Wo ist mein Platz im Leben, wie kann ich ihn finden? Und mit wem? Es sind Fragen wie diese, die junge Menschen umtreiben. Mit dem Roman OKAYE TAGE der YouTuberin Jenny Mustard begleiten wir Samantha und Luc, die sich in London kennenlernen. Sam ist aus Stockholm und nur für ein Praktikum in der Stadt an der Themse, Luc jobbt vor sich hin und träumt davon, etwas Besonderes aus seinem Leben zu machen. Die beiden verlieben sich – doch es sind nur ein paar Monate, bis Sam wieder zurück nach Schweden muss …

»Wollen wir was essen gehen?«, frage ich.
»Klar, warum nicht? Worauf hast du Lust?«
»Bibimbap?«
»Unten am Kanal?«
»Ja, und auf dem Weg nach Hause könnten wir ja noch in den Laden, den du so magst.«
Er blickt auf. Ich bereue, »nach Hause« gesagt zu haben. Es ist mein Zuhause, und er soll nicht denken, ich würde es als unser Zuhause bezeichnen. Wir sind noch in der heiklen Anfangsphase, in der es extrem auf Semantik ankommt. Von den acht Nächten seit dem ersten Mal haben wir sechs zusammen verbracht. Zweimal ist er nach Hackney in seine Wohnung gefahren, um sonst was zu tun. Beide Male habe ich ihn gefragt und beide Male hat er gegrinst und gesagt: »Irgendwann muss ich doch mal schlafen, oder?« Beide Male habe ich mich auf unbestimmte, aber unbestreitbare Weise zurückgesetzt gefühlt. Wahrscheinlich muss er Klamotten wechseln oder seine Zimmerpflanze gießen, falls er eine hat. Aber über Nacht wegbleiben, um Pflanzen zu gießen, kann ja wohl nur als sexueller Affront aufgefasst werden.

Übersetzung: Lisa Kögeböhn