Mattis Ferber - Autor
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Autor

Mattis Ferber

Mattis Ferber ist ein Pseudonym des Autors Hannes Finkbeiner. Er ist Journalist und studierte an der Hochschule Hannover, wo er heute auch als Dozent tätig ist. Finkbeiner schrieb u.a. für die FAZ, Spiegel Online oder das RedaktionsNetzwerk Deutschland und ist für HAZ als Kolumnist tätig.

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Interview

»Ich bin als Gastro-Journalist tätig und habe jahrelang als Hoteltester gearbeitet. In MÖRDERISCHE AUSLESE steckt also auch Wahres« | 16.08.2021

Herr Finkbeiner, Sie sind Journalist und Autor, unter dem Pseudonym Mattis Ferber erscheint nun eine neue Krimi-Reihe um den Sommelier Benjamin Freling, der im Weinkeller eine Leiche findet und auf eigene Faust Nachforschungen anstellt. Wie sind Sie auf die Idee eines ermittelnden Sommeliers gekomme...

Herr Finkbeiner, Sie sind Journalist und Autor, unter dem Pseudonym Mattis Ferber erscheint nun eine neue Krimi-Reihe um den Sommelier Benjamin Freling, der im Weinkeller eine Leiche findet und auf eigene Faust Nachforschungen anstellt. Wie sind Sie auf die Idee eines ermittelnden Sommeliers gekommen?
Damit lebe ich wahrscheinlich einen unerfüllten Wunsch aus und gehe einer stillen Sehnsucht nach. Ich habe einmal Restaurantfachmann gelernt. Hätte ich mich nach der Ausbildung nicht für ein Journalistik-Studium begeistert, dann hätte ich den Weg des Weinkellners beschritten. Reizt mich bis heute. Deswegen fand ich die Idee des ermittelnden Sommeliers spannend und je mehr ich darüber nachdachte, kam ich zu dem Schluss, dass das gut zusammenpasst: Ein Sommelier, der gut im Beruf ist, muss neugierig sein, nach neuen Weinen suchen und forschen, und den guten Tropfen – um sie dem Gast bestmöglich präsentieren zu können – auf den Grund gehen. Ein Ermittler eben.
Gibt es ein Vorbild für Sommelier Benjamin Freling oder das geschichtsträchtige Luxushotel?
Ich habe mir beim Schreiben kein Porträt eines Meistersommeliers oder ein Foto meines Lieblingshotels an den Computer geklebt. Das würde mich am Anfang einer Geschichte auch zu sehr in der Kreativarbeit einschränken. Aber es ist schon so, dass ich am Ende gewisse Merkmale von Personen oder Hotels in meinem Skript entdeckt habe – und sei es nur Benjamins Art, den Champagner einzugießen.
Sie sind selbst im Schwarzwald geboren und aufgewachsen. Schauplatz Ihres Kriminalromans ist die Gegend am Kaiserstuhl. Fühlen Sie sich dieser Landschaft besonders verbunden?
Durch meine Kindheit und Jugend bin ich der Ecke natürlich sehr verbunden. Ich fand den Kaiserstuhl aber auch strategisch eine gute Wahl. Als Autor konnte ich hier aus den Vollen schöpfen. Imposante Natur. Weinterrassen mit jahrtausendealter Historie. Der Rhein, der Vulkan. Der Schwarzwald im Rücken, die Vogesen vor der Nase. Frankreich und Schweiz sind nicht weit. Sprich: Ich hatte das Gefühl, am Kaiserstuhl alle Elemente zu finden, um meine Kriminalgeschichte schick in Schale zu werfen – von den außergewöhnlichen Weinen dieser Gegend ganz zu schweigen!
Als Gastrokritiker (FINKENBEINERS KOSTPROBE erscheint wöchentlich in der HANNOVERSCHEN ALLGEMEINEN ZEITUNG) hatten Sie sicher eine exzellente Recherchegrundlage für den Roman – wie haben sie sich vorbereitet?
Das genaue Gegenteil war der Fall: Ich habe den Roman zu großen Teilen im ersten Lockdown geschrieben, bekanntlich nicht die beste Zeit für Restaurantkritiker ... Ich war aber zweimal am Kaiserstuhl für Recherchetouren und durfte meine Nase in mehrere Weinkeller stecken, habe mit Winzern und Sommelièren gesprochen, bin durch allerhand berühmte Weinlagen gewandert und habe nach einem „Bauplatz“ für mein Luxushotel „Jagdhaus Freling“ gesucht. Außerdem habe ich viele Fachzeitschriften wie SOMMELIER, FINE oder SCHLUCK vor dem Hintergrund der Recherche gelesen, das hat geholfen.
Ihr Protagonist ist dem Wein regelrecht verfallen und verkauft seine Lieblinge lieber unter Wert an gleichgesinnte Liebhaber, als an luxusverwöhnte Aufschneider. Ungewöhnlich idealistisch für einen Sterne-Gastronom?
Wein hat nicht nur den Wert, den man dafür bezahlt. Weinverrückte werden das bezeugen. Ich kenne mehrere Sommelièren und Sommeliers, die ihre Schatztruhen nicht für jeden Gast öffnen würden. Aber für den Krimi habe ich Benjamins Spleen natürlich etwas überzeichnet.
Sie sind selbst in einem Hotelbetrieb großgeworden. Hat diese Erfahrung Sie zu den Figuren und Ihren persönlichen Geschichten inspiriert?
Bis zu meinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr habe ich zwischen Töpfen und Pfannen gelebt. Seither bin ich als Gastro-Journalist tätig und habe jahrelang als anonymer Hoteltester gearbeitet. Das klopft man sich nicht einfach aus den Kleidern. In MÖRDERISCHE AUSLESE steckt also auch Wahres. Die Stelle im ersten Kapitel des Romans – wo sich ein Koch vor den Herd legt und die Arbeit verweigert – ist beispielsweise wirklich passiert.
Wer sollte MÖRDERISCHE AUSLESE lesen?
Es geht in dem Roman natürlich auch immer wieder um Wein und Essen. Wobei die wenigen, etwas ausführlicheren Weinpassagen mir eigentlich nur dazu dienten, die Protagonisten in ihrer Kontur zu schärfen und authentisch erscheinen zu lassen. Auch das Hotelleben habe ich versucht, so wahrheitsgetreu wie möglich abzubilden. Aber man muss ja auch nicht Medizin studiert haben, um Dr. House zu mögen. Die Krimi-Handlung stand für mich immer im Vordergrund. Wer weniger blutrünstige Krimis mag, der sollte das Buch lesen.
Wird es einen zweiten Fall für Benjamin Freling geben?
Ja. Aber der nächste Band wird im Rheingau spielen. Diesen Krimi habe ich übrigens Anfang des Jahres geschrieben. Die vier Abende meiner Recherchetour für das Buch verbrachte ich in einem Hotelzimmer in Rüdesheim, ernährte mich von Döner-to-go und trank Rheingauer Riesling aus dem Zahnputzbecher ...
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