Ruth Druart - Autor
© Florentina Buckingham

Autorin

Ruth Druart

Ruth Druart wuchs auf der Isle of Wight auf. Mit achtzehn Jahren zog sie von dort fort, um an der Leicester University Psychologie zu studieren. Seit 1993 lebt sie als Lehrerin in Paris. Ein neuer Morgen für Samuel ist ihr erster Roman.

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Interview

»Es ist wichtig, dass überall Geschichten über den Zweiten Weltkrieg gelesen werden, damit wir weiterhin daraus lernen und verhindern können, dass so etwas jemals wieder passiert.« | 14.07.2021

In Ihrem bewegenden Debütroman nehmen Sie Ihre Leser:innen mit in das besetzte Paris zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Können Sie den Kern Ihres Buches kurz beschreiben? Den Mittelpunkt meines Romans bildet die Liebe, die Eltern für ihr Kind empfinden. Eine Mutter sieht sich dazu gezwungen, ein unvo...

In Ihrem bewegenden Debütroman nehmen Sie Ihre Leser:innen mit in das besetzte Paris zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Können Sie den Kern Ihres Buches kurz beschreiben?

Den Mittelpunkt meines Romans bildet die Liebe, die Eltern für ihr Kind empfinden. Eine Mutter sieht sich dazu gezwungen, ein unvorstellbares Opfer zu bringen und diese Liebe wird auf die denkbar härteste Art und Weise auf die Probe gestellt.

Was hat Sie dazu inspiriert, dieses Buch zu schreiben?

Ich wurde selbst Mutter und empfand eine überwältigende und bedingungslose Liebe für meinen Sohn. Da fragte ich mich, was wohl das Äußerste wäre, das ich aus Liebe zu ihm tun würde.

Ein neuer Morgen für Samuel erzählt von Aufopferung, von Kampfgeist, Flucht und Liebe. Wie kamen Sie während des Schreibprozesses mit diesen bewegenden Themen zurecht?

Im Grunde schreibe ich, um genau solche emotionalen Themen zu ergründen. Das ist etwas, das mir wirklich Spaß macht. Ich habe daher nicht das Gefühl, als müsste ich mit etwas zurechtkommen, sondern als würde ich etwas erforschen.
In Ihrem Roman existieren mehrere Zeitebenen und Erzählperspektiven. Wieso haben Sie sich für diese Erzählweise entschieden?

Ich habe mich dafür entschieden, um den Lesenden dabei zu helfen, in die Gedankenwelt der Protagonisten einzutauchen und Empathie mit allen Figuren zu entwickeln. So kann die Geschichte, während sie sich immer weiter entfaltet, aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden.

Gab es eine bestimmte Perspektive, die Sie besonders gern einnahmen?

Ja, und zwar die von Sam, dem Kind. Im Grunde ist er für mich die zentrale Figur des Buches. Als Kind hat er keine Kontrolle über sein Schicksal. Er ist machtlos und dem Handeln der Erwachsenen ausgeliefert, so wie es Kinder immer sind. Kinder müssen beschützt werden, sind aber oft diejenigen, die vergessen oder nicht mit einbezogen werden, wenn wichtige Entscheidungen getroffen werden.

Ihr Buch vermittelt ein sehr anschauliches Bild von der Zeit in Paris während des Zweiten Weltkrieges. Wie sind Sie bei der Recherche vorgegangen?

Ich begann, über den Zeiten Weltkrieg in Paris zu recherchieren, als ich 1993 selbst nach Paris zog und noch bevor ich überhaupt wusste, dass ich ein Buch schreiben wollte. Ich interessierte mich für diese Zeit und versuchte, mir vorzustellen, wie das Leben in einer besetzten Stadt ausgesehen hatte. Ich las viele Romane, die zu dieser Zeit spielten und Sachbücher – auf Französisch und auf Englisch. Außerdem sprach ich mit Franzosen, die die Besatzungszeit selbst miterlebt hatten. Als ich dann mit dem Schreiben begann, musste ich im Grunde nur noch einige Fakten nachschlagen.

Sie leben selbst in Paris. Nehmen Sie die Stadt anders wahr, seit Sie Ihr Buch geschrieben haben?

Ja. Ich betrachte Paris als eine Stadt mit einer dunklen und schwierigen Vergangenheit, in der stille Helden Tür an Tür mit Kollaborateuren und Mördern lebten und niemand wirklich wusste, wem man vertrauen konnte.
Ihre Leser:innen können die Brutalität und die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges durch die Augen verschiedener Personen miterleben. Sie sind selbst Lehrerin – Sollte im Geschichtsunterricht mehr fiktionale Literatur gelesen werden?
Auf jeden Fall! Kinder lernen so viel aus Geschichten, und ich denke, dass historische Romane ein großartiges Hilfsmittel für den Geschichtsunterricht sind. Als ich unterrichtet habe, versuchte ich immer, historische Romane zu finden, die zu der behandelten Zeit passten. Das hat sehr dabei geholfen, den Stoff lebendig werden zu lassen.

Sie schreiben über das wohl dunkelste Kapitel in der deutschen Geschichte. Welche Botschaft möchten Sie Ihren Leser:innen mitgeben?

Ich freue mich wirklich sehr, dass auch die Menschen in Deutschland das Buch lesen werden. Es ist wichtig, dass überall Geschichten über den Zweiten Weltkrieg gelesen werden, damit wir weiterhin daraus lernen und verhindern können, dass so etwas jemals wieder passiert.
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