Max Seeck im Interview zu seinem Thriller HEXENJÄGER

In HEXENJÄGER werden Morde aus der fiktiven „Hexenjagd“-Trilogie nachgeahmt und die Ermittler müssen sich mit den Inhalten der Bücher befassen, um den Verbrechen nachzugehen. Der Leser hält also sozusagen einen ‚Thriller im Thriller‘ in den Händen. Wie sind Sie auf diese außergewöhnliche Idee gekommen?

Für mich war die Vorstellung, dass jemand fiktive Verbrechen kopiert, immer sehr beängstigend. In den Medien wurde viel darüber diskutiert, ob Unterhaltungsmedien wie Videospiele, Filme oder sogar Bücher manche Menschen dazu verleiten könnten, Verbrechen zu begehen. Ich glaube, das war der Ausgangspunkt für meinen Schreibprozess. Die Idee hat mir wirklich Angst gemacht.

Ihr Thriller HEXENJÄGER ist voll von unerwarteten Wendungen. Planen Sie alles im Voraus, bevor Sie mit dem Schreiben beginnen oder ergeben sich manche Wendungen auch spontan im Schreibprozess?

Ich würde sagen, beides trifft zu. Aber die meisten Wendungen tauchen eher spontan während des Schreibprozesses auf. Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass ein abwechslungsreicher, unvorhersehbarer Plot sehr wichtig ist, damit das Buch zu einem echten Pageturner wird, den der Leser nicht mehr aus der Hand legen kann.

Ein großer Teil der Spannung wird in Ihrem Buch auch dadurch erzeugt, dass sich der Leser oftmals nicht sicher sein kann, welche Figuren vertrauenswürdig sind. Würden Sie das als zentrales Element für einen packenden Thriller beschreiben?

Ja, ich denke eines der zentralen Elemente einer guten Krimi- bzw. Thriller-Handlung ist es, dass sich der Leser nicht sicher sein kann, wer gut und wer böse ist. Als Schriftsteller kann ich zwar versteckte Hinweise geben, wer vertrauenswürdig ist und wer nicht... Ob ich mich am Ende daran halte, oder lieber die ganze Sache auf den Kopf stelle, das bleibt allein mir überlassen.

Was ist für Sie sonst noch wichtig, um Spannung aufzubauen?

Ein Roman lässt dem Leser – im Vergleich zum Film – viel mehr Raum für die eigene Fantasie. Daher kann schon die Beschreibung eines Schauplatzes mit all den kleinen seltsamen Details Spannung erzeugen und den Leser misstrauisch machen. Und auch was die Figuren sagen und wie sie sich verhalten, all das ist Teil des Gesamtbildes.

Zu Beginn des Buches wird der „Hexenjagd“-Autor einmal gefragt, ob er sich vor dem fürchtet, was er schreibt. Fürchten Sie sich manchmal vor den Dingen, die Sie selbst erfinden oder kann Ihnen als erfahrenem Thriller-Autor nichts mehr Angst einjagen?

Doch, in der Tat. Ich schreibe nur über Dinge, die mir selbst Angst machen. Auf diese Weise versetze ich mich in eine unheimliche Stimmung, die für den Schreibprozess wichtig ist und ich denke, der Leser kann das am Ende auch spüren.

Lassen Sie sich selbst von Bücher und Filme inspirieren oder schreibt das echte Leben die besten Geschichten?

Ich bin ein großer Film-Fan und würde sogar sagen, dass ich dort die meisten Inspirationen bekomme. Und ich liebe Filmmusik und neige dazu, während des Schreibens ständig Film-Soundtracks zu hören. Beim Schreiben von HEXENJÄGER habe ich zum Beispiel Horrorfilm-Soundtracks gehört. Aber das wirkliche Leben bringt auch eine Menge Inspirationen mit sich. Ich würde sagen, dort bekomme ich die meisten Ideen für meine Figuren und Dialoge. Viele der Charaktere sind lose an jemanden angelehnt, den ich kenne oder irgendwann einmal kennen gelernt habe. Und manchmal, wenn ich eine gute Geschichte oder etwas Eingängiges höre, füge ich es vielleicht meinem Dialog hinzu. Ich frage natürlich immer zuerst nach der Erlaubnis.

Die Filmrechte Ihres Buchs wurden an Hollywood verkauft. Wie ist die Vorstellung, Ihre Figuren von echten Schauspielern verkörpert auf der Leinwand sehen zu können?

Damit ging definitiv einer meiner größten Träume in Erfüllung. Ich bin wirklich gespannt, wie der Film schlussendlich sein wird und ich habe volles Vertrauen, dass das Unterhaltungsfirma Stampede Venture das Projekt großartig umsetzen wird. Ich bin einfach sehr neugierig und kann mir nicht vorstellen, am Ende enttäuscht zu sein.

Sie beziehen sich in „Hexenjäger“ auf einige historische und auch medizinische Hintergründe. Wie gehen Sie bei der Recherche zu einem neuen Buch vor?

Normalerweise gehe ich so vor, dass ich zuerst ein paar Bücher über das zentrale Thema lese. Im Fall von HEXENJÄGER habe ich Bücher über die Hexenjagd gelesen, die vor einigen Jahrhunderten stattfand. Wenn es beispielsweise um Details in der Polizeiarbeit oder um medizinisches Wissen geht, nehme ich gewöhnlich mit den jeweiligen Experten Kontakt auf. So haben mir schon Polizeibeamte, Detektive, Ärzte, Anwälte, Lehrende, Hacker und sogar Ex-Kriminelle bei meinen Recherchen geholfen.

Neben der Mordermittlung geht es in einem parallelen Erzählstrang auch um die Vergangenheit der Hauptermittlerin, Jessica Niemi. Wie wichtig ist es Ihnen, nicht nur auf die Persönlichkeiten der Täter oder Opfer, sondern auch auf die der Ermittler einzugehen?

Ich denke, es ist sowohl für den Autor als auch für den Leser sehr interessant, so viel wie möglich über die Vergangenheit der Protagonisten zu erfahren. Warum die Person so geworden ist, wie sie jetzt ist. Was ihre jeweiligen Motive sind und warum sie auf diese oder jene Weise handelt. Mir ist es aber auch wichtig, nicht alles zu genau zu erklären, damit über das Erzählte hinaus auch die Phantasie des Lesers angeregt wird.

Nicht nur Jessica Niemi lernt der Leser im Laufe der Handlung gut kennen, sondern auch einige der anderen Ermittlerfiguren. Können Sie uns vielleicht schon verraten, ob es eine Fortsetzung mit diesem Team geben wird?

Ja, es gibt bereits eine Fortsetzung. Diese ist in Finnland bereits vor wenigen Wochen erschienen, ganz nach dem Motto: „Gleiches Team, neues Verbrechen“.