Stephanie von Wolff - Autor
© Steffi von Wolff

Autorin

Stephanie von Wolff

Steffi von Wolff weiß, wovon sie schreibt. Nach einer Ausbildung zur Hotelkauffrau begann sie 1991 beim Hessischen Rundfunk zunächst als Redaktionsassistentin, später als Reporterin, Moderatorin und Redakteurin bei hr3.
Sie lebt in Hamburg und ist Autorin zahlreicher Romane in der humorvollen Frauenunterhaltung. Zuletzt hat sie für Aufbau die Saga „Die Frauen vom Nordstrand“ als Marie Sanders geschrieben.

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Interview

"Prominente haben mich noch nie beeindruckt. Ich fand eher die 'normalen' Menschen, denen man begegnet ist, interessant." | 16.02.2022

In Ihrem neuen Buch entführen Sie Ihre Leser:innen in die noch junge Fernsehwelt der 1950er Jahre. Protagonistin Elly ergattert, gegen alle Widerstände, einen Job als Redaktionsassistentin beim NWDR und träumt von einer eigenen Talkshow. Was ist so faszinierend an dieser schillernden Fernsehwelt?Das...

In Ihrem neuen Buch entführen Sie Ihre Leser:innen in die noch junge Fernsehwelt der 1950er Jahre. Protagonistin Elly ergattert, gegen alle Widerstände, einen Job als Redaktionsassistentin beim NWDR und träumt von einer eigenen Talkshow. Was ist so faszinierend an dieser schillernden Fernsehwelt?
Das Wirbeln hinter den Kulissen. Das kreative Chaos, das manchmal herrscht, bevor man auf Sendung geht, und wenn dann doch auf einmal alles gut läuft. Dass man Ideen einbringt, die dann umgesetzt werden, man das Endprodukt sieht und hört. Und die Atmosphäre, das Bewusstsein, da was Tolles zu schaffen, die Zusammenarbeit mit den Kollegen, das Wir-Gefühl, wenn was gut funktioniert hat. Und in den 1950er Jahren war das ja noch mal was anderes, alles war neu, es musste unheimlich viel improvisiert werden, und vieles ist auch schiefgegangen. Aber das war dann eben so, wenn man live sendet, was man ja damals fast nur gemacht hat.
Beim Rundfunk und Fernsehen zu arbeiten ist einfach toll. Noch dazu kommt, dass man ständig irgendwelchen bekannten Leuten begegnet. Da geht man über den Flur und trifft Roberto Blanco oder Campino von den Toten Hosen und das ist halt ganz normal. Es gab keinen Tag, an dem ich nicht gerne in den Funk gefahren bin!
Sie selbst arbeiteten als Redaktionsassistentin, später als Reporterin, Moderatorin und Redakteurin beim Hessischen Rundfunk. Wie sehr haben Ihre Arbeit und Ihre eigenen Erfahrungen in der Medienwelt den Roman inspiriert?
Natürlich sehr. Ich habe da auch erst entdeckt, wie viele Ideen ich eigentlich habe und wieviel Spaß mir die Arbeit im Sender macht. Ich habe ja alles erledigt, was so anfiel. Themenrecherche, Interviewfragen, Terminkoordination. Und damals alles ohne Internet. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich damals ins weit entfernte Archiv gelatscht bin, um Infos über Genesis oder Blümchen zu kopieren. Ich habe Tag für Tag mehr gelernt und mehr gemacht, der HR war eine wunderbare Schule!
Ihr Roman beeindruckt durch sehr präzise, authentische Details. Sie lassen die Leser:innen tief in die Fernsehgeschichte und das Zeitgeschehen der 1950er Jahre eintauchen. Wie sah die Recherche zu Ihrem Buch aus?
Das Gute war, dass ich schon seit langer Zeit Bücher aus den 1950er und 1960er Jahren sammle. Das sind so Ratgeber wie Man benimmt sich wieder (für Männer, die im Krieg ihre gute Kinderstube vergessen hatten) oder Mein Haushalt ganz perfekt, und Was Männern schmeckt und gut bekommt. Wenn man diese Bücher liest, schüttelt man nur mit dem Kopf – aber es war nun mal früher so. Zusätzlich habe ich natürlich den Wälzer Die Geschichte des deutschen Fernsehens gekauft.
Dann habe ich im Internet alte Fernsehzeitschriften und Modekataloge aus dieser Zeit bestellt, um zu schauen, was damals gesendet wurde und was kleidungsmäßig angesagt war. Zum Beispiel waren die Farben ziegelrot, schwefelgelb und terrakottabraun modern, man trug einen Bohnenrock und Pulloverbluse. Natürlich war auch ein alter Neckermann-Katalog dabei, in dem Radiotruhen und Fernseher, Fleischwölfe und Tagesdecken aus Nylon bestellt werden konnten. Es war herrlich, in diese Zeit zurückzugehen. Und fast alle Männer auf den Fotos in den Katalogen haben geraucht!
Was begeistert Sie persönlich an genau dieser Zeit?
Der Neubeginn. Die Menschen waren kriegsmüde und konnten kein „kriegsgrün“ mehr sehen. Sie wollten leben und sehnten sich nach Farbe und schönen Dingen. Ich habe einige ältere Menschen befragt, die in dieser Zeit ihre Jugend erlebten, und alle sagten, es sei so schön gewesen, dass es wieder alles gab, sogar Zucker. Ich kann auch gut verstehen, dass die Leute im Wirtschaftswunder ordentlich zugelegt haben. Endlich konnte man wieder essen. Fast alles war mit Mayonnaise zubereitet oder mit einer dicken Sahnesoße!
Elly muss sich, trotz steiler Karriere, immer wieder gegen Vorurteile und Männerbünde durchsetzen und auch die Liebe, und eine eigene Familie sind nur schwer mit ihrer Arbeit zu vereinbaren. Haben sich diese Zustände für Frauen, die in der Medienwelt arbeiten, heute geändert oder verbessert?
Ich denke, dass Frauen sich immer noch durchsetzen müssen, nicht nur in der Medienwelt. Viele sind nach alten Mustern erzogen worden, auch heute noch. Gerade wenn Kinder im Spiel sind, haben wir es schwer, denn letztendlich sind es doch meistens die Frauen, die sich kümmern. Ich hatte damals im HR das Glück, dass es einen Mitarbeiter-Kindergarten gab, sonst wäre ich als Alleinerziehende manchmal aufgeschmissen gewesen.
Im Laufe ihrer Karriere beim NWDR trifft Elly auf Weltstars wie Romy Schneider, Peter Frankenfeld und Elvis Presley. Haben Sie während Ihrer Arbeit beim Funk und Fernsehen eine prominente Persönlichkeit getroffen, die Sie besonders beeindruckt hat?
Prominente haben mich noch nie beeindruckt. Ich fand eher die „normalen“ Menschen, denen man begegnet ist, interessant. Zum Beispiel habe ich damals eine sympathische und humorvolle Nonne kennengelernt, die sehr cool drauf war und erzählt hat, ihr Bruder würde sie immer fragen, wie es denn „seinem Schwager“, also Jesus, geht. Die Maria Magdalena war klasse und als Studiogast einfach brillant! Sie konnte wahnsinnig gut erzählen.
Sie sind Autorin zahlreicher Romane und Sachbücher. Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Bücher? Was inspiriert Sie?
Immer schön die Augen aufhalten und die Ohren spitzen. Und dann die Phantasie einsetzen! Das Leben erzählt einem die dollsten Geschichten.
Haben Sie literarische Vorbilder oder Lieblingsautor:innen?
Ich verehre Thomas Mann und mein Lieblingsbuch ist Buddenbrooks. Aber diese Tatsache hat mir beim Schreiben nicht wirklich geholfen.
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