Tess Tjagvad - Autor
© Isabell Gebhardt

Autorin

Tess Tjagvad

Tess Tjagvad, geboren 1995 in Hamburg, ist eigentlich gelernte Floristin, studiert derzeit aber deutsche Sprache und Literatur. Erst vor ein paar Jahren hat sie ihre Liebe zu Worten wiederentdeckt, obwohl sie schon in ihrer Kindheit erste Geschichten verfasste. Wenn sie ihre Nase nicht gerade in ein Manuskript oder Buch steckt, vertreibt sie sich die Zeit mit Freund:innen oder sucht Inspiration für neue Geschichten bei Spaziergängen in der Natur.


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Interview

Tess Tjagvad im Interview zu ihrem neuen New-Adult-Roman "In Case We Trust" | 05.12.2023

Liebe Tess, was erwartet die Leser:innen in deiner neuen Reihe?In meiner neuen Reihe erwartet die Lesenden eine Gruppe von jungen Nachwuchsanwält:innen, die ihren ersten richtigen Job in der renommierten Anwaltskanzlei Gold, Bright & Partners in Boston antreten. In ihren Geschichten geht es in e...

Liebe Tess, was erwartet die Leser:innen in deiner neuen Reihe?
In meiner neuen Reihe erwartet die Lesenden eine Gruppe von jungen Nachwuchsanwält:innen, die ihren ersten richtigen Job in der renommierten Anwaltskanzlei Gold, Bright & Partners in Boston antreten. In ihren Geschichten geht es in erster Linie natürlich um große Gefühle, aber unter anderem auch um Themen wie Freundschaft, Familie und mentale Gesundheit. Dazu kommt das ein oder andere Geheimnis, das gelüftet wird, und – wie es sich für Anwält:innen gehört – echte Fälle, an denen im Hintergrund gearbeitet wird. Dadurch, dass jeder Band ein anderes Protagonist:innen-Pärchen mit einem anderen Rechtsfall behandelt, können die Bücher auch unabhängig voneinander gelesen werden.
Du bist gelernte Floristin und studierst aktuell Deutsche Sprache und Literatur. Wie kommt es, dass deine Protagonist:innen in der Reihe Anwält:innen sind?
Mein bisheriger Lebenslauf ist ein recht bunter Mix aus allem, weil ich lange Zeit nicht wusste, welchen Weg ich eigentlich einschlagen möchte. So habe ich kurzzeitig sogar selbst mit dem Gedanken gespielt, Jura zu studieren. Am nächsten Tag war es dann schon wieder Architektur. Am darauffolgenden wollte ich Illustratorin werden, bis ich schließlich bei meinem derzeitigen Studium gelandet bin. Ich glaube, dieses ganze Hin und Her spiegelt sich auch ein bisschen in meinem Schreiben wider: Ich probiere mich gern aus und liebe es, mich in verschiedene (Kopf-)Welten einzufühlen. So kam es, dass nach und nach die Idee rund um die Kanzlei Gold, Bright & Partners mitsamt ihren Charakteren in meinem Kopf Gestalt angenommen hat. Das Schreiben ermöglicht es mir, in unterschiedlichste Leben zu schlüpfen, ohne mich für eines davon entscheiden zu müssen. Und hier konnte ich dann eben drei Bücher lang Kanzleiluft schnuppern.
Wie würdest du deine Protagonistin Gracie beschreiben?
Gracie ist ein sehr verkopfter Mensch mit einem guten Herzen. Ira sagt in Band zwei, dass sie die Gabe besitzt, die Menschen zu sehen, und ich glaube, das fasst es ganz gut zusammen. Sie ist eine Person, die von dem Druck ihrer erfolgreichen Eltern zu einem sehr perfektionistischen Charakter geformt wurde. Diesem Verhalten verdankt sie zwar ihren Ehrgeiz und ihre exzellenten Noten, seit Kurzem allerdings auch eine Menge Zweifel. Sie ist kein unsicherer Mensch im klassischen Sinne, weil sie weiß, was sie will, und bereit ist, dafür zu arbeiten. Es fällt ihr nur schwer, darauf zu vertrauen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, um ihre Ziele auch zu erreichen.
Die renommierte Kanzlei Gold, Bright & Partners ist der größte Konkurrent von Gracies Vater. Wie ist es dazu gekommen, dass Gracie dort einen Job angenommen hat?
Gracie hätte nach ihrem Studium ursprünglich in die Kanzlei ihres Vaters einsteigen sollen, allerdings hat sie sich aufgrund eines Vorfalls, der nun als Familiengeheimnis gehütet wird, kurzfristig umentschieden. Künftig möchte sie versuchen, sich von diesem Geheimnis zu distanzieren und ihren eigenen Weg zu gehen – unabhängig von den Vorzügen, die sie ihren erfolgreichen Eltern verdankt. Zudem möchte sie sowohl ihnen als auch sich selbst beweisen, dass sie in der Rechtswelt etwas erreichen und sich einen Namen machen kann, ohne ihre Hilfe länger in Anspruch zu nehmen.
Gracie ist auf der Suche nach sich selbst, wer sie unabhängig von ihrer Familie ist. Dabei geht es in deinem Buch vor allem auch um das Vertrauen in sich selbst, warum ist dir das Thema so wichtig?
Selbstvertrauen halte ich für wichtig, da ich glaube, dass man sich zu oft die Möglichkeit auf etwas Gutes entgehen lässt, weil man sich selbst im Weg steht. Ständig an allem zu zweifeln, sich ständig über alles Sorgen zu machen und nicht zu wissen, ob man dem eigenen Bauchgefühl, sich selbst, trauen kann, ist etwas, das auf Dauer unheimlich ermüdend werden kann und für Außenstehende manchmal nur schwer zu begreifen ist. Es ist ein Thema, das ich aufgrund meiner eigenen Angststörung selbst noch zu lernen versuche. Meine Arbeit muss nicht perfekt sein. Ich darf Fehler machen. Ich muss nur darauf vertrauen können, die für mich richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich wollte Lesenden, die solche Gedanken kennen, ob sie nun schon von einer Angststörung herrühren oder nicht, mit Gracie einen Charakter an die Hand geben, in dem sie sich wiedererkennen und von dem sie sich hoffentlich ein Stück weit verstanden fühlen können.
Ira und Gracies erste Aufeinandertreffen laufen alles andere als gut, was macht ihre Beziehung aus und was für Gemeinsamkeiten und Unterschiede haben sie?
Gracies und Iras Beziehung war spannend zu schreiben, weil sie sich mit ihrem weichen Wesenskern auf der einen Seite sehr ähnlich sind, auf der anderen Seite jedoch zwei völlig verschiedene Persönlichkeiten darstellen. Gracie ist als Einzelkind in einer recht wohlhabenden Familie mit juristischem Hintergrund aufgewachsen, Ira dagegen in einer Großfamilie mit vier Geschwistern auf einer Farm. Beide sind klug und aus unterschiedlichen Gründen sehr ehrgeizig und eher in sich gekehrt. Doch während Gracie sich gern in ihren eigenen Zweifeln verliert und alles zerdenkt, ist Ira sein eigener Ruhepol und in allem, was er tut, sehr selbstsicher und bedacht. Das hat sie zu einer interessanten Kombination gemacht, weil es ein paar Reibungspunkte gibt, die ihre Beziehung auf die Probe stellen, sie einander aber dennoch wunderbar ergänzen.
Wie hast du für dein Setting recherchiert? Warst du selbst schonmal in Boston?
Leider nicht, aber Boston steht ganz weit oben auf der Liste mit Orten, an die ich gern reisen würde. Ich hatte dieses Jahr das Glück, immerhin schon einmal Urlaub an der kalifornischen Westküste machen zu können, und fand diesen amerikanischen Lifestyle unheimlich spannend, weshalb mit Sicherheit die ein oder andere Erfahrung von dort auch in diese Bücher geflossen ist. Auf YouTube finden sich zudem viele Videos von Menschen, die ihre Spaziergänge durch Boston filmen, was auch als gute Inspiration dient. Und was die Kanzleithematik angeht, habe ich während meiner Recherche vieles im Internet und in Büchern gelesen und mich von den Vibes einiger Anwaltsserien inspirieren lassen. Das amerikanische Rechtssystem unterscheidet sich deutlich von dem deutschen, dementsprechend war die Recherche stellenweise etwas herausfordernd. Ich hatte jemanden mit juristischem Hintergrund an meiner Seite, die so lieb (und geduldig) war, mir meine Fragen zu beantworten. Man darf nicht vergessen, dass es natürlich noch immer Fiktion ist und manche Dinge für die Geschichten und ihre Plots ein wenig zurechtgebogen worden sind, aber ich habe mich darum bemüht, es so realistisch wie möglich darzustellen.
Welche Szene hast du am liebsten geschrieben?
Ganz klar die Szene im Epiphany, dem alten Musikladen, in dem Ira sich gern seine freie Zeit vertreibt. Ich liebe alte Vintage-Läden, weil sie einen ganz eigenen Charakter haben und jedes Mal so eine besondere Atmosphäre versprühen; gedimmtes Licht, warme Farben, alte Möbel und dieser typische Geruch von Staub und Holz, der in der Luft liegt … All das ist eigentlich schon Grund genug gewesen, weil es eine willkommene Abwechslung zu dem „nüchternen“ Büroalltag war. Aber auch abgesehen von dem Ort des Geschehens hatte ich viel Spaß dabei, das vorsichtige Annähern zwischen Gracie und Ira zu beschreiben. Diese zarten Anfangsgefühle des Verliebtseins schreibe ich generell am liebsten; wenn den Charakteren nach und nach Details und Eigenschaften aneinander auffallen, die sie vorher vielleicht noch gar nicht richtig wahrgenommen haben.
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