation reagieren würde.
Der Schreibstil ist flüssig und ohne viele Fremdwörter und Geschnörkel, jugendlich und aktuell verfasst und hat mir auch mit den kurzen Kapiteln gut gefallen.
Patricia Walter schafft es mich bis kurz vor Schluß zu verunsichern. Trachtet jemand nach Kiras Leben oder ist sie wirklich verrückt geworden.
Dieses hin- und her hielt für mich die Spannung während des gesamten Buches über hoch.
Im Dialog gibt es hin und wieder Einwürfe zu politischen Geschehen und Tierschutz. Themen, die der Autorin offensichtlich am Herzen liegen und das Werk damit noch authentischer und aktueller machen.
Der Schluß war dann noch eine Überraschung und lässt Hoffnung auf eine Fortsetzung aufkeimen.
Fazit: ein gelungener Thriller, der verwirrt und lückenlos aufklärt und mit einer tiefsinnigen Aussage emotional berührt.
Diese Rezension stammt aus unserer Community Lesejury, in der lesebegeisterte Menschen Bücher vor allen anderen lesen und rezensieren können. Hier kannst du dich kostenlos registrieren.