"Der Klimawandel besorgt mich schon lange. Ja, es macht mich geradezu wütend, wie die Menschheit ihre eigene Zukunft verspielt." | 13.11.2020


Dieses Buch zu schreiben, sei Ihnen ein dringendes Anliegen gewesen, sagen Sie. Was war die Initialzündung für Ihren Roman?

Der Klimawandel, ganz klar! Der Klimawandel besorgt mich schon lange. Ja, es macht mich geradezu wütend, wie die Menschheit ihre eigene Zukunft verspielt. Ich habe mich lange gefragt, was ich tun kann. Im Dezember vergangenen Jahres habe ich dann Nacht für Nacht wach gelegen, meist schon ab 4.00 Uhr morgens. In dieser Welt zwischen Träumen und Aufwachen ist das Buch entstanden – nach 14 Tagen hatte ich die ganze Geschichte im Kopf! Und danach hatte ich den Zwang dieses Buch auch zu schreiben.

Warum haben Sie die Romanform gewählt und kein Sachbuch geschrieben?

Ein Roman gibt mir alle Freiheiten. In der Fiktion kann das Unmögliche, möglich werden. Ich brauchte ein Spielfeld, auf dem ich mich frei bewegen konnte. Und so ist eine Wirklichkeit entstanden, die den Lesern aufzeigt, welche Kraft eine Weltgemeinschaft entfalten kann, in der viele Menschen ein gemeinsames Ziel verfolgen und bereits sind, dafür Opfer zu bringen: Für die Rettung unseres Planeten.

Seit wann keimt in Ihnen die Idee, einen Thriller zu schreiben?

Die Idee zu der Geschichte kam mir, wie gesagt, letzten Dezember. Dass mein Roman ein Thriller werden würde, hat sich ganz von selbst ergeben. Der Zusammenschluss der drei Großmächte Russland, USA und China ist so ungeheuerlich, dass es unweigerlich zu Spannungen weltweit kommen muss in der Handlung. Die Dramatik, der „thrill“ hat sich schon allein aus diesem Grundgedanken heraus ergeben.

Wie kam es zu Ihrem Buchtitel?

Das erfahren Sie, wenn Sie mein Buch lesen. Aber so viel kann ich Ihnen verraten. Der Oktopus hat mich sehr fasziniert, er steht für das Wunder der Natur, das wir schützen müssen. Ein Oktopus ist perfekt, wie er ist, er braucht keinen weiteren Arm, er ist im Einklang mit sich, seiner Umwelt, den weiten Ozeanen, die alles verbinden, und unseren Planeten zum blauen Planeten machen.

Der Oktopus hat ja auch etwas zu tun mit der (realen) Forscherin Sy Montgomery, einer Expertin auf dem Gebiet der Oktopoden. Was verbindet Sie mit den Forschungen dieser Frau?

Sy Montgomerys Buch „Rendezvous mit einem Oktopus“ hat mich sehr berührt und mir ein Bild dieser wunderbaren Geschöpfe vermittelt. Sie war auch bereit, Teil meines Buches zu werden und hat eine ungewöhnliche Begegnung in meiner Geschichte.

Der Klimawandel ist ein globales Thema mit größter Brisanz. Ihr Roman umfasst weltweite Handlungsstränge. Wie ist es Ihnen gelungen, alle Fäden in der Hand zu behalten? Wie sind Sie vorgegangen?

Ich hatte von Anfang an ein klares Bild der Handlung vor Augen, einen roten Faden, der dann angereichert werden mussten mit den vielen einzelnen Facetten, die die Geschichte ausmachen. Aber natürlich konnte ich das nicht allein schaffen. Ich habe mir Leute gesucht, die mich unterstützt haben – allein sechs, sieben Menschen, die nur recherchierten.

Weshalb haben Sie einen Teil Ihrer Geschichte in die ferne Zukunft verlegt?

Die Dramatik der Geschichte spielt in unserer unmittelbaren Zukunft – der Handlungsstrang der fernen Zukunft im Jahr 2100 zeigt uns, dass es die Mühen Wert war, dass ein Leben im Einklang mit der Natur möglich und wertvoll ist. Der Blick aus der Zukunft zurück, bietet aber auch die Möglichkeit der Reflektion: Musste alles so kommen oder hätte die Menschheit einen anderen, vielleicht sogar einfacheren Weg wählen können?

Wie fühlte es sich an, in die Zukunft zu reisen?

In eine Zukunft zu reisen, ein Utopia, in dem wir einen Weg aus der Klimakatastrophe gefunden haben, ist großartig. Ich zeige meinen Lesern ein lohnendes Ziel auf und beschreibe eine Gesellschaft im Jahr 2100, die auch nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Erde hinterlässt.

In Ihrem Buch kommen reale Figuren der Weltgeschichte vor. Rechnen Sie mit Reaktionen der Protagonisten?

Ich würde mich freuen, wenn diese Protagonisten mein Buch lesen würden und es sie zum Nachdenken anregt. In einer Fiktion steckt doch immer auch ein Fünkchen Wahrheit – wer weiß, was möglich ist oder sein wird in der Zukunft.

Welche Romanfigur ist Ihnen besonders ans Herz gewachsen?

Ricardo ist mir sehr ans Herz gewachsen – dieser kleine Koch mit seiner Leidenschaft fürs Essen, der plötzlich in eine Rolle gestoßen wird, die ihn zum Handeln zwingt. Er zeigt in der Krise ungeahnten Mut. Ricardo beweist, dass in jedem von uns ein Held stecken kann.

Was haben Sie durch die Arbeit an Ihrem Buch gelernt, was Sie vorher noch nicht wussten?

Das lässt sich gar nicht auf einen Punkt bringen – die Handlung spielt in so vielen verschiedenen Ländern, mit den jeweiligen Kulturen und Sprachen. Und dann der Sprung in die Zukunft, die Frage danach, was ist realistisch?

Was hat Sie dabei am meisten überrascht?

Überrascht hat mich, dass vieles schon heute möglich ist, was ich in der Zukunft 2100 beschreibe. Es gibt bereits unglaublich spannende Entwicklungen was eine nachhaltige Architektur angeht, die die Natur integriert und recycelte Baustoffe verwendet. Aber auch in der Ernährung zeigt sich einiges, nehmen sie die Aquaponik, eine Kombination aus Aquakultur (Fischzucht) und Hydroponik, der erdlosen Methode, Pflanzen wachsen zu lassen. All das gibt es heute bereits.

Wer ist Ihr erster Leser/Ihre erste Leserin?

Meine erste Leserin war meine Frau, sie ist meine wichtigste Kritikerin. Ich habe ihr einzelne Kapitel aus meinem Buch vorgelesen.

Welchem Prominenten/welcher Prominenten würden Sie Ihr Buch gern überreichen und welche Widmung stünde darin?

Eine Widmung ist immer etwas sehr Persönliches, das kann ich Ihnen doch nicht verraten. Aber ich kann Ihnen sagen, wer das Buch als aller Erstes lesen durfte, noch bevor es gedruckt wurde: Udo Lindenberg.

Wer das Buch liest, fühlt sich nach der letzten Seite ...?

bereit etwas zu bewirken – für unsere Kinder und Enkel!