
Veröffentlicht am 03.03.2023
“Ich bin kein Nichts; ich bin Adunni.”
Adunni ist vierzehn, als ihr Vater sie mit Morufu verheiratet, einem viel älteren Mann, der vom Alter her ihr Vater oder sogar Großvater sein könnte und auch bereits vier Kinder hat. Dabei träumt Adunni davon, weiter zur Schule gehen zu können.
Als die ranghöhere Ehefrau Morufus im Beisein Adunnis unerwartet stirbt, überschlagen sich die Ereignisse. Adunni hat Angst, dass man sie für den Tod verantwortlich machen wird und sie der Eifersucht bezichtigen wird. Sie muss fliehen, um am Leben bleiben zu können. Ihr Weg führt sie nach Lagos und in das Haus eines reichen Paares, das sie als Hausmädchen beschäftigt und sie schlägt und demütigt.
Doch trotz der widrigen Umstände hält Adunni an ihrem Wunsch nach einer Schulbildung und nach einer Karriere als Lehrerin fest. Es sind die Hoffnung, ihr Wille, ihr Mut, ihr Kampfgeist und ihr Glaube an das Gute, von denen sie getragen wird. Nach dem Tod der Mutter hat sie sich in den Kopf gesetzt, dass sich das Leben der Mutter, die ihre Träume ebenfalls auf Grund mangelnder Bildung nicht verwirklichen konnte, in ihr nicht fortsetzen soll. Sie will eine Stimme haben. Aber nicht irgendeine Stimme, sondern eine “lauterne”. Adunni möchte etwas erreichen, sie will das Leben von Menschen verändern und Gutes in der Welt schaffen.
“An dem Tag habe ich zu mir gesagt, wenn ich auch sonst nichts in diesem Leben hinkrieg, ich schaffe die Grundschule, die weiterführende Schule und auch die Uni, und ich werde Lehrerin, weil ich nicht nur irgendeine Art von Stimme haben will… Ich will eine lauterne Stimme.”
Der Roman zeichnet auf sehr eindrückliche Weise das Bild einer Gesellschaft, in der Mädchen oft jegliche Schulbildung versagt bleibt, in der sie minderjährig und gegen ihren Willen verheiratet werden oder als Hausmädchen ausgebeutet werden. In einem Zitat Morufus offenbart sich das Frauenbild, das die Gesellschaft prägt: “Mädchen sind nur gut für die Ehe, fürs Kochen und fürs Schlafzimmer.” Für diese Mädchen endet die Kindheit abrupt und ihre Träume, ihre Wünsche und Hoffnungen können fortan nur noch in ihrer eigenen Vorstellung weiter existieren. In der Realität ist kein Platz für sie.
Adunnis Schicksal steht stellvertretend für all die Mädchen, deren Träume und Talente durch Denkmuster, Traditionen und Strukturen der Unterdrückung verloren gehen. Gleichzeitig wirkt Adunnis Geschichte nie erdrückend, trotz all der Schicksalsschläge, denen sie sich stellen muss. Denn sie ist stark, optimistisch und wissbegierig und ihr Blick auf die Welt ist stets ein hoffnungsvoller, wie das folgende Zitat beweist: “Ich bin kein Nichts; ich bin Adunni. Ein Mensch, der was wert ist, weil morgen besser ist als heute.”
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