Fieser Thriller mit komplexen Protagonisten und mehreren äußerst überraschenden Wendungen! Eine wirkliche Offenbarung!!!
Vor Monaten hatte ich in die Runde der Krimi- und Thrillerliebhaber die Frage geworfen, ...
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Fieser Thriller mit komplexen Protagonisten und mehreren äußerst überraschenden Wendungen! Eine wirkliche Offenbarung!!!
Vor Monaten hatte ich in die Runde der Krimi- und Thrillerliebhaber die Frage geworfen, ob ich Ethan Cross lesen sollte. Das wurde mir positiv beschieden und nahegelegt. Das habe ich jetzt mit dem ersten Band dieser Reihe getan und muß sagen, ich bin restlos begeistert!
Das Buch fängt schon äußerst finster an, wie ein Blick in die tiefsten Tiefen der Hölle. Zwei Trooper müssen die Bekanntschaft mit Francis Ackerman, jr. machen, dem berühmt-berüchtigten Serienkiller und heimlicher "Held" dieser Reihe. Es endet in einer Unmenge Blut.
Der zweite Handlungsstrang führt Marcus Williams ein, ehemaliger Cop aus New York, der eine Farm seiner verstorbenen Tante in Texas geerbt hat. Nach einem mysteriösen Zwischenfall in Big Apple, der seine Karriere eliminiert hatte, will er sich nun ein neues Leben aufbauen. Er gerät in eine brenzlige Situation mit Rednecks, kann sich aber mehr als schlagkräftig wehren.
Francis Ackerman, jr. "spielt" mit seinem nächsten Opfer in spe Maureen Hill, welche ebenfalls nicht überlebt.
Marcus hat Gerüchte vernommen, daß jener Ackerman sich just in jener Gegend herumtreiben soll, die Marcus' neue Heimat ist.
Er hat Maggie kennengelernt, die Tochter des Sheriffs und eine Romanze bahnt sich an. Als er seine nächste, etwas entferntere Nachbarin Maureen Hill kennenlernen soll, findet er jene und ihre zerschundene Leiche innerhalb eines regelrechten Blutbads. Etwas jedoch stört ihn, als das Haus durchsucht.
Als ihm einfällt, was das ist, verständigt er den Sheriff und gemeinsam suchen sie das Mordhaus auf und im Werkzeugschuppen sieht Marcus Licht brennen.
Dort findet er Francis Ackerman, jr. vor und er erkennt ihn wieder. Irgendeine seltsame Verbindung spürt er auf Anhieb, kann es sich aber nicht erklären. Zu seinem Entsetzen will der Sheriff das Recht in seine eigene Hand nehmen und Ackerman hinrichten. Marcus will das verhindern und soll infolgedessen als Zeuge ebenso beseitigt werden. Er kann sich jedoch erfolgreich zur Wehr setzen und fliehen. Das gelingt aber Francis Ackerman, jr. im allgemeinen Tohuwabohu ebenso.
Auf der Flucht muß Marcus um sein Leben fürchten und kann keinem trauen. Was ist er dabei aufzudecken? Francis Ackerman, jr. ist auf Rache aus, denn keiner nimmt ihn straflos gefangen, verprügelt ihn und würde ihn hinrichten. Seinen eigenen Tod mit Glorienschein bestimmt er immer noch selbst. Auch er spürt die merkwürdige Connection zu Marcus Williams. Ist er seine andere "helle" Seite, während er, Francis, die Nacht ist? Mehr Blut wird noch fließen und noch mehr werden sterben, fragt sich nur, durch wessen Hand oder Hände?
Ethan Cross hat einige hübsche böse Twists und unerwartete Wendungen eingebaut. Sogar als langjähriger Thrillerleser kann man, was kommen wird, beim besten Willen nicht vorhersehen.
Seine beiden Hauptprotagonisten Marcus Williams und dessen Nemesis Francis Ackerman, jr. sind äußerst komplexe, vielschichtige Charaktere mit Tiefe. Er umgeht Klischees, Schwarzweißmalerei und vermeidet es, daß seine Figuren Karikaturen oder Klischees sind.
Als Marcus nach der Schlägerei mit den Rüpeln beim Sheriff im Büro ist, sieht er auf dessen Computer Videoaufnahmen, die Francis Ackerman, jr. als Kind und dessen Vater zeigen. Dadurch gewinnt man schon einmal einen tiefen Einblick in Francis, jr. tragische Vergangenheit. Er wurde von seinem Vater gequält, eingesperrt, isoliert und immer wieder grausam physisch verletzt. Warum, das ist unglaublich und unfassbar! Das mußt du selbst lesen, lieber Leser, denn Senior war alles andere als ein tumber Tölpel.
Durch diese Akzente ist Francis Ackerman, jr. nicht einfach nur ein tötendes Monster, das Abscheu erregt, nein, im Grunde ist er ein tief traumatisierter, gebrochener, trauriger, psychisch kranker, deformierter Mann, für den jede Rettung zu spät scheint? Das ist das wahre Meisterstück des Ethan Cross, daß er es schafft, Francis Ackerman, jr. derart ambivalent angelegt zu haben, daß er einerseits Abscheu und Ekel, sowie gleichzeitig Sympathie und Mitleid. Vor allem auch weckt der Autor hilflose Wut beim Leser, was dem kleinen Francis angetan wurde. Was hätte aus ihm werden können, wenn ihm das nicht widerfahren wäre?
Das entschuldigt und rechtfertigt seine Taten keineswegs, aber man bekommt ein tieferes Verständnis und die von mir erwähnte Sympathie bezieht sich auf jene Persönlichkeitsanteile Ackermans, die noch nicht kaputt sind, denn wie man merken wird, hat er diese durchaus noch und so emotionslos, wie er selber von sich denkt, ist er ebenfalls nicht.
Der Autor versteht es, auf 395 Seiten eine äußerst verdichtete Geschichte atemlos zu erzählen, mit einer atmosphärischen und poetischen Sprache. Auszug: Ackerman, jr.: Schöne Nacht, was? Die Dunkelheit ist ... wie soll ich sagen? Bedrückend, ja, das trifft's. Sie hat Gewicht.
Doppelt gefährlich ist Francis Ackerman, jr. ist doppelt gefährlich, weil er hochintelligent ist, aber das ist Marcus Williams auch und steht ihm auf seine eigene Art in Gefährlichkeit in nichts nach.
Die Perspektive zwischen Francis und Marcus wechselt hin und her, was zusätzliche Dynamik in die Geschichte bringt. Das Buch liest sich nur so weg. Es hat ein hohes Tempo und macht einen schier sprachlos, erst recht gegen Ende. Äußerst gelungen, die Spannungsschraube ist herrlich perfekt getimt. Das Buch hat keine Längen oder Unnötigkeiten.
Was dieses Buch angeht, ist ausnahmsweise der deutsche Titel passender als der englische. Das bringt die Essenz besser auf den Punkt als der simple Originaltitel. Der passt zwar auch, ist aber zu einfach. Das tiefe Schwarz des Covers passt ebenfalls zu den finsteren Stunden des Tages und zur von ihm selbst verleugneten tiefen schwarzen Verzweiflung in Francis Ackerman, jr.
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Pressestimmen
Lara Kühn, Heilbronner Stimme, 11.08.2016
Schweriner Volkszeitung
Waldeckische Landeszeitung
Porta Magazin
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