We wish you a Merry LYXmas!

Sie hat endlich begonnen: Die schönste Zeit des Jahres! ❤ Das Fest der Liebe naht mit großen Schritten und die fröhlichen Lieder, der Duft von Plätzchen und die besinnlichen Schmökerstunden bei Tee und Kerzenschein bringen uns ganz und gar in Weihnachtslaune!

Neben unseren Social-Media-Aventskalendern auf Instagram und Facebook haben wir noch vier weitere kleine Geschenke für euch: Auf dieser Seite findet ihr exklusive Kurzgeschichten aus den Federn unserer Autorinnen. Wir wünschen euch viel Spaß beim Stöbern!

Habt eine wundervolle Weihnachtszeit!

Euer LYX-Team

"Es geht nichts über eine Bärenparty!"

von Nalini Singh

Ins Deutsche übertragen von Michaela Link

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Silver marschierte tief in die Höhle der StoneWater-Bären und stieß dort auf einen nackten kleinen Jungen, der ganz mit Glitter und gelber Farbe bedeckt war. »Hallo, Dima«, begrüßte sie ihn, inzwischen an ein derartiges Willkommen gewöhnt. »Warum trägst du Glitter?«

»Für die Party!« Er reckte ihr die Arme entgegen.

Sie legte ihre Tasche auf den Boden – die Highheels hatte sie schon abgestreift, bevor sie aus ihrem Wagen gestiegen war – und beugte sich vor, um den Kleinen auf die Arme zu nehmen. Er machte es sich auf ihrer Hüfte bequem und drückte ihr einen begeisterten, feuchten Kuss auf die Wange. »Hab dich lieb, Siva.«

Es war immer noch eine Überraschung, dergleichen so offen ausgesprochen zu hören – noch dazu ihr gegenüber. Sie strich über die weiche Seide seiner dichten, dunklen Kringellöckchen und zwang die Worte heraus, die in ihrer Kehle fest zu sitzen schienen, weil es wichtig war, dass Kinder sie hörten. »Ich hab dich auch lieb, Dima.« Nicht einmal jetzt fiel ihr das verbale Eingeständnis des Gefühls leicht, obwohl sie für dieses Junge und jedes andere in ihrem Clan ihr Leben gegeben hätte.

Einen Arm um ihren Hals geschlungen, drückte Dima das Gesicht an ihre graue Jacke. »Ich hab dich glitzrig gemacht«, stellte er vergnügt fest.

Silver schaute an sich hinab und sah, dass »glitzrig« Glitterverseuchung bedeutete. Das war das unausweichliche Ergebnis, wenn man in einem Bärenclan lebte. »Wunderbar. Genau so etwas brauchte ich noch für die Party.« Sie betrachtete die Aktivitäten in dem riesigen, offenen Raum der Höhle, hektisch und wild selbst nach dem Maßstab der StoneWater Bären, und sagte: »Dima, was ist der Anlass für die Party?«

Der kleine Polarbär-Gestaltwandler auf ihrer Hüfte hob beide Hände, als wolle er sagen: keine Ahnung. »Party ist Party.«

Es war noch nie eine bärigere Bemerkung gemacht worden.

Sie ging mit Dima zu mehreren Erwachsenen hinüber, die Schachteln mit Dekorationsmaterial öffneten, und nahm sich den Bären vor, der sich immer einen Spaß daraus machte, ihren Bruder zu quälen. Sie hätte Pavel dafür geohrfeigt, wäre Arwen nicht vollauf imstande gewesen, besagten Bären seinerseits zu quälen. »Warum feiern wir eine Party?« Valentin verstand es für gewöhnlich gut, sie rechtzeitig auf kommende Partys hinzuweisen – ihr Gefährte wusste, dass sie, so sehr sie ihren Clan auch liebte, vor besonders überschwänglichen Ereignissen gelegentlich eine Vorwarnung brauchte.

Doch im Großen und Ganzen hatte Silver eine überraschende Fähigkeit entwickelt, mit dem Chaos fertigzuwerden.

Pavel schob seine Brille hoch und runzelte die Stirn. »Man sollte deinen Bruder von netten Bärenjungs fernhalten.«

Kopfschüttelnd tätschelte Silver seine Wange. »Du bist ein großer, starker Bär. Warum hast du Angst vor einem Empathen?«

Mit einem leisen Murmeln über »hinterhältig-katzenhaft, diese Mercants« beugte er sich nichtsdestotrotz vor und rieb seine Wange an ihrer, eine warmherzige Begrüßung, die sie vor nicht allzu langer Zeit schockiert hätte. »Wir feiern euer Paarungsband«, sagte er anschließend mit einem Grinsen. »Denkst du, wir hätten uns das entgehen lassen?«

»Nein, obwohl ich mir Hoffnungen gemacht habe.«

Pavels wassergrüne Augen leuchteten hinter seinen Brillengläsern. »Und ein hintergründiger Humor.« Er zwinkerte Dima zu. »Soll ich dich huckepack nehmen? Ich geh zu deiner Mom und frag sie nach dem Kuchen.«

»Kuchen!« Dima wechselte sofort die Gefolgschaft.

Er landete sicher auf Pavels Rücken … und im selben Augenblick legte ein viel größerer Bär von hinten die Arme um sie, seine Haut honigdunkel und seine Muskeln wohldefiniert. »Hallo, Starlight«, brummte Valentin, und seine Wärme sickerte durch ihre Kleider und brandmarkte ihre Haut.

In ihr dehnte und erwachte etwas, und ihre Seele seufzte. Ihr oft halsstarriger und immer liebevoller Gefährte erreichte Tiefen von Silver, die sonst niemand erreicht hatte oder jemals erreichen würde. »Hallo Valyusha«, murmelte sie, während Pavel mit Dima auf dem Rücken davonspazierte. »Ich habe gehört, drei unserer Bären seien verhaftet worden.«

Valentin stöhnte. »Ich habe die Idioten gerade ausgelöst. Sie haben sich gestern Nacht betrunken und beschlossen, einen Papageien zu stehlen.«

»Einen Papageien?«

»Einen Dummschwätzer von Papagei, der einer echt wilden Frau gehört. Von ihr hat er offensichtlich alles gelernt, was er weiß.«

Silver verspürte eine überschäumende Wärme in sich, von der sie jetzt wusste, dass es Belustigung war. »War sie gemein zu dir?« Sie drehte sich in seinen Armen und tätschelte ihm die Wange, so wie sie es zuvor bei Pavel gemacht hatte; sein Kinn war hart und kantig unter ihren Fingern, seine Haut rau von Bartstoppeln. »Ich werde mich um sie kümmern.«

Ein Stirnrunzeln, und schwarze Brauen zogen sich über dem zauberhaften Dunkel seiner Augen zu einem V zusammen. »Verspotte mich nicht«, brummte er, bevor er sie küsste.

Die Berührung war ein vertrauter Schock, körperliche Lust und gefühltes Glück, das so tief ging, dass Silver vielleicht niemals die Worte finden würde, um zu beschreiben, wer und was Valentin für sie war … aber er wusste es. Ihr Gefährte spürte ihr Herz, und er verstand all das, was sie nicht aussprechen konnte.

Anschließend drückte Valentin seine Lippen auf ihren Hals und schien nicht einmal zu bemerken, dass einer ihrer Clangenossen ihn mit einer Ladung von Papphüten in Katzenohrenform beinahe umrannte. Er war dafür gebaut, die Grobheiten und Rempeleien wegzustecken, die man als Alpha eines Bärenclans aushalten musste. Aber Silver wusste, dass seine großen Pranken auch sehr zärtlich sein konnten.

»Ich habe unsere Paarungbandsparty erwähnt, als ich in der Stadt war«, gestand er, »und alle haben traurige Gesichter gemacht, weil sie nicht eingeladen waren.« Silver zog eine Augenbraue hoch.

»Also habe ich sie eingeladen.« Valentin lächelte so hinreißend und offen, dass ihre Abwehrmechanismen davon in Stücke zerbrochen wären, hätten sie nicht bereits längst in Scherben zu ihren Füßen gelegen. »Das wird eine Party, dass ganz Moskau das Dach wegfliegt!«

Seine Bemerkung verbreitete sich binnen Sekunden. Hundert oder mehr Bären stampften zustimmend mit den Füßen auf den Boden.

Trotzdem war Silver nicht vorbereitet auf das Fest, das in dieser Nacht ihre Stadt beherrschte. Bären in ihrer tierischen Gestalt tanzten mit Menschen, die plötzlich Massen von bunten Perlenketten trugen, während Mediale wie vom Blitz getroffen daneben standen … aber nicht fortgingen. Ab und zu versuchte ein Bär in Menschengestalt sein Glück, nahm ein paar Perlenketten oder Plätzchen und brachte sie seinem erwählten Medialen. Die ganz Schlauen schnorrten sich einen Energy-Drink zum Flirten.

Die meisten Medialen, denen diese Aufmerksamkeiten galten, wichen einen Schritt zurück und nahmen das Geschenk dann höflich entgegen – und fanden sich irgendwie sogar bereit, mit dem Bären zu tanzen.

Silver schüttelte den Kopf. »Bären sind eine Gefahr für die öffentliche Ordnung.« Sie fragte sich, wie viele von ihren Leuten am Ende verzaubert im Bett eines Bären landen würden, genau wie sie selbst es getan hatte.

Die Gefahr, die sie dicht umschlungen hielt und sie beide durch einen langsamen und sinnlichen Tanz führte, grinste nur und küsste sie. Da sein T-Shirt weiß der Himmel wohin verschwunden war, breitete sie die Hände auf der nackten Haut seines Rückens aus und genoss es, von ihm verschlungen zu werden. Valentin Nikolaev war in jeder Hinsicht ihr Favorit.

»Dein früherer Boss hat es drauf«, sagte er ihr, als sie innehielten, um Atem zu schöpfen. Seine Lippen waren feucht vom Küssen, seine Hand lag besitzergreifend auf der Wölbung ihrer Hüfte, und mit den Fingern zog er die Linien ihres Hinterns nach.

Silver folgte Valentins Blick und sah, wie Kaleb Sahara in die Arme nahm, nachdem er sie elegant umhergewirbelt hatte. »Er ist ein TK-Medialer.« Der mächtigste auf der Welt. »Körperliche Anmut ist natürlich für ihn.«

Valentin nahm sie abermals in die Arme, und die gekühlte Flasche Bier, die in seiner Hand erschienen war, drückte sachte gegen ihren Rücken. »Aber Bären sind die besseren Tänzer.«

Silver schaute ihren schmollenden Gefährten an. Und lächelte. »Bären sind in allem besser«, entgegnete sie und erhielt als Belohnung ein durchtriebenes, selbstgefälliges Grinsen. Und dann beugte der Bär sie über seinen Arm, sodass ihr Haar den Boden streifte und die goldenen Ziermünzen in ihrem kurzen Kleid in den Lichtern glitzerten, die in langen Ketten über den ganzen Platz gespannt waren.

Das Kleid war ein Geschenk von Valentins Schwestern. Nova hatte gesagt: »Du hast Beine bis in den Himmel, Seelichka. Sieh zu, dass meinem Bruder die Augen aus dem Kopf fallen.«

Dieser Bruder stellte sein Bier jetzt achtlos auf den Boden und strich ihr mit der Hand über den nackten Oberschenkel. »Mir gefällt dieses Kleid.«

»Wahrscheinlich, weil es rückenfrei ist und einen Daumenbreit unter meinem Hintern endet.«

Er zog sie wieder in eine aufrechte Position und drückte ihr einen Kuss auf die Kehle. »Es ist ein sehr hübscher Hintern.«

Mit einem donnernden Knall explodierte der Himmel in vielen leuchtenden Farben. In der Gestalt eines riesigen Bären. Die Bären um sie herum – ihr atemberaubender Gefährte mit seinem großen Herzen – brüllten anerkennend. Inmitten von Lärm, Chaos und betrunkenen Bären, und gehalten in der urtümlichen Wärme eines Gestaltwandlers, der die andere Hälfte ihrer Seele war, wusste Silver, dass sie Zuhause war.

Bären … eben.

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"Someone New" – Das erste Kapitel aus Julians Sicht

von Laura Kneidl

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Ein weiterer Mittwochabend. Eine weitere langweilige Feier. Ich hatte nicht viel Ahnung von Partys, denn ich hatte in meinem Leben noch nicht allzu viele besucht. Ich besaß weder genug Geld noch genügend Zeit. Und auch an Freunden mangelte es mir. Was trauriger klang, als es tatsächlich war, schließlich war es meine Entscheidung, ein Einzelgänger zu sein. Nichtsdestotrotz wusste ich, dass Spaß anders aussah. Seit zwei Stunden lief ich mit einem Tablett durch das Haus der Owens und servierte Häppchen und Champagner an die Mayfielder High Society, deren Gesprächsthemen zwischen Wirtschaftskongress und Talkshow-Niveau schwankten.

»Hast du es schon gehört?«, sagte eine Frau, die nur einige Schritte von mir entfernt stand. Sie trug eine goldene Kette um ihren Hals, die etwa den gleichen gelben Farbton besaß wie ihre blondierten Haare. »Michaella hat ihren Studienplatz in Yale aufgegeben, um hier zu studieren.«

Ah, dieses Thema schon wieder. Die Schlaftabletten, welche dieses Bankett veranstalteten, waren Mrs und Mr Owens, irgendwelche hoch angesehenen Firmenanwälte. Und ihre Tochter Michaella hatte beschlossen, zum schwarzen Schaf der Familie zu werden, indem sie keine Elite-Uni besuchte. Skandal! Sie war heute Abend auch hier, aber bisher hatte ich sie nur aus der Ferne gesehen, da sie noch nicht in meinen Bereich gekommen war. Leider. Denn nach allem, was ich gehört hatte, war sie wohl die am wenigsten langweilige Person des heutigen Abends.

»Nein, wieso?«, fragte der Mann, der dem Lästermaul gegenüberstand. »Ist sie schwanger?«

Die Frau nippte an ihrem Champagnerglas und leerte es damit. Suchend sah sie sich um und fing meinen Blick auf. Statt etwas zu sagen, lockte sie mich mit einer Fingerbewegung zu sich, als wäre ich ein dressierter Hund. »Angeblich nicht. Sie möchte nur bei ihrer Familie bleiben.«

»Aber ihren Bruder hat sie nicht nach Europa begleiten wollen.«

Die Frau zuckte mit den Schultern und stellte ihr Glas auf meinem Tablett ab. »In neun Monaten werden wir es erfahren – sofern sie es sich nicht wegmachen lässt.«

Ich verdrehte die Augen, ohne dass es jemand bemerkte, und rief mir in Erinnerung, weshalb ich hier war. Wegen des Geldes. Leben war teuer, vor allem mit Schulden und wenn man niemanden hatte, der einem unter die Arme griff. Doch ich musste nur noch ein paar Jahre durchhalten. Immerhin hatte ich endlich die Zusage für mein Traumstudium bekommen. Und sobald ich meinen Abschluss in der Tasche hatte, konnte ich endlich richtig Geld verdienen, anstatt mich mit billigen Nebenjobs über Wasser zu halten.

Ich sammelte weitere leere Gläser ein, bis keine mehr auf mein Tablett passten, und machte mich anschließend auf den Weg in die Küche, um sie wegzuräumen. Vielleicht würde ich mir auch eine kleine Pause gönnen. Ich stieß die Tür zur Küche auf – und erstarrte.

Nur ein paar Schritte von mir entfernt stand Michaella Owens auf dem Küchentresen. Ihr figurbetontes schwarzes Kleid, war nach oben gerutscht, was nicht nur ihre Oberschenkel entblößte, sondern auch die rote Spitzenunterwäsche, die sie darunter trug und die nicht allzu viel verdeckte.

Ich schluckte schwer und hatte plötzlich Mühe, das Tablett in meiner Hand weiterhin gerade zu halten.

»Gefällt dir die Aussicht?«, fragte sie neckisch. Sie hatte nicht nur eine tolle Figur, sondern war auch wirklich hübsch, wie ich nun erkannte. Sie hatte volle Lippen und große dunkelbraune Augen. Sommersprossen verteilten sich wie Farbspritzer auf ihrer Nase, und ihr kurz geschnittener Pony verlieh ihr ein freches Aussehen, das mir gefiel. Sehr gut sogar.

Sie wirkte weder schockiert noch schüchtern, und vielleicht war das der Grund, weshalb ich ihren Hintern noch eine Sekunde länger fixierte, ehe ich den Blick hob und mit den Schultern zuckte. »Schwarze Wäsche hätte mir besser gefallen, wenn ich ehrlich sein soll, aber rot ist auch in Ordnung.«

Sie starrte mich regungslos an, und kurz fragte ich mich, ob ich vielleicht das Falsche gesagt hatte. Aber sie begann nicht, mich zu beschimpfen, was ich als gutes Zeichen wertete.

Geschickt sprang sie schließlich von der Anrichte und zog sich ihr Kleid über die Oberschenkel, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen.

»Schwarz ist langweilig«, sagte sie plötzlich.

Ich unterdrückte ein Schmunzeln. »Schwarz ist elegant.«

Sie neigte den Kopf. »Ist deine Unterwäsche schwarz?«

Nun musste ich doch lächeln. Ich hatte mich nicht geirrt. Sie war tatsächlich die interessanteste Person auf dieser Party, und vielleicht würde dieser Abend dank ihr doch noch erträglich werden. Langsam stellte ich mein Tablett ab. »Wer sagt, dass ich überhaupt welche trage?«

Ihr rechter Mundwinkel zuckte. »Dir ist klar, dass du hier Essen servierst, oder?«

»Aber das tue ich mit meinen Händen und nicht mit meinem ...« Ich unterbrach mich und presste die Lippen aufeinander. Okay, vielleicht sollte ich nicht unbedingt mit ihr über das sprechen, was sich zwischen meinen Beinen befand. Ich räusperte mich. »Was machst du überhaupt hier? Suchst du etwas?« Ich deutete auf den offen stehenden Schrank, vor dem sie gerade noch gestanden hatte.

»Essen.«

Ich machte eine Geste, die den ganzen Raum umfasste. »Davon haben wir jede Menge.«

Sie schnaubte. »Das sehe ich, aber habt ihr auch etwas ohne Kaviar, Hummer oder andere tote Tiere?«

Ich überlegte kurz, ehe ich den Kopf schüttelte. »Ich fürchte nicht.«

»Verdammt.« Sie stöhnte genervt auf und lehnte sich gegen die Anrichte. Die Arme schlang sie um ihre Mitte, wie um das Knurren zu dämpfen, das ihr Magen von sich gab. Ich hätte mich umdrehen und gehen können, aber das wollte ich nicht.

»Vielleicht kann ich dir helfen«, erklärte ich und lief zu der Vorratskammer, in der meine Kollegen und ich unsere Sachen gestapelt hatten. Es dauerte einen Moment, bis ich meine Tasche fand. Daraus zog ich das Sandwich hervor, das ich am Mittag für mich eingepackt hatte, da es uns verboten war, von den Häppchen zu essen, bis die Party vorüber und alle Gäste versorgt waren. Mit dem belegten Brot in der Hand lief ich zu Michaella. Mir fiel sofort auf, wie gut sie roch; nach süßem Honig.

Ich reichte ihr das Sandwich, und sie griff umgehend danach. »Danke, du hast was gut bei mir.«

»Ich nehme gern Trinkgeld.«

»Sollst du bekommen.« Sie packte das Brot aus und betrachtete es kurz, ehe sie einen Bissen nahm – und aufstöhnte. Ein tiefer, kehliger Laut. Heilige Scheiße. Vermutlich würde ich diesen Klang nicht so schnell wieder vergessen. Und unweigerlich wanderte mein Blick erneut ihren Körper hinab, über ihre Brüste bis zu ihrem Schoß, der nun wieder von schwarzem Stoff bedeckt wurde.

»Wie heißt du?«, fragte Michaella mit vollem Mund. »In meinem Kopf nenne ich dich die ganze Zeit ›der Kellner‹.«

Wenn es nur das ist. »Leute haben mich schon Schlimmeres genannt.«

Das ließ Michaella kurz innehalten, und ich konnte Interesse in ihrem Blick aufflackern sehen. Sie wollte eine Erklärung hören, aber die würde sie nicht bekommen. Wenn es möglich war, dachte ich lieber nicht über all die Dinge nach, die mir in meinem Leben schon an den Kopf geworfen worden waren.

»Jetzt sag schon«, drängte Michaella.

Ich stutzte kurz. Unsicher, ob sie auf eine Erklärung oder auf meinen Namen drängte. »Julian«

Ein Lächeln trat auf ihr Gesicht. Und das brachte nicht nur sie, sondern den ganzen Raum zum Strahlen. Sie stemmte sich auf die Anrichte hoch, um sich hinzusetzen. Ihre nackten Füße mit den lackierten Nägeln baumelten in der Luft. »Ich bin Micah.«

»Ich weiß, wer du bist. Michaella Rosalie Owens.«

»Klingt irgendwie gruselig, wenn du das so sagst. Wie ein Stalker.«

»Kein Stalker. Nur ein Kellner mit gutem Gehör. Die Leute reden über dich.«

Neugierig schürzte sie die Lippen. »Und was sagen sie?«

»Dies und das. Vor allem spekulieren sie darüber, wieso du nicht nach Yale gehst. Sie vermuten, dass du schwanger bist, wie damals die kleine Lilly Sullivan. Und wahrscheinlich ist der Sohn eurer Haushälterin der Vater, mit dem du bereits vor einer Weile eine Affäre hattest.«

Micah verdrehte die Augen und biss in mein Sandwich. Sie kaute langsam, wobei der Ausdruck des Entzückens, den sie zuvor getragen hatte, langsam aus ihrem Gesicht wich.

»Schmeckt dir das Sandwich nicht?«, fragte ich.

Sie sah mich an. »Doch. Es ist gut. Wieso?«

»Weil du gerade das Gesicht verzogen hast, als würde man dich zwingen, Dreck zu essen.«

»Oh, sorry, das war nicht wegen des Sandwiches.« Als sie nun lächelte, wirkte es eigenartig steif. Vielleicht war an den Gerüchten doch etwas dran? »Wo habt ihr den Champagner versteckt?«

Okay. Schwanger war sie schon mal nicht.

Ich hob den Deckel einer Styroporkiste an. Der Inhalt war so runtergekühlt, dass Dampfschwaden in den Raum aufstiegen. Bevor ich angefangen hatte für das Catering zu arbeiten, hatte ich noch nie eine Flasche mit Korken geöffnet – bisher hatte das Geld nur für billigen Wein mit Schraubverschluss gereicht –, aber inzwischen hatte ich den Dreh raus. Mit einem Knall öffnete ich eine der Flaschen, wobei ich mir Micahs musternden Blickes nur allzu bewusst war. Ich versuchte sie jedoch zu ignorieren, so wie ich es immer tat, wenn mir Aufmerksamkeit zuteilwurde. Stattdessen goss ich ihr ein Glas Champagner ein und reichte es ihr.

»Danke«, sagte Micah.

»Ich mache nur meinen Job.«

»Nimm dir auch ein Glas«, forderte sie. »Lass uns anstoßen.«

Ich schüttelte den Kopf. »Das darf ich nicht.«

Sie runzelte die Stirn. »Komm schon. Nur ein Glas«, bat sie und stupste mich vorsichtig mit ihrem Fuß an. »Ich dürfte eigentlich auch noch nichts trinken.«

Darum ging es ihr? Sie dachte, ich wäre noch keine einundzwanzig? Ich schmunzelte. »Ich rede nicht von meinem Alter, sondern davon, dass ich gerade arbeite.«

»Für meine Eltern.«

Genau genommen arbeitete ich für meinen Boss, aber ich korrigierte sie nicht, denn letztlich lief es auf dasselbe hinaus. »Das ändert nichts.«

»Bitte.« Sie schob ihre Unterlippe nach vorn. Vermutlich sollte das niedlich wirken, aber es hatte auf mich absolut keine niedliche Wirkung. Ich wollte mich vorbeugen und ihre Lippe zwischen meinen gefangen nehmen. Was war nur los mit mir? »Alleine trinken macht keinen Spaß.«

Ich zögerte. Denn ich sollte das nicht tun. Wenn mich jemand erwischte, war ich vermutlich meinen Job los. Es war uns strengstens verboten, auf der Arbeit zu trinken. Und dennoch brachte ich es nicht über mich, Micah ihren Wunsch zu verwehren. Normalerweise hatte ich mich gut unter Kontrolle, aber sie hatte diese eigenartige Wirkung auf mich, die mich unvernünftig werden ließ. Und ich erlaubte mir, dem nachzugeben. Nur heute. Nur für diesen Abend. Denn das tat ich sonst nie. Außerdem würde sie schon bald wieder aus meinem Leben verschwinden. Was war da schon ein Ausrutscher?

Ich griff mir eine Champagnerflöte und füllte sie, aber nicht ganz. »Ein halbes Glas muss reichen«, sagte ich, da ich eben doch nicht aus meiner übervorsichtigen Haut konnte. »Worauf wollen wir anstoßen?«

»Dass dieser Abend schnell vorbeigeht«, antwortete Micah. »Cheers.«

»Cheers«, echote ich und stieß mit meinem Glas gegen ihres, bevor ich einen Schluck nahm. Ich konnte das Prickeln noch in meiner Kehle spüren, als plötzlich mein Handy zu surren begann. Ich stellte mein Glas ab und nahm es aus der Hosentasche. Eigenartig. Es war mein Mitbewohner. Er rief mich sonst nie an.

Ich wandte Micah den Rücken zu. »Hey, was gibt’s?«

»Julian.« Maurice – oder Auri, wie ihn unsere gemeinsame Mitbewohnerin Cassie immer nannte – klang aufgebracht. »Dein Kater kackt uns die ganze Wohnung voll. Hier riecht es schlimmer als in der Umkleide meiner Mannschaft nach einem Spiel.«

Nicht schon wieder. Ich hatte Laurence erst seit einer Woche, und leider passierte das fast täglich, aber er konnte nichts dafür. Er war erst ein paar Wochen alt und ausgesetzt worden. Er hatte nie gelernt, wie diese Dinge funktionierten. »Dann nimm ihn und setz ihn aufs Klo.«

»Das geht nicht. Er sitzt unter der Couch und kackt dort alles voll«, sagte Maurice. Der Vorwurf in seiner Stimme war nicht zu überhören, als würden der Kater und ich das mit Absicht machen.

»Daran kann ich jetzt auch nichts ändern.«

»Ewww, es ist ganz flüssig. Das mach ich ganz sicher nicht weg.«

Ich seufzte. »Cassie soll es wegputzen.«

»Sie ist bei Lucian.«

Oh. Ohhh. Das erklärte Mauriceʼ schlechte Laune. »Dann lass es liegen, bis ich wieder zurück bin«, erklärte ich und räumte ein paar schmutzige Gläser, die meine Kollegen einfach herumstehen hatten lassen, zurück in die Styroporkisten.

»Und wie lang wird das noch dauern?«

»Zwei oder drei Stunden.«

»So lange noch?«

Ich stieß ein frustriertes Knurren aus und rieb mir die Nasenwurzel zwischen Daumen und Zeigefinger. Was glaubte Maurice, was ich tun sollte? Alles stehen und liegen lassen, nur um Laurenceʼ Häufchen wegzuräumen? Das würde mein Boss sicherlich nicht verstehen.

»Gut, ich verschwinde von hier«, sagte Maurice, als ich nichts antwortete. »Ich mach mal alle Türen zu. Und auf dem Heimweg geh ich Geruchsentferner und Raumspray kaufen, das ist ja nicht zum Aushalten.«

»Danke, bis dann.« Ich legte auf und packte mein Handy wieder weg, ehe ich mich Micah zuwandte. Die ganze Zeit über hatte ich ihre Blicke auf mir gespürt, und auch jetzt beobachtete sie mich noch immer neugierig.

»Wer war das?«

»Mein Mitbewohner.«

»Musst du gehen?«, fragte sie und klang dabei beinahe enttäuscht.

Ich schüttelte den Kopf. »Mein Kater hat unter die Couch gekackt. Mein Mitbewohner will es nicht wegputzen, aber auch nicht liegen lassen. Ich habe ihn erst seit einer Woche.«

»Den Kater oder den Mitbewohner?«

Ich lachte. »Den Kater.«

»Wie heißt er?«

»Laurence.«

Micah biss in mein Sandwich, ehe sie den Rest mir überließ. »Ich wollte immer eine Katze haben, aber meine Eltern haben es mir nie erlaubt.«

Ich nahm einen Bissen. »Wieso nicht?«

»Sie haben Angst vor Haaren auf ihren teuren Anzügen.«

»Wofür gibt es Fusselrollen?«

Sie zuckte mit den Schultern, und während ich mein Sandwich aufaß und wir unsere Gläser leerten, erzählte sie mir von dem Aquarium, das ihre Eltern ihr geschenkt hatten, als sie sieben Jahre alt war.

Am liebsten wäre ich mit Micah in der Küche geblieben. Aber meinen Kollegen war mein Verschwinden mit Gewissheit schon aufgefallen, und sie sollten mich nicht für einen Drückeberger halten.

Micah sprang von der Anrichte und schlüpfte in ihre Schuhe, dabei wirkte sie ebenso wenig erfreut darüber, zurück in den Salon zu müssen, wie ich. »Ich glaube, es wird Zeit, wieder da raus zu gehen«, sagte sie, aber rührte sich nicht von der Stelle.

»Wieso gehst du auf eine Party, auf die du keine Lust hast?«, erkundigte ich mich und räumte unsere Gläser weg.

»Weil ich keine andere Wahl habe.«

Fragend hob ich eine Augenbraue.

»Ich will ausziehen und bin gerade auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Allerdings kann ich sie mir allein nicht leisten, deswegen habe ich eine Abmachung mit meinen Eltern getroffen. Sie bezahlen mir ein Apartment und das Studium, und ich muss dafür einmal die Woche bei ihnen zum Abendessen erscheinen und mich für eine angemessene Zeitspanne auf allen wichtigen sozialen Events blicken lassen.«

Micah klang genervt von diesem Handel, für den ich mein linkes Bein geopfert hätte. Aber vermutlich hatte sie noch keinen Tag in ihrem Leben Geldsorgen gehabt oder etwas Unangenehmes tun müssen, um an dieses zu kommen. »Klingt nach einem fairen Handel.«

»Ich weiß.« Sie seufzte. »Und warum bist du hier?«

»Ist das nicht offensichtlich?« Ich blickte an meiner Kellneruniform hinab. »Geld verdienen. Laurence ist vielleicht klein, aber er kostet ein Vermögen.« Es war keine Lüge, aber auch nicht ganz die Wahrheit.

»Wie viel bekommst du bezahlt?«

Ich überlegte kurz es ihr nicht zu verraten, aber wenn sie es darauf anlegte, könnte sie einfach ihre Mutter fragen, daher machte es keinen Sinn, zu schweigen oder zu lügen. »Fünfundsiebzig Dollar.«

»Pro Stunde?«

Ich lachte. Schön wär‘s. »Für den ganzen Abend.«

»Das ist aber nicht viel.«

Ich zuckte mit den Schultern, denn ich hatte schon in weitaus schlechter bezahlten Jobs gearbeitet. Im besten Fall fiel hier sogar noch ein bisschen Essen für mich ab, das ich Maurice und Cassie als Entschuldigung für die Kackolypse von Laurence mitbringen könnte. »Es ist mehr, als man anderswo verdient.«

»Das wusste ich nicht.« Nachdenklich runzelte Micah die Stirn, ehe sie mir einen Wink gab, ihr zu folgen, allerdings nicht zurück zur Party. »Komm mit.«

»Wohin?«

»Das wirst du schon sehen.«

Ich zögerte kurz, folgte ihr dann aber. Wir liefen einen langen Flur entlang, der am Salon vorbeiführte. Ich hörte die Stimmen der Gäste und die klassische Musik, die leise im Hintergrund spielte. Schließlich blieben wir vor einer geschlossenen Tür stehen. Micah öffnete sie, und dahinter kam eine Garderobe zum Vorschein, die voller Taschen und Mäntel hing. Micah begann die Haken abzusuchen, bis sie eine kleine Tasche fand, die so vollgestopft war, dass sie sich nicht mal mehr hatte schließen lassen.

»Halt mal.« Sie zog ein Notizbuch hervor und reichte es mir.

Ich nahm es an mich, wobei die Garderobentür, die ich bis eben festgehalten hatte, hinter mir ins Schloss fiel und mich zusammen mit Micah einsperrte. Das Licht in dem kleinen Raum war schummrig, und trotz des Geruchs nach teurem Leder, entging mir Micahs süßlicher Duft nicht. Er pflanzte mir eigenartige Fantasien in den Kopf, vor allem nun, da ich ihr so nahe war.

Eilig senkte ich den Blick auf das Buch in meiner Hand und schlug es auf. Darin waren Zeichnungen von magischen Kreaturen und Menschen, die nicht ganz menschlich waren. Mit Hörnern und Kiemen, Schwänzen und Krallen, Reißzähnen und zusätzlichen Gliedmaßen. Manche von ihnen wirkten schaurig, andere wiederum niedlich oder wunderschön.

»Was ist das?«, fragte ich neugierig.

Micah sah von mir zu ihrem Notizbuch und wieder zu mir. »Nur etwas, an dem ich arbeite.«

»Das sieht gut aus. Ist das ein Comic?«

»Vielleicht«, antwortete sie und wandte sich eilig ihrer Handtasche zu, als wäre es ihr unangenehm, über ihre Zeichnungen zu reden, was ich nicht verstehen konnte. Sie hatte wirklich Talent. Gelegentlich zeichnete ich auch, aber nichts von dem, was ich je zu Papier gebracht hatte, war annähernd so gut wie das, was ich in diesem Notizbuch sah.

»Hier«, hörte ich Micah sagen.

Ich blickte von ihren Zeichnungen auf, und beinahe wären mir die Augen aus dem Kopf gefallen. Sie hielt keine einzelne Fünf-Dollar-Note in der Hand, wie ich erwartet hatte, sondern gleich mehrere Zehner und Zwanziger. »Das ist zu viel.«

»Ist es nicht«, beteuerte sie. »Nimm es.«

Ich schüttelte den Kopf. »Das geht nicht.«

»Wieso nicht?«, fragte Micah verständnislos.

Beinahe hätte ich gelacht. Ich konnte mir doch nicht einfach so viel Geld von ihr schenken lassen. Trinkgeld war eine Sache, aber das … es war zu viel! Das konnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Immerhin hatte ich nur mein Sandwich mit ihr geteilt und ihr nicht meine Seele verkauft. Ich wollte das Geld gerade ablehnen, da fiel sie mir ins Wort.

»Und sag nicht, dass es zu viel ist.«

»Ich –«, setzte ich erneut an, doch in diesem Augenblick wurde die Tür zur Garderobe geöffnet, und ich erstarrte zum zweiten Mal an diesem Abend. Denn vor uns stand Micahs Mutter und ihr erzürnter Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass wir beide gewaltig in der Scheiße saßen.

"Das letzte erste Weihnachtsfest"

von Bianca Iosivoni

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Luke

Das Knarzen von Holz weckte mich. Vielleicht war es auch der Wind, der um die Hütte pfiff. Blinzelnd öffnete ich die Augen und starrte auf die weiße Masse auf dem Balkon. Elle und ich waren gestern erst spätabends angekommen, und es schien die halbe Nacht geschneit zu haben. Shit. Wahrscheinlich musste ich den Weg freiräumen, damit die anderen überhaupt herkommen konnten. Seltsamerweise erfüllte mich der Gedanke, in die Kälte rauszugehen, mit einer irrsinnigen Vorfreude.

Ich drehte den Kopf und betrachtete die schlafende Person neben mir. Früher hätte ich nicht mal für Geld das Bett mit jemand anderem geteilt. Jetzt konnte ich es mir kaum noch anders vorstellen. Elle lag auf der Seite, mit zerwuschelten blonden Haaren, und war kaum unter der dicken Decke auszumachen.

In Momenten wie diesen konnte ich es einfach nicht glauben, dass das jetzt mein Leben war und ich beinahe jeden Tag neben der Frau aufwachen durfte, die mir die Welt bedeutete. Meine beste Freundin, die so tief schlief, dass nichts und niemand sie anständig wecken konnte. Elle würde sogar den Weihnachtsmann verschlafen, wenn er samt Schlitten und Rentieren durch den Kamin geschossen käme.

Wie gut, dass ich sie mittlerweile gut genug kannte, um zu wissen, auf welche Weise ich sie am besten wecken konnte. Nicht sonderlich effektiv, aber dafür umso angenehmer für uns beide.

Ich lehnte mich zu ihr hinunter, strich ihr das Haar zur Seite und setzte einen Kuss auf die zarte Haut ihres Halses. Selbst im tiefsten Winter duftete dieses Mädchen nach Frühling. Keine Ahnung, wie sie das schaffte. Ich wusste nur, dass ich einfach nicht genug davon bekam. Genauso wenig wie von ihr.

„Aufwachen, Schätzchen“, raunte ich und knabberte an ihrem Ohrläppchen.

Elle bewegte sich, rutschte näher heran, wachte aber nicht auf. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Manchmal glaubte ich, dass sie das mit Absicht tat, doch an anderen Tagen, an denen sie wirklich aufstehen musste, weil sie eine Vorlesung hatte oder ich frühmorgens zu einem Rennen fuhr und mich von ihr verabschieden wollte, war sie einfach nicht wach zu kriegen.

Heute Morgen, an Heiligabend und fernab vom Campus und anderen Menschen, würde ich alles einsetzen, was ich über sie gelernt hatte, um sie nach allen Regeln der Kunst zu wecken. Angefangen mit sanften Küssen auf ihren Hals und ihre Schulter, während meine Hand an ihrer Seite hinabwanderte.

Elle seufzte leise und schmiegte sich näher an mich, als ich mit der Hand unter den dünnen Stoff ihres T-Shirts schlüpfte. Mit den Fingern strich ich über ihre weiche, warme Haut, erst in kleinen Kreisen, dann langsam aufwärts, bis ...

Ein lautes Klopfen.

Ich fuhr zusammen und setzte mich ruckartig auf. Elle schlief einfach weiter. Natürlich.

Stirnrunzelnd starrte ich zur Tür, doch das Klopfen war nicht von dort gekommen, sondern schien weiter entfernt zu sein. Beinahe so, als ...

Wieder ein Hämmern. Diesmal konnte ich es ohne jeden Zweifel zuordnen.

„Was zum Teufel ...?“

Ich stieg aus dem Bett und tappte nur in Shorts die Treppe hinunter. Das Feuer im Kamin war mittlerweile ausgegangen. In der Ecke daneben stand ein riesiger Weihnachtsbaum, den Elle und ich gestern noch bis spät in die Nacht geschmückt hatten. Die Lichterkette hing etwas schief, und an einer Stelle war zu viel Lametta, trotzdem war ich irgendwie stolz auf unser Werk.

Wieder ein Hämmern.

„Ich komm ja schon!“

Sekunden später riss ich die Tür auf.

„Ho ho ho!“, rief Mason, schob sich an mir vorbei und brachte neben einer Ladung eiskalten Winds auch noch eine verschneite Band mit.

„Was wollt ihr denn schon hier?“

„Wir sind früher losgefahren“, erklärte Jesse gut gelaunt.

„Entschuldige“, warf Grace zerknirscht ein, die als Nächstes hereinkam, dicht gefolgt von Paxton, Kane und dessen Freundin Myung-hee.

„Ich freu mich auch, dich zu sehen.“ Mason grinste in die Runde. „Stören wir?“

„Jetzt nicht mehr“, knurrte ich und machte mich wieder auf den Weg nach oben, um zu duschen, mich anzuziehen und Elle auf eine ganz konventionelle Weise zu wecken. Nämlich mit dem kreischenden Alarm eines Weckers direkt neben ihrem Ohr.

Eine halbe Stunde später kam sie – mir noch immer Schimpfwörter an den Kopf werfend – in die Küche, um alle zu begrüßen. Mittlerweile waren auch Trevor und Tate mit Mackenzie und ihrer Freundin Desiree eingetroffen.

Es war nicht das erste Mal, dass wir für ein paar Tage in diesem Ferienhaus in den Bergen waren, aber es war das erste Weihnachten, das wir alle zusammen hier verbrachten. Wir waren so viele, dass jedes Bett und jede Couch belegt war.

Ich zog Elle an mich, als sie in einem Topf herumrühren wollte, und gab ihr einen Kuss auf den Mund. Dann beugte ich mich zu ihrem Ohr hinunter. „Ich hatte heute morgen ganz andere Pläne, aber dann sind diese Chaoten aufgetaucht.“

Sie guckte groß, dann lachte sie auf. „Später“, flüsterte sie zurück und drückte ihre Lippen für einen viel zu kurzen Moment auf meine. „Jetzt will ich erst mal helfen.“

Oh nein. Das Dinner für heute Abend sollte genießbar werden, und ich konnte niemanden in der Küche gebrauchen, der vergaß, die in Plastik verpackten Innereien aus dem Truthahn zu entfernen, die Füllung trotzdem hineinstopfte und das Ganze so in den Ofen schob.

„Nicht nötig. Du hast an Thanksgiving schon genug geholfen“, sagte ich schnell und schob sie sanft, aber bestimmt von der Kochinsel weg.

Zum Glück klopfte es genau in diesem Moment erneut, und Elle ging – nicht ohne mir vorher noch die Zunge rauszustrecken – an die Haustür, um die letzten Besucher hereinzulassen: Emery, Dylan und Mister Cuddles. Natürlich. Beim Anblick der Katze seufzte ich innerlich.

Von meinem Platz an der Kochinsel aus beobachtete ich, wie Elle die beiden mit einer Umarmung begrüßte, dann die Katze hochhob und ihr liebevolle Worte zuflüsterte, während das Viech so laut schnurrte, dass es bis in die Küche zu hören war. Emery hatte Mister Cuddles eine kleine rote Weihnachtsmütze umgebunden, und Elle steuerte jetzt ein kleines Halsband mit Glöckchen bei. Wie die beiden das ganz ohne Wunden überstanden, war mir ein Rätsel. Das Katzenvieh hätte mir bei so einem Versuch schon längst das Gesicht zerkratzt und die Finger abgebissen.

Kopfschüttelnd widmete ich mich wieder der Soße. Zwei Schritte schräg hinter mir stand Tate am Küchentresen und schnitt die Zwiebeln so konzentriert, als würde sie gerade eine Herzoperation durchführen. Von ihr war kein einziger Ton zu hören, anders als von Mackenzie, die immer wieder hörbar schniefte. Ganz in der Nähe rührte Trevor in einem Topf herum, Paxton saß am Tisch und schälte die Äpfel für den Apple Pie, und Grace bereitete die Kartoffeln zu.

Als Mason in die Küche kam und sie entdeckte, blieb er wie angewurzelt stehen. „Du kannst kochen?“

„Ein bisschen. Es macht Spaß. Suchst du irgendetwas?“, fragte sie, da er auf einmal seine ganzen Klamotten abklopfte.

„Den Verlobungsring. Wir müssen sofort heiraten.“

Grace lief rot an, Tate schnaubte, und ich begann zu lachen.

„Hey!“, rief ich. „Ich hab schon immer für euch gekocht, aber mich wolltest du nie heiraten.“

„Ich würde dich jederzeit heiraten, Kumpel“, erwiderte Mason grinsend und hielt mir die Faust zum Fistbump hin.

„Genug Bromance für heute.“ Tate schob ihn mit der Hüfte weg. „Ich muss diese Zwiebeln anbraten. Also raus mit dir!“

Spielerisch salutierte Maze, zwinkerte Grace zu und verschwand mit ein paar Energydrinks, die er den anderen ins Wohnzimmer brachte. Nach und nach leerte sich die Küche, und bis auf Elle, die zwischendurch vorbeikam, mir ein Bier hinstellte und nach einem kurzen Kuss wieder verschwand, arbeitete ich allein vor mich hin. Ich war so konzentriert auf die Zubereitung des Truthahns, der Soßen, Füllung und Beilagen, dass ich nicht mal bemerkte, als die Katze der Hölle zur mir in die Küche kam. Ich schob den Truthahn in den Ofen, überprüfte die Temperatur, machte einen Schritt zurück – und trat auf etwas Weiches.

Ein schrilles Kreischen ertönte. Ein Fauchen. Ich sprang zur Seite, schlug mir den Ellbogen an und fluchte lautstark. Mister Cuddles sprang auf die Kochinsel, fegte so gut wie alle Schüsseln und Verpackungen auf den Boden, hüpfte wieder herunter und warf mir einen hasserfüllten Blick zu, bevor sie ins Wohnzimmer schoss, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her.

„Fuck ...“ Ich rieb mir den Ellbogen. „Dylan! Schaff deine Mistkatze gefälligst weg!“

Dieses Viech ... Ich könnte schwören, dass sie es nur darauf anlegte. Wer würde sich denn bitte freiwillig so dicht hinter mich stellen und seelenruhig sitzen bleiben, wenn ich am Ofen herumhantierte?

Ich rieb mir den Ellbogen und ging zu den anderen ins Wohnzimmer zurück. Mister Cuddles versteckte sich nicht unter irgendeinem Sofa, saß auch nicht leidend bei Dylan, sondern hatte sich demonstrativ auf Elles Schoß ausgestreckt. Als sie mich bemerkte, blinzelte sie mich selbstzufrieden an. Und sie gab den Platz auch nicht auf. Den ganzen Nachmittag über blieb sie dicht bei Elle, als würde sie Besitzansprüche auf sie erheben und jedes Mal, wenn ich mich meiner Freundin auch nur näherte, wurde ich mit Todesblicken und Fauchen bestraft. Ganz toll.

Erst nach dem Abendessen hatte ich Elle endlich wieder für mich und zog sie prompt auf meinen Schoß. Wir hatten uns alle zufrieden und gesättigt im Wohnzimmer versammelt. Trevor saß neben uns mit einem Punsch in der einen Hand und strich Tate, die sich auf der Armlehne niedergelassen hatte, mit der anderen unauffällig über den Rücken. Mackenzie und Desiree hatten es sich zusammen in einem Sessel gemütlich gemacht, genauso wie Dylan und Emery. Paxton und Jesse lagen auf dem Boden vor dem Kamin, in dem seit heute Vormittag wieder ein Feuer brannte, und tranken um die Wette. Kane beobachtete sie kopfschüttelnd und hielt Myung-hee in den Armen. Direkt daneben hatte sich Grace auf dem Sofa zusammengerollt, während Mason vor ihr auf dem Teppich hockte und sich an sie lehnte.

Draußen war es schon längst dunkel geworden. Der Wind pfiff um das Haus und dicke Schneeflocken fielen vom Himmel. Im Laufe des Tages waren immer mehr kleine und große Geschenke unter dem Weihnachtsbaum aufgetaucht, der jetzt noch mehr strahlte als heute Morgen. Im Hintergrund lief leise Weihnachtsmusik, und als die ersten Töne von Have Yourself a Merry Little Christmas erklangen, begann Grace zu singen. Es war das erste Mal, dass ich sie außerhalb eines Konzerts singen hörte. Die Gespräche verstummten eines nach dem anderen, und wir lauschten ihr und Mason, der sich ihr beim Refrain anschloss.

„Das ist schön“, flüsterte Elle mir zu.

Ich strich gedankenverloren über ihr Schienbein. „Besser als zu Hause?“

„So viel besser! Ich will Weihnachten nie wieder anders verbringen.“

Ich sah von ihr zu den anderen. Mittlerweile diskutierten Grace und Myung-hee über irgendetwas, das mit Mode zu tun hatte, Mason und der Rest der Band redeten über die Auftritte, die im neuen Jahr anstanden, Tate führte eine hitzige Diskussion mit Dylan, während Trevor die beiden nur mit einem belustigten Gesichtsausdruck beobachtete und Emery, Mackenzie und Desiree mit einer schnurrenden Mister Cuddles spielten.

Mein Blick kehrte zurück zu Elle, und ich konnte gar nicht anders, als zu grinsen. Weihnachten von jetzt an immer mit dieser durchgeknallten, chaotischen, bunt gemischten Gruppe von Leuten, die ich allesamt als meine Freunde bezeichnen konnte? „Das kriegen wir hin.“

„Versprochen?“

In der Regel gab ich nicht viel auf Versprechen und sprach sie auch nicht aus, wenn ich mir sicher war, sie nicht einhalten zu können. Doch das hier? Dieses Versprechen konnte und wollte ich Elle geben.

Ich drückte einen Kuss auf ihre Schläfe und verschränkte meine Finger mit ihren. „Versprochen.“

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"Bonusszene: Wer will schon einen Rockstar?"

von Kylie Scott

Bonusszene mit Mal und Anne aus Wer will schon einen Rockstar?

Ins Deutsche übertragen von Hans Link

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»Die nehme ich alle, vielen Dank, Ma'am.«

Die rothaarige Braut hinter der Theke musterte meinen Bücherstapel und klopfte sich mit einem Stift auf ihre hübschen, rosigen Lippen. »Das sind eine Menge Bücher.«

»Ich mache nicht gern halbe Sachen. Ist nicht mein Stil.«

»Hm.«

»Lesen Sie selbst viel?«, fragte ich, stützte einen Ellbogen auf die Ladentheke und beugte mich vor. Um es mir bequem zu machen. Und außerdem verschaffte mir das eine großartige Aussicht auf die Kurven, die sich unter ihrem biederen schwarzen Kleid verbargen. Sehr hübsch. Aber war nicht alles an ihr hübsch?

Mit einer niedlichen kleinen Falte zwischen den Brauen sah die Kleine sich um. »Ich arbeite in einer Buchhandlung.«

»Natürlich. Verstehe.«

»Sie scheinen sich hier thematisch ziemlich festgelegt zu haben.« Sie inspizierte meine Auswahl. »Das Kama Sutra. Freude am Sex. Sex: Wie das alles geht. Good Vibrations: Ein Sexführer. Wild Thing: Sextips für Boys and Girls. Super Sex: Ein Führer für Ahnungslose. Haben Sie gerade unsere Sexabteilung leer geräumt?«

Ich grinste. »Ja.«

»Weil Sie Hilfe auf diesem Gebiet brauchen?«

»Nein!« Ich runzelte die Stirn. Das war ja dreist. »Keineswegs. Sie müssen wissen, Miss, dass ich sehr erfahren bin, was die fleischlichen Geheimnisse und Freuden des Schlafzimmers angeht. Und, falls gewünscht, auch diejenigen verschiedener anderer Räume im Haus.«

Sie rümpfte zart die Nase.

»Sehr erfahren«, beharrte ich.

»Was immer Sie sagen, Sir.«

»Nun, Sie müssen wissen, dass eine ganze Reihe junger Damen mir ans Herz gelegt haben, ein Buch über das Thema zu schreiben. Eine hat sogar darauf beharrt, dass ich es der Welt schuldig sei, das zu tun.«

Stirnrunzelnd betrachtete sie meine Sammlung. »Also schauen Sie sich die existierende Literatur an, um festzustellen, was es bereits gibt?«

»Genau!« Ich nickte, froh, dass sie sofort begriffen hatte, was los war. »Es ist ja möglich, dass irgendein Sexbegeisterter aus einem früheren Zeitalter vielleicht bereits über eine meiner weniger empörenden Erfindungen gestolpert ist. Unwahrscheinlich, aber möglich.«

Sie schien daraufhin einen Schluckauf zu bekommen, als müsse sie einen Hustenreiz unterdrücken.

Ich nahm einen Anflug von Skepsis wahr. »Tatsächlich bin …«

Diesmal zog sie die Brauen hoch. Sie wartete.

»Den meisten Frauen bin ich zu viel.« Ich blähte vor Stolz die Brust. Das ganze Training im Fitnessstudio sollte doch zumindest dafür gut sein. »Es ist wirklich traurig. Eine Bürde, die ich tragen muss.«

»Sprechen Sie von der Größe?«

Ich nickte. Es war die Wahrheit.

»Ihr Ego oder Ihr …« Sie deutete mit dem Kinn auf meinen Schritt.

»Nennen Sie mich arrogant?«

»Ich habe dieses Wort nicht benutzt.«

Ich legte den Kopf schräg. »Vielleicht denken Sie, dass ich lüge?«

»Vielleicht denke ich überhaupt nichts über Sie.«

»Unmöglich.« Ich lachte spöttisch und warf mein langes blondes Haar zurück. Solch goldene Wellen der Schönheit, und dazu ein raues, gutes Aussehen. Oh, sie konnte es ruhig leugnen, aber ich wusste, dass sie darauf abfuhr – ich sah ja, wie ihre Pupillen sich weiteten. Frauen standen auf mich. Einige Männer ebenfalls. Wenn man so heiß war, ließ sich das einfach nicht vermeiden. »Wer könnte all diese Pracht ignorieren?«

Sie blinzelte nur.

Ich konterte, indem ich sie ansah und mit den Wimpern klimperte. Manche Leute sagen, meine Augen seien das Beste an mir. Himmelblau. Wie eine unberührte Lagune im Pazifik oder so. Ich weiß es auch nicht. Für gewöhnlich funktionierte es, aber diese Frau stellte sich als echt schwierig heraus.

»Haben Sie gerade mit den Wimpern geklimpert?«, fragte sie neugierig.

»Nein.« Ich dehnte einen Bizeps. Gott sei Dank war es warm genug, um ein T-Shirt zu tragen. Die kühleren Monate in Portland machten es schwer, mit meinem wunderbaren Körper anzugeben. Und ernsthaft, warum sich die bereits erwähnte Mühe geben (Fitnessstudio, schwitzen, Schmerz, usw.), wenn niemand an deren Ergebnis teilhatte? Es wäre einfach egoistisch, all das für mich zu behalten.

Sie blinzelte. »Warum macht Ihr Arm das? Haben Sie einen Tick? Wissen Sie, dagegen gibt es wahrscheinlich ein Medikament. Sie finden eine Apotheke, wenn Sie …«

»Ich habe keinen Tick. Ich bin einfach sehr muskulös.«

»Gut«, murmelte sie besänftigend. »Alles klar. Kapiert.«

Glücklicherweise war der Laden leer. Die Frau nahm mich regelrecht auseinander. Und ich war mir so sicher gewesen, dass speziell diese Rothaarige auf meine Masche abfahren würde. Nein, ich durfte so nicht denken! Früher oder später würde sie natürlich mit voller Begeisterung die Meine werden. Wahrscheinlich. Ich meine … bei meiner Erfolgsbilanz standen die Chancen ziemlich gut. Es hatte immer geheißen, mein Selbstvertrauen sei eine meiner prägenden Eigenschaften. Ich durfte nicht zulassen, dass diese Frau meinen Glauben an meine eigene Vorzüglichkeit erschütterte. Das würde nicht passieren.

»Und, wohnen Sie hier in der Nähe?«, fragte ich sie.

Ihre Brauen zogen sich zusammen. Sie waren so ausdrucksvoll. »Machen Sie mich an?«

»Was? Nein.«

»Das ist ja unglaublich! Ich arbeite hier gerade, Sir!«

»Und ich respektiere das vollkommen. Sie sehen auch sehr respekteinflößend aus hinter Ihrer Ladentheke. Wie eine heiße, unartige Bibliothekarin.« Wieder grinste ich. Aber wenn überhaupt, hatte ich sie noch mehr verärgert. »Halt, nein … Ma'am. Ich meine, wie eine Magierin der Worte, die die Welt an ihrem Wissen über Bücher teilhaben lässt. Ja. Genau so.«

Der Zeiger auf der Besänftigungsskala von Null bis Hundert stieg bestenfalls auf eine knappe Fünf. Scheiße.

»Nun, es ist sicherlich eine wunderbare und besondere Berufung, für Menschen die passende Literatur zu finden«, fuhr ich fort. »Weisheit zu verbreiten, Leute dazu zu bringen, ihren Horizont zu erweitern. Das respektiere ich ungeheuer.«

Statt zu antworten, rechnete sie meine Einkäufe zusammen. Ihre langen, sinnlichen Finger hackten auf die Tasten ein, wenn sie die Preise eingab. Diese heftigen Bewegungen ließen die Brüste unter ihrem Kleid auf eine durch und durch verlockende Weise wippen. Trug das Mädchen keinen BH? Nein, darauf hätte ich gewettet.

»Sie gaffen mich an«, wies meine Schöne mich zurecht. »Lassen Sie das bitte. Ich fühle mich dabei unwohl.«

»Bedeutet unwohl, dass es Sie erregt?«

Ihr Mund formte ein perfektes O.

»Werden Sie mir wenigstens Ihren Namen verraten?«

Ihre kecke Nase reckte sich hoch in die Luft. »Nein.«

»Oh, bitte. Ich werde Ihnen meinen sagen. Ich heiße …«

»Sir, ich interessiere mich nicht für Ihren Namen.«

»Es ist so heiß, wenn Sie mich ›Sir‹ nennen. Tun Sie das auch im Schlafzimmer?«

Sie schnappte nach Luft.

»Entschuldigung. War nur neugierig.« Ich versuchte, so auszuschauen, als täte es mir leid. Aber das war ein Gefühl, dass ich eigentlich nicht kannte.

Sie starrte mich mit großen Augen an. »Wahrhaftig, ich bin in meinem ganzen Leben noch keinem so ungezogenen Bengel begegnet. Sie sind rotzfrech, Sir. Ein rotzfrecher Bengel! Und das ist kein Kompliment.«

Ich rückte näher an sie heran. »Sagten Sie gerade, Sie wollten meinen Schwengel sehen?«

»Ich wette, der ist ebenso klein und bedeutungslos wie Ihre Manieren.«

»Ist das ein Ja?«

»Nein«, zischte sie. Dann schien sie plötzlich ihre Meinung zu ändern, und ihr hübsches Gesicht wurde wieder streng. So heiß. »Tatsächlich, doch. Und wenn auch nur, um aus erster Hand für die ganze weibliche Bevölkerung bezeugen zu können, wie unzulänglich Sie tatsächlich sind.«

»Exzellent!« Ich rieb mir die Hände. Genau so, hatte ich mir vorgestellt, würde sie mir in die Arme fallen und sexuelle Freuden verlangen. Na ja, in etwa genau so.

Die Frau tippte laut mit dem Fuß auf den Boden. »Ich warte.«

Ich inspizierte unsere Umgebung. Die typische angesagte Buchhandlung. Mit einem steten Strom von Passanten draußen vor den großen Glasfenstern. Wie es normal war für diese Tageszeit im Pearl District von Portland. Nicht gerade der Ort, um seinen Schwanz zu zeigen, es sei denn, man wollte, dass die Polizei anrückte.

»Ich kann ihn wohl kaum einfach genau hier rausholen.«

»Warum nicht?«

»Nun, falls es Sie interessiert, mein Penis ist nicht nur ungewöhnlich groß und schön. Ich bin auch irgendwie berühmt.« Ich zuckte die Achseln. »Tatsächlich bin ich ein Rockstar. Ich dachte, Sie hätten mich inzwischen vielleicht erkannt, aber offensichtlich haben Sie das nicht.«

Sie gähnte.

»Wenn ich meinen Penis hier raushole, wird es einen Menschenauflauf geben.«

»Das bezweifle ich.«

»Zweifeln Sie ruhig, aber es ist trotzdem die Wahrheit.« Die Hände in die Hüften gestemmt, starrte ich sie an. »Es tut mir leid, Miss. Zu Ihrer und meiner Sicherheit und zum Wohlergehen all der Bücher in diesem feinen Laden werden wir uns dafür ins Hinterzimmer begeben müssen.«

Sie warf ihr glänzend rotes Haar zurück und nickte. »Na schön. Was auch immer.«

»Freut mich, dass Sie dafür Verständnis haben.«

Die Frau kam hinter der Theke hervor, durchquerte den Laden und schloss die Tür ab. Jetzt kamen wir endlich weiter. Es war schwer, mein Grinsen zu unterdrücken. Ich wusste, dass es mir wirklich gut stand. »Sind Sie sich sicher, dass Sie mir nicht verraten wollen, wie Sie heißen?«

»Ganz sicher, und Ihr Name interessiert mich auch nicht. Hier entlang …«

Ich folgte ihr in einen Lagerraum, wie gebannt vom Schwung ihres kurvigen Hinterns unter dem Rock ihres Kleides. Sie war wirklich die perfekte Frau für mich. Wenn sie es nur zugeben würde. Obwohl man auch ein gewisses Vergnügen mit einer Frau haben konnte, die sich nicht ganz so leicht erobern ließ. Solange es ihr selbst ebenfalls Spaß machte.

»Es wird ja nicht viel Zeit in Anspruch nehmen«, sagte sie und sah mich mit vor der Brust verschränkten Armen an. In dem vollgestopften kleinen Raum säumten Regale die Wände, voll bis überquellend mit Büchern und anderem Scheiß. »Oh, einen Augenblick, ich habe vergessen, das Mikroskop mitzubringen. Werde ich überhaupt in der Lage sein, ihn mit bloßem Auge zu sehen?«

»Ha ha, Madam.«

Sie grinste. Es war gut möglich, dass ihr das noch besser zu Gesicht stand als mir. Verdammt.

»Versuchen Sie, nicht ohnmächtig zu werden oder so was«, sagte ich und riss die Knöpfe meiner Jeans auf. »Es ist echt schwierig, ohnmächtige Frauen aufzufangen mit heruntergelassenen Hosen.«

Das Mädchen hätte nicht gelangweilter aussehen können. »Ich werde mich bemühen, nicht die Fassung zu verlieren.«

»Das sagen Sie jetzt, aber der Anblick meines nackten Genitals hat schon viele überwältigt. Wahrhaftig, es ist so oft passiert, dass man mich im Wesentlichen überall für eine Gefahr für heterosexuelle Frauen erklärt hat.«

»Reden Sie immer so?«

Zur Antwort zog ich meine schwarzen Boxershorts herunter. Da hing mein Schwanz also in seiner ganzen Schönheit. »Sehen Sie, ich habe mich für Sie sogar ein wenig rasiert.«

»Sehr aufmerksam von Ihnen.« Ihre Mundwinkel zuckten in die Höhe. »Fall nicht aus der Rolle. Es wird nicht funktionieren, wenn du aus der Rolle fällst.«

»Ich falle nicht aus der Rolle, tu du es auch nicht.«

Sie kicherte, dann straffte sie die Schultern und holte tief Luft. »Oh. Mein. Gott.«

»Stimmt's? Er ist umwerfend, nicht wahr?« Ich seufzte glücklich. »Ich hab’s Ihnen ja gesagt, aber nein … Sie wollten mir nicht glauben.«

»Ich fasse es nicht, dass Sie sich einer wildfremden Frau zeigen.«

»Also bitte, Sie tun ja gerade so, als würde ich ihn einfach für jede herausholen. Aber das ist nicht wahr. Sie sind etwas Besonderes für mich. Wer immer Sie sind.«

»Das ist zu schockierend. Ich bin schockiert.«

»Aber auf eine gute Weise, richtig?«, fragte ich.

»Er ist so …«

Mein Herz schlug heftiger. Es war nicht leicht, cool zu bleiben, wenn sie mich so ansah. Ich war jetzt schon hart, und meine Hoden fühlten sich schwer an, bereit. Ich leckte mir die Lippen. »Er ist so was?«

»Dick und sehnig und fleischig«, sagte sie mit rauchiger Stimme, den Blick immer noch auf mich geheftet. »Was für eine geschwollene Pracht.«

»Aber sicher. Ich habe oft die gleichen Worte benutzt.«

Jetzt zwirbelte sie kokett eine Haarsträhne um den Finger. »Darf ich ihn anfassen, bitte?«

»Sie waren ziemlich gemein zu mir. So ungläubig und unfreundlich. Ich weiß ehrlich nicht, ob Sie es verdienen.«

Bei diesen Worten schnaubte sie.

»Mäuschen, bleib bei deiner Rolle«, zischte ich. »Wie willst du einen Sex-Oscar gewinnen, wenn du dauernd aus der Rolle fällst?«

Sie verkniff sich ein Lächeln und warf sich erneut das Haar über die Schultern. Einige Strähnen fielen ihr ins Auge, was ein wenig brennen musste. Aber sie machte tapfer weiter. »Woher sollte ich wissen, dass sich hinter Ihrer ganzen aggressiven männlichen Ungezogenheit tatsächlich der Schwanz eines Gottes verbirgt?«

»Oh, schön gesagt«, entgegnete ich. »Wie dem auch sei … ich habe Ihnen gezeigt, was ich habe, jetzt müssen auch Sie mir zeigen, was Sie haben. Das versteht sich von selbst. Hoch mit Ihrem Rock, Lady.«

Ihre Hände bedeckten ihren Schoß, ihre Augen geweitet von unechtem Schock. »Sie wollen meine Muschi sehen?«

»Ich bestehe darauf, Ihre Muschi zu sehen.«

»Oh nein! Aber …«

»Lassen Sie einfach den Schlüpfer fallen.«

Eine echte, lebendige Röte stieg ihr in die Wangen. »Das kann ich nicht.«

»Warum nicht?«

»Nun, verstehen Sie, weil ich keinen trage.« Scheu wandte sie den Blick ab. »Ich habe heute Morgen vergessen, einen anzuziehen. Es war ein totales Versehen. Ich hatte es einfach so eilig, dass ich es schlicht und ergreifend vergessen habe.«

»Das ist ja fantastisch.« Ich schluckte hörbar und schlurfte zu ihr hinüber. Mit heruntergelassenen Hosen. Da mein Schwanz waagerecht abstand, war es nicht gerade einfach, mich auf die Knie herunterzulassen. Die Leute denken, man kann mit einem Ständer einfach herumwandern und tun, was immer man will, aber ich kann Ihnen versichern, dass so ein geschwollenes Glied die Manövrierfähigkeit wirklich beeinträchtigen kann. Ich kam mit nackten Knien auf dem kalten, staubigen Betonboden auf und schnalzte mit der Zunge. »Sie müssen hier wirklich mal fegen. Das ist ja fast unhygienisch. Nicht, dass es mir jetzt etwas ausmachen würde.«

»Ich werde Reece später darauf hinweisen.«

»Gut gemacht.« Ich räusperte mich. »Ich werde es Ihnen nicht noch einmal sagen, Miss. Heben Sie Ihren Rock und spreizen Sie die Beine. Zeigen Sie sie mir.«

»Aber was um alles in der Welt wollen Sie da unten machen?«, fragte sie bedächtig und zog langsam ihr Kleid hoch.

»Etwas … etwas Wichtiges. Braucht Sie nicht zu kümmern.«

»Also das ist nicht besonders sexy. Sollten Sie nicht poetischer sein oder so etwas, wenn Sie ein Rockstar sind? Sind Sie sich sicher, dass Sie nicht bloß ein Roadie sind?«

Diesmal hielt ich mein Lachen kaum zurück. »Hey, ich bitte Sie. Auch Roadies brauchen Liebe.«

»Na schön. Da ich ja schon mal hier bin …«

Es spielte keine Rolle, wie viele Male ich sie schon gesehen hatte, der Nervenkitzel ließ niemals nach. Ihr Körper, ihre Stimme und ihr Geist brachten mich um den Verstand wie nichts sonst. Sie lehnte sich gegen ein Bücherregal; das konnte nicht besonders bequem sein. Wie in Zeitlupe entblößte sie sich mir. Lange, nackte Beine, die Kurven ihrer Oberschenkel, und ja!

»Sehr hübsch«, knurrte ich und schlang ihr eine Hand um den Oberschenkel. Ihr moschusartiger, süßer Duft stieg mir direkt zu Kopf. Ich beugte mich vor, leckte sie und summte vor Wonne. »Nur der Vollständigkeit halber: Ich bin wirklich ein ungeheuer wichtiger, international bekannter Rockstar. Ich habe Fanclubs und alles.«

»Mm-mmh.«

Ich leckte sie abermals. »Es ist wahr.«

»Natürlich. Was auch immer.« Sie schob einen Fuß nach vorn und gab mir mehr Platz zum Spielen. »Mach es mir mit dem Mund.«

»So fordernd. Beim nächsten Mal sollten wir so tun, als wäre ich dein Sexsklave. Jeder deiner Launen unterworfen.«

»Klingt gut.« Sie fädelte die Finger in mein Haar und zog ein klein wenig daran. Entflammte mich noch mehr. Mir zog sich vor Lust alles zusammen. Ich atmete auf ihre empfindliches Haut und stupste mit der Nasenspitze ihre Scham an. Ihr Bauch zitterte, und ihr stockte der Atem. »Schluss mit dem Hinhalten, Mal. Ich kann den Laden nicht den ganzen Tag geschlossen halten.«

In aller Ruhe drang ich mit einem Finger in sie ein. Fuck. Sie war so heiß und feucht. Wie in meinen Tag- und-Nacht- und allen anderen Träumen. Und die Laute, die aus ihrer Kehle kamen, waren so verdammt süß. »Denkst du immer noch an den Laden?«

»Nein.«

»Braves Mädchen.«

Ich leckte sie und saugte an ihr und machte sie regelrecht zu meiner Mahlzeit. Dann rieb ich mit gekrümmten Fingern über ihre empfindlichste Stelle, um sie heftig und schnell kommen zu lassen. Ihre Beine zitterten, und sie erreichte mit einem Aufschrei und fest zusammengepressten Lidern den Höhepunkt.

Ich hatte keine Zeit zu verlieren. Bevor sie wieder vollkommen zu sich gekommen war, stand ich auf und hob sie hoch. Als hätten wir das schon eine Million Mal getan, was wir wahrscheinlich hatten, legte sie Arme und Beine um mich. Ich drang mit einem Stoß in sie ein und begann, mich in ihr zu bewegen. Genau so, wie sie es mochte. Und zur Hölle, genauso, wie ich es mochte. Ihre Muskeln zuckten noch immer von ihrem Orgasmus. Es fühlte sich unglaublich an.

»Das wird schnell gehen«, keuchte ich. »Aber ich werde es später wiedergutmachen.«

Sie stöhnte mir nur ins Ohr.

Mit gequälten Lungen und hämmerndem Herzen stieß ich in sie, immer und immer wieder. Wir rüttelten die Regale durch, bis sie gegen die Wand schlugen und einige Bücher mit einem dumpfen Aufprall zu Boden fielen. Meine Hände lagen auf ihrem Hintern und ihrem Rücken, und ich versuchte, sie vor dem Schlimmsten zu schützen. Aber Anne hatte nichts dagegen, wenn es ein wenig rau wurde, und dieser Raum war schließlich ihre Wahl gewesen. Ihr Arbeitsplatz. Ungezogenes Mädchen. Ich versuchte, an irgendetwas anderes zu denken als die Hitze und Enge ihres Körpers. Wie gut es sich anfühlte, wieder in ihr zu sein. Aber es ließ sich einfach nicht verhindern: Ich kam hart, ergoss mich in sie, gab ihr alles.

Mein Kopf schoss in den Weltraum und segelte zwischen den Sternen umher. Mein Körper war nichts als Licht. Niemand außer ihr konnte mir das geben. Gab mir das. Meine Frau ließ ihre Hände über meinen Rücken gleiten, ganz liebevoll und besänftigend. Langsam kam ich wieder zu Atem.

»Eine weitere außerordentliche sexuelle Leistung«, murmelte ich. »Ich gebe mir wie gewöhnlich elf von zehn Punkten. Du warst auch nicht schlecht.«

»Danke«, lachte sie. »Alles Gute zu unserem beinahe dritten Hochzeitstag, Mal.«

»Dir auch, Mäuschen.«

Sie gab einen Glückslaut von sich und klammerte sich noch fester an mich.

»Ich habe nachgedacht«, sagte ich.

»Worüber?«

In diesem Augenblick hämmerte irgendein Arschloch gegen die Tür des Lagerraums. »Anne? Bist du da drin?«

Behutsam ließ ich sie herunter und strich ihr einige verschwitzte Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Ich bin hier. Nur eine Minute.«

»Das hat Spaß gemacht«, flüsterte ich. »Aber es gibt da etwas, worüber ich mit dir reden wollte.«

»Ist Mal bei dir?«, fragte Reece, das Arschloch, durch die Tür.

»Nein«, antwortete ich und zog meine Hose hoch. »Bitte, verpiss dich und komm später nicht zurück.«

»Mal«, tadelte meine Frau mich. »Entschuldige, Reece, wir kommen in einer Minute raus. Wir mussten nur, ähm, etwas besprechen.«

»Um Gottes Willen, ihr beide. Ihr könnt hier im Laden keinen Sex haben. Das ist es doch, was ihr tut, oder? Lügt mich nicht an. Das ist nicht okay. Ist es wirklich nicht.« Der Idiot stapfte endlich davon. Ich konnte es durch die Tür hören.

Anne strich sich das Kleid glatt und holte tief Luft. Dann lächelte sie mich an. Mann, liebte ich dieses Lächeln. »Worüber wolltest du reden? Es wird schnell gehen müssen.«

»Ja. Okay. Also. Ich habe mir überlegt, dass wir ein Baby machen sollten.«

Sie erstarrte.

»Ich meine, es ist doch ein Verbrechen, dass wir beide so gut aussehen und das nicht weitergeben.«

»Ist das dein Ernst?«

Ich nickte. »Ich meine … wenn du immer noch willst?«

Langsam breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus, das noch schöner war als das zuvor. Heilige Scheiße, diese Frau machte mich fertig. Um die Wahrheit zu sagen, ich würde ihr alle Babys geben, die sie wollte. Der Gedanke daran, wie unser Kind in ihr heranwuchs, wie wir Eltern wurden … er war Furcht einflößend, aber auch aufregend.

»Wann sollen wir anfangen, es zu versuchen?«, fragte sie mit glänzenden Augen.

»Wann immer du bereit bist.«

»Wow.« Sie wischte sich eine Träne weg. Gott, ich hasste es, wenn sie weinte. Obwohl ich schätzte, dass dies Tränen des Glücks waren und damit nicht so schlimm. Ihre Wangen waren immer noch rosig und ihr Mund geschwollen vom Küssen. Das schönste Mädchen auf der Welt. »Ziemlich cooles Geschenk zum Hochzeitstag.«

Ich runzelte die Stirn. »Hm? Scheiße, nein. Ich hab zu Hause Diamanten für dich.«

Sie lachte. »Natürlich hast du die. Mein Rockstar.«

»Weltberühmter, unglaublich wichtiger, reicher und gutaussehender Rockstar«, korrigierte ich sie. »Weißt du, ich habe gestern Abend nachgesehen, und mein Instagram-Account hat viel mehr Follower als Davies. Er muss so verbittert darüber sein. Ich wette, es bringt ihn innerlich um, den armen Tropf.«

»Oh, wirklich?«

»Nun, fünf Follower mehr.«

»Großer Gott, du machst ihn wirklich fertig.«

»Ja, oder? Obwohl Jimmy mich wieder entfolgt hat, der Mistkerl. Er findet das witzig oder irgendetwas.«

Sie lachte und schlang mir die Arme um den Hals. Ich zog sie fest an mich und bettete die Wange auf ihrem Kopf. Wir passten genau richtig zusammen. Das hatten wir immer schon getan.

»Du gehörst mir«, sagte sie.

Und ich hätte ihr nicht mehr zustimmen können.

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