Ich möchte Ihnen danken, dass Sie Max Wolfe bei seinem neuesten Fall begleiten. Die Max-Wolfe-Reihe wurde in alle Welt verkauft, aber nirgendwo ist mein hundeliebender, knallharter, alleinerziehender Detective so herzlich aufgenommen worden wie in Deutschland. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber die Deutschen können mit Max Wolfe etwas anfangen.
Also: Danke, Deutschland!
Während ich an meinem vierten Max-Wolfe-Krimi arbeite, erschreckt es mich oft, wenn ich mich erinnere, dass mein Held durch eine Zufallsbegegnung zur Welt kam. Ich weiß noch genau, wann ich mich entschied, einen Krimi über einen Mordfall zu schreiben. 2010 trank ich mit Sam Mendes, dem Regisseur, bei einer Filmvorführung in Soho ein Glas Wein. Er erzählte mir, dass sein nächstes Projekt ein James-Bond-Film sei – Skyfall.
Wir redeten darüber, wie sehr wir als Jungen James-Bond-Romane geliebt hatten, und Sam sagte, er lese sie gerade noch einmal, um ihren Geist mit der Kamera einfangen zu können.
Ich fand damals, dass das Neulesen sämtlicher 007-Bücher ein wunderbarer Zeitvertreib wäre! Ich ging nach Hause und begann – und ehe ich die erste Seite von Casino Royale, dem ersten Bond-Roman, hinter mir hatte, dachte ich, was für eine unglaubliche schriftstellerische Leistung es ist, eine Figur zu erfinden, die nicht nur Bestand hat, sondern von jeder neuen Generation neu erfunden und neu entdeckt werden kann.
Ich dachte dabei an Ian Fleming, aber ich dachte auch an Arthur Conan Doyle mit Sherlock Holmes und Dr. Watson, an Raymond Chandlers Philip Marlowe und die vielen großen Helden zeitgenössischer Kriminalliteratur wie Lee Childs Jack Reacher. Eine Idee wuchs in mir und ließ mich nicht mehr los: Ich wollte ebenfalls versuchen, einen besonderen Krimi-Helden zu erschaffen.
Auch wenn es das Gespräch mit Sam Mendes war, das mich auf die Idee brachte, einen Krimi zu schreiben, so stellte ich später fest, dass ich eigentlich mein ganzes Erwachsenenleben lang für dieses Buch recherchiert hatte. Die Handlung ist tief in meinem Leben verwurzelt. Meinen ersten journalistischen Artikel, der nichts mit Musik zu tun hatte, schrieb ich, als ich dem Sittendezernat in 27 Savile Row, West End Central, angeschlossen war. Und die Mordwaffe in Dein finsteres Herz ist ein Fairbairn-Sykes-Commando-Dolch – die Waffe, die mein Vater im 2. Weltkrieg führte. Wer mit diesem berühmten Messer in deutsche Gefangenschaft geriet, wurde als Spion erschossen – Hitlers sogenannter Kommandobefehl, der später als Kriegsverbrechen bewertet wurde. Mein Vater und seine Kameraden waren keine Spione – sie waren Commandos, das, was wir heute „Spezialkräfte“ nennen. Das Messer besaß für mich immer eine besondere emotionale Bedeutung – wäre mein Vater damit erwischt worden, wäre ich nie geboren worden. Max Wolfe ist damit sehr tief in meiner Seele verwurzelt.
Das Schreiben von Dein finsteres Herz bedeutete eine gewaltige Herausforderung für mich. Ich machte meine gesamten Ersparnisse flüssig und schrieb den Krimi, ohne einen Buchvertrag zu haben. Es war ein großes Glücksspiel – ich musste beweisen, dass ich es schaffen konnte. Mir selbst und der Verlagswelt. Das genaue Gegenteil einer Laune. Ich habe versucht, eine Geschichte zu schreiben, die ich selbst gern lesen wollte, eine originelle Geschichte – mir gefiel das Motiv der Opfer, die nicht unschuldig waren, und eines Mörders, der glaubte, etwas Gutes zu tun. Und ich habe versucht, einen modernen Krimi zu schreiben, einen Krimi, der unsere Welt widerspiegelt: Der Mörder nutzt soziale Medien, heimgekehrte Kriegsveteranen schlafen auf der Straße, zwischen Arm und Reich klafft ein riesiger Abgrund. Ich hoffe, all das ist mir gelungen.
George Orwell sagte einmal: „Hinter einem Verbrechen, das so ernst ist wie ein Mord, sollten starke Empfindungen stehen.“
Mir ist es im Hinblick auf Kriminalliteratur oft genauso gegangen – mir fehlen in vielen Krimis die starken Empfindungen. Selbst gute, sogar großartige Krimis – Bücher, die mir teuer sind –, enthalten oft viel Blut, aber nicht genug Herz. Nicht genug Empfindung. Nicht genug von dem Eindruck, dass echte Leben in die Brüche gehen. Als ich mit Dein finsteres Herz anfing, wollte ich ein Buch schreiben, das sowohl Herz als auch Action enthält, Lachen und Tränen genauso wie Spannung und Nervenkitzel.
Und das nehme ich mir seither für jeden neuen Max-Wolfe-Krimi vor.
Ich hoffe, dass Sie, Max und ich uns zu seinem nächsten Abenteuer wiedersehen.
Beste Wünsche aus London, heute und alle Tage
Tony Parsons