Beate Rygiert - Autor
© Marc Schäfer

Autorin

Beate Rygiert

Beate Rygiert wurde in Tübingen geboren und wuchs im Nordschwarzwald auf. Mit zwölf schrieb sie in ihr Tagebuch: »Eigentlich möchte ich Schriftstellerin werden!« Diesen Traum verwirklichte sie nach dem Studium der Musik- und Theaterwissenschaft und der italienischen Literatur in München und Florenz und nach einigen Jahren als Operndramaturgin an verschiedenen deutschen Bühnen. Ihre Romane erobern die Bestsellerlisten und werden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Heute lebt sie mit ihrem Mann im Schwarzwald, in Andalusien und immer wieder in Frankreich. 

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Interview

»Ein Buch über eine historische Persönlichkeit zu schreiben ist eine fantastische Möglichkeit mit ihr in Dialog zu treten.« | 22.11.2023

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Roman über die Entstehung der Mona Lisa zu schreiben?Das Buch ist ein wahres Herzensprojekt von mir. Die Idee dazu trage ich schon seit mehr als zehn Jahren mit mir herum. Die Mona Lisa ist das berühmteste Gemälde der Welt, jedes Jahr pilgern Millionen von B...

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Roman über die Entstehung der Mona Lisa zu schreiben?
Das Buch ist ein wahres Herzensprojekt von mir. Die Idee dazu trage ich schon seit mehr als zehn Jahren mit mir herum. Die Mona Lisa ist das berühmteste Gemälde der Welt, jedes Jahr pilgern Millionen von Besuchern nach Paris in den Louvre, um es zu sehen. Etwas an dem Bild fasziniert die Menschen. Die Hintergründe, warum Leonardo da Vinci es gemalt hat, sind unbekannt, denn er hat das Porträt bis kurz vor seinem Tod stets um sich gehabt und nie einem Auftraggeber ausgehändigt. Ebenso wenig weiß man, wer die Dargestellte ist. All diese Fragen in einer Romanerzählung zu beantworten, das hat mich gereizt.
Und wer war die Frau auf dem Gemälde?
In meinen Augen spricht alles dafür, dass es Lisa del Giocondo, geborene Gherardini war, die ursprünglich für dieses Gemälde Modell gesessen hat. Etwa, dass das Bild in vielen Ländern Mona Lisa genannt wird und in anderen La Gioconda (Italien) oder La Gioconde (Frankreich). Außerdem hat Lisa del Giocondo im Gegensatz zu allen anderen in der Kunstgeschichte diskutierten »Kandidatinnen« nachweislich in Florenz gelebt und war zu jener Zeit, als das Bild dort entstand, im entsprechenden Alter. Mich interessierte vor allem, wie die Lebensumstände einer Frau im Florenz dieser Zeit aussahen.
Und wie sahen die aus?
Ehen wurden nach rationalem Kalkül geschlossen, Frauen waren in diesem Spiel meist nichts weiter als ein Mittel zum Zweck. Als Frau ein selbstbestimmtes Leben zu führen war unter diesen Umständen sehr schwierig. Leonardo da Vinci schätzte und respektierte Frauen in hohem Maße, vielleicht auch deswegen, weil er sich aufgrund seines Künstlerstands und seiner Homosexualität selbst am Rand der Gesellschaft wiederfand. Er war seiner Zeit weit voraus – und das nicht nur in Bezug auf die Malerei, die er grundlegend erneuert hat. Er war ein Erfinder und ein unablässig Suchender. Das macht ihn für mich zu einem modernen Geist, mit dem ich mich wahnsinnig gerne unterhalten würde. Und in gewisser Weise ist ein Buch über eine historische Persönlichkeit zu schreiben eine fantastische Möglichkeit, mit ihr in Dialog zu treten.
Während Ihres Studiums haben Sie einige Zeit in Florenz gelebt. Ihre Schilderungen der Stadt sind detailliert und atmosphärisch. Fiel es Ihnen leicht, sich dort gedanklich in eine Epoche hineinzuversetzen, die etwa 500 Jahre zurückliegt?
Das ist immer eine große Herausforderung. Orte wie Florenz, in denen viel Bausubstanz aus der damaligen Zeit erhalten ist, helfen natürlich, sich in frühere Zeiten zu versetzen. Man darf sich jedoch nicht täuschen lassen: Florenz hat sich baulich in den vergangenen Jahrhunderten stark verändert, und man muss sorgfältig mit altem Kartenmaterial umgehen, um beispielsweise Fehler bei der Beschreibung von Örtlichkeiten zu vermeiden. Die Atmosphäre wird stets auch von der politischen Situation geprägt sowie den sozialen Bedingungen, unter denen die Menschen lebten. Die Zeit, in der die Handlung spielt, war eine Zeit des Umbruchs. Modernes Gedankengut traf auf religiösen Fanatismus. Kriege und internationale Machtspiele versetzten die Menschen in Unruhe.
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