Veröffentlicht am 18.06.2021
Ein Buch voll von Musik, Poesie und Lebensgefühl
Über das Buch bin ich eher zufällig beim Stöbern gestolpert und es hat mich mit seiner ganz speziellen Stimmung gefangen genommen.
Definitiv ein Lieblingsbuch.
In erster Linie habe ich wegen des Titels zugegriffen. Und auch wenn Kurt Cobain letzten Endes gar keine so große Rolle spielt, erschafft Jessie Ann Foley eine wunderschöne Mischung aus Melancholie und Aufbruchstimmung, der ich mich nicht entziehen konnte. Vielleicht weil die Musik von Nirvana und anderen prägenden Bands immer irgendwie mitschwingt und Jessie Ann Foley ansonsten ganz unaufgeregt über das Leben eines 16-jährigen Mädchens schreibt, die auf der Suche nach ihrem Platz im Leben ist.
Erzählt wird die Geschichte von Maggie, die mit ihrer Mutter und Schwester in die Heimat ihres Stiefvaters nach Irland zieht. Mitten in der Pubertät muss sie nun auf ihre wichtigste Bezugsperson, ihren Onkel Kevin, verzichten.
Dennoch versucht sie sich, unterstützt von Onkel Kevins Care-Paketen, in ihrer neuen Heimat zurecht zu finden, was ihr zunächst nicht gerade leicht fällt. Allmählich fasst sie Fuß und arrangiert sich. Dabei trifft sie nicht nur auf Eoin. Er ist es aber, der ihr nicht mehr so recht aus dem Kopf geht und Eoin könnte der Mensch werden, der Maggie wirklich sieht und sie auffängt.
Jessie Ann Foley erzählt in ihrem Buch von Unsicherheiten und Erwartungshaltungen, von Orientierungslosigkeit und Selbstfindung.
Maggie macht so ihre Erfahrungen - gute, wie schlechte - und versucht heraus zu finden, wer sie ist und wer sie sein möchte. Immer dabei (zumindest in Gedanken) ihr Onkel zu dem sie aufsieht, damit aber offensichtlich ziemlich alleine dasteht.
Leider erfährt sie darüber hinaus kaum Beistand auch nicht von ihrer Mutter, die ihr keine Orientierung bieten kann in der für Maggie von Unsicherheiten geprägten Phase ihres Lebens.
Das Buch hat eine stille Melancholie, die ich auch direkt mit Irland - der Landschaft dort und seiner Geschichte - verbinde. Sie erstreckt sich dann aber auch auf die Protagonisten, die nicht unbedingt glücklich wirken, aber eben auch nicht todunglücklich. Das ist alles irgendwo dazwischen. In ruhigen Tönen wird eine Geschichte über das Erwachsen werden erzählt und darüber zu seinen eigenen Wertvorstellungen und Überzeugungen zu gelangen.
Dabei erscheint nicht Kurt Cobain oder Nirvana (wie der Titel vielleicht vermuten lassen könnte) sondern ihr Onkel mit seinen Ansichten und Lebenseinstellung als Maggies Leuchtturm.
Zitat (Onkel Kevin):
_"Alles, was du erlebst, erlebst du nur ein Mal, deshalb solltest du immer mit wachen Sinnen durch die Welt gehen." (S.24)_
Das Buch handelt für mich von Verlust und Gewinn, von Vorbildern, die versagen und von Versagern, die die eigentlichen Helden sind. Und letztendlich davon den eigenen Weg in all den Wirren zu finden, auch wenn dass über Umwege passiert.
Die Stimmung, die das Buch erzeugt passt wunderbar zur Geschichte, die dort erzählt wird.
"Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm" ist ein sehr emotionales Buch. Es gab da so einige Stellen, an denen ich mir die Tränen nicht mehr verkneifen konnte und dennoch strahlt es eine optimistische und positive Botschaft aus. Diese Mischung habe ich bisher noch nicht oft gefunden und für mich war sie genau richtig.
Fazit:
"Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm" ist ein Buch der leisen Töne und vermittelt für mich durch seine Musik und Poesie ein Lebensgefühl wie der Grunge in den 90ern. Es erzählt auf eine ruhige und unaufgeregte Art sehr eindringlich über eine stürmische Zeit im Leben einer 16-Jährigen voller widerstreitender Gefühle und Verwirrungen und die Suche nach der eigenen Identität.
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