Franziska ist aus ihrem Heimatort weggegangen um in einer größeren Stadt beruflich erfolgreich zu sein und sich nicht mehr so eingeengt und in vorgefertigte Muster gepresst zu fühlen. So schön es an der ...
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Franziska ist aus ihrem Heimatort weggegangen um in einer größeren Stadt beruflich erfolgreich zu sein und sich nicht mehr so eingeengt und in vorgefertigte Muster gepresst zu fühlen. So schön es an der Ostseeküste auch sein mag, zurück wollte sie eigentlich nicht. Doch dann kam alles anders. Nachdem Tod ihres Vaters erbt sie einen Campingplatz, allerdings ist der Plan, diesen fix auf Vordermann zu bringen und dann abzustoßen schnell geplatzt. Denn der Platz ist ziemlich marode, überall gibt es Baustellen und kaum ist ein Problem behoben, taucht das nächste auf. Und dann sind da ja auch noch die Camper, die sich langsam in das Herz von Franziska schleichen. Mittellos wie sie ist, kommen immer mehr tiefgründige Fragen in ihr auf und das Leben von Franziska wendet sich in eine andere Richtung, als sie sich bisher erträumt hatte.
Ich habe schon einige Bücher der Autorin gelesen und war hier fast überrascht, wie emotional berührend und stellenweise wirklich traurig die Geschichte war. Häufig sind die Bücher eher humorvolle Liebesgeschichten gewesen, in denen es aber auch -mal mehr, mal weniger- ernste oder nachdenkliche Themen, Hürden und Probleme gab. Die Grundstimmung habe ich aber trotzdem immer eher als gelöst und leicht empfunden. Hier war es anders. Was nicht schlimm oder schlecht ist, es hat mich einfach nur etwas überrascht. Trotzdem gibt es auch Momente zum Schmunzeln und herrliche schräge Gestalten, die auf dem Campingplatz wohnen und für fröhlichere, gelöste Augenblicke sorgen.
Protagonistin Franziska hatte sich ihr Leben eigentlich anders ausgemalt, doch dann kam Corona – der erste Schlag, vorallem beruflich. Damit ändert sich auch in ihrem Privatleben einiges und als die Enddreißigerin sich beruflich wieder auf die Füße arbeitet, kommen dann die nächsten Rückschläge, sowohl beruflich, als auch privat. Durch den Tod ihres Vaters ändert sich für Franziska alles. Sie zieht auf den Campingplatz, denn woanders kann sie gerade ohnehin nicht hin, sie ist allerdings nicht gekommen, um zu bleiben. Da die alteingesessenen Dauercamper ihren Vater gut kannten, ist der Verlust, die Erinnerungen an ihn, was sie zusammen erlebt haben, was seine Träume waren und all solche Dinge immer wieder präsent. Ich fand es schön und realistisch in die Geschichte eingearbeitet, vorallem weil man bei Franziska immer mehr merkt, wie es in ihr arbeitet, wie Sachen hochkommen und wie sie auch wieder mehr zu sich selbst findet und sie ihre aufgebaute Maske ablegt. Immer wieder liefen bei mir aber auch die Tränen, es hat mich einfach sehr berührt.
Bei Franziskas Versuch sich auf dem Campingplatz zurecht zu finden und alles irgendwie in Angriff zu nehmen, was dringend renoviert und saniert werden muss, passieren immer wieder Missgeschicke, es tauchen weitere Baustellen auf oder es gibt einfach keine Leute, die sich dem Problem annehmen können. Und das Geld für all das ist erst recht nicht da. Eine rundrum schwierige Situation, der sich Franziska zunächst ohne Verbündete stellen muss. Nach und nach fügt sie sich jedoch in die Campinggemeinschaft mit ein, nimmt Hilfe an und bekommt mehr und mehr einen Blick für die Schönheit dieses Ortes – auch wenn das an der Gesamtsituation erst mal nur wenig ändert.
Neben der Lage des Campingplatzes und Franziskas Kampf, um damit irgendwie wirtschaftlicher zu arbeiten oder gewinnbringend zu verkaufen, gibt es auch eine in die Handlung integrierte Liebesgeschichte. Diese stand für mich nicht dauerhaft im Fokus, aber es fließt immer wieder mit rein. Beide Charaktere haben ihre Päckchen zu tragen, haben Bedenken, auch resultierend aus vorausgegangenen Enttäuschungen. Stück für Stück ändert sich das Leben auf dem Platz und vor allem das Miteinander der verschiedenen Figuren. Besonders gut gefallen hat mir auch die Mischung an Personen, die auf dem Platz zu Hause sind. Einig etwas verschroben und eigen, aber alle einfach authentisch und auf ihre Art auch sympathisch, vor allem weil sie eben nicht so klassische Helden sind.
Der Schreibstil von Kristina Günak ist flüssig und trotz der teilweise bedrückenden, bewegenden Momente angenehm und aus meiner Sicht sehr stimmig. Schön fand ich auch, dass Corona mit eingeflossen ist, ohne dabei einen zu großen Raum einzunehmen. Aber die Krise kann man auch nicht wegreden und dass es Auswirkungen auf Menschen hat, ist ja auch klar. So wirkt das Buch gleich noch aktueller und einige Schwierigkeiten, die auftauchen, ergeben sich eben auch aus der vergangenen Situation.
Die Mischung aus gefühlvollen Augenblicken und Momenten zum Schmunzeln, mit einigen Pannen und Missgeschicken hat mir gut gefallen. Die Entwicklung, die Protagonistin Franziska durchlebt, fand ich sehr interessant und nachvollziehbar dargestellt. Für sie tauchen so viele wichtige Fragen auf, mit denen sie sich auseinandersetzen muss. Vor allem hinterfragt sie, was sie wirklich will und braucht, um glücklich zu sein. So wird man selbst beim Lesen manchmal auch nachdenklich.
Meinen Nerv hat das Buch auf jeden Fall total getroffen, das Gesamtpaket stimmte und ich mochte auch das Setting an der Ostseeküste total gern. Für mich eine Geschichte, die nachwirkt und an die ich sicher noch eine ganze Weile gern zurückdenken werde.
Fazit
Eine tolle, berührende, gefühlvolle Geschichte, in der es sowohl um die Liebe geht, aber auch um Freundschaft und darum seinen Platz im Leben zu finden, auch wenn man dafür die eigentlichen Pläne über den Haufen werfen muss. Mir waren die Figuren sympathisch und ich mochte vor allem auch die Entwicklungen von Protagonistin Franziska. Ich konnte ihre Achterbahnfahrt der Gefühle gut nachvollziehen. Hin und wieder gibt es auch Passagen zum Schmunzeln, wenn aus meiner Sicht jedoch nicht so viele wie sonst in den Büchern der Autorin – was mich nicht aber nicht gestört hat, weil die Handlung mit all ihren Komponenten für mich sehr stimmig und mitnehmend war.
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