Die Hungrigen und die Satten
 - Timur Vermes - Taschenbuch
Coverdownload (300 DPI)

12,90

inkl. MwSt.

Lübbe Belletristik
Taschenbuch
Sonstige Belletristik
509 Seiten
ISBN: 978-3-404-17886-5
Ersterscheinung: 31.10.2019

Die Hungrigen und die Satten

Roman

(11)

Ein Bundesinnenminister aus Bayern, der menschenfreundlich und pragmatisch handelt. Ein karrieregeiler Staatssekretär, der Küchenkataloge lesen muss und am alljährlichen Sommerloch leidet. Ein Kanzler, der kein Merkel mehr ist. Nie war Deutschland hilfloser. Ausgerechnet in dieser prekären Lage entdeckt eine Trash-TV-Moderatorin ihr Herz für Arme und will die Welt zu einem besseren Ort machen. Und jetzt?

Rezensionen aus der Lesejury (11)

Weinlachgummi Weinlachgummi

Veröffentlicht am 03.08.2020

...

Ich weiß gar nicht so recht was ich zu diesem Buch sagen soll. Er ist wieder da von Timur Vermes habe ich schon gehört und so habe ich mich auch hier wieder für das Medium Hörbuch entschieden. Ich muss ... …mehr

Ich weiß gar nicht so recht was ich zu diesem Buch sagen soll. Er ist wieder da von Timur Vermes habe ich schon gehört und so habe ich mich auch hier wieder für das Medium Hörbuch entschieden. Ich muss dazu sagen, es war die gekürzte Version und der Sprecher, der zu meinen Lieblichen gehört hat ganz tolle Arbeit geleistet. Ich würde deswegen hier auch eher das Hörbuch empfehlen, da ich glaube manches kommt durch das Hören besser raus.

Nun zur Geschichte, ich wusste, dass es um Flüchtlinge bzw. die Politik dazu gehen wird. Aber mit so einer Geschichte habe ich dann doch nicht gerechnet. Am Anfang schmunzelt man noch, da es durchaus humorvolle Szenen gibt, besonders in Bezug auf die Moderatorin. Aber das änderte sich bei mir bald. Nach ein paar Stunden hing ich nur so an der Stimme und war gespannt was als nächstes passiert.

Und dann kam das Ende, keine Angst ich werde nichts verraten. Nur so viel, es hängt mir immer noch nach Ich glaube gerade durch den Ausgang, wirkt die ganze Geschichte nochmal anders und geht auch tiefer, auch wenn es weh tut.

Diese Rezension stammt aus unserer Community Lesejury, in der lesebegeisterte Menschen Bücher vor allen anderen lesen und rezensieren können. Hier kannst du dich kostenlos registrieren.

Sadie Sadie

Veröffentlicht am 14.05.2019

Eine schier unglaubliche Geschichte

Eine schier unglaubliche Geschichte, die mich - ich kann es nicht besser beschreiben - ziemlich mitgenommen hat. Im Sinne von: gepackt, abgeholt, beeindruckt. Ganz kurz umschrieben geht es vordergründig ... …mehr

Eine schier unglaubliche Geschichte, die mich - ich kann es nicht besser beschreiben - ziemlich mitgenommen hat. Im Sinne von: gepackt, abgeholt, beeindruckt. Ganz kurz umschrieben geht es vordergründig um die nahe, leider nur allzu vorstellbare Zukunft, in der Europa seine Grenzen abgeschottet hat und Millionen Menschen in Riesenflüchtlingslagern in Afrika vor sich hin vegetieren. Ohne Perspektive oder Hoffnung auf irgendwas nutzen 150.000 von ihnen die Anwesenheit eines deutschen Fernsehstars, um medienwirksam in Richtung Europa zu marschieren.

Ich hatte von Beginn an 1.000 Fragen, die sich, neben dem ganz allgemeinen wieso, weshalb, warum, so ziemlich alle mit der Logistik dieses Unterfangens beschäftigten. Und fast alle Fragen wurden im Laufe dieses Buches mehr oder weniger ausführlich beantwortet oder zumindest soweit erklärt, dass ich zufrieden war. Allein das hat mich schon sehr beeindruckt.

Das Buch wird oft als Satire beschrieben, doch das trifft es für mich nicht ganz. Auch würde ich es nicht in erster Linie als "Humor" einsortieren. Natürlich sind fast alle Charaktere sehr überspitzt gezeichnet, an der Grenze zum Albernen, und ich kann durchaus nachvollziehen, dass das vielen Lesenden auf die Nerven gegangen ist - hatte ich in anderen Büchern auch schon so. Hier nicht, aus zwei Gründen: Zum einen finde ich, als medieninteressierter Mensch, die grotesken Zeichnungen der Medienschaffenden herrlich absurd. (Allein die Gedankengänge einer Astrid von Roëll sind so verbogen, abgedreht und treffsicher neben allem, was guten Geschmack oder gesunden Menschenverstand ausmacht, dass es fast zu schön ist, um wahr zu sein - und dann surft man ein wenig auf www.topfvollgold.de und denkt sich "ach ne, geht noch schlimmer". Die Passagen der von Roëll gehören übrigens für mich auch für die am besten gelesenen Kapitel von Christoph Maria Herbst, wie er das vorträgt, ist allergrößtes Kino.)

Der zweite Grund, warum ich auch nach 300+ Seiten das gruselige Englisch und die grenzenlose Naivität von Nadeche Hackenbusch ertragen konnte: Sie ist dadurch auch ein bisschen mein "Engel im Elend" geworden, mein kleiner Lichtblick, der zum leicht genervten Augenrollen, aber eben auch leicht verschmitzen Grinsen inmitten all dieses Trübsals animiert. Denn das große Ganze, das eigentliche Thema dieses Buches, ist alles andere als lustig. Deshalb konnte ich auch nicht wirklich laut lachen, an keiner Stelle - was allerdings nicht als negative Kritik zu verstehen ist! Ein paar amüsante Running Gags haben mir durchaus Freude bereitet (die Ergüsse der von Roëll, oder die "eigentlich zuverlässige Anke"...), aber "Lol"? Dafür war es mir zu ernst, zu "real", zu bedrohlich, zu "wie soll das ausgehen"? Dafür brauchte ich Nerv-Nadeche und Co., zur Auflockerung von meinen düsteren Gedanken, die diese Thematik, diese Idee, diese Beschreibung in mir ausgelöst hat. So gesehen empfand ich das absurd-alberne hier sehr willkommen.

Oben habe ich geschrieben, dass es vordergründig um den Zug geht. Der Zug als Symbol für Menschen, die so wenig Perspektiven haben, dass sie sich auf dieses schier unmögliche Unterfangen einlassen. Und wie gehen wir, die reichen Nationen damit um, außer, es als TV-Highlight des Jahres zu begaffen und gaaanz viele Werbeeinnahmen zu generieren? Ja, hier wird ein ganz großer Spiegel aufgefahren. Hier wird die Flüchtlingspolitik zynisch-böse kommentiert. Der kluge Innenminister Leubl bringt es auf den Punkt, wenn er (in etwa) sagt: Die Flüchtlinge kommen, und sie werden das Land verändern, so oder so. Entweder, weil sie dann irgendwann da sind, oder, weil die durch den Treck noch mehr erstarkten Rechten sie irgendwie daran hindern. Der Zug wird Deutschland also auf jeden Fall zu einem anderen Land machen, die Frage ist nur, zu welchem... Das hat gesessen. Wie auch einige der großen Plotpoints [achtung inhaltlicher SPOILER: (view spoiler)] und natürlich das Ende.

Ein sehr beeindruckendes, kluges, goteskes, aber auch böses und zynisches Buch, das mich sehr nachdenklich gemacht hat, nicht zuletzt, weil es so real scheint. In Er ist wieder da hat Timur Vermes 2012 durchgesponnen, wie "leicht" ein wiederauferstandener Hitler in der heutigen Zeit erneut aufsteigen könnte. 2012 schien das noch sehr überspitzt und grotesk, wie schnell er Medien und Menschen für sich gewinnen konnte. 2018 schaue ich mir rechte Politiker und Parteien und die mediale Aufmerksamkeit, die sie erhalten, an, und es schüttelt mich. Und jetzt dieses Buch, auch wieder so nah dran, so "was wäre wenn...". Schauen wir mal, was die nächsten fünf Jahre passiert und treffen uns dann hier wieder. Mir ist jetzt schon ein bisschen mulmig.

Um mit positiven Vibes zu enden: Christoph Maria Herbst, yeah! Super gelesen, und da war einiges gefordert: Sehr viele Sprechrollen, Stimmungen, Dialekte. Und er hat sie alle gut geliefert, das war eine Freude, da zuzuhören.

Diese Rezension stammt aus unserer Community Lesejury, in der lesebegeisterte Menschen Bücher vor allen anderen lesen und rezensieren können. Hier kannst du dich kostenlos registrieren.

Galladan Galladan

Veröffentlicht am 14.11.2018

Was passiert, wenn nichts passiert?

Die Hungrigen und die Satten von Timur Vermes, erschienen im Bastei Entertainment Verlag am 27.08.2018.

Nach Einführung der Obergrenze für Asylsuchende endstehen unüberschaubare Lager in der Wüste, in ... …mehr

Die Hungrigen und die Satten von Timur Vermes, erschienen im Bastei Entertainment Verlag am 27.08.2018.

Nach Einführung der Obergrenze für Asylsuchende endstehen unüberschaubare Lager in der Wüste, in denen die Hoffnungslosen festsitzen. Die Preise für Schlepper sind so explodiert, dass man eigentlich keinen Weg mehr findet um ins Schlaraffenland Europa zu gelangen. Als das Trash-TV das Lagerleben als TV-Format entdeckt und Flüchtlingsfrauen als Modells entdeckt, wird aus ihrer Moderatorin Nadeche Hackenbusch schnell der „Engel des Elends“. In ihrer naiven Art versucht sie das Format für sich zu nutzen um ihren Platz in der Hackordnung des Senders zu sichern, unterstützt von einer selbstsüchtigen Journalistin, die sich selbst völlig überschätzt und glaubt für ihren Schmierenjournalismus Pulitzerpreis-verdächtig zu sein. Als sich Nadeche den sexy Vorzeigeflüchtling Lionel ins Bett holt sieht dieser seine Chance doch noch ins abgeschottete Deutschland zu kommen. Als der Sender die erste Staffel beendet und durch ein anderes Format ersetzen will sucht sich Lionel mit Hilfe von Schleppern einen Weg 150.000 Lagerinsassen auf den Weg Richtung Deutschland zu bringen und der Privatsender hält die Kamera drauf wie sich der Zug der Hoffnungslosen auf den weiten Fußmarsch Richtung Deutschland macht.

Timur Vermes ist ein kleiner Geniestreich gelungen. Er schreibt ernsthafte Satire ohne, dass es sich als Widerspruch anfühlt. Er lässt sich offensichtlich vom aktuellen TV Programm inspirieren und lässt eine naiv dumme, selbstverliebte Moderatorin deren Welt sich nur um sie selbst und ihre Luxuswünsche dreht, die extrem beliebt beim Publikum ist auf einen Höllentrip gehen. Eigentlich soll sie ja nur hübsche Flüchtlingsfrauen in Mode stecken um Programm zu machen ohne Programm machen und bezahlen zu müssen. Das der gewitzte Lionel ihr Assistent wird und alles dran setzt von ihr am Ende vom Dreh mit nach Deutschland genommen zu werden fällt ihr nicht mal auf. Die deutsche Regierung ist das was sie eigentlich in den letzten Jahren immer ist: überfordert und in abwartender Haltung.

Das Buch, in wechselden Perspektiven erzählt, blickt auf die Lage der Migranten, die Schlepper, das TV Gewerbe und was den Politikern dazu einfällt. So nebenbei werden die Reaktionen „der Deutschen“ eingeflochten die nicht alle grenzenlos begeistert sind vom wachsenden Flüchtlingsstrom der sich da aufgemacht hat.

Genervt bin ich etwas von den Passagen gewesen wo die Moderatorin ihrem Englisch freien Lauf geben durfte. Ja, hier wird vorausgesetzt, dass man wenigstens rudimentäres Englisch beherrscht. Das ist dann wirklich nicht „the yellow of the egg“.

Der Autor denkt die Flüchtlingskrise einfach mal weiter. Was passiert, wenn wir uns abschotten und entwurzelte Menschen über Jahren versuchen ein unerreichbares Ziel zu erreichen? Hier bekommt jeder sein Fett weg ohne dass die Würde angekratzt wird. Klare Leseempfehlung.

Diese Rezension stammt aus unserer Community Lesejury, in der lesebegeisterte Menschen Bücher vor allen anderen lesen und rezensieren können. Hier kannst du dich kostenlos registrieren.

m753 m753

Veröffentlicht am 11.07.2023

Ein schonungsloser Blick auf Deutschlands gesellschaftliche Realität

Mit 'Die Hungrigen und die Satten' präsentiert uns Timur Vermes einen Roman, der die gesellschaftlichen Verhältnisse Deutschlands auf eindrückliche und schonungslose Weise darstellt. In diesem Buch begegnen ... …mehr

Mit 'Die Hungrigen und die Satten' präsentiert uns Timur Vermes einen Roman, der die gesellschaftlichen Verhältnisse Deutschlands auf eindrückliche und schonungslose Weise darstellt. In diesem Buch begegnen wir einem Bundesinnenminister aus Bayern, der überraschend menschenfreundlich und pragmatisch agiert, einem karrieregeilen Staatssekretär, der mit seiner Oberflächlichkeit zu kämpfen hat, und einem Kanzler, der nicht mehr wie Merkel ist.

Die politische Lage ist prekär und Deutschland wirkt hilflos. Doch ausgerechnet in dieser turbulenten Zeit entdeckt eine Trash-TV-Moderatorin ihr Herz für die Armen und setzt sich dafür ein, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Timur Vermes hält uns mit diesem Roman einen erschreckend ehrlichen Spiegel vor.

Der Autor zeigt auf beeindruckende Weise die gesellschaftlichen Missstände und die Hilflosigkeit der politischen Führung. Durch seinen scharfen und mitunter satirischen Schreibstil gelingt es Vermes, die Leserinnen und Leser zum Nachdenken anzuregen. Er deckt die Widersprüche und Abgründe unserer Gesellschaft auf und stellt Fragen, die uns alle betreffen.

'Die Hungrigen und die Satten' ist ein Buch, das einen wachrüttelt und zum Nachdenken zwingt. Es zeigt, wie schnell sich die politische Landschaft ändern kann und wie dringend wir einen kritischen Blick auf unsere Realität brauchen. Timur Vermes gelingt es, mit seinem Roman einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion zu leisten.

Der Autor zeigt, dass Literatur eine einflussreiche Plattform sein kann, um politische und gesellschaftliche Probleme anzusprechen. Sein Werk regt zum Dialog an und fordert uns auf, unsere eigene Rolle in der Gesellschaft zu hinterfragen.

'Die Hungrigen und die Satten' ist ein eindringlicher Roman, der durch seine realitätsnahe Darstellung und seinen kritischen Blick fesselt. Timur Vermes beweist erneut sein Talent, gesellschaftliche Themen auf unterhaltsame und zugleich nachdenkliche Weise zu behandeln. Dieses Buch ist ein Muss für alle, die sich für politische Literatur interessieren und den Mut haben, sich mit den Herausforderungen unserer Zeit auseinanderzusetzen.

Diese Rezension stammt aus unserer Community Lesejury, in der lesebegeisterte Menschen Bücher vor allen anderen lesen und rezensieren können. Hier kannst du dich kostenlos registrieren.

Gavroche Gavroche

Veröffentlicht am 20.01.2019

Böse Satire

Satire vom Feinsten
Wer ein Problem mit bösem, satirischen Humor hat, der sollte nicht zu diesem Buch greifen, denn hier werden beinahe sämtliche Tabus gebrochen. Doch wer genau so etwas erwartet und sich ... …mehr

Satire vom Feinsten
Wer ein Problem mit bösem, satirischen Humor hat, der sollte nicht zu diesem Buch greifen, denn hier werden beinahe sämtliche Tabus gebrochen. Doch wer genau so etwas erwartet und sich darauf einlässt, der kann sich auf eine bissige, böse Satire gefasst machen, hinter der sich so manch eine Wahrheit versteckt. Ganz aktuell geht es hier um die Flüchtlingskrise und hier wird richtig abgerechnet. Erzählt wird immer wieder aus unterschiedilchen Perspektiven und so gelingt die Satire umso besser.

Diese Rezension stammt aus unserer Community Lesejury, in der lesebegeisterte Menschen Bücher vor allen anderen lesen und rezensieren können. Hier kannst du dich kostenlos registrieren.

Video

Buchtrailer zur Hardcover-Ausgabe

Abspielen

Autor

Timur Vermes

Timur Vermes - Autor
© Cristopher Civitillo

Timur Vermes wurde 1967 in Nürnberg als Sohn einer Deutschen und eines Ungarn geboren. Er studierte in Erlangen Geschichte und Politik und arbeitete anschließend als Journalist und Ghostwriter. Er schrieb bis 2001 für die Abendzeitung und den Kölner Express und später für mehrere Magazine. Sein 2012 erschienener Roman Er ist wieder da ist eines der erfolgreichsten deutschen Debüts der letzten Jahrzehnte.

Mehr erfahren
Alle Verlage