Packender Polit-Thriller aus dem Norden Europas | 16.08.2022
Wirtschaftsjournalist Tuomas Oskari bringt den finnischen Wohlfahrtsstaat in seinem Debüt zu Fall
Als Leo Koski am Samstagmorgen aufwacht, bereitet ihm nicht nur sein Kater Kopfschmerzen, sondern auch die attraktive, nackte Frau, die neben ihm im Bett liegt. Sie ist eine der bekanntesten Fernsehjournalistinnen Finnlands, noch dazu verheiratet. Und er Ministerpräsident, der mit ihr die Nacht im Schlafzimmer in der oberen Etage seines Amtssitzes verbracht hat. Davon sollte besser niemand erfahren, die Presse würde sich wochenlang das Maul zerreißen und ein Skandal könnte ihn unwiederbringlich jegliches Vertrauen kosten. Aber die Journalistin unbemerkt aus seiner Residenz zu schleusen, ist noch sein kleinstes Problem. Koski weiß nicht, ob er die nächsten 24 Stunden überleben wird: Finnland leidet schwer unter der weltweiten Wirtschaftskrise, seine Regierung hat einen massiven Verlust an Zustimmung erlitten, die Gilde eines konservativen Clubs einflussreicher Wirtschaftsführer, der Koski seinen Aufstieg zu verdanken hat, zieht ihre Unterstützung zurück und die Opposition hat am nächsten Tag eine Großdemonstration geplant, die der größte Massenprotest aller Zeiten auf finnischem Boden zu werden verspricht.
Dies ist das brisante Setting von TAGE VOLLER ZORN. Der packende politische Thriller aus dem Norden Europas stand drei Monate lang in den Top Ten auf der finnischen Bestsellerliste. Das Hörbuch erhielt den „BookBeats Award“, ein Preis, der Neuerscheinungen verliehen wird, die die meiste Zahl der Hörer und die besten Kritiken bekommen haben. Auch die Filmrechte hat sich schon eine finnische Produktionsfirma gesichert.
Wirtschaftsjournalist aus Helsinki
Sechs Jahre lang hat Tuomas Oskari an seinem Debüt geschrieben. Oskari ist der zweite Vorname des finnischen Autors, sein eigentlicher Nachname Niskakangas, so sagt er, sei für Ausländer ein wenig kompliziert, diese Erfahrung habe er während seiner Zeit als Korrespondent in den USA gemacht. Seit seinem Studium an der Helsinki School of Business, die heute Aalto Universität heißt, arbeitet er als Wirtschaftsjournalist für Helsingin Sanomat, der größten Tageszeitung Finnlands. Aus Washington, wo seine Tochter und sein Sohn geboren wurden, berichtete er während Obamas Präsidentschaft, vier Jahre lang von 2010 bis 2014. Seither lebt er mit seiner Familie in Kalasatama, einem neuen Wohngebiet an der Küste in der Nähe des Stadtzentrums von Helsinki. „Als ich ein Kind war”, sagt Oskari, „war dies ein Hafen voller Container, aber jetzt ist es einfach ein wunderschöner Stadtteil. Auf der anderen Seite der Bucht kann ich die älteren Stadtteile sehen, in denen sich der Großteil von TAGE VOLLER ZORN abspielt.”
Das Worst-Case-Szenario
Die Idee, einen Thriller zu schreiben, entstand nach seiner Rückkehr aus Finnland. Während er in den Vereinigten Staaten arbeitete, wurde er ziemlich pessimistisch, was den Zustand der Demokratie und des Kapitalismus anging. „Schon damals machte ich mir Sorgen um die Wirtschaft und dass unsere Lebensweise zunehmend von Schulden und dem Gelddrucken der Zentralbanken abhängig ist. Ich konnte mir gut vorstellen, wie die Wirtschaft durch Finanzkrisen im schlimmsten Fall zusammenbrechen würde. Außerdem war der Populismus in vielen westlichen Ländern bereits auf dem Vormarsch. So begann ich, mir ein Worst-Case-Szenario auszumalen, in dem eine Wirtschaftskrise, die Konzentration von Reichtum und das damit verbundene Gefühl von ökonomischer Ungleichheit in der nahen Zukunft eine Kette von beängstigenden Ereignissen auslösen.“
TAGE VOLLER ZORN spielt 2027, in einem Finnland, in dem das Platzen der Schuldenblase und eine tiefe Rezession der letzten Jahre den nordischen Wohlfahrtsstaat zum Einstürzen bringen. Arbeitslosigkeit und Überalterung der Bevölkerung haben zu sinkenden Steuereinnahmen geführt. In den Städten entstehen erste Slums. Die soziale Sicherheit ist auf Null reduziert, denn gleichzeitig setzt eine massive Kürzung der Arbeitslosenhilfe und anderer Sozialleistungen ein. Die Mittelschicht existiert fast nicht mehr, die Anhäufung von Vermögen durch das reichste Prozent der Bevölkerung hat sich vervielfacht, während die Zahl der Armen exponentiell zugenommen hat. Die Gesellschaft ist tief gespalten, was sich auch in der Parteienlandschaft niederschlägt. Leo Koski ist Premier einer rechts-konservativen Koalitionsregierung und sieht sich gezwungen, noch vor Jahresende bei den Sozialleistungen einen drastischen Kahlschlag vorzunehmen.
Gleichzeitig erlebt Finnland einen rasanten Aufstieg der Linken. Das Linksbündnis wählt an diesem Wochenende eine neue Vorsitzende, Emma Erola, eine junge, charismatische Frau. Auf dem Senatsplatz in der Hauptstadt ist eine große Kundgebung, die Rote Parade, vorbereitet worden, die mit dem Parteitag zusammenfallen soll. Aber reicht es für die Linke aus, einfach die Regierung zu stürzen?
Überraschende Wendungen
In seinem actionreichen Pageturner spinnt Oskari ein Netz von Geheimgesellschaften und politischen Machenschaften, wirtschaftlichen Eliten und gewalttätigen Strippenziehern. Hinter Leo Koski zieht die Gilde unter der Führung eines einflussreichen Lobbyisten der Regierungskoalition die Fäden, hinter Emma Erola steht ein geheimnisvoller Unterstützer, der mit drastischen Maßnahmen den Sturz der Regierung vorbereitet. Oskari versteht es, geschickt falsche Fährten zu legen und die Spannung zu steigern, während in immer neuen, überraschenden Drehs und Wendungen eine Verschwörung aufgedeckt wird, die Tausende von Menschenleben und die Zukunft des Landes kosten könnte.
Oskari hatte TAGE VOLLER ZORN schon geschrieben, als sich der Anschlag auf das Kapitol in Washington ereignete. „Doch während ich an dem Buch arbeitete, wurden die Themen meiner Geschichte noch aktueller. Finnland ist zwar eine der stabilsten Demokratien der Welt und vielleicht eines der am wenigsten wahrscheinlichen Länder, in denen das Szenario meines Buches in der Realität eintreten würde. Aber ich glaube, dass alle westlichen Demokratien mit den gleichen Problemen und Risiken konfrontiert sind, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik, die unsere Demokratien anfällig für Instabilität machen könnten.“ Das Schreiben habe ihm großen Spaß gemacht. Nicht zuletzt wegen der intellektuellen Herausforderung, denn ein guter Thriller, so der Autor, müsse den Leser austricksen und Geheimnisse auf logische Art und Weise aufdecken. Oskari ist ein Fan von Dan Brown. „Seitdem ich den DA VINCI CODE gelesen habe, gehört der Amerikaner zu meinen Lieblingsautoren, weil er Fakten aus dem wirklichen Leben und Theorien mit Fiktion zu einem rasanten Thriller vermischt.“
Beim Schreiben seines eigenen Buches war es Oskari wichtig, dass die Fakten stimmten, auch damit ihm der Leser die Fiktion glaubt. „In meiner Geschichte steht sehr viel auf dem Spiel. Die Gesellschaft steht am Rande des Zusammenbruchs. Ich wollte nicht, dass der Leser das Gefühl hat, das sei alles nur meine Fantasie. Deshalb beruhen die Szenarien im Buch auf tatsächlichen Bedrohungen über die sich Menschen, die klüger sind als ich, Gedanken gemacht haben. Alle Ökonomen und Wirtschaftstheorien, die ich im Buch erwähne, sind real.“
Intensive Recherche
Jeden der Schauplätze in Helsinki – ob das Haus der Stände, das Regierungspalais oder den Versorgungstunnel unter der Stadtmitte – hat Oskari besucht. Bei seiner intensiven Recherche war es hilfreich, dass er als Journalist gute Kontakte zum Büro des früheren finnischen Premierministers Juha Sipilä hatte. Als der Premier von Oskaris Projekt hörte, gewährte er ihm sogar Zugang zu den Privaträumen in seiner Amtsresidenz, der Jugendstilvilla Kesäranta. Sogar zum Schlafzimmer, in dem der Held Leo Koski des Morgens in seinem Bett erwacht.
Nach dem Erfolg seines Erstlings hat der Autor seinen zweiten Thriller geschrieben, in dem viele Figuren wiederkehren und der im Spätherbst in Finnland erscheinen wird. Diesmal arbeitete er in Vollzeit an seinem Buch, was eine ganz neue Erfahrung für ihn war. „Ich verließ morgens das Haus, um zu schreiben, und kam früh zurück, um die Abende mit meiner Familie zu verbringen und ein normales Leben zu führen. Oder so normal, wie ein Leben sein kann, wenn man nur noch seinen Plot und Morde im Kopf hat.“