Vanessa Sangue liefert mit diesem Interview zusätzliche Inhalte zu den Zwillingen Calisto & Castigo.
Bei meinem Interview ist die Burg, der hochmoderne Wolkenkratzer, welcher das Machtzentrum der Vampire von New Orleans darstellt, stark frequentiert. Überall laufen Vampire herum und werfen mir fragende Blicke zu. Ich versuche mich davon nicht einschüchtern zu lassen und verschwinde schnell im Aufzug, der mich in die obere Etage bringt. Schnell finde ich den Raum, in dem ich mich mit den teuflischen Zwillingen treffe. Sie sind ein Teil von Kyriakos‘ innerem Kreis und stellen damit die Leibgarde des Anführers der Vampire dar.
Ich habe noch nicht die Tür hinter mir geschlossen, als ich in eine schwungvolle Umarmung gezogen werde. Ich schreie überrascht auf und muss dann lachen, als mich Calisto mit einem verschmitzten Funkeln in den unverwechselbaren Augen ansieht. Sie leuchten in den Farben des Sonnenuntergangs. Hinter ihm steht sein Bruder Castigo, dessen beinahe schwarzen Augen mir schon des Öfteren Angst gemacht haben. Aber heute lächelt mich auch der zerstörte Zwilling an und ich winde mich aus Calistos Armen, um seinen Bruder zu umarmen.
„Hallo“, sage ich lächelnd. Ich habe lange nicht mehr Zeit mit meinen Zwillingen verbracht. Mein Lächeln wird noch breiter. Im Geheimen nenne ich die Zwillinge immer meine Zwillinge, aber das verrate ich ihnen natürlich nicht.
„Wir haben dich vermisst, chica.“
Ich werfe den beiden eine Kusshand zu. „Ich euch auch.“
Calisto macht einen Schritt auf mich zu, hebt mich hoch und setzt mich auf den großen Schreibtisch, der mitten im Raum steht. Links und rechts von mir lassen sich die Zwillinge auf Stühlen nieder und legen mir jeweils eine Hand auf meine Knie. Meine Körpertemperatur steigt merklich. Jedes Mal aufs Neue bin ich von der Schönheit der teuflischen Zwillinge geblendet. Das dunkelbraune Haar, das ihnen leicht in die Stirn fällt, die vollen Lippen, die Sünden jenseits der Vollstellungskraft versprechen, der muskulöse Körper. Und dann war da auch noch diese Aura von Dominanz, Kraft und Sexappeal. Ich schüttele den Kopf und atme einmal tief durch. Die Zwillinge grinsen mich wissend an.
„Wollen wir starten?“, frage ich. Die beiden nicken. „Also, welches Objekt würdet ihr niemals aufgeben?“
Synchrones Schulterzucken. „Wir sind nicht sehr materialistisch“, antwortet Calisto.
„Wovon träumt ihr?“
Ein raues Lachen, dass mich sofort an seidene Laken und verschwitzte Körper denken lässt, erklingt. Dann Castigos leises Murmeln: „Von dir, guapa.“
Ich schüttele den Kopf und gehe einfach zur nächsten Frage über.
„Eure größte Schwäche?“
Ein Moment herrscht Schweigen und ich denke schon, dass ich keine Antwort bekommen werde. Aber dann seufzt Calisto. „Der jeweils andere.“
Ich räuspere mich. „Eure glücklichste Kindheitserinnerung?“
Castigos Hand auf meinem Knie spannt sich schmerzhaft fest an, aber es war sein Bruder der sprach. „Stell die nächste Frage.“
„Wann war das letzte Mal, dass ihr euch wirklich geliebt und akzeptiert gefühlt habt?“
„Nächste …“, setzte Calisto an, aber Castigo unterbrach ihn. „Noch nie.“
Mit dieser Antwort überrascht er mich, aber ich wage es nicht weiter nachzubohren.
„Wovor habt ihr am meisten Angst?“
„Oma Unterwäsche.“ Calisto verzieht das Gesicht, als hätte er Schmerzen. Ich muss lachen und die angespannte Atmosphäre lockert sich.
„Eure größte Stärke?“
„Unser Sexappeal.“ Castigo grinst und wackelt mit den Augenbrauen.
„Für wen würdet ihr sterben?“
„Kyriakos, Hailey und meinen Bruder.“ Es war Calisto, der geantwortet hat, und sein Bruder nickt zustimmend.
„Was sind eure Pläne für die Zukunft?“
„Viele heiße Nächte.“ Calisto zwinkert mir zu und ich widerstehe dem Impuls mir Luft zuzufächeln.
„Lieblingswaffe?“
„Schusswaffen“, antwortet Calisto.
„Bloße Hände“, murmelt Castigo und seine Antwort schickt mir einen angstvollen Schauer über den Rücken. Ich wünschte, es würde jemanden geben, der ihm helfen konnte.
„Was war der letzte Film, den ihr gesehen habt?“
„Hm…“ Calisto tippt sich mit einem Finger ans Kinn. „Wie hieß der Streifen noch gleich, denn wir letzte Nacht mit diesen Weibern aus dem Club geguckt haben?“
Castigo scheint einen Moment darüber nachzudenken. „Das Sexperiment?“
„Ja, genau, das war es!“ Calisto grinst mich triumphierend an. Da ich nicht weiter darüber nachdenken will, gehe ich lieber zur nächsten Frage über.
„Letztes Buch?“
Castigo zuckt mit den Schultern. „Wir lesen nicht besonders viel.“
Ich werfe den beiden einen bösen Blick zu. „Jetzt mag ich euch ein bisschen weniger.“
„Sicher?“ Calisto macht Anstalten sich auf mich zu werfen, um mich zu kitzeln. Ich rücke etwas von ihm ab, zu Castigo hin und stelle meine nächste Frage.
„Letzte TV-Serie?“
„Blindspot“, antworten beide unisono. „Jane Doe ist echt geil!“ Ich grinse.
„Größte Liebe?“
„Frauen“, sagt Calisto.
„Boxershorts oder Slip?“
Calisto lacht und Castigo antwortet grinsend: „Weder noch.“
„Wann habt ihr das letzte Mal gelacht?“
„Gerade eben“, antwortet Calisto.
„Wann habt ihr das letzte Mal geweint?“
„Gestern“, murrt Castigo. „Hailey hat mich getreten.“ Ich lache, als ich sein herzzerreißendes Schmollen sehe.
„Wieso hat sie das getan?“
„Weil ich sie damit aufgezogen habe, dass Kyriakos sie beim Training zum wiederholten Mal auf die Matte geschickt hat.“
„Selber schuld“, wirft Calisto ein, was ihm ein Knurren von seinem Bruder einbringt.
„Jedenfalls kann sie ziemlich hart treten“, kommentiert Castigo und auch ich muss mir ein Grinsen verkneifen.
„Das war‘s, ihr zwei Hübschen. Wir sind fertig.“
„Wirklich?“ Jetzt ist es an Calisto zu schmollen.
Ich zucke mit den Schultern. „Ich habe keine Fragen mehr.“
„Verbringst du den Abend mit uns?“ Das ist Castigo.
Ich schaue meine beiden Zwillinge an und die Entscheidung fällt mir nicht schwer. „Na klar“, sage ich lächelnd.
Sofort werde ich in eine doppelte Umarmung gezogen und kurz darauf werde ich von den teuflischen Zwillingen entführt.