Weite Sicht
 - Thorsten Pilz - Hardcover
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22,00

inkl. MwSt.

Lübbe Belletristik
Hardcover
Literarische Unterhaltung
286 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-7857-2837-6
Ersterscheinung: 31.03.2023

Weite Sicht

Roman

(46)

Vier Frauen, vier Leben.

Charlotte, die nach dem Tod ihres Mannes in Frage stellt, woran sie so lange glaubte. Gesine, die Hilfe braucht und nicht weiß, wie sie darum bitten soll. Sabine, die einsam ist und sich nicht damit abfindet. Und die Dänin Bente, der Freigeist, die Unruhestifterin, die fürchtet, nicht mehr genug Zeit zu haben für das, was sie noch vorhat.

Nach vielen Jahren taucht Bente plötzlich wieder in Hamburg auf und wirbelt Charlottes Leben durcheinander. Mit ihrem Humor, ihrer Begeisterung für die Schriftstellerin Karen Blixen und ihrer Abenteuerlust.

Vier Frauen, vier Leben. Und doch ist das, was ihnen die Sicht auf Neues verstellt, nur mit vereinten Kräften zur Seite zu schieben.

Thorsten Pilz schreibt klug und einfühlsam über Menschen, die bei sich ankommen.

Pressestimmen

Katharina Raskob, Galore, 5. April 2023: 
„Der Zauber dieses emotionalen Romans entfaltet sich auch zwischen den Zeilen: Durch die aufmerksamen Schilderungen, die facettenreichen Charaktere und die tiefgründigen Dialoge wird man als Leser zum Eingeweihten, der sich auf alles, was ungesagt bleibt, seinen eigenen Reim machen darf und am Ende die Erkenntnis gewinnt: Solange man lebt, ist es für nichts jemals zu spät. Egal, wie alt man ist.“
ZEIT-Literaturcommunity „Was wir lesen“, April 2023:
„Weite Sicht“ ist eine von drei Buchentdeckungen, die die ZEIT-Literaturcommunity „Was wir lesen“ im April besonders begeistert hat. Redakteurin Debora Schnitzler hat den „Roman, den sie eigentlich für ihre Mutter ausgewählt hatte, aus Versehen an einem Wochenende selbst verschlungen“.
Grit Klempow, Nordsee-Zeitung, 26. April 2023
„Thorsten Pilz erzählt fast beiläufig von emotionalen Erschütterungen, vom Verlieben, von Verrat und Versöhnung. (...) Er braucht nicht viele Worte. Seine Sprache ist klar, schnörkellos, einfühlsam.“

Dr. Sandra von Siebenthal, Denkzeiten, 31. März 2023
„Ein warmherziges, einnehmendes, berührendes Buch über Liebe und Tod, Schein und Sein, Beziehungen und Eigenverantwortung.“

Margarete von Schwarzkopf, Kulturspiegel, 30. Mai 2023
„Weite Sicht ist eine wunderschön erzählte Liebesgeschichte, zart angedeutet und so verständlich, weil Bente und Charlotte als Mädchen zusammenkommen in einer Zeit des Aufbruchs, in der Jugend, und sich gegenseitig Trost und Stütze geben. Es ist aber auch eine schöne Liebesgeschichte zwischen Charlotte und ihrem Mann, der sie so verrät.“
„Klasse Geschichte übers Älterwerden, Schwestern, Freundinnen und den Blick nach vorn.“

Rezensionen aus der Lesejury (46)

Lissy1985 Lissy1985

Veröffentlicht am 05.04.2023

Alles braucht Zeit, auch Veränderungen.

In diesem Roman geht es um vier Frauen, die teilweise nicht unterschiedlicher sein könnten. Natürlich haben sie eines gemeinsam – das älter werden.

Worum geht es in dem Buch: „Vier Frauen, vier Leben: ... …mehr

In diesem Roman geht es um vier Frauen, die teilweise nicht unterschiedlicher sein könnten. Natürlich haben sie eines gemeinsam – das älter werden.

Worum geht es in dem Buch: „Vier Frauen, vier Leben: Charlotte, die nach dem Tod ihres Mannes in Frage stellt, woran sie so lange glaubte. Gesine, die Hilfe braucht und nicht weiß, wie sie darum bitten soll. Sabine, die einsam ist und sich nicht damit abfindet. Und die Dänin Bente, der Freigeist, die Unruhestifterin, die fürchtet, nicht mehr genug Zeit zu haben, für das, was sie noch vor hat. Nach vielen Jahren taucht Bente plötzlich wieder in Hamburg auf und wirbelt Charlottes Leben durcheinander. Mit ihrem Humor, ihrer Begeisterung für die Schriftstellerin Karen Blixen und ihrer Abenteuerlust. Vier Frauen, vier Leben. Und doch ist das, was ihnen die Sicht auf Neues verstellt, nur mit vereinten Kräften zur Seite zu schieben.“

Mein Eindruck: das Cover zeigt eine Frau, die ins weite Meer schwimmen gehen möchte. Dies ist jedoch ein Wink mit dem Zaunpfahl. Der Schreibstil vom Autor ist angenehm zu lesen und sehr gefühlvoll. Man erfährt einiges aus dem Leben der vier Frauen. Das Buch möchte dem Leser vermitteln, dass man nie zu alt dafür ist, um etwas Neues auszuprobieren. Etwas Neues zu wagen. Gerade im Alter traut man sich doch weniger zu. „Lass dir Zeit“ – Diese drei Worte ziehen sich wie eine Empfehlung durch die ganze Geschichte um Charlotte, ihre Schwester Gesine, Sabine und Bente, alle Anfang 70 und seit ihrer Jugend verbunden, auch wenn sie die Zeit auseinander getrieben hat. Nachdem Charlotte ihren Mann nach 48 gemeinsamen Jahren verloren hat, erkennen die 4, dass sie sich gar nicht so nah sind, wie sie immer gedacht haben. Jede kämpft mit ihren eigenen Sorgen und Problemen, und längst vergangenen Erinnerungen.

Mein Fazit: dieses Buch wurde für jeden geschrieben und ist für jeden geeignet. Gerade für solche Menschen, die Angst und Zweifel vor Veränderungen haben. Nicht jeder empfindet Veränderungen gleich gut. Und gerade wenn man älter wird, lassen uns manche Erfahrungen doch ängstlich und die Zweifel vor neuen Veränderungen größer werden. Mein Motto ist mittlerweile: just do it!

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birdies_buecherwelt birdies_buecherwelt

Veröffentlicht am 04.04.2023

Einfühlsam, eindringlich und einfach schön zu lesen

Vier Frauen, vier Geschichten und alles beginnt mit dem Tod von Friedrich, Charlottes Ehemann. Die eher in sich gekehrte Seniorin hat nach fast 50 Ehejahren einiges zu verkraften, denn Friedrichs Tod wirbelt ... …mehr

Vier Frauen, vier Geschichten und alles beginnt mit dem Tod von Friedrich, Charlottes Ehemann. Die eher in sich gekehrte Seniorin hat nach fast 50 Ehejahren einiges zu verkraften, denn Friedrichs Tod wirbelt viel durcheinander. Das enge Verhältnis zu ihrer Schwester Gesine bricht auseinander, Adoptivschwester Sabine ist auf der Suche nach ihrem eigenen Glück und dann taucht auch noch plötzlich die Dänin Bente auf, zu der Charlotte mehrere Jahrzehnte lang keinen Kontakt hatte.
Der Schreibstil ist so gefühlvoll und die Kapitel mit den sich abwechselnden Perspektiven der Protagonisten so emotional und spannend gestaltet, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Es geht um Zweifel, um Hoffnung, um den Mut man selbst zu sein, um Selbstbestimmung und um die Liebe, die es auch dann noch geben kann, wenn man nicht mehr damit rechnet. Mir persönlich hat der dänische Touch sehr gefallen. Ich freue mich, dass ich auch ohne Übersetzung alles problemlos verstehen konnte. Dieser Roman entwickelt sich nach und nach, genau wie die Figuren und am Ende läuft alles perfekt und schlüssig zusammen.
Ein wunderbar unterhaltsamer Debütroman mit Anspruch, der mich so sehr berührt hat, dass auch ein paar Tränen geflossen sind.
En fantastisk roman.
Leseempfehlung!

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Deichgraefin Deichgraefin

Veröffentlicht am 31.03.2023

Fesselnd



Der Roman Weite Sicht von Thorsten Pilz ist fesselnd geschrieben.
Das Cover ist gut, aber es macht den Eidruck, als wenn eine Frau schwimmen geht. Dabei fährt die Protagonistin Charlotte mit dem Kanu.
Ihr ... …mehr



Der Roman Weite Sicht von Thorsten Pilz ist fesselnd geschrieben.
Das Cover ist gut, aber es macht den Eidruck, als wenn eine Frau schwimmen geht. Dabei fährt die Protagonistin Charlotte mit dem Kanu.
Ihr Mann ist gerade gestorben. Sie ist 71 Jahre alt und fühlt sich noch fit.
Im ganzen sind es vier Frauen, die diese Geschichte beleben.
Da ist noch Charlottes Schwester Gesine, die ein wenig exzentrisch ist. Ihre Plegeschwester Sabine, die auch schon allein ist und die Freundin Bente aus Dänemark.
Deren Emotionen gestaltet der Autor lebensecht und nachvollziehbar.
Man erfährt aus dem Lebensweg der Frauen.
Außerdem zeigt das Buch, das auch ältere Frauen noch etwas neues anfangen können, wenn sie wollen.
Der Roman führt uns von Hamburg nach Berlin und Kopenhagen, das hat mir gut gefallen.
Ich konnte mich gut in die Geschichte eindenken.
Der Roman ist einfühlsam und gut unterhaltend.

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dido_dance dido_dance

Veröffentlicht am 19.03.2023

Wenn in der Vergangenheit viele Geheimnisse schlummern

In diesem Buch lernen wir vier Frauen jenseits der 60 kennen, deren Leben in irgendeiner Weise eng miteinander verwoben ist.

Teilweise durch schwesterliche oder freundschaftliche Bande, wie wir im Laufe ... …mehr

In diesem Buch lernen wir vier Frauen jenseits der 60 kennen, deren Leben in irgendeiner Weise eng miteinander verwoben ist.

Teilweise durch schwesterliche oder freundschaftliche Bande, wie wir im Laufe des Textes erfahren.

Das Buch startet damit, dass der Ehemann von Charlotte im Krankenhaus verstirbt.

Durch die Eröffnung seines Testamentes nebst eines neueren Anhanges wird Carlotte, die fast 50 Jahre mit ihm verheiratet war, in ein Gefühlschaos gestürzt.

Nach und nach deckt der Autor viele Geheimnisse auf, die Auswirkungen auf alle Protagonisten haben bzw hatten.

Der unaufgeregte, fast poetische Schreibstil hat mich sofort in seinen Bann gezogen.

Atemlos habe ich die Seiten umgeblättert um mehr über Charlotte und die drei anderen zu erfahren und welches lang gehegtes Geheimnis, wem welche Verletzungen zugefügt hat oder teilweise auch falsche Lebensentscheidungen abgerungen hat.

Thorsten Pilz legt den Finger in die Wunde ohne ihn mahnend zu heben. Er stellt fest und gibt seinen Protagonistinnen Raum diesen zu füllen.

Die Figuren sind wunderbar und nachvollziehbar ausgearbeitet.

Ich habe Charlotte gerne auf ihrer Suche nach dem richtigen Weg für sich in der nun beginnenden Lebensphase begleitet.

Angenehm überrascht hat mich, dass es der erste Roman des Autors ist, denn ich fand den Umgang mit der Sprache wunderbar ausgereift und das ganze Buch sehr gelungen. Gerne möchte ich weitere Werke von ihm lesen.

Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung und natürlich 5 Sterne.

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Gaby2707 Gaby2707

Veröffentlicht am 18.03.2023

„Lass Dir Zeit“

- Diese drei Worte ziehen sich wie eine Empfehlung durch die ganze Geschichte um Charlotte Holtgreve, ihre Schwester Gesine Bulthaupt, Sabine Lührs und Bente Frederiksen, alle Anfang 70 und seit ihrer ... …mehr

- Diese drei Worte ziehen sich wie eine Empfehlung durch die ganze Geschichte um Charlotte Holtgreve, ihre Schwester Gesine Bulthaupt, Sabine Lührs und Bente Frederiksen, alle Anfang 70 und seit ihrer Jugend eng verbunden, auch wenn sie die Zeit auseinander getrieben hat. Nachdem Charlotte ihren Mann Friedrich Sebastian nach 48 gemeinsamen Jahren verloren hat, erkennen die Vier, dass sie sich gar nicht so nah sind, wie sie eigentlich gedacht haben. Jede kämpft mit ihren eigenen Sorgen und Problemen, und längst vergangenen Erinnerungen.

Schon das Cover ist mit seinen ganz wenigen aber ausdrucksstarken Farben ein echter Hingucker, das ich mir gerne anschaue.
Autor Thorsten Pilz ist es mit seinem eingängigen, irgendwie melancholischen Erzählstil gelungen, mich ganz schnell mit den so unterschiedlichen Charakteren bekannt zu machen und vor allem mich für sie zu interessieren. Dazu kommen neben den vier Frauen ja noch Charlottes Kinder Franziska und Matthias, ihr Bruder Johannes und Gesines Mann Bernhard, die auch alle eine mehr oder wenige wichtige Rolle spielen. Die Lebenswege, die hier beschrieben werden, haben mich bei jedem einzelnen berührt. Nach und nach kommen immer mehr Episoden und kleine Geschichten aus der Vergangenheit ans Licht, die bisher unbekannt waren bzw. über die bisher nie gesprochen wurde. Damit wird eine unterschwellige Spannung erzeugt, die sich durch die gesamte Geschichte zieht und mich beim Lesen gehalten hat.

Eine, wie ich finde, sehr berührende Geschichte mit Menschen, denen ich mich nahe gefühlt habe mit ganz viel Emotionen und Gefühl. Die zeigt, wie nahe Glück und Trauer beieinander liegen. Die aber auch Hoffnung gibt.
Ich habe einen Autor kennengelernt, von dem ich gerne mehr lesen würde.

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Interview

„WIE WOLLEN WIR LEBEN, WENN WIR ALT SIND?“ | 14.12.2022

Herr Pilz, wie ist die Idee zu Ihrem Roman entstanden?Es war nach einem Abend bei guten Freunden. Wir hatten viel über unsere Familien, unsere Eltern gesprochen. Eltern, die krank werden, die vielleicht auch schon gestorben waren. Und wir haben uns gefragt, wie wir leben wollen, wenn wir alt sind. A...

Herr Pilz, wie ist die Idee zu Ihrem Roman entstanden?
Es war nach einem Abend bei guten Freunden. Wir hatten viel über unsere Familien, unsere Eltern gesprochen. Eltern, die krank werden, die vielleicht auch schon gestorben waren. Und wir haben uns gefragt, wie wir leben wollen, wenn wir alt sind. Allein, zu zweit, mit anderen? Das waren die Ausgangsfragen, die mich dann durch die kommenden Tage und Wochen begleiteten. Und die dann immer weitere Kreise zogen.
Warum ein Buch mit starken Frauen im Mittelpunkt?
Wie will man leben? Was will man noch erleben, machen, entdecken, wenn man jenseits der 60, der 70 ist? Was ist möglich, was vielleicht weniger? Als sich diese Gedanken zu einer Geschichte formten, war mir sofort klar, dass ich sie über Frauen erzählen wollte. In meinem privaten Umfeld, aber auch, was ich bei Freunden beobachten konnte, waren es vor allem Frauen, die interessierter, agiler, abenteuerlustiger auf Neues waren. Plötzlich viele Dinge umkrempelten, reisten, anfingen zu studieren, sich engagierten. Trotz oder vielleicht sogar wegen eines gewissen Alters. Männer erschienen mir dagegen grauer, müder, vielleicht auch einfach nur zufriedener mit dem, was sie hatten, was bereits da war. Da fehlte weniger. Wie gesagt, das war nicht das Ergebnis einer großen, soziologischen Studie, sondern reine Privatempirie.
Sie haben Ihren Roman Ihrer „Mutter, Brigitte, Käte, Gerlinde, Eleonore, Marianne, Barbara, Heike und all den anderen“ gewidmet. Haben diese Personen Sie zu Charlotte, Gesine, Sabine und Bente inspiriert?
Nein, eigentlich nicht. Vielleicht unbewusst. Aber es ist nicht so, dass ich bestimmten realen Personen die Figuren in meinem Roman zuordnen könnte. Vieles hat sich erst beim Schreiben selbst ergeben, bestimmte Eigenschaften, Vorlieben, Sehnsüchte. Das war ein spannender Prozess.
Ihre Protagonistinnen sind alle über 60 und haben in ihren Leben Erfahrungen mit Krankheit und Tod gemacht. Wie haben Sie es geschafft, dass nicht der wehmutige Blick zurück auf bessere Zeiten in Ihrem Buch überwiegt, sondern der mutige Blick nach vorn?
Natürlich schleppt man immer sein ganzes Leben mit sich herum. Und je älter man wird, desto schwerer wird das Gepäck an Enttäuschungen, Verletzungen, Schicksalsschlägen. All das verdichtet sich immer mehr. So ergeht es auch den Figuren in dem Roman. Ich wollte aber, dass all der Ballast, all die Erfahrungen nicht den Blick auf das Neue, Unbekannte verstellen, es vielleicht sogar unmöglich machen. Der Aufbruch, der Mut, etwas Anderes zu wagen, sich selbst seinem Leben zu stellen – ich war mir von Anfang an sicher, Charlotte, Gesine, Bente und Sabine sollten dafür belohnt werden.
Eine zentrale Beziehung im Buch ist die zwischen den Schwestern Charlotte und Gesine. Wie würden Sie deren Verhältnis beschreiben?
Das Verhältnis zwischen Geschwistern ist immer etwas Besonderes. Anders als bei Freunden – seine Geschwister sucht man sich nicht aus. Die sind da, ob man nun will oder nicht. Und man glaubt, nach all den Jahren, den Anderen, die Andere gut zu kennen.
So ist das auch bei Charlotte und ihrer sechs Jahre jüngeren Schwester Gesine. Charlotte, die Vernünftige, die von Gesine immer etwas auf Distanz gehalten wird, ohne genau zu wissen, warum. Im Laufe des Romans ändert sich deren Verhältnis dann auf dramatische Weise und eröffnet erst dadurch die Möglichkeit, die Andere neu zu betrachten und sich ihr auf ganz andere Weise als bislang anzunähern.
Charlotte, Gesine, Sabine und Bente sind sehr unterschiedlich. Vernünftig, exzentrisch, Hausfrau, Künstlerin, Mutter, kinderlos – welche Figur ist Ihnen im Laufe des Schreibprozesses am meisten ans Herz gewachsen?
Tatsächlich sind mir alle vier Frauen beim Schreiben mehr und mehr ans Herz gewachsen. Schon allein deswegen, weil ich immer mehr über sie erfahren habe. Und so setzte sich langsam ein Bild zusammen. Ein Bild, mit einigen Kratzern versehen und nicht immer zum eigenen Vorteil ausgeleuchtet. Aber dafür ein ganzes Bild. Zum Beispiel Charlotte: Mit Anfang 70 muss sie feststellen, dass sie ihr eigenes Leben noch einmal ganz neu denken – und leben muss. Sie macht sich dann langsam auf, freut sich auch über diese neuen, aufregenden „Gehversuche“ – und wird gleichzeitig hart gegen das, was ihr altes Leben ausmachte: das Haus, ihre Schwester, ihre Kinder. Es ist ein wenig wie in Joni Mitchells Song „Both Sides now“: „Well, something`s lost, but something`s gained, in living every day.”
Während die vier Frauen beim Schreiben immer präsent waren, hat sich im zweiten Teil des Romans eine Figur langsam danebengestellt. Immer im Hintergrund, leise und doch mit seinem wachen Herzen präsent: Troels, der jüngere Bruder von Bente. Erst beim wiederholten Lesen habe ich festgestellt, wie gern ich diese Figur mag.
Im Laufe des Lebens machen alle Fehler – auch die vier Frauen in Ihrem Roman. Was ist schwieriger? Sich selbst oder anderen zu verzeihen?
Ganz klar: sich selbst. Ich glaube, bei anderen ist man immer nachsichtiger, kann Fehler der Anderen eher verzeihen. Die eigenen schleppt man mit durchs ganze Leben, ärgert sich über sie, verzweifelt vielleicht. Sich selbst verzeihen zu können, will gelernt sein.
Der Großteil Ihres Romans spielt in Hamburg, in der Stadt Ihres eigenen Lebensmittelpunkts, ein weiterer Teil in Dänemark. Was verbindet Sie mit unserem Nachbarland?
In den 1970er-Jahren verbrachten wir regelmäßig unseren Sommerurlaub an der jütländischen Westküste, mit Pølser, Softeis und unendlich scheinenden Sandstränden. Die pure Idylle. Und auch wenn sich mein Blick im Laufe der Jahre etwas entromantisiert hat, bestimmte Dinge trage ich immer in meinem Herzen: das Licht in Skagen, dort, wo Nord- und Ostsee zusammenfließen, die laute Entspanntheit in den Bars von Kopenhagen, den Sonnenuntergang an der Westküste Bornholms und das Strandbad in Klampenborg, das auch in dem Roman vorkommt. Pølser und Softeis esse ich übrigens immer noch gerne.
Gibt es noch weitere Geschichten, die Sie erzählen möchten? Schreiben Sie bereits an einem weiteren Buch?
Ich arbeite an einigen Ideen, aber noch ist das, wie eine Freundin gern sagt, nothing to write home about.

Autor

Thorsten Pilz

Thorsten Pilz - Autor
© Inga Sommer

Thorsten Pilz (Jahrgang 1969) ist Redakteur beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Seine Liebe zu Dänemark begann in Sommerurlauben an der jütländischen Westküste mit Softeis, Pølser und scheinbar endlosen Sandstränden. WEITE SICHT ist sein erster Roman. Thorsten Pilz lebt in Hamburg.

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