Max Seeck - Autor
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Autor

Max Seeck

Max Seeck war zunächst im Marketing einer finnischen Firma tätig. Mittlerweile widmet er sich jedoch ganz dem Schreiben von Spannungsromanen. Mit großem Erfolg: HEXENJÄGER war sein internationaler Durchbruch, und er ist inzwischen der erfolgreichste Thriller-Autor Finnlands. Als einer von wenigen europäischen Autoren stand er auf der NEW-YORK-TIMES-Bestsellerliste. Für den dritten Band der Jessica-Niemi-Reihe, FEINDESOPFER, wurde Max Seeck zudem mit dem renommierten NORDISCHEN KRIMIPREIS ausgezeichnet.
Der Autor lebt mit seiner Familie in Helsinki.


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Interview

Die Stars der finnischen Krimiszene | 07.09.2022

Text: Margarete von SchwarzkopfDer eine schreibt aus Prinzip nicht über Covid, der andere baut den Beginn der Pandemie in seinen vierten Roman ein, der gerade in Finnland erschienen ist. Der eine hat drei schulpflichtige Kinder, der andere zwei noch sehr kleine Sprösslinge. Der eine lebt in Pori, 25...

Text: Margarete von Schwarzkopf

Der eine schreibt aus Prinzip nicht über Covid, der andere baut den Beginn der Pandemie in seinen vierten Roman ein, der gerade in Finnland erschienen ist. Der eine hat drei schulpflichtige Kinder, der andere zwei noch sehr kleine Sprösslinge. Der eine lebt in Pori, 250 Kilometer von der finnischen Hauptstadt entfernt, der andere in Helsinki. Der eine schreibt Kriminalromane, die sich sehr intensiv mit persönlichen Geheimnissen und Gefühlen seiner Figuren beschäftigen, der andere Thriller, die vor allem Themen streifen, die ein Spiegelbild der finnischen Gesellschaft sind. Viele Unterschiede, doch Arttu Tuominen, Jahrgang 1981, und Max Seeck, geboren 1985, haben auch viel gemein. Sie sind derzeit sozusagen die Stars der finnischen Krimiszene und begegnen einander mit höchster Achtung und freundschaftlichen Gefühlen.

Skandinavischer Krimi

„Ich gönne Arttu von Herzen, dass er Nummer eins auf der SPIEGEL-Bestsellerliste wird“, sagt Max Seeck, der übrigens in Helsinki die deutsche Schule besucht hat und fließend Deutsch spricht. Und sein Kollege bemerkt: „Max ist der Vorreiter des modernen finnischen Krimis. Ihm verdanken wir, dass das Genre inzwischen auch außerhalb unseres Landes Anerkennung gefunden hat.“ In der Tat sind es nicht länger nur die Schweden und Norweger, die für den skandinavischen Krimi stehen. Immer häufiger mischen sich die Namen finnischer Autoren darunter. Max Seeck sieht die Erklärung dafür weniger als persönlichen Verdienst, sondern vielmehr in der simplen Tatsache, dass „wir heute im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten gute Agenten haben, die für uns Autoren die Auslandsverträge abschließen. Es hat schon immer viele finnische Kriminalschriftsteller gegeben, doch leider blieben sie meist unübersetzt. Das hat sich glücklicherweise inzwischen geändert“.

Dritter Band

Von Max Seeck liegt der dritte Band seiner Reihe um die Ermittlerin Jessica Niemi vor, die zuvor schon in „Hexenjäger“ und „Teufelsnetz“ recherchiert hat und dabei schwer traumatisiert wurde. Es scheint zunächst, als ob ihr Kollege Jusuf das Heft in die Hand nimmt, um den Mord an einem höchst unbeliebten Geschäftsmann namens Eliel Zetterborg aufzuklären. Ein rätselhafter Fall von Anfang an, da, als Hommage an die guten alten Agatha-Christie-Romane, das Verbrechen in einem verschlossenen Raum stattfindet. Dass Jusuf als Ermittler mit dunkler Haut zunächst stärker im Vordergrund steht, soll, so Seeck, untermauern, dass es noch immer auch in Finnland Rassismus gibt und Jusufs Figur deshalb eine Ausnahme bedeutet. „Wir haben auch bei uns im Land viele Emigranten, und Jusuf gehört zu einer Minderheit, die es nicht immer leicht hat.“

Krimi-Fragen und soziale Themen

Aber Jessica spielt auch in diesem dritten Buch eine wichtige Rolle, und, wie Max Seeck sagt, verstärkt im vierten Band. Im Original lautet der Titel von „Feindesopfer“ ins Deutsche übertragen „Groll“. Und um Zorn, lang unterdrückte Emotionen und um die Schatten der Vergangenheit geht es in dem Buch. Seeck hängt an seinen Charakteren, auch an denen, die, wie er sagt, auf „der dunklen Seite der Macht stehen“. Dass er neben den klassischen Krimi-Fragen nach dem Motiv eines Verbrechens und dem „Wer war’s“ stets soziale Themen wie unter anderem Außenseitertum und Mobbing und das Verhältnis der Gesellschaft zu mental beeinträchtigten Personen in seine Handlung einbringt, ist für ihn selbstverständlich. „Mich interessieren diese Themen, die längst universal sind, mehr noch als die Kriminalfälle.“

„Facettenreichtum des Genres“

Arttu Tuominen meint von seinen Büchern, er entwickele im Vergleich zu Max seine Plots eher gemächlich. „Aber wer die Bücher von Max mag, der greift vielleicht auch gerne zu meinen. Wir sind sehr unterschiedlich, aber unsere Bücher spiegeln den Facettenreichtum des Genres wider und ergänzen sich.“ In seinem zweiten Roman aus der Reihe um das Team der Ermittler Linda und Jari, in Finnland schon vor zwei Jahren erschienen, steht wieder das Geheimnis eines der Polizisten aus der Gruppe im Mittelpunkt. Nach Jari ist es jetzt Henrik Oksman, der in den Fokus rückt. Der Titel „Was wir verbergen“ deutet an, dass auch Oksman ein Geheimnis hat, dass er nicht freiwillig preisgeben will. Doch als auf einen Nachtclub, Treffpunkt für Homosexuelle, ein Anschlag mit fünf Toten und zahlreichen Verletzten verübt wird, begangen von einem Fanatiker, der sich in einem Bekennervideo als „Abgesandter“ bezeichnet, übernimmt Oksmann von der Kripo in Pori die Ermittlungen. Oksman war kurz vor dem Anschlag auch in dem Club – wovon niemand etwas wissen darf. Zumal er dort in Frauenkleidern auftrat, wie in einem Video belegt ist. Und Oksman gerät auf die Liste der Verdächtigen. Er aber muss mögliche weitere Anschläge verhindern, eine gewaltige Herausforderung. Doch Jari und Linda unterstützen ihn.

Fünf Ermittler

„In jedem meiner auf sechs Bände angelegten Serie tritt ein jeweils anderer Ermittler aus dieser Gruppe in den Vordergrund. Aber das heißt nicht, dass die anderen Mitglieder des Teams nicht auch dabei sind“, sagt der Autor. Fünf Ermittler, fünf Bücher, und Band sechs, so Arttu, „bringt die Synopsis und Auflösung noch ungeklärter Geheimnisse“. In Finnland ist Band vier im August veröffentlicht worden. „Eines Tages, so hoffe ich, kann ich mich ganz auf das Schreiben konzentrieren und muss nicht Lücken in meinem Alltag für diese Beschäftigung finden.“ Vier Tage in der Woche arbeitet er als Umweltingenieur, am Freitag ist dann vor allem „Schreibtag“.

Schauplatz Pori

Wichtig ist für ihn besonders die Umgebung, in der seine Bücher spielen. Vor „Was wir verschweigen“ hatte er schon vier Bücher veröffentlicht, „bei einem kleinen Verlag, aber kein so großer Erfolg“, wie er ehrlich zugibt. Mit seinem fünften Roman, der in und um seine Heimatstadt Pori angesiedelt ist, kam dann der Durchbruch. Pori, eine alte Industriestadt, in der Tuominen aufgewachsen ist, kennt er in- und auswendig und könnte sich keinen anderen Schauplatz vorstellen. Und das scheinen seine Leser anzunehmen. Dennoch ist er jedes Mal, wenn ein neuer Roman kurz vor der Veröffentlichung steht, nervös. Auch bei seinem vierten Roman um die Fälle von Jari und Linda. „Eine Art Lampenfieber“ nennt er das.

Verfilmungen geplant

Sein Kollege Max Seeck wirkt dagegen gelassener. Kritiker bezeichneten ihn schon als Meister des „Finnisch noir“ Er hat als Filmproduzent, Regisseur und Drehbuchautor gearbeitet. Mit seinem 2019 erschienenen ersten Roman um Jessica Niemi, „Hexenjäger“, der in 35 Länder verkauft wurde, gelang ihm der internationale Durchbruch. Hollywood sicherte sich die Rechte für eine zwölfteilige Serie. Die Dreharbeiten in Finnland mit einer amerikanischen Crew sollten noch in diesem Jahr beginnen. „In Hollywood mahlen die Mühlen langsam“, hat Max Seeck erkannt. Er selbst wird demnächst mit den Dreharbeiten zu einem seiner Bücher beginnen.

„Krimi-Nation“ Finnland

Auch Arttu Tuominen wartet, dass sein Buch „Was wir verschweigen“ verfilmt wird. „Der Vertrag steht, die Praxis muss noch folgen.“ Genug Stoff für zahlreiche Mehrteiler bieten die Romane der beiden finnischen Autoren allemal. Dass Finnland viele spannende Schauplätze für die Umsetzung der oft sehr dunklen Dramen um Hass und Rache, Groll und Verrat, Gier und Neid bietet, hat auch schon die Serie „Bordertown“ bewiesen, die an der Grenze zu Russland entstand. Auch Pori und Umgebung und die sehr internationale Großstadt Helsinki eignen sich als Settings für die fesselnden Thriller von Arttu Tuominen und Max Seeck, die sich zwar in manchem unterscheiden, aber eines gemeinsam haben: Beide meistern ihr Genre und werden damit hoffentlich auch in den kommenden Jahren Finnlands Ruf als ernst zu nehmende „Krimi-Nation“ unterstützen.

Interview

»Ich wollte darüber schreiben, wie die sozialen Medien ihre dunkle Seite auf brutalste Art und Weise zeigen können.« | 27.09.2021

In TEUFELSNETZ erfahren wir endlich, wie es mit der Ermittlerin Jessica Niemi und ihrem Team weitergeht. Können Sie kurz beschreiben, wovon das Buch handelt?Jessica Niemi steht vor einem neuen Rätsel: Zwei berühmte Blogger verschwinden spurlos, und auf ihren Accounts wird ein seltsames Foto von eine...

In TEUFELSNETZ erfahren wir endlich, wie es mit der Ermittlerin Jessica Niemi und ihrem Team weitergeht. Können Sie kurz beschreiben, wovon das Buch handelt?
Jessica Niemi steht vor einem neuen Rätsel: Zwei berühmte Blogger verschwinden spurlos, und auf ihren Accounts wird ein seltsames Foto von einem alten Leuchtturm auf einer felsigen Insel gepostet. Unter dem Foto steht ein Gedicht, das den Tod der beiden beschreibt. Im Zuge ihrer Ermittlungen stößt Jessica schließlich auf ein gemeinsames Geheimnis der zwei Blogger, die in etwas sehr Mysteriöses und Dunkles verwickelt wurden.
Der neue Fall dreht sich also um die Welt der sozialen Medien. Was fasziniert Sie als Thriller-Autor an diesem Thema?
Soziale Medien bieten uns allen viele Chancen, aber sie bergen auch gewisse Risiken. Ich wollte darüber schreiben, wie die sozialen Medien ihre dunkle Seite auf brutalste Art und Weise zeigen können.
Eine wesentliche Erkenntnis der Ermittlungen lautet: Wenn du etwas ins Netz stellst, ist es für immer und ewig dort. Sie selbst sind auch in den sozialen Medien aktiv – sind Sie durch Ihr eigenes Buch vorsichtiger geworden?
Ich bin schon immer sehr sorgfältig damit umgegangen, was ich online veröffentliche und was nicht. Ich denke, man kann aktiv sein, aber gleichzeitig auch vorsichtig. Ich würde nichts posten, von dem ich nicht möchte, dass es für immer im Netz bleibt. Deshalb teile ich zum Beispiel auch keine Bilder von meinen Kindern auf öffentlichen Accounts.
Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven verschiedener Polizist:innen erzählt. Versetzen Sie sich beim Schreiben demnach eher in die Rolle der Ermittler:innen oder auch in die der Täter:innen?
Ich bin immer auf der Seite der Guten. Ein Polizist zu sein, kann ich mir durchaus vorstellen, aber ich kann mich nicht als Mörder sehen. Deshalb ist es für mich selbstverständlich, die Dinge aus der Perspektive eines Ermittlers zu betrachten.
Gibt es eine Figur, deren Sichtweise Sie besonders gern einnehmen oder mit der Sie sich besonders gut identifizieren können?
Ich bin keine meiner Figuren und gleichzeitig jede. Das bedeutet, dass fast jeder der »guten« Charaktere eine Fähigkeit, ein Gefühl, eine Angst oder eine Überzeugung besitzt, die eigentlich meine ist. Im Grunde habe ich meine eigenen Gedanken auf all diese Charaktere aufgeteilt – und vielleicht auch auf die bösen. Da ich keine eindimensionalen Figuren erschaffen möchte, versuche ich, auch in den bösen Charakteren etwas Gutes zu sehen.
Mit Jessica Niemi haben Sie eine komplexe und facettenreiche Figur erschaffen. Wie würden Sie Ihre Protagonistin charakterisieren?
Für meine Bücher wollte ich eine Protagonistin erschaffen, die klug ist, gut in ihrem Job und glaubwürdig. Doch gleichzeitig sollte sie auch in vielerlei Hinsicht emotional gebrochen sein. Ich wollte nicht nach irgendeiner Form von Perfektion streben – ganz im Gegenteil. Jessica hat schreckliche Fehler gemacht und falsche Entscheidungen getroffen, sie hat psychische Probleme und eine Menge zu verarbeiten. Aber gleichzeitig ist sie auch jemand, den ich im echten Leben gerne kennen lernen würde.

Die psychischen Probleme der Ermittlerin zeichnen sich in HEXENJÄGER bereits ab, in TEUFELSNETZ werden sie stärker. Wussten Sie von Beginn an, dass dieses Thema ein so wichtiger Teil Ihrer Bücher sein würde oder ergab sich diese Entwicklung im Schreibprozess?

Die psychischen Probleme bildeten schon von Anfang an einen wesentlichen Teil dieses Charakters und ich hatte vor, ihn noch weiter auszubauen. Um mehr über diese Art von psychischen Krankheiten zu lernen, habe ich viel recherchiert. Das ist ein sehr komplexes Thema und sogar eine Art Tabu in der Gesellschaft. Deshalb dachte ich auch, dass es für Personen mit psychischen Krankheiten hilfreich sein könnte, ein Buch mit einer weiblichen Heldin zu lesen, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat. Das ist ja durchaus sehr verbreitet, es wird nur nicht so viel darüber gesprochen.
Ihr Buch weist auch viele Bezüge zur Manga-Kunst und zur japanischen Kultur auf. Haben Sie selbst eine persönliche Verbindung zu diesen Themen?
Nein, aber ich finde beides wirklich interessant. Ich schreibe sehr gerne über Themen und Phänomene, mit denen ich noch nicht so vertraut bin. Das macht mich neugierig und führt dazu, dass ich sehr viel recherchiere und eine Menge dazu lerne. Ich denke, dass sich diese sorgfältige Recherche im Buch bemerkbar macht.
Ihre Bücher erscheinen auch als Hörbücher. Sie sprechen Deutsch – kennen Sie das deutsche Hörbuch von HEXENJÄGER? Was für ein Gefühl ist es, Ihre Geschichte in einer anderen Sprache anzuhören?
Als HEXENJÄGER erschien, habe ich mir einige Teile davon angehört. Meinen Roman auf Deutsch anhören zu können, war für mich sicherlich einer der Höhepunkte meiner Karriere. Es war einfach unglaublich und die Sprecherin ist großartig. Ich liebe die deutsche Sprache und bin so dankbar dafür, dass meine Arbeit ins Deutsche übersetzt wird und dass die Leute dort meine Bücher lesen und hören können.

Interview

„Ich schreibe nur über Dinge, die mir selbst Angst machen. Auf diese Weise versetze ich mich in eine unheimliche Stimmung, die für den Schreibprozess wichtig ist und ich denke, der Leser kann das am Ende auch spüren“ | 17.12.2020

In „Hexenjäger“ werden Morde aus der fiktiven „Hexenjagd“-Trilogie nachgeahmt und die Ermittler müssen sich mit den Inhalten der Bücher befassen, um den Verbrechen nachzugehen. Der Leser hält also sozusagen einen „Thriller im Thriller“ in den Händen. Wie sind Sie auf diese außergewöhnliche Idee geko...

In „Hexenjäger“ werden Morde aus der fiktiven „Hexenjagd“-Trilogie nachgeahmt und die Ermittler müssen sich mit den Inhalten der Bücher befassen, um den Verbrechen nachzugehen. Der Leser hält also sozusagen einen „Thriller im Thriller“ in den Händen. Wie sind Sie auf diese außergewöhnliche Idee gekommen?
Für mich war die Vorstellung, dass jemand fiktive Verbrechen kopiert, immer sehr beängstigend. In den Medien wurde viel darüber diskutiert, ob Unterhaltungsmedien wie Videospiele, Filme oder sogar Bücher manche Menschen dazu verleiten könnten, Verbrechen zu begehen. Ich glaube, das war der Ausgangspunkt für meinen Schreibprozess. Die Idee hat mir wirklich Angst gemacht.
Ihr Thriller HEXENJÄGER ist voll von unerwarteten Wendungen. Planen Sie alles im Voraus, bevor Sie mit dem Schreiben beginnen oder ergeben sich manche Wendungen auch spontan im Schreibprozess?
Ich würde sagen, beides trifft zu. Aber die meisten Wendungen tauchen eher spontan während des Schreibprozesses auf. Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass ein abwechslungsreicher, unvorhersehbarer Plot sehr wichtig ist, damit das Buch zu einem echten Pageturner wird, den der Leser nicht mehr aus der Hand legen kann.
Ein großer Teil der Spannung wird in Ihrem Buch auch dadurch erzeugt, dass sich der Leser oftmals nicht sicher sein kann, welche Figuren vertrauenswürdig sind. Würden Sie das als zentrales Element für einen packenden Thriller beschreiben?
Ja, ich denke eines der zentralen Elemente einer guten Krimi- bzw. Thriller-Handlung ist es, dass sich der Leser nicht sicher sein kann, wer gut und wer böse ist. Als Schriftsteller kann ich zwar versteckte Hinweise geben, wer vertrauenswürdig ist und wer nicht... Ob ich mich am Ende daran halte, oder lieber die ganze Sache auf den Kopf stelle, das bleibt allein mir überlassen.
Was ist für Sie sonst noch wichtig, um Spannung aufzubauen?
Ein Roman lässt dem Leser – im Vergleich zum Film – viel mehr Raum für die eigene Fantasie. Daher kann schon die Beschreibung eines Schauplatzes mit all den kleinen seltsamen Details Spannung erzeugen und den Leser misstrauisch machen. Und auch was die Figuren sagen und wie sie sich verhalten, all das ist Teil des Gesamtbildes.
Zu Beginn des Buches wird der „Hexenjagd“-Autor einmal gefragt, ob er sich vor dem fürchtet, was er schreibt. Fürchten Sie sich manchmal vor den Dingen, die Sie selbst erfinden oder kann Ihnen als erfahrenem Thriller-Autor nichts mehr Angst einjagen?
Doch, in der Tat. Ich schreibe nur über Dinge, die mir selbst Angst machen. Auf diese Weise versetze ich mich in eine unheimliche Stimmung, die für den Schreibprozess wichtig ist und ich denke, der Leser kann das am Ende auch spüren.
Lassen Sie sich selbst von Bücher und Filme inspirieren oder schreibt das echte Leben die besten Geschichten?
Ich bin ein großer Film-Fan und würde sogar sagen, dass ich dort die meisten Inspirationen bekomme. Und ich liebe Filmmusik und neige dazu, während des Schreibens ständig Film-Soundtracks zu hören. Beim Schreiben von „Hexenjäger“ habe ich zum Beispiel Horrorfilm-Soundtracks gehört. Aber das wirkliche Leben bringt auch eine Menge Inspirationen mit sich. Ich würde sagen, dort bekomme ich die meisten Ideen für meine Figuren und Dialoge. Viele der Charaktere sind lose an jemanden angelehnt, den ich kenne oder irgendwann einmal kennen gelernt habe. Und manchmal, wenn ich eine gute Geschichte oder etwas Eingängiges höre, füge ich es vielleicht meinem Dialog hinzu. Ich frage natürlich immer zuerst nach der Erlaubnis.
Die Filmrechte Ihres Buchs wurden an Hollywood verkauft. Wie ist die Vorstellung, Ihre Figuren von echten Schauspielern verkörpert auf der Leinwand sehen zu können?
Damit ging definitiv einer meiner größten Träume in Erfüllung. Ich bin wirklich gespannt, wie der Film schlussendlich sein wird und ich habe volles Vertrauen, dass das Unterhaltungsfirma Stampede Venture das Projekt großartig umsetzen wird. Ich bin einfach sehr neugierig und kann mir nicht vorstellen, am Ende enttäuscht zu sein.
Sie beziehen sich in „Hexenjäger“ auf einige historische und auch medizinische Hintergründe. Wie gehen Sie bei der Recherche zu einem neuen Buch vor?
Normalerweise gehe ich so vor, dass ich zuerst ein paar Bücher über das zentrale Thema lese. Im Fall von „Hexenjäger“ habe ich Bücher über die Hexenjagd gelesen, die vor einigen Jahrhunderten stattfand. Wenn es beispielsweise um Details in der Polizeiarbeit oder um medizinisches Wissen geht, nehme ich gewöhnlich mit den jeweiligen Experten Kontakt auf. So haben mir schon Polizeibeamte, Detektive, Ärzte, Anwälte, Lehrende, Hacker und sogar Ex-Kriminelle bei meinen Recherchen geholfen.
Neben der Mordermittlung geht es in einem parallelen Erzählstrang auch um die Vergangenheit der Hauptermittlerin, Jessica Niemi. Wie wichtig ist es Ihnen, nicht nur auf die Persönlichkeiten der Täter oder Opfer, sondern auch auf die der Ermittler einzugehen?
Ich denke, es ist sowohl für den Autor als auch für den Leser sehr interessant, so viel wie möglich über die Vergangenheit der Protagonisten zu erfahren. Warum die Person so geworden ist, wie sie jetzt ist. Was ihre jeweiligen Motive sind und warum sie auf diese oder jene Weise handelt. Mir ist es aber auch wichtig, nicht alles zu genau zu erklären, damit über das Erzählte hinaus auch die Phantasie des Lesers angeregt wird.
Nicht nur Jessica Niemi lernt der Leser im Laufe der Handlung gut kennen, sondern auch einige der anderen Ermittlerfiguren. Können Sie uns vielleicht schon verraten, ob es eine Fortsetzung mit diesem Team geben wird?
Ja, es gibt bereits eine Fortsetzung. Diese ist in Finnland bereits vor wenigen Wochen erschienen, ganz nach dem Motto: „Gleiches Team, neues Verbrechen“.
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