Zum Inhalt:
Grotenhagen – ein beschauliches Dorf in Schleswig-Holstein, nur unweit der Ostsee, weit ab vom Trubel und den Gefahren der Welt. Zumindest bis zu dem Tag, an dem die 11jährige Lara Eibholz auf dem Weg nach Hause spurlos verschwindet. Für Ermittlerin Pia Korittki und ihr Team beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und eine nervenaufreibende Ermittlung in einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft…
Meine Meinung:
„Ostseetod“ ist der mittlerweile elfte Teil der erfolgreichen „Ostsee-Reihe“ um die Ermittlerin Pia Korittki. Er lässt sich problemlos ohne die Kenntnis der zehn Vorgängerbände lesen und verstehen. Noch mehr Spaß macht es allerdings, wenn man Pias bisherigen Werdegang schon verfolgt hat.
Der Start in diesen Krimi beginnt beschaulich im Dorf Grotenhagen. Zunächst einmal lernt der Leser einige der Grotenhagener kennen. Da gibt es beispielsweise den umtriebigen Antiquitätenhändler, der mit der überambitionierten Ballettlehrerin verheiratet ist und dessen Schwager als gescheiterter Ex-Auswanderer nun in einem kleinen Wohnwagen hinten auf dem Hof lebt. Es gibt den patriarchalischen Gutsherren mit seiner graumäusigen Tochter, den schweigsamen Bauern mit seinem 30jährigen nesthockenden Sohn, das biedere Apothekerpaar mit der flippigen Schwester, den noch nicht zugezogenen Neu-Grotenhagener, der ein altes Haus von zwei Handwerkern instand setzt lässt. In dieser traditionellen Dorfgemeinschaft hat anscheinend jeder mit jedem auf irgendeine Weise mal mehr, mal weniger miteinander zu tun. Etwas verwirrt? So soll es sein!
Anfangs war es für mich ein bisschen schwierig, alle Charaktere auseinander zu halten und zueinander in Bezug zu setzten. Dafür gelingt es Eva Almstädt hierdurch aber auch brillant, einen großen bunten Strauß potenziell Verdächtiger zu präsentieren. Dabei setzt sie ihre einzelnen Charaktere sehr geschickt in Szene und deckt die Verbindungen zwischen ihnen nur in homöopathischen Dosen über den ganzen Verlauf der Story auf.
Dies hat dazu geführt, dass ich während des Lesens so einige Tatverdächtige auf meiner „Liste“ hatte. Aber über mehr als ein bloßes Bauchgefühl bin ich bis kurz vor Schluss an keiner Stelle hinausgekommen, denn eines hat mir in meinem Miträtseln gefehlt: Eine Idee für ein belastbares und nachvollziehbares Motiv! Das allein ist schon eine tolle Leistung für einen Krimiautor. Wenn dann am Ende noch eine überraschende und absolut nachvollziehbare Auflösung präsentiert wird, ist das für mich das Sahnehäubchen auf einem sehr guten Krimi. Und genau das ist Eva Almstädt hier gelungen. Am Ende fügten sich alle Puzzleteile perfekt zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen und ich musste mir leider eingestehen, dass ich einige Puzzleteile nicht als solche erkannt habe. Genau so muss ein guter Who-Dun-It-Krimi sein!
Um den wirklich gelungenen Krimi-Strang in Grotenhagen gewährt uns Eva Almstädt in bewährter Manier daneben tiefe Einblicke in Pia Korittkis Privatleben und in die internen Strukturen der Polizeiarbeit. Gerade hierdurch wirken die Protagonistin so unglaublich authentisch und die Polizeiarbeit so realistisch. Herausforderungen bei der Organisation der Kinderbetreuung, Beziehungsprobleme mit neuen und alten Partnern und nicht zuletzt Machtkämpfe im Dienst. Diese gelungene „Rahmenhandlung“ lockert die eigentliche Story auf, gibt dem Leser Zeit zum Durchatmen und Reflektieren und macht im Kontext der zehn Vorgängerbände so richtig Spaß.
Der Schreibstil Almstädts hat mir ebenfalls mal wieder sehr gut gefallen. Es gelingt ihr problemlos, die Settings eindringlich, individuell und plastisch zu beschreiben, ohne dabei auszuufern. Gleichzeitig schafft sie es durch eine treffende Wortwahl sehr gut, die entsprechende Atmosphäre zu vermitteln. Aber auch der Humor, den Eva Almstädt wohl dosiert und platziert einsetzt, gefällt mir mal wieder sehr gut (Städter auf dem Dorf: „Papa, warum sind die Kartoffeln so schmutzig?“ - „Das ist alles bio“).
FAZIT:
Ein spannender Krimi mit einer sehr sympathischen Ermittlerin, skurrilen Charaktere, einer hohen atmosphärischen Dichte und einem überraschenden, aber sehr stimmigen Finale mit einem passenden Schuss Action und Dramatik. Ein perfekter „Who Dun It“-Krimi zum miträtseln!
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Pressestimmen
Peter Lauda, Bücherschau, Juli 2016
denglers-buchkritik.de, 30.05.2016
Renate kruppa, Schweriner Volkszeitung, 14.03.2016
Regina Roth, Sonntags-Anzeiger, 23.07.2016