Der zweite Band der Trilogie um die Gärten von Heligan beginnt nahtlos dort, wo uns das Ende des ersten Bandes gelassen hat:
Die junge PR-Frau Lexi arbeitet weiter engagiert und erfolgreich an der Ausstellung, ...
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Der zweite Band der Trilogie um die Gärten von Heligan beginnt nahtlos dort, wo uns das Ende des ersten Bandes gelassen hat:
Die junge PR-Frau Lexi arbeitet weiter engagiert und erfolgreich an der Ausstellung, die anläßlich der 30jährigen Jubiläumsfeier zur Wiedereröffnung der verschwundenen Gärten von Heligan dem Publikum ein möglichst umfassendes Bild über die Geschichte dieser Gärten vermitteln soll. Bei ihren Recherchen, die sie zusammen mit ihrem Kollegen Ben macht, stößt sie auf die Figur Avery Harringtons, der sich als Sohn von Damaris und Julian, die eine wichtige Rolle im ersten Band gespielt haben, herausstellt. Hier beginnt der zweite Erzählstrang, der wie im ersten Teil in der Vergangenheit spielt. Allerdings „fehlen“ dem Leser einige Jahrzehnte aus dem Leben der Hauptfiguren des Vergangenheitsteils, so dass man sich erst zurechtfinden musste, wer wer und mit wem und in welcher Weise verwandt ist. Da ist die Aufstellung am Anfang des Buches hilfreich.
Avery bringt sich als jugendlicher Hitzkopf und Frauenheld in Schwierigkeiten, die in einem Duell gipfeln, bei dem ein Verwandter lebensgefährlich verletzt wird. Avery sieht sich gezwungen, aus Heligan zu verschwinden und schließt sich einer bekannten Familie an, die sich nach Indien einschifft. Diese Wendung der Geschichte markiert den Beginn des dritten Erzählstrangs, der den Leser in die exotische Welt der Pflanzensammler in Indien und Nepal entführt. Mitreißend und in schillernden Farben werden diese fernen Länder beschrieben mit ihrer fremden Kultur und der unbekannten Natur, die phantastische Pflanzen hervorbringt, welche von den Pflanzensammlern gesammelt, katalogisiert und nach England gebracht werden. Avery wird selbst ein Pflanzensammler, als er sich einer Nepalexpedition des dänischen Botanikers Wallich anschließt. In Nepal verliebt er sich in eine vermeintliche geflüchtete indische Prinzessin, die heimlich veranlasst, dass die Pflanzensammlergruppe aus Nepal ausgewiesen wird. Nachdem sie die Gruppe auch noch bestiehlt, verschwindet sie mit dem Geld. Avery verfolgt sie, erkrankt schwer und braucht ihre Hilfe, um zurück nach Kalkutta zu kommen. Er wird gerettet, sie hinterlässt ihm einen Sohn, den er mit zurück nach Heligan bringt, wo der Junge liebevoll von der Familie Averys und dem Shire Tremayne aufgenommen wird.
Dieser Erzählstrang um Avery ist der vorherrschende im Buch, obwohl wir auch im zweiten Erzählstrang noch viel von den Bewohnern Heligans erfahren. Der erste Erzählstrang um Lexi bleibt etwas vernachlässigt (wie schon im ersten Band), was ich persönlich schade finde. Wir erfahren zwar doch noch einige Details aus ihrem früheren Leben, das sie mit ihrem gewalttätigen Exfreund geführt hat, und sie teilt sich Ben mit, nachdem sich zwischen ihnen eine Liebesgeschichte entwickelt, aber die Figur Lexis bleibt seltsam ungreifbar, auch weil einige ihrer Verhaltensweisen kaum nachvollziehbar sind.
Ben scheint ihr gut zu tun. Er nimmt sie mit zu seinem Großvater, bei dem sie interessante Entdeckungen machen, die auf einen Zusammenhang mit den ehemaligen Bewohnern Heligans hinweisen. Und hier möchten wir wissen, wie diese losen Fäden zu einem fertiggewebten Ganzen zusammengebracht werden.
Das wird im dritten Band erfolgen, und wir erwarten ihn mit Ungeduld. Ich hoffe, Lexi wird endlich greifbar und bekommt eine Identität in der Geschichte, ist doch sie diejenige, die irgendwie das Erbe Heligans weiterführt. Wir werden sicher auch den letzten Vergangenheitsabschnitt aus der Geschichte Heligans erzählt bekommen, bei dem der Ausbruch des Ersten Weltkriegs den Anfang vom Ende Heligans darstellt.
Auch in diesem zweiten Band ist der Aufbau gelungen. Die wechselnde Erzählperspektive und –zeit wird von der Autorin sehr kunstvoll eingesetzt, was das Buch zusammen mit ihrem angenehmen, detailreichen Schreibstil wieder zu einem schönen, interessanten und kurzweiligen Leserlebnis macht.
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Pressestimmen
Gersprenztaler Anzeigenblatt, 30.11.2022