"Die folgsame Tochter" von Lisa Unger ist ein Psychothriller, der für mein Empfinden etwas zu langsam beginnt. Außerdem gibt es sehr viele Perspektiven, die für mich nicht alle relevant sind. So habe ich ...
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"Die folgsame Tochter" von Lisa Unger ist ein Psychothriller, der für mein Empfinden etwas zu langsam beginnt. Außerdem gibt es sehr viele Perspektiven, die für mich nicht alle relevant sind. So habe ich nicht verstanden, weshalb die Geschichte an einigen Stellen aus der Sicht des Sohnes Oliver erzählt wird.
Klappentext:
Als Selena im Zug einer jungen Frau begegnet, ist sie sogleich fasziniert von Marthas Offenheit und vertraut ihr ein Geheimnis an: Selena fürchtet, dass ihr Ehemann sie mit der Babysitterin betrügt. Nur wenige Tage später ist die Babysitterin spurlos verschwunden und Selena die Letzte, die sie sah. Während die Polizei beginnt, in Selenas Umfeld zu ermitteln, erinnert diese sich plötzlich an Marthas Frage: "Was wäre, wenn dein Problem einfach so verschwinden würde?" Selena ist zutiefst beunruhigt ...
Mit Selena konnte ich mich gut identifizieren. Ihre Sicht ist nachvollziehbar und schlüssig. Ihre Erfahrungen sind spannend erzählt.
Mit Martha ist es da schon schwieriger. Zwar beschreibt Lisa Unger hier eine vielschichtige Persönlichkeit, doch durch die unterschiedlichen Namen (Martha, Anne, Pearl) sorgt sie am Anfang (gewollt?) für sehr viel Verwirrung und es fiel mir schwer, mich in diese Person hinein zu denken, zumal die Zeitsprünge nicht gekennzeichnet sind und sich am Anfang auch beim Lesen nicht wirklich erschließen.
Die Perspektive von Hunter wird erst sehr spät eingeführt und die Person verblasst dadurch, dass sie nur selten zu Wort kommt. Überhaupt ist sie nur für die Auflösung relevant und ein reines Hilfsmittel.
Das von Lisa Unger vermittelte Männerbild ist mir persönlich ein bisschen schwarz-weiß. Vieles wird aus reiner Effekthascherei überspitzt.
Am Anfang las sich der Thriller wirklich zäh. Es gab zu viele Längen, deren Sinn sich erst im Nachhinein - wenn überhaupt - erschloss. Das letzte Drittel war super spannend und die einzelnen Personen und Perspektiven wurden zu einem spektakulären Schluss zusammengeführt. Allerdings beginnt Lisa Unger dann in einer Art Epilog, die Geschichte zu erklären, als würde sie spüren, dass nicht alles wirklich stimmig ist.
Es gibt ein paar gravierend Plot-Fehler, was die Zeitabfolge angeht.
Fazit: Das Ende versöhnte mit einem etwas zähen Anfang. Trotzdem kommt dieser Thriller nicht an "Die treue Freundin" von Lisa Unger heran.
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Pressestimmen
Sonntagsanzeiger SWA, 03.09.2022