Die Schlange von Essex
 - Sarah Perry - eBook
Coverdownload (300 DPI)

10,99

inkl. MwSt.

Eichborn Verlag
Sonstige Belletristik
492 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-7325-4930-6
Ersterscheinung: 29.09.2017

Die Schlange von Essex

(62)

London 1893. Als Cora Seaborne vom Gerücht hört, der mythische Lindwurm von Essex sei zurückgekehrt und fordere die ersten Menschenleben, macht sie sich auf den Weg in den Küstenort Aldwinter. Cora, eine Anhängerin der provokanten Thesen Charles Darwins, vermutet hinter dem Sagengeschöpf eine bislang unbekannte Tierart. Auch der Vikar von Aldwinter, William Ransome, glaubt den Gerüchten nicht, und versucht, seine Gemeinde zu beruhigen. Zwischen Cora und Will entspinnt sich eine besondere Beziehung und obwohl sie in rein gar nichts einer Meinung sind, fühlen sie sich unausweichlich zueinander hingezogen.

Anmutig und intelligent erzählt dieser Roman – noch vor allem anderen – von der Liebe und den unzähligen Verkleidungen, in denen sie uns gegenübertritt.

Rezensionen aus der Lesejury (62)

EifelBuecherwurm EifelBuecherwurm

Veröffentlicht am 01.10.2017

Eine einmalige Lektüre!

Preis: € 24,00 [D]
Verlag: eichborn
Seiten: 492
Format: Hardcove
Altersempfehlung: ab 16 Jahre
Reihe: -
Erscheinungsdatum: 29.09.2017

Inhalt:

London im Jahr 1893. Nach dem Tod ihres Mannes verlässt Cora ... …mehr

Preis: € 24,00 [D]
Verlag: eichborn
Seiten: 492
Format: Hardcove
Altersempfehlung: ab 16 Jahre
Reihe: -
Erscheinungsdatum: 29.09.2017

Inhalt:

London im Jahr 1893. Nach dem Tod ihres Mannes verlässt Cora Seaborne die Hauptstadt und reist gemeinsam mit ihrem Sohn Francis in den Küstenort Aldwinter. Als Naturwissenschaftlerin und Anhängerin der provokanten Thesen Charles Darwins gerät sie dort mit dem Pfarrer William Ransome aneinander. Beide sind in rein gar nichts einer Meinung, beide fühlen sich unaufhaltsam zum anderen hingezogen.

Design:

Das Buch ist mir aufgrund des Covers sofort aufgefallen. Es ist außergewöhnlich und sehr ansprechend. Ein richtiger Hingucker im Regal. Und unter dem Schutzumschlag kam dann die wirkliche Schönheit zutage: der dunkelgrüne Einband ist mit einem Muster geprägt, das an Schlangenschuppen erinnert. Ich kann schon gar nicht mehr sagen wie oft ich verträumt darüber gestrichen habe und mich einfach an dem Gefühl erfreut habe.
Die Innenseiten der Buchdeckel sind mit einem wunderschönen floralen Muster versehen, dass mich an altertümliche Tapeten oder die wissenschaftlichen Zeichnungen von Blumen erinneren.
Haptik und Optik stimmen hier also 100%ig. Und als besonderes Extra hat das Buch auch noch ein Lesebändchen. Für mich gibt es nichts Besseres! Daher ein großes Lob an den Verlag, das Buch überzeugt von der Aufmachung her auf ganzer Linie.

Meine Meinung:

Ich fühle mich klein und unfähig eine passende Rezension über dieses großartige Buch zu schreiben. Mein Gefühl sagt mir, dass ich nicht die richtigen Worte finden kann um die Schönheit und Einzigartigkeit dieses Buches zu vermitteln. Es ist anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Selbst mit Deutsch- und Englisch-Leistungskurs im Hintergrund habe ich den Eindruck, dass dieses Buch etwas Besonderes ist.

Ich habe zwar am Anfang etwa 20 Seiten gebraucht um in den Stil und die Geschwindigkeit der Geschichte hineinzufinden, doch danach konnte ich es stets zur Hand nehmen und direkt loslesen ohne mich neu eingewöhnen zu müssen. Für dieses Buch habe ich mir auch wirklich viel Zeit genommen. Jeden Tag habe ich einige Seite gelesen, wie eine tägliche Dosis Sarah Perry.

Grundsätzlich geht es um die gerade verwitwete Cora Seaborne, die zusammen mit ihrem Sohn und einer Freundin ins ländliche Aldwinter zieht um dort nach prähistorischen, paläontologischen Überresten zu suchen. Sie ist fasziniert von der Wissenschaft und gerät daher mit dem hiesigen Dorfpfarrer William Ransome aneinander.
Ich habe die Geschichte von Cora und William nicht unbedingt als Haupthandlungsstrang angesehen. Alle Personen der Geschichte sind interessant und jede hat mich fasziniert, oder auch abgestoßen. Natürlich bildet Cora trotzdem den Mittelpunkt, die alle anderen Personen verbindet, doch es gibt genug Seiten, auf denen es nicht um sie geht.
Die Charaktere werden zumeist (bis auf die Wichtigsten) nur minimal beschrieben, sodass man sich gut ein eigenes Bild von ihnen machen kann. Auf skurrile und besonders Persönlichkeiten treffen wir dabei, jeder auf seine eigene Art außergewöhnlich.

Die Handlung ansich ist nicht so komplex. Es gibt viele Zeitsprünge und in einigen Kapiteln wird in jedem Absatz das Schicksal einer anderen Person beleuchtet, sodass man schon gut aufpassen muss um nichts zu verpassen. Die schnellen Szenenwechsel geben dem ruhigen Erzählstil eine gewisse Dynamik, der den Leser wie einen Sog erfasst. Es ist eine Zeit des Umbruchs, des Neubeginns und der Wagnisse. Gesellschaftliche Konventionen werden auf den Prüfstand und infrage gestellt. Wissenschaft oder Religion - diese zwei Welten prallen aufeinander.

Für mich ist der wichtigste Aspekt dieses Buches die Sprache. Sie ist so ausführlich und bildhaft, dass man von den vielen Details fast erschlagen wird. Denn genau so detailverliebt wie das Cover gestaltet wurde, so ist auch die Geschichte. Faszinierend, erschreckend, poetisch, gefühlvoll, sonderbar.

Ich habe mich voll und ganz in die Sprache verliebt. Anfangs musste ich mit einem seligen Lächeln auf den Lippen immer mal wieder an die Serie "Anne with an E" denken, in der Anne eine wunderbar poetische Ausdrucksform zeigt. Hochgestochene und überkandidelte Kunstformen ergeben zusammen ein harmonisches Bild. Ähnlich, aber weitaus tiefgreifender und philosophischer geht es in Essex zu.
Etwas Auflockerung geben die abgedruckten Briefe. Diese haben mir besonders gut gefallen, da sie die Persönlichkeiten der Charaktere wunderbar widerspiegelten.

Das Buch beginnt mit einer dreiseitigen Vorgeschichte aus der Neujahrsnacht. Danach erleben wir die Monate Januar bis November, aufgeteilt in verschiedene Abschnitte und Kapitel. Dass die Autorin den Dezember weggelassen hat, hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein offenes Ende und der Leser kann seine eigenen Theorien entwickeln wie es nach dem Ende des Buches weitergegangen sein könnte.

Fazit:

Ein außergewöhnliches, einmaliges Buch mit einer grandiosen, niveauvollen Sprache! Für mich ist es auf jeden Fall eines der Jahres-Highlights. Es hat einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen erobert. Ich kann dafür nur 5 Sterne vergeben.

Diese Rezension stammt aus unserer Community Lesejury, in der lesebegeisterte Menschen Bücher vor allen anderen lesen und rezensieren können. Hier kannst du dich kostenlos registrieren.

Kathaflauschi Kathaflauschi

Veröffentlicht am 30.09.2017

Eine besondere Mischung

Der Klappentext und das Cover haben mich hier sehr neugierig gemacht. Ich habe schon einiges erwartet, wurde aber nochmal überrascht. Natürlich war es eine positive Überraschung. Nachdem ich erstmal mit ... …mehr

Der Klappentext und das Cover haben mich hier sehr neugierig gemacht. Ich habe schon einiges erwartet, wurde aber nochmal überrascht. Natürlich war es eine positive Überraschung. Nachdem ich erstmal mit den ersten Seiten kämpfte und nicht wirklich in die Geschichte kam, habe ich nicht aufgegeben und ich wurde belohnt. Auch wen das Buch etwas langweilig und verwirrend anfängt, so nimmt es fahrt auf und es wird spannender, mit einer teifen Story dahinter. Die Story spielt hier im viktorianischen England im 19. Jahrhundert. Ich hätte nicht gedacht, wie ich selbst erstaunt über die Geschichte sein konnte. Das viktorianische England wird hier so anderst dargestellt, als man es eigentlich kennt und das fand ich gut. Hier stehen nicht nur die Protagonisten im Vorderpunkt, sondern auch andere Figuren mit ihren Wünschen und Sehnsüchte und deren Klassenunterschiede. Hier ist alles dabei, vom ehrgeizigen Arzt bis hin zum arroganten Gentleman und diese ganzen Charakter spielen auch eine Hauptrolle im Buch.

Aber die Hauptstory bleibt bei Cora und William.
Cora Seaborne die nicht um ihren verstorbenen Mann trauert, sondern erleichtert ist, der Ehe so entkommen zu sein, will ihre Fräulichkeit abstreifen und ein anderes Leben leben. Nachdem ihr Ehemann ihr immer wieder eingebläut hat, wie schwach und unzugänglich eine Frau ist, ist zu dem Entschluss gekommen. Mit einem Herrenmantel, der ihr viel zu groß ist, und Stiefel begibt sie sich auf die Spuren von Charles Darwin. Durch ihren Mut wurde sie mir gleich symphatisch. Ich glaube ich hätte auch so einen Mann gehasst und wäre froh, wen die Ehe vorbei wäre, auch wen das schlimm klingt.
Auf der Suche lernt sie den Pfarrer William Ransome und seine Familie kennen. Die zwei spüren eine gewisse Verbundenheit und kommen sich daher auch näher. Auch der Pfarrer war mir gleich symphatisch, obwohl er mir eher nicht so sehr wie ein Pfarrer wirkte. Ich habe gedacht, damals waren die Pfarrer noch enthaltsamer, aber da ich ja schon oben angedeutet habe, hat die Autorin hier ein neues viktorianisches England geschaffen.
Ich finde allgemein, das mir alle Charakter mit ihren Eigenarten ans Herz gewachsen sind. Einige Gut andere wiederum Böse, was einfach zu einer guten Story gehört.

Der Schreibstil der Autorin ist locker, leicht und flüssig und dabei benutzt sie viele Metaphern, die die Charakter realer wirken lassen und vorallem lebendiger. Manchmal war die Story etwas sprunghaft von einer Handlung zu einer anderen, trotzdem kam man in der Geschichte gut mit und konnte alles so flüssig lesen. Vorallem hat die Geschichte eine Tiefe, die man erst im nachhinein merkt. Aber Sarah Perry hat es sich hier auch nicht nehmen lassen, etwas Humor mit einzubauen. Es hat auch wichtige Themen dabei und diese Mischung, machen das Buch besonders. Vorallem der Titel hat mehr zu bedeuten als man vermutet. Ich habe das Buch gerne gelesen, auch mit Start schwierigkeit.

Diese Rezension stammt aus unserer Community Lesejury, in der lesebegeisterte Menschen Bücher vor allen anderen lesen und rezensieren können. Hier kannst du dich kostenlos registrieren.

blaues-Herzblatt blaues-Herzblatt

Veröffentlicht am 30.09.2017

Berauschend gut!

Cora Seaborne ist endlich frei, um das richtig zu spüren reist sie nach Essex an die Küste und stößt dort auf einige Ungereimtheiten. Die Bewohner fürchten sich vor einem Seeungeheuer und der Pfarrer ist ... …mehr

Cora Seaborne ist endlich frei, um das richtig zu spüren reist sie nach Essex an die Küste und stößt dort auf einige Ungereimtheiten. Die Bewohner fürchten sich vor einem Seeungeheuer und der Pfarrer ist nicht so wie erwartet.
Eine Geschichte über die Wahrheit und Unwahrheit, aber vor allem über die Liebe in all ihren Facetten.
Bereits beim Lesen der Leseprobe habe ich mich in das Buch verliebt und diese Verliebtheit hat sich beim Weiterlesen zu einer echten Liebe entwickelt.
Das Buch hat als großes Thema die Liebe, kommt angenehmer Weise aber völlig ohne kitschige Situationen aus, sondern schildert das Leben vieler Menschen auf eine präzise Art und Weise.
Besonders fasziniert hat mich der Schreibstil, der viele Bilder enthielt (vor allem was Natur anging) und gleichzeitig fließend und mitziehend auf mich wirkte, ohne eine dramatische Wortwahl zu brauchen. Herrlich unaufgeregt.
Ein weiterer Pluspunkt war für mich die Art und Weise, wie Sarah Perry die historische Zeit im Buch verarbeitet hat. Ich bin kein großer Fan von Historienschinken, da dort die Zeit meist stark abgegrenzt und betont wird, sodass gefühlt immer etwas zwischen mir und dem Buch steht. Bei diesem Buch (das im 17 Jahrhundert spielt) war das glücklicherweise nicht der Fall. Die historische Zeit war nicht so vehement in den Vordergrund gezerrt und spielte in jedem Satz eine Rolle, sondern blieb sanft im Hintergrund.
Die Figuren des Buches wirkten auf mich alle sehr tiefgreifend und in ihren Handlungen sehr menschlich. Die Charaktere hatten Ecken und Kanten, die gut beleuchtet wurden, so dass sich die Story echt angefüllt hat.
Und auch die enthaltenen Briefwechsel zwischen den Figuren haben zu einer ganz besonderen Mischung beigetragen.
Da ist Liebe und der Zwist zwischen Aufklärung und Glaube, da sind Briefwechsel und ein ganz bestimmtes Jahrhundert, all das schließt sich für mich sehr schlüssig zu einem wunderbaren Roman zusammen und eben einer ganz besonderen Mischung. Eine Empfehlung von Herzen ;)

Diese Rezension stammt aus unserer Community Lesejury, in der lesebegeisterte Menschen Bücher vor allen anderen lesen und rezensieren können. Hier kannst du dich kostenlos registrieren.

Thoronris Thoronris

Veröffentlicht am 29.09.2017

So viel mehr als nur eine Liebesgeschichte!

Dieser Roman wir beworben als eine Liebesgeschichte vor einem historischen Hintergrund im viktorianischen England. Das alleine reicht aus, um mein Interesse zu wecken, auch wenn ich eher noch ein Stück ... …mehr

Dieser Roman wir beworben als eine Liebesgeschichte vor einem historischen Hintergrund im viktorianischen England. Das alleine reicht aus, um mein Interesse zu wecken, auch wenn ich eher noch ein Stück weiter zurück in der Geschichte gehen würde, eher an den Anfang des 19. Jahrhunderts, um rundum glücklich zu sein. Doch auch der Beginn der Industrialisierung hat seinen Reiz. Und für eine Liebesgeschichte ist der historische Rahmen eh meist eher nebensächlich.



*Schräge, aber genau deswegen liebenswerte Charaktere*

So zumindest dachte ich, als ich dieses Buch das erste Mal in die Hand genommen habe. Mit gerunzelter Stirn las ich die ersten Seiten und war mir noch nicht sicher, was ich von der Fülle an Figuren, die dem Leser direkt präsentiert werden, halten soll, zumal sie alle auf den ersten Blick mehr als unsympathisch wirken. Doch irgendwie hatte das auch seinen Charme, es war erfrischend anders, der ganze Schreibstil war spannend. Also habe ich weitergelesen.

Mit jeder Seite, die wir sowohl Cora als auch Will besser kennenlernen, werden die beiden sympathischer. Sie sind umgeben von einer Reihe weiterer Personen, die ebenfalls in ihren Eigenarten schwer zu lieben sind: Da ist der zukunftsgewandte Arzt Luke, der eine schwierige äußerliche Erscheinung hat und im Umgang eher spröde wirkt. Die Ehefrau Stella, die so perfekt und gutaussehend ist, dass sie kaum menschlich wirkt. Das Kindermädchen Martha, das zur besten Freundin von Cora geworden ist, die immer nur grummelig, unzufrieden und auf Provokation ausscheint. Sogar die Kinder, zum Beispiel Coras Sohn Francis, sind so seltsam, dass man nur schwer mit ihnen warm wird.

Doch genau darin liegt die Stärke dieses Buches. Wir lernen echte Charaktere kennen. Wir lernen, dass der erste Eindruck täuscht. Allesamt sind sie schnell mit ihren Urteilen über die anderen, allesamt kommen zu einem derart negativen Eindruck der anderen Figuren, noch ehe sie ein Wort mit ihnen gewechselt haben, dass man sich fragt, warum all diese Menschen so negativ und misstrauisch sind. Dann, langsam, lernen sie einander kennen. Sie sind gezwungen, die guten Seiten in den anderen zu sehen, oder auch nur, dass die anderen in ihnen selbst ihre guten Seiten hervorbringen. Und so geht es uns auch als Leser: Unweigerlich verliebt man sich in jede einzelne der Figuren. Ihre seltsamen Macken werden liebenswert und machen sie zu echten Menschen mit Ecken und Kanten. Man wünscht ihnen alles Glück im Leben, während man gleichzeitig spürt, dass es unmöglich ist, dass am Ende alle glücklich werden.



*Packende Geschichten vor historischer Kulisse*

Zeitgleich fällt ein Schatten über das kleine Städtchen, in dem diese Geschichte spielt. Man erzählt sich Legenden von der Schlange von Essex, einem Monster, das wohl Ähnlichkeiten mit dem Monster von Loch Ness hat. Es kommt im Nebel aus dem Fluss und bringt Tod und verderben. Mehrere Menschen sterben, andere werden krank oder verschwinden. Die einfachen Leute fangen an, an ihrem Hirten zu zweifeln und der Pastor Will hat alle Hände voll damit zu tun, ihren Glauben zu wahren. Immer wieder kehrt die Handlung zu dieser Schlange zurück. So, wie Cora und Will darum streiten, ob im Glauben an Gott oder in der Befolgung der Theorien Darwins die Vernunft liegt, so kämpft die Bevölkerung gegen den Aberglauben an, dem sie schließlich doch verfällt. Immer wieder wird der Kampf zwischen rationaler Vernunft und irrationalem Glauben, aber auch zwischen rationalem Glauben und irrationaler Vernunft zum Thema.

Währenddessen tobt in London in den Armenvierteln der Kampf um Arbeiterbefreiung. Die Thesen von Marx sind in der Welt, der Sozialismus ist bekannt, das Leid der Industriearbeiter ist unermesslich. Obwohl nur wenige Szenen hier spielen, schildert Perry diesen Aspekt des Fortschritts doch sehr eindringlich. Dass sie auch ihre Hauptpersonen in diesen Konflikt eintreten lässt, einige mit ehrenwerten Ansichten, einige eher weniger, gibt der Geschichte eine weitere spannende Dimension.



*Eine komplexe Schau auf das Leben*

Vor dem historischen Hintergrund und seinen ganz besonderen Herausforderungen ist eine Liebesgeschichte zwischen einer Witwe und einem verheirateten Pastor keine leichte Angelegenheit. Doch es ist nicht einfach nur romantische Liebe, von der wir hier lesen. Es entwickeln sich Freundschaften, die beinahe noch tiefer gehen, als jede Liebe es jemals könnte. Wir sehen Familien, Beziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern, die so problematisch und so voller ungewollter Verletzungen sind, dass man unwillkürlich mit allen Beteiligten mitleidet. Die ganze Facette menschlicher Emotionen, menschlicher Beleidigungen und Zerwürfnisse spielt sich in diesem beinahe 500 Seiten langen Buch ab – und am Ende musste ich wirklich mit den Tränen kämpfen.




*Fazit:*

Der Roman „Die Schlange von Essex“ von Sarah Perry ist die berührende Geschichte eines ausgewählten Ensembles von Menschen, die füreinander da sein wollen, aber es am Ende doch kaum können. Vor dem Hintergrund der Industrialisierung, des Siegeszuges der Naturwissenschaften über die Kirche, aber auch im Angesicht von beharrlichem Aberglauben kämpfen die Hauptfiguren darum, Liebe und Freundschaft zu finden, ihre Stolz zu behalten und einen Sinn im Leben zu finden. Die tief berührende Geschichte von Cora, Will, Luke, Martha und all den anderen ist ein Meisterwerk, das uns gekonnt Einblicke in die Empfindsamkeit der menschlichen Seele gibt.

Diese Rezension stammt aus unserer Community Lesejury, in der lesebegeisterte Menschen Bücher vor allen anderen lesen und rezensieren können. Hier kannst du dich kostenlos registrieren.

AngiFr AngiFr

Veröffentlicht am 29.09.2017

Liebe im Zeichen der Wissenschaft

In außerordentlicher und höchst niveauvoller Sprache, die der historischen Zeit angepasst ist, hat die Autorin Sarah Perry ihren Roman verfasst. Sie besticht mit einem hervorragenden Schreibstil, der mich ... …mehr

In außerordentlicher und höchst niveauvoller Sprache, die der historischen Zeit angepasst ist, hat die Autorin Sarah Perry ihren Roman verfasst. Sie besticht mit einem hervorragenden Schreibstil, der mich fasziniert und zutiefst beeindruckt. Allein der Prolog ist die perfekte Kurzgeschichte, ein stilistisches Kleinod bis ins kleinste Detail gezeichnet. Im selben Perfektionismus sind auch die Figuren angelegt. Cora Seaborne, die Protagonistin des Buches, ist eine starke Frau mit großem Willen und brillantem Intellekt. Bei der Lektüre kann ich wunderbar eintauchen in die Zeit, in das Land und die Story reißt mich mit und hält mich gefangen. Die einzelnen Szenen sind beispiellos arrangiert und ich sehe das Buch wie einen Film vor meinen inneren Augen ablaufen.

Sarah Perry wurde 1979 in Chelmsford, England geboren und hat Kreatives Schreiben an der Royal Holloway University studiert und ihr Studium als Doctor of Philosophy abgeschlossen.

Sarah Perry legt mit "Die Schlange von Essex" ihre zweite Novell vor, die erste "After me comes the Flood" wurde bisher nicht ins Deutsche übersetzt. In Großbritannien ist die Autorin längst die Nummer eins in der Bestsellerliste und erhielt die Auszeichnung Waterstones Book of the Year 2016. "Die Schlange von Essex" wurde für acht weitere literarische Auszeichnungen nominiert, darunter ist der Costa Novel Award 2017 und der Bailey's Women's Prize for Fiction 2017. (Quelle: Wikipedia sowie die Homepage der Autorin)

Meine Bewertung: Klare fünf von fünf möglichen Sternen und eine absolute Leseempfehlung. Hier findet der Liebhaber historischer Romane alles was sein Herz begehrt: ein Bild der Zeit und das Leben Ende des 19. Jahrhunderts in England, die Rolle der Frau, die Revolution der Wissenschaft und natürlich Liebe und Passion.

Diese Rezension stammt aus unserer Community Lesejury, in der lesebegeisterte Menschen Bücher vor allen anderen lesen und rezensieren können. Hier kannst du dich kostenlos registrieren.

Video

"Die Schlange von Essex" von Sarah Perry

Abspielen

Autorin

Sarah Perry

Sarah Perry - Autor
© Jamie Drew

Sarah Perry wurde 1979 in Essex geboren und lebt heute in Norwich. Ihr Roman DIE SCHLANGE VON ESSEX war einer der größten Überraschungserfolge der letzten Jahre in England. Ausgezeichnet als Buch des Jahres 2016 der Buchhandelskette Waterstones, Gewinner des britischen Buchpreises 2017 für den besten Roman sowie für das beste Buch insgesamt. Der Roman war nominiert für den Costa Novel Award, den Dylan Thomas Prize, den Walter Scott, den Baileys und den …

Mehr erfahren
Alle Verlage