Autor

Martin Griffin

Bevor Martin Griffin Schriftsteller wurde, war er stellvertretender Schulleiter und ein dem Untergang geweihter Sänger, der einmal sogar die britische Rockband THE FALL auf ihrer Tour begleiten sollte - einen Gig, den er absagen musste, weil er nur zwei gute Songs geschrieben hatte. Griffin lebt mit seiner Frau und Tochter in Manchester. Zwei Fremde ist sein Debüt.

Interview

PACKENDES THRILLERDEBÜT AUS GROßBRITANNIEN | 14.11.2022

Was hat Sie zu „Zwei Fremde“ inspiriert?Ich habe über das Vertrauen nachgedacht, das wir Autoritätspersonen entgegenbringen, und darüber, wie dieses Vertrauen oft missbraucht wird. Angesichts der Flut an Informationen – und Fehlinformationen – in unserem täglichen Leben verwenden wir oft kognitive A...

Was hat Sie zu „Zwei Fremde“ inspiriert?
Ich habe über das Vertrauen nachgedacht, das wir Autoritätspersonen entgegenbringen, und darüber, wie dieses Vertrauen oft missbraucht wird. Angesichts der Flut an Informationen – und Fehlinformationen – in unserem täglichen Leben verwenden wir oft kognitive Abkürzungen, um zu entscheiden, wem wir glauben können. Uniformen sind einer dieser Indikatoren. Ich habe mich gefragt, ob ich einen echten Polizeibeamten von einem als solchen verkleideten Betrüger unterscheiden könnte, und die Möglichkeiten, die so ein Gedankenspiel bietet, faszinierten mich. Ich habe viel an Daphne du Mauriers „Der Sündenbock“ und Tana Frenchs „Totengleich“ gedacht; ich liebe beide Romane, aber wo sie sich auf den Täter konzentrieren, wollte ich die Sache umdrehen und eine Geschichte erzählen, in der eine isolierte Figur gezwungen ist, eine unmögliche Entscheidung über die Identität eines Fremden zu treffen. Diese Vorstellung war sofort beängstigend.
Remie Yorke ist eine faszinierende Protagonistin. Wie sind Sie auf Remie gekommen?
Remie hat sich mir erst nach und nach erschlossen. Jedes Mal, wenn ich über sie schrieb, vertiefte sich ihr Charakter. Sie ist eine Figur, die von ihren komplexen Familienverhältnissen geprägt ist; ihr jüngerer Bruder landet nach einer kriminellen Jugend im Gefängnis. Sie hat ein Psychologiestudium absolviert und dadurch auch Erfahrungen in der Polizeiarbeit gesammelt. Sie versteht die kognitiven Prozesse der Entscheidungsfindung, die Voreingenommenheit, die Fehleinschätzungen – und das macht sie zur perfekten Figur, durch die man die Ereignisse des Romans beobachten kann. Sie ist zurückhaltend und pragmatisch, sie will helfen, aber sie hat auch eigene Ziele und ist unglaublich entschlossen. Ihre Charakterstärke kam zum Vorschein, als ich sie in diese herausfordernde Situation warf – sie ist alleine und steht vor einer fast unmöglichen Entscheidung, als eine geheimnisvolle Gestalt Schutz vor dem Sturm sucht. Sie muss unter enormem Druck denken. Und, wie ich bald herausfand, hat sie auch Geheimnisse.
Sie haben die abgelegene Wildnis der schottischen Highlands so brillant dargestellt. Wie hat Ihre Recherche für den Schauplatz Ihres Thrillers ausgesehen?
Ich bin am Rande einer wilden Moorlandschaft aufgewachsen – Black Hill in den Yorkshire Pennines – und war mir schon immer der verwirrenden Gefahren weitläufiger Gebiete bewusst. Die Angst, sich in der grenzenlosen Leere zu verlieren, liegt in meiner DNA. Ich wusste also, dass die Abgeschiedenheit sehr wichtig sein würde, ebenso wie die Bedrohung, die die Natur selbst darstellen würde. Ich wählte die schottischen Highlands auch, weil ich ein großer Fan von John Buchans „Die neununddreißig Stufen“ bin, seit ich es als Kind gelesen habe. Seine Darstellung der schottischen Wildnis ist großartig und hat mich nicht mehr losgelassen. In gewisser Weise ist die Landschaft der wichtigste Charakter in „Zwei Fremde“, denn sie ist mit Sicherheit genauso gefährlich wie jede Person, der Remie begegnet, und sie schränkt ihre Möglichkeiten ständig ein – sie ist gefangen zwischen dem abschüssigen, instabilen Schnee der Berge und dem tückischen, zugefrorenen See.
Im Laufe des Romans erhöhen Sie die Spannung. Jedes Kapitel macht Lust auf mehr. Welche Bücher und Filme haben Sie beim Schreiben beeinflusst?
Als ich „Zwei Fremde“ schrieb, haben mich Rosamund Luptons „Three Hours“ (Englische Ausgabe) wegen der intensiven Spannung eines einzigen Schauplatzes, Sharon Boltons „Dein kaltes Herz“ wegen des Gefühls der sich verdichtenden Bedrohung, Will Deans „Totenstille“ wegen der langsamen Offenbarung des Geheimnisses, und natürlich der Scandi-Noir-Klassiker „Die Brücke“ wegen der dunklen Bedrohung beeinflusst. Ich bin auch ein großer Fan von Val McDermids „Das Grab im Moor“, das sorgfältig ausgearbeitete Tempo und die Atmosphäre haben mich inspiriert. Während ich schrieb, habe ich auch an Stephen Kings „Das Mädchen“ sowie an die klassische Verfilmung von „Misery“ und die fast unerträgliche Spannung darin gedacht.
Sie haben einen zweiten Roman in Arbeit. Können Sie uns schon mehr darüber verraten?
Für meinen nächsten Thriller werden wir an einen ganz anderen Ort reisen, aber lassen Sie sich nicht vom Sonnenschein täuschen – der Ort wird für die Hauptfiguren genauso gefährlich sein. Ich kann versprechen, dass es auch hier jede Menge Spannung und Wendungen geben wird.
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