Also, erst einmal eine kleine Anmerkung. Sollte dies dein Einstieg in diese tolle Serie werden, dann kann ich nur sagen: Halt, stopp! Ich glaube, dass das nicht gut gehen kann. Man fängt ja auch nicht ...
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Also, erst einmal eine kleine Anmerkung. Sollte dies dein Einstieg in diese tolle Serie werden, dann kann ich nur sagen: Halt, stopp! Ich glaube, dass das nicht gut gehen kann. Man fängt ja auch nicht den Hausbau beim Dach an. Ethan Cross hat mit den ersten Büchern einen soliden Grund gelegt, auf dem dieses Buch aufbaut. Lies den ersten Band und lerne erst einmal die tollen Charaktere kennen. Lass dich vom verblüffenden ersten Teil verzaubern. Und wenn „Ich bin die Nacht“ dir nicht gefällt, dann ist die Serie wohl einfach nichts für dich.
Ich denke, man muss ein bestimmter Typ Leser für dieses Buch sein. Schließlich geht es hier um einen sympathischen Serienmörder und seinen Bruder mit fotografischem Gedächtnis, der befürchtet den Verstand zu verlieren. Und dann ist das Buch noch in einer sehr seltenen Perspektive geschrieben worden.
Dritte Person Erzähler sind in den meisten Büchern allwissend und unfehlbar, doch hier ist der dritte Person Erzähler personengebunden. Die Schwächen der Protagonisten lassen sich so nur zwischen den Zeilen erahnen, weil diese nicht oft in der Lage sind an sich zweifeln zu dürfen. Wenn ein Agent in Aktion an sich zweifeln würde, könnte der Fall sehr schief gehen. So reicht die Beschreibung der Emotionen der Protagonisten nur so weit, wie sie sie sich selbst eingestehen. Deswegen entsteht vielleicht für den Einsteiger in diesem Buch der Eindruck, man hätte es hier mit plastisch perfekten Menschen zu tun. Doch dem Kenner der Serie werden die Abgründe, Schwächen und Ängste der Protagonisten bekannt sein. Nicht umsonst hat die Ackerman jr. Serie eine große Fangemeinde.
Aber nicht nur die sympathischen Protagonisten, die schnell dem Leser ans Herz wachsen, machen die Serie und diesen Roman zu einer großen Lesefreude. Auch die spannenden und actionreichen Szenen fesseln den Leser mit flüssigem, leicht zu lesendem Stil an die Seiten. Und dann ist da noch der tolle, teils schwarze Humor.
Wer jetzt aber eine hochrealistische, hochintelligente Serie erwartet, den wird die Reihe enttäuschen. Eher erwarten den Leser intelligente Ideen, verpackt in eine schriftliche Graphik Novel. Lebendig, filmreif und ohne viele nachdenkliche Gespräche. Mehr „showing“, als „telling“. Mehr lebendige Bilder als Sprache. Mehr Action, weniger Stillstand.
Und da stört dann die lange Beschreibung der Bewachungsmaschine im Gefängnis. Saint Nick wird in allen Einzelheiten beschrieben und es kommt einem so vor, als würden sich diese Einzelheiten einmal zu oft wiederholen. Auf der anderen Seite scheint dies eine Art „Luftholen“ vor der geballten Action zu sein und so durchaus Sinn zu machen.
Anders, als in den anderen Büchern der Serie wird in diesem Teil versucht moralische Ideen direkt anzusprechen, dies ergibt sich aus dem Kontext der Computer gesteuerten Überwachung. Die ganze Serie über wird gefragt, wie oft muss man vergeben? Kann ein Serienmörder noch reintegriert werden? Diesmal werden die Überlegungen des Autors direkt angesprochen:
"Es gibt viel zu viele Abstufungen von Richtig und Falsch, Gut und Böse. Man muss ein Gleichgewicht finden zwischen der zweiten Chance, der Wiedergutmachung und dem Sicherstellen, dass ein bestimmter Krimineller nie wieder jemandem schadet."
S. 103
„Ich bin der Zorn“ war für mich, die ich unglaublich gerne die anderen Bücher, bis auf „Ich bin die Angst“, welches ich bis jetzt übersprungen habe, als Hörbücher gehört habe, ein großartiger Lesegenuss. Ich kann dieses Buch den Fans der Reihe nur empfehlen. Aber die werden dieses Buch vermutlich sowieso lesen, denn die tolle Serie macht süchtig. Wer noch keines der Hörbücher gehört hat, dem möchte ich dies hiermit unbedingt ans Herz legen. Thomas Balou Martin liest so großartig, dass die ganze Geschichte als Film vor den inneren Augen abläuft. Besonders Einsteigern empfehle ich die tollen Hörbücher.
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