Autorin

Lilly Adams

Lilly Adams ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die mit ihrer Familie in München lebt. Nach dem Abitur und einem Zeitschriftenvolontariat absolvierte sie ein Diplomstudium der Germanistik, Journalistik und Kunstgeschichte in Bamberg. Heute arbeitet sie als Schriftstellerin, fürs Fernsehen, gibt Schreibseminare und lektoriert.
 

Interview

Lilly Adams spricht im Interview über ihren Roman "Nebenan funkeln die Sterne" | 23.09.2018

Ihr Buch befasst sich mit einem Instagram-Star und dessen Leben, haben Sie selbst einen Account?Ja, klar, als Privatperson habe ich schon länger einen Account – vor allem für schöne Landschaftsaufnahmen, Fotos aus meinem Garten, leckere Gerichte, die ich koche, Urlaubsbilder und solche Sachen. Und L...

Ihr Buch befasst sich mit einem Instagram-Star und dessen Leben, haben Sie selbst einen Account?
Ja, klar, als Privatperson habe ich schon länger einen Account – vor allem für schöne Landschaftsaufnahmen, Fotos aus meinem Garten, leckere Gerichte, die ich koche, Urlaubsbilder und solche Sachen. Und Lilly Adams hat natürlich auch einen, wo sie Bilder postet, die irgendwie zu „Nebenan funkeln die Sterne“ passen – mit Zitaten aus dem Buch, aktuellen Entwicklungen oder sie versucht sich als Grafikerin – natürlich längst nicht so professionell wie ihre Heldin Emma.
Mit welchen Worten würden Sie ihr Buch „Nebenan funkeln die Sterne“ beschreiben?
Meine Lektorin Steffi hat das perfekt auf den Punkt gebracht: „Happy Tears“ – das hatte ich beim Schreiben immer im Hinterkopf. Einerseits hat die Geschichte durchaus melancholische Momente, andererseits geht es ja auch ums Glück und wie man es findet.
Gab es eine Person, die Sie zu Emma inspiriert hat? Oder steckt vielleicht ein bisschen von Emma in Ihnen selbst?
Nein, eine konkrete Person hatte ich nicht vor Augen. Ich glaube, wenn es um das Emotionale geht, bringt jede Autorin ein Stück von sich in ihre Figuren ein – schließlich hat man ja viele Erfahrungen mit den eigenen Gefühlen. Als junge Frau war ich auch eher schüchtern und introvertiert und musste erst Vertrauen zu Menschen fassen, um mich zu öffnen. Und natürlich kann ich mich in die Gefühlslagen von damals noch sehr gut zurückversetzen.
Was hat Sie dazu veranlasst, ein Buch über den großen Spagat zwischen Online- und Offline-Welt zu schreiben? Gab es einen speziellen Auslöser?
Einen speziellen Auslöser gab es nicht – aber mich interessieren immer Geschichten, in denen Schein und Sein weit auseinanderklaffen. Und wenn man so durch Instagram scrollt oder auch Artikel liest über „Influencer“ und ähnliches, da fängt meine Phantasie schon mal an, auszuschlagen. Ich habe einige Berichte gelesen über den großen Aufwand, den manche Instagramer betreiben, um diese Glücks-Welt aufzubauen – und wenn man hinter die Kulissen schaut, geht es eben alles andere als glamourös zu. Das fand ich sehr spannend.
In Ihrem Buch beschreiben Sie Emmas Flucht in die sogenannte Online-Welt, als eine Art Rückzugsort, eine „Wohlfühl-Welt“ mit hübschen Fotos von schönen Dingen. Worin sehen Sie die Gefahr dieser Welt?
Es gibt Studien, die belegen, dass Instagram das „gefährlichste“ soziale Netzwerk ist, weil der Druck so groß ist. Je mehr Menschen schöne, tolle, fröhliche Bilder posten, umso stärker meinen andere, sie müssen es auch tun. Aber wenn ihr Leben gerade furchtbar, langweilig oder belanglos ist – was sollen sie dann posten, um dabei zu sein? Ich kann mir schon vorstellen, dass sensible Charaktere da ernsthaft unter Druck geraten und sich fragen, warum ihr Leben nicht so toll ist wie das der anderen. Zum anderen, glaube ich, dass das Leben in dieser Scheinwelt einen dazu verführt, seine Komfortzone nicht mehr zu verlassen. Das moderne Leben hält viele Zumutungen parat, vor allem was das menschliche Miteinander angeht. Gehe ich dort nicht mehr hin, passiert mir nichts. Aber man bringt sich natürlich auch um wahnsinnig viele positive Erlebnisse und Erfahrungen, die man nur haben kann, wenn man sich unter Menschen bewegt. Tut man dies nicht, glaube ich, erliegt man schnell der Gefahr, alles viel negativer zu sehen, als es in Wahrheit ist.
Meinen Sie, dass viele Menschen in der Online-Welt versuchen die Anerkennung zu erlangen, die sie sich im realen Leben nicht trauen einzufordern?
Ich glaube in jedem Fall, dass man viel schneller Meinungen kundtut, etwas von sich preisgibt, weil in dem Moment, in dem man dies tut, kein direktes Gegenüber da ist – man hat das Gefühl, es kann einem nichts passieren. Von Mensch zu Mensch würde man vermutlich öfter mal die Klappe halten und sich längst nicht so unverblümt trauen, seine Meinung zu sagen. Wenn es um schöne Bilder geht – ja, da will man schon Zuspruch – einerseits dafür, ein tolles Fotomotiv gefunden, einen perfekten Moment eingefangen zu haben, andererseits sicher auch als Selbstbestätigung: Hey, wow, das ist ja toll – DU bist toll!
In Ihrem Buch deuten Sie oft Situationen an, in denen es vermieden wird das auszusprechen, was man eigentlich denkt. Ist das in der Online-Welt anders, der Austausch direkter?
Ich glaube, das Gefühl des direkteren Austauschs ist zwar da, aber es kann natürlich auch sehr schnell zu Missverständnissen kommen – gerade wenn jemand sich schriftlich nicht so gut ausdrücken kann. Und diese Missverständnisse dann zu klären, ist, glaube ich, ziemlich schwierig. Da ist es oft einfacher, den Kontakt auch schnell wieder abzubrechen. Ja, man ist schnell beieinander, aber das Fehlen von Gestik, Mimik, Körpersprache lässt auch viel Spielraum für vielleicht falsche Interpretation. Auch wenn ich die sozialen Medien nutze – ich würde eine echte Begegnung von Mensch zu Mensch immer vorziehen.
Und eine letzte Frage zum Schluss: Was würde Emma den Lesern dieses Buches mitgeben wollen?
Trau dich! Sei mutig! Du kannst nicht alles richtig machen im Leben - also verzeihe dir selbst, sei großmütig und großzügig mit dir - und mit anderen.
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