Nach der Testamentseröffnung bestehen noch so viele Fragen, die Alicia gerne beantwortet hätte. Warum hat ihr ihre Großmutter eine Wohnung in Deutschland hinterlassen, von der bis heute niemand wusste ...
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Nach der Testamentseröffnung bestehen noch so viele Fragen, die Alicia gerne beantwortet hätte. Warum hat ihr ihre Großmutter eine Wohnung in Deutschland hinterlassen, von der bis heute niemand wusste ? Was steckt wirklich dahinter ? Um Antworten zu finden, reist Alica von Spanien nach Berlin und lernt vor Ort die Lebensgeschichte ihrer Großmutter kennen...
Carmen Romereo Dorr schriebt mit viel Gefühl und dem Gespür für leise Zwischentöne einen sehr gut zu lesenden Roman, der von Vergeben und Verzeihen, Hoffnungen und Neubeginn erzählt und verwebt dabei die Zeit des Holocaust mit dem Hier und Jetzt.
Dabei gelingt es der Autorin, mit vielschichtigen Charakteren und ihren unterschiedlichen Sichtweisen ihre Leser:innen mit auf die Zeitreise zu nehmen und in das Berlin von einst und das Madrid von heute einzutauchen. Kindertransporte und das Verschwinden von lieb gewonnenen Menschen werden aus der Sicht von Paulina erzählt und geben den Lesenden die Möglichkeit, einen sehr emotionalen Einblick in ihre Gefühle und Gedanken zu erhaschen. Mit dem Wechsel in das Heute gibt die Schreibende Alicia die Möglichkeit, auf Spurensuche zu gehen und ihre Großmutter von einer ganz anderen Seite kennenzulernen.
Leider bliebt Alicia manchmal, etwas kühl und unnahbar, sodass ihr nicht immer die die uneingeschränkte Sympathie der Leser;innen gehört, aber im Großen und Ganzen kann sie über weite Strecken von sich überzeugen.
Die Autorin beschwört die Bilder der Schreckensherrschaft der Nazischergen geradezu herauf, zeichnet die Widrigkeiten und die daraus resultierenden Probleme und familiäre Belastungen sehr genau nach und bindet so historisch belegte Fakten in ihre fiktive Handlung ein.
Ist zu Beginn des Buches noch eine gewisse Faszination für die Geschichte zu spüren, wird diese im Verlauf der Handlung etwas getrübt, da sich die Autorin mitunter an doch recht vielen Klischees bedient, um ihre Geschichte auszuschmücken. Dafür muss ich leider einen Stern abziehen, da der Inhalt auch sehr gut ohne die Nutzung dieser abgegriffenen Schablonen ausgekommen wäre.
Ansonsten ein sehr gelungenes Familienporträt im Wandel der Jahrzehnte.
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