Fake Facts
 - Pia Lamberty - Hardcover
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19,90

inkl. MwSt.

Quadriga Verlag
Hardcover
Gesellschaft
352 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-86995-095-2
Ersterscheinung: 15.05.2020

Fake Facts

Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen

EINFACHE WAHRHEITEN FÜR EINE KOMPLIZIERTE WELT

Corona ist eine Erfindung der Pharmaindustrie! Menschen, die daran erkranken, müssen so für ihre Sünden büßen! Oder: Das Virus wurde in chinesischen Geheimlaboren gezüchtet!

Verschwörungstheorien verbreiten sich nicht nur im Netz wie Lauffeuer und sind schon lange kein Randphänomen mehr. Katharina Nocun und Pia Lamberty beschreiben, wie sich Menschen aus der Mitte der Gesellschaft durch Verschwörungstheorien radikalisieren und die Demokratie als Ganzes ablehnen.

Welche Rolle spielen neue Medien in diesem Prozess?

Aus dem Inhalt:



Pressestimmen

„Das Buch zur Stunde.“
„ein wichtiges Buch zur richtigen Zeit"
„Eines der derzeit wichtigsten politischen Bücher.“
Fake Facts ist das ideale Buch für einen Sommer, in dem ein veganer Imbissbudenbetreiber mit antisemitischen Sprüchen Anhänger um sich schart, in dem rechtsextreme Elitesoldaten auffliegen und sich manche Menschen eher vor Bill Gates als vor einer Pandemie fürchten."
„Wer sich über das Thema Verschwörungserzählungen leicht lesbar, gut verständlich und breit informieren möchte, ist bei den Autorinnen in guten Händen und kann sicher sein, ausschließlich überprüfbare Erklärungen, Thesen und Erläuterungen präsentiert zu bekommen.“

Pia Lamberty

Drei Fragen an Pia Lamberty

In Ihrem neuen Buch FAKE FACTS geht es um das, was wir Verschwörungstheorien oder Fake News nennen. Warum wollten Sie ein Buch über dieses Thema schreiben?

Ich beschäftige mich in meiner Forschung schon seit einigen Jahren mit den psychologischen Gründen, wieso Menschen überall Verschwörungen wittern und welche Konsequenzen das hat. Lange Zeit wurde das Thema nicht ernst genug genommen und oft belächelt. Als ich für einen Forschungsaufenthalt in Israel war, haben Katharina Nocun und ich einen Ausflug in die Wüste unternommen und dann bei einer Oase über das Thema diskutiert. Wir haben gemerkt, dass unsere beiden Expertisen sich hier sehr gut ergänzen. Die Idee für ein Buch, dass Menschen sowohl über psychologische Erklärungen als auch die Rolle des Internets aufklärt, war geboren.

Warum sind Manche von uns besonders anfällig für Verschwörungserzählungen und Manche weniger?

Interessanterweise spielen die klassischen Dimensionen der Persönlichkeit eher keine Rolle, wenn es darum geht zu erklären, warum Menschen an Verschwörungen glauben. Auch Alter oder Ost-/West sind hier weniger relevant. Einige Studien zeigen eine größere Affinität bei Männern, Verschwörungen zu wittern. Besondere Verbreitung findet der Glaube an Verschwörungen bei Menschen, die sich politisch rechts verordnen. Das bedeutet aber keinesfalls, dass er nur da vorzufinden wäre. Es ist ein Phänomen der gesamten Gesellschaft. Ein Drittel der deutschen Bevölkerung meint beispielsweise, Politikerinnen und andere Führungspersönlichkeiten seien nur Marionetten dahinterstehender Mächte. Knapp zwanzig Prozent sind überzeugt, dass die negativen Effekte von Impfungen absichtlich verschwiegen werden würden und ebenso viele Glauben an eine Verschwörung rund um 9/11.

Welche psychologische Funktion haben solche Erzählungen?

Wenn Menschen das Gefühl haben, keine Kontrolle zu haben, versuchen sie Strategien zu finden, damit umzugehen – und Verschwörungserzählungen können so eine Strategie sein. Die Verschwörungserzählung strukturiert die Welt. Es gibt in dieser Logik die bösen Verschwörer und die, die scheinbar die Wahrheit sehen. Dadurch wird die Welt begreifbarer. Wenn Menschen in Unsicherheit leben, sind sie empfänglicher für Verschwörungsdenken. Wer beispielsweise seine Arbeit verliert oder unter unsicheren Bedingungen arbeitet, meint eher, dass Strippenzieher im Geheimen das Weltgeschehen lenken. Darüber hinaus kann man sich über den Verschwörungsglauben aufwerten. Man ist dann scheinbar die Person, die die "Wahrheit" sieht, während die andere zu "Schlafschafen" oder als Teil der Verschwörung degradiert werden.

Katharina Nocun
© Miriam Juschkat

Drei Fragen an Katharina Nocun

Warum war es Ihnen ein Anliegen, über Verschwörungserzählungen zu schreiben?

Viele Menschen machen sich über Menschen, die an Verschwörungserzählungen glauben, lustig. Entsprechende Videos werden nicht selten aufgrund ihres Unterhaltungswerts angeschaut und in sozialen Netzwerken geteilt. Lange Zeit galten Gruppen, die derartige Inhalte verbreiten als "harmlose Spinner". Dabei wird jedoch ausgeblendet, welche Folgen der Glaube an Verschwörungsideologien haben kann. Wer denkt, das Coronavirus existiere in Wahrheit nicht, schützt weder sich noch andere. Menschen, die der Medizin generell misstrauen, schlucken Wunderpillen, statt schwere Erkrankungen wie Krebs professionell behandeln zu lassen. Reichsbürger verweigern die Zahlung von Steuern und bedrohen Mitarbeiter von Behörden. Rechtsextremisten nutzen entsprechende Narrative, um gegen Migranten und Andersdenkende zu hetzen. Uns war es wichtig, mit dem Buch aufzuzeigen, warum wir das Phänomen Glaube an Verschwörungen ernst nehmen müssen.

Stimmt es, dass die digitalen Kommunikationswege und Medien die Verbreitung von Verschwörungserzählungen begünstigen oder kommt uns das nur so vor?

Der Glaube, dass Verschwörungsmythen erst durch das Internet Auftrieb bekommen hätten, ist weit verbreitet. Hierzu muss man allerdings sagen, dass es das Phänomen schon immer gab. Als die Schwarze Pest während es Mittelalters wütete, wurde Juden vorgeworfen, sie würden Brunnen vergiften. Das befeuerte schreckliche Pogrome in ganz Europa. Während der NS-Zeit waren die "Protokolle der Weisen von Zion", eine Hetzschrift in der behauptet wird, es gäbe eine jüdische Weltverschwörung, Teil des Schulunterrichts. Die massive und politisch gewollte Verbreitung des Mythos einer angeblichen jüdischen Weltverschwörung hat den Holocaust erst möglich gemacht. Das Internet ist einfach nur ein neuer Kommunikationsweg, über den derartige Inhalte verbreitet werden. In rechtsextremen Kreisen werden teilweise bis heute dieselben Hetzschriften verbreitet, die bereits zur NS-Zeit Hass geschürt haben.

Warum sollten wir uns (trotzdem) davor hüten, alle als Spinner abzutun, die Verschwörungserzählungen glauben?

Häufig wird behauptet, Menschen, die an Verschwörungserzählungen glauben, seien paranoid – also psychisch krank. Dabei konnten Studien zeigen, dass es hierbei keinen Zusammenhang gibt. Vereinfacht gesagt lässt sich sagen: Paranoide Menschen denken, die ganze Welt habe sich gegen sie verschworen. Verschwörungsgläubige denken, einige wenige mächtige Menschen oder Gruppen würden einen geheimen Plan verfolgen, um der ganzen Welt zu schaden. Das ist ein Unterschied. Zudem werden Menschen mit psychischen Erkrankungen durch eine derartige Gleichsetzung stigmatisiert. Ebenso macht man es sich zu einfach, wenn Rechtsextremisten, die Gewalttaten begehen, als "krank" abgetan werden. Wer rassistische und menschenverachtende Verschwörungserzählungen verbreitet, hat eben auch eine bewusste Entscheidung getroffen. Das muss man differenzierter betrachten.

Autorin

Katharina Nocun

Katharina Nocun - Autor
© Gordon Welters Photography

Katharina Nocun ist Publizistin. Sie hat Wirtschafts- und Politikwissenschaften in Münster und Hamburg studiert. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit dem Spannungsfeld Digitalisierung und Demokratie sowie den Folgen von Desinformation. Ihre Texte erschienen u.a. in der SZ, bei Zeit-Online, Spiegel-Online und dem Handelsblatt. Der von Nocun produzierte Podcast Denkangebot war 2020 für den Grimme Online Award nominiert. Ihr erstes Buch »Die Daten, die ich rief« (2018) behandelt das Thema …

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Autorin

Pia Lamberty

Pia Lamberty - Autor
© Gordon Welters Photography

Pia Lamberty ist Psychologin und leitet als Geschäftsführung gemeinsam mit Josef Holnburger den gemeinnützigen Thinktank CeMAS. Ihre Forschung führte sie an die Universitäten in Köln, Mainz und Beer Sheva (Israel). Lamberty forscht seit mehreren Jahren zu Verschwörungserzählungen, Desinformation, Antisemitismus und Rechtsextremismus und verortet sich an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft.

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