
Veröffentlicht am 18.01.2021
Leicht zu lesen
Zu aller erst möchte ich der Autorin ein Kompliment für die interessante Fantasiewelt machen, die sie im Rahmen dieser Dilogie erschaffen hat. Die Mond- und Sonnenmagie, die in den Büchern eine Rolle spielen, waren höchst interessant und sind mir aus anderen Büchern nicht unbedingt bekannt.
Seit ich den ersten Teil gelesen habe, sind ein paar Monate vergangen, sodass ich ein paar Kapitel brauchte, um mich an die Geschehnisse aus dem Vorgängerband zu erinnern. Danach fiel es mir allerdings leicht, erneut mit Lelani ein Abenteuer zu erleben.
Lelani hat zum Ende des ersten Bandes von ihrer besonderen Magie erfahren und ist demzufolge unerfahren im Umgang mit ihr. Hier hat mir gut gefallen, dass sie sich langsam an ihre Fähigkeiten herantastet und nicht wie in so manch anderem Buch sofort auf Meisterniveau Magie wirkt. Allerdings ist mir diese dadurch auch irgendwie fremd geblieben. Selbst am Ende weiß ich nicht genau, was man mit Magie in dieser Welt alles anstellen kann, Lelanis Fähigkeiten sind recht begrenzt und werden nur im Ausnahmefall genutzt. Hier hätte ich mir mehr Details gewünscht, so blieb alles Recht vage.
Lelani als Charakter war sehr gut dargestellt und hat mit der Handlung harmoniert. Sie ist das gutgläubige, leicht naive Dorfmädchen, das in ein Abenteuer geworfen wird. Sie führt den Leser durch die Geschichte und macht dabei einen guten Job. Ich persönlich war nicht der größte Fan von ihr, da ich diese Art von Protagonistin etwas leid geworden bin. In der ein oder anderen Situation habe ich über Lelani die Augen verdreht. Ein Beispiel: Sie kommt in eine fremde Gegend und spricht Leute an, denen sie über den Weg läuft. Überraschung! Diese haben nicht einmal ihre Sprache gesprochen und bis zu dem Moment hat sie nicht darüber nachgedacht. Diese Art der Kurzsichtigkeit hat mich ein wenig genervt, sie hat aber gut zu dem Charakter gepasst, den Lelani darstellen soll.
Was mich zum Schmunzeln gebracht hat, war der Aspekt, dass die Autorin auf nebensächliche Art und Weise Märchen in ihre Geschichte einwebt, die man beim Lesen entdecken. Das ist mir schon im ersten Teil aufgefallen und hat mir auch hier wieder Freude bereitet.
Die Handlung ist in klare Abschnitte strukturiert, kam mir aber teilweise etwas haltlos vor. Lelani tritt eine Reise an, um eine bestimmt Person zu finden, weil nur sie etwas bestimmtes kann. Sie hat keinerlei Informationen, macht sich aber ohne einen Gedanken auf den Weg und findet diese Person dann natürlich auch recht einfach. Für mich wirkte die Story manchmal etwas weit hergeholt, sie hat sich letztendlich aber gut zusammengefügt. Der letzte Abschnitt und damit auch das Ende hat mich allerdings etwas enttäuscht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber ein weiterer Band hätte der Reihe nicht geschadet. Ein Großteil des Finales wurde auf wenige Seiten gequetscht und auf diesen Seiten passiert so viel, was einfach nur kurz angeschnitten wird und damit etwas untergeht. Das Ende konnte mich mit seinen Plottwists doch im Großen und Ganzen überraschen, auch wenn ich eine der entscheidenden Entwicklungen bereits zu Beginn des Buches erahnt habe. Aber die Tragweite der Geschehnisse, der finale Kampf, das ist für mich durch die Hektik mit der das Buch zu Ende geht, einfach nicht übermittelt worden.
Der Autorin ist mit Shadow Tales eine schöne Fantasy-Reihe gelungen, die mich nicht zu hundert Prozent überzeugen konnte. Wir haben ein spannendes Konstrukt einer Fantasywelt, das für mich aber nicht ausreichend übermittelt wurde, um wirklich greifbar zu sein. Die Protagonistin hat ein paar interessante Ansätze und eine unkonventionelle Denkweise, war mir aber insgesamt etwas zu schwach und naiv. Durch den flüssigen Schreibstil und die Handlung war das Lesen trotzdem ein schönes Erlebnis.
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