„Für immer hält nicht nur bis Morgen“, der Debütroman von Ricki Schultz, erzählt die Geschichte von Rachel, kurz Rae. Sie ist 34, geschieden, Lehrerin und angehende Autorin. Weil sie nicht zur Hochzeit ...
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„Für immer hält nicht nur bis Morgen“, der Debütroman von Ricki Schultz, erzählt die Geschichte von Rachel, kurz Rae. Sie ist 34, geschieden, Lehrerin und angehende Autorin. Weil sie nicht zur Hochzeit ihrer Freundin Quinn gehen möchte, meint diese einen Partner für sie auftreiben zu müssen, damit die Hochzeit für ihre Freundin erträglich wird und sie endlich einsieht, dass nicht alle Männer schrecklich sind. Unterstützt wird sie von Valerie der dritten im Bunde. Gemeinsam versuchen sie für Rae einen Mann über die App Spark zu finden. Dabei hat Rae bereits ein Auge auf ihren Kollegen Nick geworfen, doch der ist ja angeblich vergeben…
Eine Beurteilung zu diesem Buch ist mir relativ schwer gefallen, da ich hin und her gerissen bin. Einerseits habe ich das Buch in einem Rutsch gelesen und mich auch gut unterhalten gefühlt, da es stellenweise recht lustig ist, vor allem dank Raes zynischer Kommentare und es bei den Gesprächen zwischen den Freundinnen auch tiefgründige Momente gab.
Wenn man sich das Autorenprofil durchliest, bemerkt man, dass man viele Aspekte aus dem Leben der Autorin auch in Rae wiederfinden kann: Autorin, Lehrerin, Beaglebesitzerin. Das merkt man im Roman auch daran, dass diese Bereiche am meisten Authentizität ausstrahlen und mir besonders lebendig vorkamen. Der Kampf, eine Agentur zu finden, die pädagogischen Ansichten und die täglichen Freuden eines Hundebesitzers.
Verwundert hat mich allerdings, dass Rae als Lehrerin sehr häufig während des Unterrichts an ihrem Laptop sitzt und an ihrem Manuskript arbeitet. Das finde ich ja schon ein starkes Stück und ich frage mich, in welcher Schule so etwas wohl erlaubt ist bzw. sich die Eltern nicht gleich darüber mokieren, noch dazu wo sie auf einer Privatschule unterrichtet.
Außer dieser Sache gibt es noch andere Dinge, die mich gestört, verwundert oder genervt haben.
An den Schreibstil musste ich mich erst gewöhnen und manchmal war mir auch nicht ganz klar, ob sich Rae jetzt etwas gedacht oder es doch laut ausgesprochen hat und nur die Gänsefüßchen fehlten. Das war für mich teilweise nicht ganz eindeutig, weshalb ich mehrere Stellen zweimal lesen musste.
Die ganze Geschichte um James und Nick war stellenweise auch etwas seltsam. Warum ist James plötzlich von der Bildfläche verschwunden? Einerseits verstehe ich die Beweggründe der Autorin zu diesem Schritt, sie hat sie schließlich durch Rae erklären lassen, aber andererseits ist es doch recht unbefriedigend, wenn plötzlich eine Person, über die man vorher so einiges gelesen hat, spurlos aus dem Buch verschwindet. Ich hätte mir beispielsweise einen Epilog gut vorstellen können, bei dem sich die beiden zufällig treffen und Rae ihre Schlagfertigkeit an den Mann bringen kann.
Auch das Drama um Nick konnte ich nicht immer ganz nachvollziehen, genauso warum es zwischen den Freundinnen nach dem Junggesellinnenabschied so kriselt. Rae konnte doch für die unglücklichen Dinge gar nichts.
Da das Buch also seine guten und weniger guten Seiten hat, die sich die Waage halten, habe ich beschlossen, den Mittelweg von drei Sternen zu gehen.
Hinzufügen möchte ich noch, dass der Klappentext leider nicht ganz zutreffend ist und man auch keine witzigen Dates oder Nachrichten mit möglichen Kandidaten erwarten kann. Rae ist nämlich von der App-Sache nicht ganz so begeistert und die Dates werden später nicht weiter ausgeführt. Nichtsdestotrotz hat mich das Buch einige Stunden gut vom Alltag abgelenkt.
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