Beate Dölling - Autor
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Autor

Beate Dölling

 
Beate Dölling wurde 1961 in Osnabrück geboren, lebt aber schon seit vielen Jahren in Berlin. Bis 2001 war sie Journalistin beim Radio (darunter Rias Berlin und Deutschlandradio), aber eigentlich hat sie immer schon viele Dinge gleichzeitig getan. So war sie nicht nur Rundfunkjournalistin, sondern ist auch als Rezensentin für Zeitungen und Zeitschriften sowie als Dozentin an der Volkshochschule tätig. Seit 2001 arbeitet sie als freie Autorin, nebenher leitet sie Schreibwerkstätten. Sie hat zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht, die Themen, die sie darin aufgreift, sind immer mitten aus dem Leben gegriffen. Je mehr ich dir gebe ist das erste Buch der Autorin im Boje Verlag.

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Interview

Interview | 20.03.2014

Beate Dölling lebt in Berlin und war bis 2001 Journalistin beim Deutschlandradio. Seither arbeitet sie als freie Autorin und hat zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlich. Mit ihrem Jugendbuch »Je mehr ich dir gebe« erzählt die Autorin eine Geschichte über Liebe, Abhängigkeit und das Finden ...

Beate Dölling lebt in Berlin und war bis 2001 Journalistin beim Deutschlandradio. Seither arbeitet sie als freie Autorin und hat zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlich. Mit ihrem Jugendbuch »Je mehr ich dir gebe« erzählt die Autorin eine Geschichte über Liebe, Abhängigkeit und das Finden des eigenen Ichs. Wie sie das Thema Sexualität und Erotik so sensibel verpacken konnte und was sie jungen Mädchen mit der Geschichte über Julia sagen möchte, erzählt Beate Dölling im nachfolgenden Interview.
Frau Dölling, »Je mehr ich dir gebe« ist ein facettenreiches Jugend-Drama. Können Sie kurz beschreiben worum es geht?
Es geht um eine sehr seltsame Dreiecksbeziehung, seltsam, weil einer im Dreieck ein Toter ist. Es geht um Julia, 17, die gerade sich, ihren Körper, die große Liebe entdeckt hat, sie voll auskostet und der dabei das Glück nur so über dem Kopf zusammenschwappt. Sie wird von einer Sekunde auf die andere ins kalte Wasser geworfen und geht unter, bis jemand auftaucht, der sie mit Haut und Haar und um jeden Preis für sich haben möchte und dafür sogar einen Toten - ihre große Liebe - mit ins schlingernde Boot holt. Und so schippern die drei dahin, bis Julia erkennt, dass der Tod jedoch unüberwindbare Grenzen mit sich bringt. Erst als sie das akzeptiert, kann sie aus dem Boot aussteigen.
Julia erleidet also einen tragischen Verlust. Wie haben Sie es geschafft ihre Trauer so real und ergreifend zu vermitteln?
Am Anfang habe ich das Glück mit Jonas sehr genau beschrieben. Da haben sich zwei Menschen gefunden, die spüren, dass sie zusammengehören. Deswegen habe ich auch das Shakespeare-Zitat aus »Romeo und Julia« verwendet: „Meine Liebe ist so tief wie das Meer. Je mehr ich gebe, je mehr auch hab ich: Beides ist unendlich“ - aus dem sich ja auch der Titel des Buches ableitet. Julia hat mit ihren 17 Jahren das Glück, Jonas gefunden zu haben und diese große Liebe kosten beide voll aus. Dann passiert jedoch ein Unfall und Julia und Jonas werden auseinandergerissen. Ich konnte selbst das kalte Glas spüren, das sich zwischen sie und Jonas geschoben hat, schalldicht und unzerbrechlich und habe um ihr Leben geschrieben.
Wie stark haben Sie beim Schreiben mit Julia mitgefühlt?
Meine Charaktere wachsen mir erst ans Herz und machen dann, was sie wollen. Ich sitze am Schreibtisch und denke: Julia, was machst du da? Wohin gehst du? Pass auf dich auf! Charaktere sind wie neugierige Kinder: sie müssen ihre Erfahrungen selber machen. Und Schriftsteller können keine gebrochenen Herzen flicken. Also muss Julia durch das dunkle Tal, und ich begleite sie auf diesem langen Weg durch ihre Trauer, bin immer sehr nah bei ihr, kann sie jedoch nicht trösten, mache mir Gedanken, wie ich sie aus diesem Schlamassel wieder herausführen werde.
Sexuelle Abhängigkeit – überhaupt Erotik – ist zwar ein aktuelles Thema im Jugendbuch, aber auch ein kontrovers diskutiertes. Wie sind Sie an die Thematik heran gegangen?
Weibliche Sexualität ist das Schönste und Geheimnisvollste, was es im Leben gibt und wird in den Medien reduziert und abgestumpft. Ich habe dieses Buch geschrieben, um die jungen Frauen zu ermutigen, in sich hineinzuhorchen und sich nicht von dem nächsten Werbeslogan verführen zu lassen, nach dem Motto: „Wir machen dich in 7 Tagen sexy!“ (Mit Foto einer kurvenreichen Bikinifrau, die sich auf einem muskulösen Mann rekelt.), wo ja nicht nur eine Methode verkauft wird, sondern auch die Anpassung an die männlichen Sexvorstellungen. Gegen diese sexuelle Verkümmerung schreibe ich in meinen Büchern über junge Frauen, die ihre Lust in ihrem Rhythmus und nach ihrem Gusto entfalten. Und über junge Männer, die einfühlsam, geduldig und klug genug sind, um zu wissen, dass es dann auch der pure Gewinn für sie ist.
Wie viel Sex ist Ihrer Meinung nach im Jugendbuch erlaubt?
Es kommt auf den Sex an und auf die Sprache. Man muss verantwortungsvoll mit diesem Thema umgehen. Es geht um das Entdecken der eigenen Sexualität, um Sinnlichkeit, um den Zauber, den Sex entfalten kann – gerade bei jungen Menschen -, dann ist das durchaus ein Thema für das Jugendbuch, das einfühlsam beschrieben werden sollte, um Sex nicht zu entzaubern, denn entzauberter Sex = mechanischer Sex = Pornographie. Und die hat sicher nichts im Jugendbuch zu suchen.
Für welches Alter empfehlen Sie Ihr Buch?
Ich empfehle das Buch für junge Leser ab vierzehn, fünfzehn Jahren.
Was möchten Sie den Lesern des Buches sagen?
Das Leben beschert Höhepunkte jeder Art, sprengt manchmal Grenzen – im Positiven wie im Negativen. Es gibt Gewinne und Verluste im Leben. Ich bin eine schlechte Rechnerin, aber weiß dennoch, wenn unter dem Strich Glück herauskommen soll, muss man sich Zeit lassen, bei der Liebe sowie bei Verlusten, um das Loslassen zu lernen. „Das Leben besteht aus lauter Abschieden“, hat mal ein kluger Mensch gesagt. Ich finde, er hat Recht. Abschied nehmen muss man lernen. Einen kleinen Einblick, wie schwierig es sein kann, mit dem größten Abschied, dem Tod, umzugehen, habe ich in diesem Buch gegeben – mit allen Stürmen und Irrfahrten, für die man in so einer Phase empfänglich sein kann.

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