Elizabeth Macneal hat mit „Zirkus der Wunder“ ein wahres Goldstück erschaffen!
Dieses Buch hat mich fasziniert, emotional aufgewühlt und völlig in seinen Bann gezogen. Die Autorin hat es geschafft die ...
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Elizabeth Macneal hat mit „Zirkus der Wunder“ ein wahres Goldstück erschaffen!
Dieses Buch hat mich fasziniert, emotional aufgewühlt und völlig in seinen Bann gezogen. Die Autorin hat es geschafft die Skrupelosigkeit der viktorianischen Zeit sehr bildhaft und authentisch in eine Geschichte zu fassen, die mir sicher lange in Erinnerung bleiben wird. Sklaverei, Unterdrückung - Minderheiten hatten es in der Menschheitsgeschichte schon immer schwer und erst recht, wenn sie scheinbare Makel in jeglicher Form hatten. Waren sie stark behaart, hatten sie Leberflecken an den falschen Stellen, weißes Haar, Fehlbildungen, Tumore, diese Liste könnte man fast weg bis ins Unendliche ausweiten, so galten sie als Kuriositäten, Monster. Für mich eine Liste des Grauens, denn die armen Menschen, die so gezeichnet waren, wurden ausgegrenzt, misshandelt, zur Schau gestellt. Sie wurden nicht wie Menschen behandelt, sondern wie eine Ware, die man nach belieben kaufen und verkaufen kann. Schreckliche Vorstellung, oder? Noch schrecklicher jedenfalls finde ich es, dass dieses Geschäft bis in die heutige Zeit nachhallt und die Menschen nur langsam zur Besinnung kommen. Aber lest selbst und glaubt mir, auch ihr werdet im Anschluss Namen wie Julia Pastrana oder Charles Byrne recherchieren.
In diesem Buch jedenfalls lernen wir Nell kennen. Eine junge Frau, die über und über mit Muttermalen bedeckt ist. In ihrem Dorf ist sie die Außenseiterin, existiert bloß am Rande der Gesellschaft. Nur die Liebe ihres Bruders ist ihr sicher, denn als „Jasper Jupiters Zirkus der Wunder“ unweit ihres Dorfes kampiert, nutzt ihr Vater die Chance und verkauft sie zu einem Spottpreis als neue Attraktion. „Nellie Moon“, so wird der schillernde neue Star des Zirkus nun genannt und mit ihrer liebevollen, unbekümmerten Art wird Nell von ziemlich schnell von jedermann geliebt. Sie fühlt sich, nach dem holprigen, herzzerreißenden Start, wohl in ihrer neuen Familie, der Zirkus ist zu ihrer Heimat geworden.
Jasper und sein Bruder Toby sind unzertrennlich und doch grundverschieden. Der Impresario und sein Handlanger. Toby steht seit Jahren im Schatten seines Bruders und doch ist er derjenige, der bodenständig, sittsam und freundlich ist, wohingegen Jasper immer mehr will. Er träumt von Ruhm, von Macht und Reichtum. Sein Zirkus soll in aller Munde sein, sein Name unvergesslich.
Die Schausteller, die Jasper in seinem Zirkus versammelt hat, sind allesamt wahre Wunder. Sie treten auf, erfreuen das Publikum und werden von Jasper gut dafür entlohnt. Doch je höher man steigt, umso tiefer kann man auch fallen. Ein klein wenig habe ich Jaspers Ehrgeiz bewundert. Er hat sich Ziele gesetzt und so lange darauf hingearbeitet, bis er diese erreicht hat und das immer und immer wieder. Allerdings sollte man auch sehen, zu welchem Preis.
„Zirkus der Wunder“ vereint Unterhaltung, Geschichte und Wissenschaft zu einem komplexen Gefüge, dessen Zahnräder unweigerlich ineinandergreifen. Es eröffnen sich jede Menge Fragen, die sich teilweise nicht einfach beantworten lassen, sondern in denen es um so viel mehr als ein bloßes Ja oder Nein geht, nämlich um das Leben an sich, um seine Farben, seine Vielfalt, seine Freiheit.
Ich denke, die Geschichte von Nell, Jasper, Toby, Stella und allen hier dargestellten Charakteren darf uns Lesern die Augen öffnen, darf uns nachdenken und auch für einen Moment innehalten lassen. Stellt euch immer die Frage: Wie würdet ihr euch fühlen?
Ganz klare Leseempfehlung!
5/5⭐
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