Veröffentlicht am 13.11.2024
Der Schlüssel zum Glück
Anhand von 4 Schicksalen nähern wir uns der Handlung:
Der Epilog geht ins Jahr 1938 zurück. Da ist Margarethe, die im November in der Reichspogromnacht ihren Verlobten verliert. Sie bleibt mit einem kleinen Kind zurück. Sehr viel mehr erfahren wir zunächst einmal nicht.
Im Dezember 1987 findet Johanna, Physikerin, die in einem Waldstück nahe der deutsch-deutschen Grenze lebt, eine verwundete 17-Jährige, die auch noch schwanger ist und versteckt sie vor den Grenztruppen.
In Los Angeles fühlt Hannah sich 2003 schuldig am Tod einer jungen Kollegin und Freundin, die einen Dienst von ihr übernommen hatte, damit sie ein Vorstellungsgespräch wahrnehmen konnte. Das Café, in dem sie Kaffee und Biscuits hätte holen sollen, flog wegen einer defekten Gasleitung in die Luft, alle Kunden starben vor Ort.
Mylène hat 2019 fast alles erreicht, was sie sich wünschen kann. Sie ist verlobt mit einem der begehrtesten Junggesellen der Stadt, hat ein erfolgreiches Kosmetikgeschäft, was sollte sie sich noch wünschen. Da bricht von einem Tag zum anderen ihre Welt zusammen: sie erbt eine Wohnung in Amsterdam und muss damit feststellen, dass ihre geliebten Eltern in Wirklichkeit nicht ihre leiblichen Eltern sind, sondern sie nur adoptiert haben. Vollkommen außer sich macht sie sich auf den Weg nach Amsterdam.
Diese Geschichten haben zunächst einmal nichts miteinander zu tun. Ganz im Gegenteil, sie hemmen sogar den Lesefluss ein wenig und nach jedem Abschnitt entsteht ein kleiner Cliffhänger, weil man gerne gewusst hätte, wie es weitergeht und sich jetzt zunächst einmal wieder mit einer anderen Protagonistin beschäftigen muss.
In jedem Kapitel erfährt man aber ein wenig mehr vom Schicksal der Frauen, man steigt in ihre Welt ein, folgt ihnen auf ihren Wegen und freut sich und leidet mit ihnen.
Das Cover ist farbenfroh, eine Explosion aus Rot und Orange mit dunklem Blau im unteren Teil, aber es bedurfte Hollys Vorstellung des Buches auf den letzten Seiten, um mir klarzumachen, dass es sich tatsächlich um die Hütte im Wald handeln könnte, in der Johanna viele Jahre lebte.
Ich mochte die Nachdenklichkeit des Buches. Was ist Glück? Etwas Vergängliches? Hat Glück eine Halbwertszeit? Kann es uns in den Fingern zerrinnen? Was hat Glück mit Liebe zu tun? Können wir das Glück festhalten?
Die Gespräche in der Hütte an der Grenze hatten fast schon philosophischen Charakter und es war schön zu sehen, dass Johanna nicht nur mürrisch sein konnte, sondern sich immer mehr öffnete und dem Glück auch wieder einen Raum bot. Sie war der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und hatte in den wenigen Wochen mit "der Kleinen" gelernt, dass Glück zu geben auch glücklich machen kann.
Das Buch war manchmal wie ein Puzzle, aber alle Teile fanden am Ende zusammen und ergaben ein großes Ganzes und das über viele Grenzen hinweg. Hier spreche ich gerne eine Leseempfehlung aus.
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