Wie ist „Ahoiii“ entstanden bzw. wie war Euer Werdegang?
Wolfgang Schmitz: Wir von „Ahoiii“ sind eine Firma bzw. ein Unternehmen, das Spiele und Apps herstellt und jetzt auch Bücher veröffentlicht. Wir haben uns über die Kölner Agentur „Denkwerk“ kennengelernt. Dort haben Karz und ich zusammengearbeitet. Karz gründete irgendwann sein eigenes Unternehmen und ein Jahr später fand ich Platz bei ihm im Büro, sodass wir als Freelancer zusammenarbeiten konnten. Einige Jahre später haben wir uns überlegt, dass wir gemeinsam Apps machen wollen. Ich habe angefangen Aquarelle zu malen und das war unsere Grundlage während Karz an der Programmierung gearbeitet hat und schließlich mit Jan, einem Studienfreund von mir, die emotionale Figur dazu kam.
Die konkrete Idee zur „Fiete-App“ entstand also erst, als Ihr Euch zusammengeschlossen habt. Aber wie seid Ihr auf die Figur „Fiete“ gekommen?
Karz von Bonin: Die erste Szene war sehr schnell fertig, denn angefangen haben wir zunächst mit einem Auto. Das Auto war für Kinder spannend, da es nicht fahren konnte und die Kinder daraus schlossen, dass sie ihm Reifenaufziehen müssen. Wir haben aber schnell festgestellt, dass ein Auto alleinziemlich langweilig ist. Wir haben uns überlegt, dass wir zusätzlich einen emotionalen Charakter brauchen. An diesem Tag ist dann der Charakterentstanden und auf einmal saß „Fiete“ in diesem Auto.
Also die Figur „Fiete“ war sofort da?
Wolfgang Schmitz: Ja, die Figur war sofort da und sah auch genau so aus, wie sie jetzt aussieht. Wir haben uns am Anfang schon überlegt, dass der Charakter auch ein kleiner Franzose, oder ein kleiner Bayer sein könnte, aber letztendlich haben wir uns vom nordischen Look inspirieren lassen (lacht). Dann haben wir ganz viel rumprobiert und irgendwann ist dann ein Seemann entstanden, den wir zu einem Spiel gemacht haben. „Fiete“ sollte ein Charaktersein, der eine Welt eröffnet und durch die internationalen App Stores überall ankommt.
Wie war denn die erste Reaktion von Euren Kindern auf die App?
Wolfgang Schmitz: Also das Erste, was sie gesehen haben war ja der Prototyp der App und mit dem haben sie sofort gespielt. Die Kinder waren damals erst zwei Jahre alt und haben die App sofort verstanden, was uns zeigte, dass man auch kleineren Kindern elektronische Spielzeuge geben kann. Sie haben damit genauso natürlich gespielt wie mit einem Spielzeugauto. Das hat uns auch das Potenzial eines Touch-Interface, wie dem iPad für Kinder, gezeigt. Es war immer schön, nach der Arbeit nach Hause zu kommen und den Kindern wieder einen neuen, fertigen Teil der App zeigen zu können. Es war, als würde der Papa immer neue Geschenke mit nach Hause bringen.
Wer hatte denn die Idee zu dem Bilderbuch?
Karz von Bonin: Im Grunde war immer klar, dass es zu „Fiete“ mal ein Bilderbuch geben muss. Der Look gibt das schon vor, denn es ist eine besonders haptische Optik. „Fiete“ sollte schon immer eine Marke in allen Medien sein und sich nicht nur auf die App beschränken. Wir wussten allerdings, dass wir die App nicht eins zu eins in ein Buchüberführen können.
Was ist leichter: Eine App zu entwickeln oder ein Buch zu schreiben?
Karz von Bonin: Für uns ist es natürlich derzeit leichter eine App zu programmieren und zu vermarkten, denn das ist uns immer noch vertrauter. Man darf den inhaltlichen Aspekt bei einem Buch nicht unterschätzen. Während man bei einer App immer mal schnell was ändern kann, ist das Buch für die Ewigkeit. Deswegen ist die Fallhöhe bei einem Buch für uns größer, denn bei den Apps sind wir durch unsere Erfahrung ziemlich trittsicher. Das Schreiben war ein neuer handwerklicher Prozess und wir mussten uns erstmals nach langer Zeit wieder ins Schreiben einfinden.
Sarah Walitzek: Schwer war für uns vor allem unsere Geschichte auf 40 Seiten zu erzählen. Bei einer App kann man ruhig nochmal 20 Levels dranhängen, wenn man so viele Ideen hat. Wir haben sehr viele Geschichten im Kopf, die leider einfach zu lang waren. Daher sind wir auch sehr froh, dass es nicht bei einem Buch bleibt!
Sind Apps cooler als Bücher?
Wolfgang Schmitz: Das lässt sich kaum vergleichen. Wir haben mittlerweile gemerkt, dass es eine App-Welt und die Buch-Welt gibt, und dass die beiden stets getrennt zu betrachten sind. Wir finden nicht die eine Welt schlechter oder besser als die andere und Eltern sollten offen für beide Medien sin. Nicht alles, was auf einem Bildschirmtransportiert wird, sollte von Eltern verteufelt werden. Es gibt schöne Apps und schöne Bücher und schlechte Apps und schlechte Bücher und wir hoffen, dass unser Buch einfach schön wird und sich viele Kinder daran erfreuen. Wir wünschen uns, dass „Fiete – Das versunkene Schiff“ für die heutigen Kinder die gleiche Bedeutung bekommt, wie unsere Bilderbücher früher für uns.
Was unterscheidet „Fiete – Das versunkene Schiff“ von anderen Bilderbüchern?
Wolfgang Schmitz: Das Bilderbuch über „Fiete“ bietet einfach Spielraum für mehr. Das Buch ist schon sehr komplex, aber es ist trotzdem erst der Anfang einer Serie. Die Kinder können sich auf weitere Abenteuer freuen, und die sind nicht vorhersehbar. Was in den nächsten Abenteuern passiert und wo „Fiete“ mit seinen Freunden strandet, dass wissen ja selbst wir noch nicht (lacht). Zudem ist der Hauptunterschied zu anderen Bilderbüchern natürlich der, dass es vorher eine App gab, auf die das Buch aufbaut und wir im Buch den außergewöhnlichen Look aus der App komplett übernommen haben.
Sarah Walitzek: „Fietes“ Geschichte hat eine Message, denn die Freunde bergen das Boot, die gute alte Bothilda, eigentlich für den alten Hansen und werden erst im Nachhinein für ihre Selbstlosigkeit belohnt. Daran können sich Kinder ein Beispiel nehmen.
Ist das Bilderbuch nur für Jungs oder auch für Mädchen geeignet?
Wolfgang Schmitz: Wir glauben, dass das Buch auch Mädchen gefallen wird, denn es ist ja absolut nicht „auf Radau“ gemacht. Gerade unser Hein ist eher der liebevolle, feminine Typ – er packt auf Reisen auch sein Flauschhandtuchmit ein (lachen). Außerdem kommt das Thema „Freundschaft“ im Buch keineswegs zu kurz.
Wenn ihr Euch was für den „Fiete“ wünschen könntet, was wäre das?
Karz von Bonin: Ein langes Leben in den Köpfen der Kinder würden wir uns für ihn wünschen. Es wäre einfach toll, wenn viele Kinder mit „Fiete“ aufwachsen würden.